Titel: | Ueber Zukerfabrication; von Hrn. Schüzenbach. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XIV., S. 37 |
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XIV.
Ueber Zukerfabrication; von Hrn. Schuͤzenbach.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. Jun. 1844, S.
243.
Schüzenbach, über Zukerfabrication.
Der Rohzuker, der ausländische wie der inländische, enthält mehr reinen
krystallisirten Zuker, als man durch die in den Raffinerien gebräuchlichen
Verfahrungsarten daraus gewinnt. In den besten Zukersiedereien erhält man wenigstens
um 5 Proc. weniger Raffinade als der Rohzuker reinen Zuker enthält. Dasselbe gilt
von dem aus Runkelrüben
oder Zukerrohr nach den verschiedenen Methoden ausgezogenen Saft.
Der Grund davon ist kein anderer, als daß sich ein großer Theil des krystallisirbaren
Zukers in unkrystallisirbaren Zuker oder Melasse verwandelt. Die Ursachen dieses
Verlustes sind folgende:
1) zu lange fortgeseztes und zu oft wiederholtes Einkochen, welches man mit
Zukerauflösungen vornimmt, die mit einer mehr oder weniger beträchtlichen Menge
Schleim vermengt sind, welcher während des Kochens die Beweglichkeit der Flüssigkeit
vermindert und folglich ihre Berührung mit den heißen Wänden des Gefäßes
verlängert;
2) der langsame Gang der Arbeit, wodurch die theilweise Gährung der Zukerlösungen und
folglich die Verwandlung eines Antheils krystallisirbaren Zukers in Melasse
veranlaßt und begünstigt wird;
3) die überflüssige Anwendung stikstoffhaltiger Substanzen, wie Ochsenblut, die man
ohne Nothwendigkeit als Klärungsmittel benuzt und welche auf die Zukerlösungen als
Ferment wirken;
4) der Umstand, daß durch diese fehlerhaften Klärmethoden eine große Menge Schaum
entsteht, wodurch man Zukerstoff verliert; dieser Schaum wird gewöhnlich wiederholt
ausgewaschen, was sehr kostspielig ist und wobei der Zwek doch nur unvollständig
erreicht wird;
5) die Anwendung von Formen aus gebranntem Thon, welche bei jedesmaliger Benuzung
eine gewisse Menge Zuker absorbiren, der dann beim Waschen der Formen mit Wasser
(welches man vornehmen muß, ehe man sie wieder verwendet) verloren geht;
6) das Deken des Zukers mit Thon, um ihn zu entfärben; der Thon, welchen man hiezu
benuzt, enthält immer verdorbene organische Stoffe, wenn er auch noch so gut
eingeweicht und ausgewaschen worden ist; die Zukerauflösung, welche durch das vom
Thon abgegebene Wasser entsteht und mit dem Zuker auf der Oberfläche des Brodes in
Berührung ist, dringt zum Theil wieder durch den Klay hinauf und vermischt sich mit
dem Thonbrei, welcher der Einwirkung der Luft ausgesezt ist: alle Umstände, welche
die Gährung und Zersezung einer Zukerauflösung begünstigen, sind hier also
vereinigt, so daß der krystallisirbare Zuker, welcher beim Deken vom Thon absorbirt
wurde, vollständig zersezt wird; endlich geht auch beim Herunternehmen der
Thonkuchen von den Broden etwas Zuker verloren;
7) überdieß verliert man einen Theil des krystallisirbaren Zukers schon deßhalb, weil
es nach den bisherigen Methoden nicht möglich ist, die lezten dem
unkrystallisirbaren Zuker beigemengten Antheile krystallisirbaren Zukers zu
gewinnen.
Wenn man alle diese Umstände vermeidet, welche theils direct, theils indirect (durch
Verwandlung des krystallisirten oder krystallisirbaren Zukers in Melasse) Verlust
verursachen, so kann man in den Zukersiedereien bis auf ein halbes Procent oder
wenigstens bis auf ein Procent allen krystallisirten oder krystallisirbaren Zuker,
welchen der Zukerrohr- oder Runkelrüben-Rohzuker, so wie der
Zukerrohr- oder Runkelrüben-Saft nach der chemischen Analyse enthält,
als feinsten Hutzuker gewinnen.
Zu diesem Zwek muß man:
1) Zukerauflösungen, welche noch mehr oder weniger Schleim enthalten, nicht ohne
Nothwendigkeit einkochen, in der Absicht daraus raffinirten Zuker zu machen, ohne
zuvor den Rohstoff durch andere Mittel gereinigt zu
haben;
2) die schleimigen Zukerauflösungen in der Art einkochen, daß der darin enthaltene
krystallisirbare Zuker sich nicht verändert, d.h. so daß in der eingekochten Masse
noch wenigstens 22 bis 24 Proc. Wasser verbleiben;
3) die Anzahl der absolut nöthigen Einkochungen so viel als möglich vermindern, indem
man durch neue Verfahrungsarten den größeren Theil des krystallisirbaren Zukers in
Form von Krystallen auszieht;
4) die Absonderung (das Abfließen) des Syrups von den schon gebildeten Krystallen so
viel als möglich beschleunigen, um weniger Veranlassung zur Gährung zu geben;
5) die Anwendung jedweder stikstoffhaltigen Substanz als Klärungsmittel vermeiden und
durch andere Methoden die Zukerauflösungen zur vollkommenen Klarheit bringen;
6) anstatt der Formen aus gebranntem Thon Formen von Metall anwenden, und statt des
Dekens mit Thon das Deken mit Zukersyrup einführen;
7) so viel als nur immer möglich alle Umstände vereinigen, welche geeignet sind, die
Bildung von Krystallen in solchen Syrupen zu begünstigen, welche durch vorhergehende
Krystallisationen bereits geschwächt sind und unter den gewöhnlichen Umständen keine
Krystalle mehr geben können.
Durch das neue Verfahren, welches seit sechs Monaten in einigen Rübenzukerfabriken
und Raffinerien (in Frankreich) eingeführt ist, kann man den angegebenen Regeln in
jeder Hinsicht entsprechen.Man vergl. Dumas' Bericht über dasselbe im
polytechn. Journal Bd. XCII S.
290.A. d. R.
Um aus dem Rohzuker allen darin enthaltenen krystallisirbaren
Zuker in Form des feinsten Hutzukers zu gewinnen, verfährt man
folgendermaßen:
Man beginnt damit die Melasse zu entfernen, womit die Krystalle des Rohzukers
verunreinigt sind, oder womit vielmehr der krystallisirte und in Pulver verwandelte
Zukerstoff vermengt ist. Der ausländische Zuker, wie man ihn auf den europäischen
Märkten verkauft, enthält nur sehr selten noch ganze Krystalle; sie sind fast immer
in ein beinahe unfühlbares Pulver verwandelt, entweder durch Mahlen oder in Folge
des Lagerns und durch den Transport. Man muß also damit anfangen die Krystalle
wieder herzustellen, um sie auswaschen zu können, denn die Melasse muß daraus
hauptsächlich durch das Auswaschen und nicht durch wiederholtes Kochen (des
Klärsels) entfernt werden.
Man stellt die Krystalle wieder her, indem man sie in Syrup von geeigneter Qualität
auflöst, welcher in gehörig geleiteten Zukersiedereien immer vorräthig ist. Diese
Auflösung bewerkstelligt man stets bei einer Temperatur unter 80 Grad Reaumur und
unter beständigem Umrühren der Masse, um jede Veränderung des krystallisirbaren
Zukers durch die Wirkung der Wärme unmöglich zu machen.
Nachdem die Auflösung hinreichend bewirkt ist, schafft man die Masse in ein
Krystallisirgefäß. Diese Krystallisirgefäße müssen hinsichtlich ihrer Dimensionen
etc. alle Bedingungen vereinigen, um eine regelmäßige Bildung der Krystalle zu
veranlassen, damit man das Auswaschen derselben, welches unmittelbar darauf folgen
muß, gehörig vornehmen kann.
Nachdem die Krystallisation in einem mehr oder weniger kurzen Zeitraum bewerkstelligt
ist, bringt man die Masse in sogenannte Reinigungskästen, in welchen der grüne Syrup
sehr leicht abfließen und die Syrupe, womit man die Krystalle auswascht (dekt),
leztere leicht durchsikern können. Die Dimensionen sind so, daß sich die Operationen
ohne Schwierigkeiten und ganz regelmäßig ausführen lassen. Sie sind mehr lang und
breit als hoch; ihr Boden besteht aus einem besonderen Drahtgeflechte, welches dem
Druk der Krystallschichte vollkommen widersteht, ohne daß die Zwischenräume sich
verstopfen (ein wesentlicher Umstand, ohne welchen der beabsichtigte Zwek nicht
erreicht werden könnte).
Die gewöhnlichen Formen von demselben Inhalt sind 66 bis 82 Centimeter (1' 12'' bis
2' 6'' Par. Maaß) hoch, während die Schicht der Krystalle in den Kästen nur 21
Centimeter (7'' 9''') hoch ist; in diesen Kästen ist folglich die Krystallschicht
nur ein Viertel oder Fünftel so hoch als in einer gewöhnlichen Form. Natürlich muß
also der grüne Syrup
besser abfließen und die Klärsel, womit man dekt, müssen die Krystalle sehr leicht
und schnell durchziehen, da die filtrirende Fläche vierzig- bis fünfzigmal
größer und andererseits die zu durchdringende Krystallschicht nur 1/4 bis 1/5 so
hoch ist als in den gewöhnlichen Formen.
Nur mittelst geeigneter Dimensionen der Reinigungskästen, die unterhalb mit einem
ganz entsprechenden Drahtgeflechte versehen sind, und bei regelmäßiger Bildung der
Krystalle ist es möglich, das continuirliche Deken mit Zukersyrup anzuwenden, d.h.
dieselben Klärsel wiederholt als Deksel zu benuzen.
Durch das continuirliche Deken mit Zukersyrup gewinnt man beiläufig 4/5 des in den
Klärseln enthaltenen krystallisirbaren Zukers (während das Auswaschen der Krystalle
bewerkstelligt wird) und zwar bloß durch die freiwillige Verdunstung des Wassers,
welche durch die Form der Kästen, die der Luft eine große Oberfläche darbieten,
erleichtert wird.
Auf diese Weise lassen sich die Krystalle mit sehr wenig Kosten auswaschen und
entfärben, weil man fast sämmtlicher Einkochungen von Deksyrup überhoben ist, die
man bei den gewöhnlichen Verfahrungsarten vornimmt, um den krystallisirbaren Zuker
daraus zu gewinnen.
Diesen Umständen allein ist es zuzuschreiben, daß man mittelst des neuen Verfahrens
(abgesehen von dem angewandten Klärsel) in Zeit von drei Tagen, ohne ein Verkochen
vorzunehmen und mit Heizungs- und Arbeitskosten, welche kaum erwähnenswerth
sind, 75 bis 80 Proc. gereinigten weißen Zuker aus Colonial- oder
Runkelrüben-Rohzuker von der Qualität der vierten Sorte (bonne quatrième) gewinnen kann, während man nach
dem gewöhnlichen Verfahren, wobei man noch die Kosten und den Verlust an Material
durch ein Verkochen zu tragen hat, daraus nur 55 bis 60 Proc. in zehn bis zwölf
Tagen beim Deken mit Zukersyrup oder in fünf und zwanzig bis dreißig Tagen beim
Deken mit Thon gewinnt.
Nachdem man wie gesagt in drei Tagen 75 bis 80 Proc. weißen Zuker aus Rohzuker der
vierten Sorte erhalten hat, befindet sich der Ueberschuß von 10 bis 15 Proc. reinen
Zukers, welcher noch zu verarbeiten ist, in dem Syrup, der nun zu unrein geworden
ist, als daß man ihn zum Auflösen einer anderen Partie Rohzuker verwenden könnte.
Man kann aus diesem Syrup jedoch den Zuker in reinem Zustande gewinnen, indem man
sich ganz an die bereits mitgetheilten Vorschriften hält, nämlich das Einkochen nur
so weit treibt, daß die verkochte Masse noch 22 bis 24 Proc. Wasser enthält und sie
dann in Gefäßen krystallisiren läßt, worin man eine hinreichend hohe Temperatur lange genug
unterhalten kann, um regelmäßige, große und harte Krystalle zu gewinnen. Nach dem
Krystallisiren läßt man den grünen Syrup abfließen und nimmt dann wie oben angegeben
das Auswaschen der Krystalle mittelst continuirlichen Dekens mit Zukersyrup vor. Der
grüne Syrup, welcher nun nichts anderes ist, als eine an krystallisirbarem Zuker
beinahe erschöpfte und mit vielen fremdartigen Stoffen vermengte Mutterlauge, wird
noch einmal auf dieselbe Art eingekocht, worauf man ihn in große Cisternen füllt, um
ihn krystallisiren zu lassen.
Es ist unerläßlich, längere Zeit über eine mehr oder weniger hohe Temperatur zu
unterhalten, um aus einem schon verkochten Syrup, welcher durch vorhergehende
Krystallisationen fast erschöpft und mit einer großen Menge schleimiger Stoffe
vermengt ist, noch regelmäßig gebildete Krystalle zu gewinnen. Solcher Syrup enthält
nämlich bloß noch etwa den dreißigsten Theil des krystallisirbaren Zukerstoffs,
welcher sich im verarbeiteten Rohzuker befand, hingegen noch alle Unreinigkeiten
desselben. Wird ein solcher Syrup zu stark eingedampft und einer niedrigen
Temperatur ausgesezt, so können sich die Atome des krystallisirbaren Zukers nicht
mehr einander nähern und zu Krystallen vereinigen; sie gehen gleichsam in der Masse
verloren, welche dann wie Vogelleim aussieht, und wenn sich später durch günstige
Umstände noch Krystalle bilden, bleiben sie ganz klein. Aus diesem Grunde muß man
steinerne und gegen die Einwirkung der Luft geschüzte Cisternen anwenden, um Syrupe
zur Krystallisation zu bringen, die in Formen oder andere kleine Gefäße gefüllt,
nichts mehr geben würden. Nach dem Krystallisiren nimmt man die Masse aus den
Cisternen, läßt den grünen Syrup abfließen und wascht dann die erhaltenen Krystalle
auf dieselbe Art aus, wie wir es oben angeben haben.
Rohzuker, ausländischen oder inländischen, dessen Krystalle hinreichend conservirt
blieben, unterwirft man unmittelbar der Reinigung durch das continuirliche Deken mit
Zukersyrup und ohne vorläufige Wiederherstellung der Krystalle. Man erhält dann bei
seiner Bearbeitung keine grünen Syrupe; die Deksyrupe aber, welchen schon zu viel
krystallisirbarer Zuker entzogen ist und die zu unrein sind, als daß sie sich in der
Folge noch vortheilhaft zum Deken verwenden ließen, behandelt man wie den grünen
Syrup von Zuker, womit die Wiederherstellung der Krystalle vorgenommen wurde.
In der Regel soll man jedoch zum Raffiniren nach dem neuen Verfahren nur vorläufig gereinigten Zuker verwenden, welcher in der
Qualität dem besten gedekten Colonialzuker gleichkommt. Nachdem aller anfänglich im
Rohzuker enthaltene Schleim entfernt ist, läßt er sich sehr leicht nach der neuen Methode
raffiniren, d.h. in Form von Broden bringen, wie man sie im Handel verlangt.
Man verfährt dabei folgendermaßen: man löst den gereinigten Zuker in Wasser auf; die
Auflösung, welche die geeignete Dichtigkeit haben muß, erhizt man bis zum Sieden;
man filtrirt sie dann durch eine hohe Schichte gekörnter Knochenkohle, um den in der
Flüssigkeit suspendirten Staub abzusondern. Der jezt vollkommen klare (helle) Syrup
wird, ohne daß er der bekannten sogenannten Klärung unterzogen wurde, wie gewöhnlich
verkocht, wobei man keine Veränderung desselben zu befürchten hat, weil die
Flüssigkeit keinen Schleim enthält. Nach beendigtem Verkochen bringt man den Zuker
im sogenannten Wärmer (der unter die Siedepfanne gestellten kupfernen Pfanne mit
Dampfheizung), falls man im luftverdünnten Raum einkocht oder im Kühler, wenn man
unter atmosphärischem Druk einkocht, auf die fürs Körnen schikliche Temperatur und
schreitet dann wie gewöhnlich zum Füllen.
Man füllt aber nicht in Formen aus gebranntem Thon, sondern in solche aus Eisenblech
(Schwarzblech), die mit einem sehr glatten Firniß (vernis
très-uni) überzogen sind, welcher der Hize widersteht und
sich vom Blech nicht abschuppt.
Das Abfließenlassen des grünen Syrups, ferner das Holen und Stirren wird wie
gewöhnlich ausgeführt; um die Brode vollkommen weiß zu machen, dekt man sie aber
nicht mit nassem Thon, sondern mit farblosem Klärsel, welches lediglich eine in der
Kälte gesättigte Auflösung von ganz reinem Zuker in reinem Wasser ist.
Die Vorurtheile gegen die Anwendung des Klärsels zum Weißmachen des Zukers sind
unbegreiflich; denn dekt man die Brode mit nassem Thon, so wird die Entfärbung
ebenfalls durch Klärsel bewirkt, welches entsteht, indem das vom Thon abgegebene
Wasser Zuker auflöst. Der Unterschied besteht bloß darin, daß in diesem Falle die
gesättigte Zukerauflösung in der Form selbst unter sehr nachtheiligen Bedingungen
erzeugt wird, während man im anderen Falle das Klärsel außerhalb der Form unter den
bestmöglichen Bedingungen direct bereitet.
Das Krystallisiren, Abfließenlassen des grünen Syrups, Deken mit Klärsel und
hinreichende Abfließenlassen der Deksyrupe kann man in sieben bis acht Tagen
ausführen; man löscht dann die Brode, schlägt die noch feuchten Spizen ab und macht
dafür neue Spizen mittelst einer sehr einfachen Maschine; hierauf kehrt man die
Brode um, läßt sie in dieser Stellung vierundzwanzig Stunden lang und troknet sie
dann in drei bis vier Tagen in einer Trokenstube mittelst eines sehr starken
Luftstroms aus, dessen Temperatur jedoch niemals 35 Grade Reaumur überschreiten
darf, und diesen Temperaturgrad gibt man ihm auch nur während der ersten
vierundzwanzig Stunden.
Die ganze Arbeit des Raffinirens von dem Augenblik angefangen, wo man den gereinigten
Zuker auflöst bis zum Einpapieren, läßt sich regelmäßig in vierzig bis fünfzig Tagen
durchmachen und beendigen.
Das einzige Product dieser Behandlungsweise des Rohzukers, wenn sie gut geleitet
wird, ist immer und unwandelbar raffinirter Zuker erster Qualität, so weiß und rein
wie der feinste Hutzuker. Die Bildung des Korns, welches
das Publicum bald klein bald groß verlangt, hängt von der Geschiklichkeit des
Arbeiters ab. Der grüne Syrup wird als Klärsel benuzt, um den Zuker in den Kästen zu
reinigen. Er sezt darin, wie wir gesehen haben, fast allen seinen krystallisirbaren
Zukerstoff ab und kommt also unmittelbar als gereinigter Zuker zum Raffiniren. Dieß
ist der Grund, weßwegen man bei dem neuen Verfahren keine andere Qualität von
raffinirtem Zuker, als feinsten Hutzuker erhält, wobei man überdieß den größeren
Theil der gewöhnlichen Kosten und alle diejenigen Auslagen erspart, welche die fast
endlose Verarbeitung der geringen Producte nach der bisher befolgten Methode
veranlaßt; sie werden vermieden, ohne daß andere Kosten dafür entstehen.
Der Saft von Zukerrohr oder Runkelrüben muß, nachdem er
auf gewöhnliche Weise in Klärsel oder einzukochenden Syrup verwandelt ist, so
eingekocht werden, daß noch 22 bis 24 Procent Wasser in der Masse zurükbleiben, um
jede Veränderung desselben durch einen höheren Temperaturgrad zu vermeiden. Die
eingekochte Masse füllt man in Krystallisirgefäße von wenigstens 8 bis 10 Hectoliter
Inhalt. Man befolgt in Allem was die Krystallisation und das Auswaschen betrifft,
dasselbe Verfahren, wie es oben für die Behandlung von Rohzuker vorgeschrieben
wurde, dessen Krystalle man wieder herstellen muß. Die grünen Syrupe behandelt man
wie die einzukochenden Syrupe, um erstes Product zu erhalten. Die Deksyrupe werden
angewandt wie es oben auseinandergesezt wurde, wo von der Reinigung des Rohzukers
die Rede ist; man befolgt im Allgemeinen, um aus Syrupen den Zuker zu gewinnen,
denselben Gang. Man erhält das erste Product reinen Zukers in vier Tagen, von dem
Zeitpunkt gerechnet, wo man das Zukerrohr oder die Runkelrüben ausgepreßt hat, das
zweite Product zwei Tage später und am achten oder neunten Tage das dritte Product;
also in neun Tagen drei Viertel des im Rohr- oder Rübensaft enthaltenen
reinen Zukers. Wir haben schon oben gesagt, daß vierzig bis fünfzig Tage
erforderlich sind, um den reinen (krystallisirten) Zuker für den Handel in Brode des feinsten Hutzukers
zu verwandeln. Bei dieser neuen Behandlungsweise sind die Kosten nicht größer,
sondern eher geringer als bei dem gewöhnlichen Verfahren. Man erhält an Gewicht
wenigstens eben so viel Product, aber anstatt ordinären Rohzukers bekommt man
raffinirten Zuker erster Qualität.