Titel: | Verfahren zur Bereitung von Bleiweiß und Talkerdesalzen, worauf sich Hugh Lee Pattinson, zu Gateshead, am 24. Sept. 1841 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XXI., S. 62 |
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XXI.
Verfahren zur Bereitung von Bleiweiß und
Talkerdesalzen, worauf sich Hugh Lee
Pattinson, zu Gateshead, am 24. Sept.
1841 ein Patent ertheilen ließ.
Aus der Chemical Gazette 1844. No. 39.
Pattinson's, Bereitung von Bleiweiß.
Ich nehme, sagt der Patentträger, Dolomit, welcher bekanntlich aus kohlensaurem Kalk
und kohlensaurer Talkerde (Bittererde) besteht, pulvere und schlage ihn durch ein
Sieb mit 40–50 Oeffnungen per Quadratzoll.
Hierauf erhize ich ihn in einer eisernen Retorte oder einem Reverberirofen
2–3 Stunden lang zum Rothglühen, wo dann die Kohlensäure aus der kohlensauren
Talkerde, aber nicht aus dem kohlensauren Kalk ausgetrieben ist, worauf ich das
Ganze aus der Retorte oder dem Ofen nehme und abkühlen lasse. Die im Dolomit
enthaltene Talkerde ist nun in mit Kohlensäuregas angeschwängertem Wasser löslich
und um sie aufzulösen verfahre ich wie folgt: ich benuze dazu einen mit Blei
ausgefütterten eisernen Cylinder; derselbe kann etwa 4 Fuß lang seyn und 2 1/2 Fuß
im Durchmesser haben; er ist mit einem Sicherheitsventil und einer Rührvorrichtung
versehen, welche leztere in einer durch die Mitte des Cylinders gehenden Achse
bestehen kann, deren Arme beinahe an die Peripherie reichen, alles von Eisen, mit
Blei überzogen. Der Cylinder liegt horizontal, und das eine Ende der Achse ruht
innerhalb desselben auf einer besonderen Unterlage, das andere Ende geht in einer
Stopfbüchse durch das andere Ende des Cylinders hindurch, so daß die Rührvorrichtung
durch eine an ihrem hervorstehenden Ende angebrachte Kurbel umgedreht werden kann.
Eine von einer Drukpumpe hergeleitete Röhre steht mit der untern Seite des Cylinders
in Verbindung und durch dieselbe kann aus einem mit der Pumpe in Verbindung
stehenden Gasometer Kohlensäuregas eingepumpt werden; ein Queksilbermanometer dient,
um, abgesehen vom Sicherheitsventil, jederzeit den innern Druk im Cylinder
wahrnehmen zu können. In einen Cylinder von der angegebenen Große bringe ich
100–120 Pfd. des gebrannten Dolomits mit einer den Cylinder beinahe
anfüllenden Quantität reinen Wassers; ich pumpe nun, unter beständigem Umdrehen des
Rührapparats, immer mehr Kohlensäuregas ein, bis unter einem Druk von fünf
Atmosphären nichts mehr absorbirt wird. So lasse ich das Ganze 3–4 Stunden
lang ruhen und dann den
Inhalt des Cylinders in eine Kufe ablaufen und sich sezen. Die klare Flüssigkeit ist
nun eine Lösung von kohlensaurer Talkerde in mit Kohlensäuregas angeschwängertem
Wasser, oder eine Lösung von doppeltkohlensaurer Talkerde
(Magnesia-Bicarbonat), welche ungefähr 1,028 spec. Gewicht zeigt und 1600
Gran kohlensaurer Talkerde im Gallon enthält.
Wenn ich schon diese Behandlung des Dolomits nach dem Rothglühen für die beste halte,
so kann man doch auch das Verfahren dahin abändern, daß man in den Cylinder eine
Mischung von Kalk- und Talkerdehydrat bringt, die man dadurch erhält, daß man
den Dolomit vorher wie gewöhnlich, in einem Ofen vollkommen brennt und dann mit
Wasser löscht; oder man kann auch, damit die Kohlensäure weniger Kosten verursache,
die Hydratmischung ein paar Wochen lang der Luft aussezen, bis der Kalk durch
Absorption von Kohlensäure aus der Atmosphäre weniger äzend ist.
Wenn ich mich dieser Lösung von doppeltkohlensaurer Talkerde zur Bereitung der
Magnesia und ihrer Salze bediene, so dampfe ich sie zur Trokne ab, wodurch man auf
einmal kohlensaure Magnesia erhält, ohne wie sonst kohlensaurer Alkalien zu
bedürfen; aus dieser bereite ich dann reine (äzende) Magnesia durch Ausglühen auf
gewöhnliche Weise; statt die Lösung bis zur Trokne abzudampfen, erhize ich sie wohl
auch nur eine Zeit lang bis zum Siedepunkt, wodurch die überschüssige Kohlensäure
zum Theil ausgetrieben wird und reine kohlensaure Magnesia niederfällt, welche dann
gesammelt und ebenso getroknet wird, wie die durch ein kohlensaures Alkali
gefällte.
Bedarf ich schwefelsaurer Talkerde, so neutralisire ich die Lösung der
doppeltkohlensauren Talkerde mit Schwefelsäure, dampfe ein und krystallisire; oder
ich vermische die Lösung mit der äquivalenten Quantität schwefelsauren Eisens, in
Wasser gelöst und zum Sieden erhizt, und lasse dann das niedergeschlagene
kohlensaure Eisen sich sezen; hierauf gieße ich die klare Bittersalzlösung ab,
dampfe ab und lasse krystallisiren.
Soll mittelst der doppeltkohlensauren Talkerdelösung kohlensaures Blei bereitet
werden, so mache ich eine gesättigte Lösung von Chlorblei in Wasser, welche bei
8–12° R. ein spec. Gew. = 1,008 hat und aus 1 Thl. Chlorblei, in 126
Thln. Wasser gelöst, besteht. Werden diese beiden Flüssigkeiten gemischt, so fällt
das kohlensaure Blei sogleich nieder; doch sind hiezu einige Vorsichtsmaaßregeln
nöthig, weil sonst eine bedeutende Quantität Chlorblei mit dem kohlensauren Blei
niederfällt. Diese bestehen darin, 1) daß die Talkerdelösung in Ueberschuß angewandt
wird, und 2) daß die beiden Flüssigkeiten so rasch als möglich vermischt werden. Die erste
Vorsichtsmaaßregel anbelangend, ist bei einer Talkerdelösung, welche im Gallon 1600
Gran kohlensaure Magnesia enthält und bei einer bei 8–12° R.
gesättigten Chlorbleilösung 1 Maaß der erstern auf 8 1/2 Maaß der leztern das rechte
Verhältniß; man hat hiemit einen Ueberschuß an kohlensaurer Magnesia, welcher 1/8
der ganzen in der Lösung enthaltenen Quantität beträgt. Sollte eine oder beide
Lösungen in der Concentration abweichen, so muß das Verhältniß, in welchem sie zu
vermischen sind, durch vorläufige Versuche ermittelt werden; doch brauchen diese
nicht sehr genau zu seyn, wenn die kohlensaure Magnesia nur immer in einem
Ueberschuß von 1/8 oder 1/12 zur ganzen Quantität vorhanden ist. Ist dieser
Ueberschuß größer als 1/8, so hat dieß keinen andern Nachtheil, als daß
Talkerdelösung unnöthig verbraucht wird. Die zweite Vorsichtsmaaßregel, nämlich das
rasche Vermischen der beiden Lösungen anbelangend, kann dieß auf verschiedene Weise
bewerkstelligt werden; am besten ist es sie in zwei quantitativ regulirten Strömen
in eine kleine Kufe zusammen zu gießen, worin man sie durch starkes Rühren schnell
unter einander bringt, ehe sie durch ein Loch im Boden in eine größere Kufe
abgelassen werden, wo der Niederschlag sich endlich absezt. Derselbe wird gesammelt,
ausgewaschen und wie gewöhnlich getroknet.
Man erhält so ein ziemlich reines kohlensaures Blei, welches für die meisten Zweke
tauglich ist; doch enthält es stets einen kleinen Antheil Chlorblei, selten unter
1–2 Proc., dessen Gegenwart, selbst in kleiner Quantität, der Farbe und dem
Dekvermögen des Bleiweißes etwas nachtheilig ist. Ich zerseze dieses Chlorid und
verwandle es in Bleioxydhydrat durch Reiben des troknen Niederschlags mit einer
Aezkalilösung in einer Reibmühle, wie man sie zum Anreiben des Bleiweißes mit Oehl
benuzt, und seze gerade so viel Lauge zu, als erforderlich ist, um den Niederschlag
in einen weichen Teig umzuwandeln; diesen lasse ich einige Tage liegen, nach welchen
dann das Chlorblei gänzlich oder doch beinahe gänzlich zersezt ist, wasche das
dadurch gebildete Alkalichlorid aus und erhalte so ein Bleiweiß, welches sich in
seiner Zusammensezung dem besten Bleiweiß des Handels an die Seite stellen läßt. Die
Aezkalilauge bereite ich durch ein- bis zweistündiges Kochen eines Gewichtstheiles troknen, frisch gelöschten Kalks
mit zwei Theilen krystallisirtem kohlensaurem Natron und
8 Theilen Wasser in einem bleiernen Kessel. Die nach dem Absezen erhaltene klare
farblose Aezlauge hat 1,090 spec. Gewicht und muß, vom Bodensaz abgezogen, in einem
verschlossenen Gefäße zum Gebrauche aufbewahrt werden.