Titel: | Verfahren Aezammoniak aus dem Reinigungswasser der Steinkohlengasfabriken zu bereiten und Blausäure mittelst Ammoniakgas zu erzeugen, worauf sich Richard Laming zu London am 13. Julius 1843 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XXII., S. 65 |
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XXII.
Verfahren Aezammoniak aus dem Reinigungswasser
der Steinkohlengasfabriken zu bereiten und Blausaͤure mittelst Ammoniakgas zu
erzeugen, worauf sich Richard
Laming zu London am 13. Julius
1843 ein Patent ertheilen ließ.
Aus der Chemical Gazette, 1844, No. 36.
Laming's Verfahren Aezammoniak und Blausäure zu
gewinnen.
Der auf die Reinigung des Ammoniaks bezügliche Theil der Erfindung hat den Zwek, das
Ammoniak in für viele technische Zweke hinlänglich reinem Zustande aus der
Gasflüssigkeit durch Anwendung einer Auflösung von salzsaurem Kalk anstatt der
gewöhnlich dazubenuzten Mineralsäuren darzustellen. Der Patentträger schlägt dabei
folgendes Verfahren ein: er vermischt zuvörderst mit dem Gaswasser eine hinlängliche
Quantität einer Auflösung von salzsaurem Kalk, um das vorhandene kohlensaure
Ammoniak in salzsaures Ammoniak zu verwandeln; nachdem man den so entstandenen
kohlensauren Kalk abgesondert hat, läßt man die rükständige Flüssigkeit eine Stunde
lang kochen. Nach dem Abkühlen versezt man sie mit einer hinreichenden Menge
Eisenoxydhydrat, um allen Schwefelwasserstoff zu binden, dann mit genug Kalk, um die
vorhandene Salzsäure zu sättigen und zulezt wird sie destillirt. Das übergehende
Wasser enthält das Ammoniak in ziemlich reinem Zustande.
Der die Anwendung des Ammoniaks betreffende Theil der Erfindung besteht in Folgendem:
das eisenblausaure Kali (Blutlaugensalz) ist das Material, aus welchem das Cyan zur
Darstellung aller andern im Handel vorkommenden blausauren Verbindungen entweder
unmittelbar oder mittelbar gewonnen wird. Die käufliche Blausäure wurde bisher immer
durch Zersezung von Blutlaugensalz oder Berlinerblau dargestellt. Daraus folgt, daß
die Blausäure bisher zu hoch zu stehen kam, als daß sie zur technischen Bereitung
von Cyanverbindungen hätte angewandt werden können. Durch das neue Verfahren des
Patentträgers aber wird das Ammoniak zur Erzeugung von Cyan in der Art angewandt,
daß Blausäure als unmittelbares Product und zu hinlänglich geringem Preise gewonnen
wird, um sie mit Vortheil zur Bereitung aller Cyanverbindungen benuzen zu können.
Sein Verfahren ist folgendes: einen Cylinder aus Gußeisen von 8 Fuß Länge und 18
Zoll Durchmesser, welcher innen mit feuerfesten Ziegelsteinen gefuttert und
senkrecht in einen Ofen gesezt ist, füllt man mit Holzkohle an und erhizt ihn zum
Rothglühen. Dann wird Ammoniak in Gasform durch die glühende Kohle geleitet; es bildet
sich dadurch BlausäureNach demselben Princip läßt sich auch mittelst Ammoniakgas Blutlaugensalz
bereiten; das Verfahren dabei ist von Jacquemyns
(polytechn. Journal Bd. LXXXVIII S.
313) beschrieben worden.A. d. R., welche aus dem erhizten Gefäß in Dampfgestalt entweicht, vermischt mit
andern elastischen Flüssigkeiten, unter welchen sich, wenn das Ammoniak zu rasch in
den Cylinder geleitet wurde, auch unzerseztes Ammoniak befindet. Die so erzeugte
Blausäure kann in Wasser condensirt werden behufs der nachherigen Anwendung zur
Darstellung von Cyanverbindungen u.s.f., oder sie kann auch sogleich mit den
Substanzen, womit sie eine Verbindung eingehen soll, zusammengebracht werden. So
kann man sie z.B. in Kalilauge leiten und in dem entstandenen Cyankalium dann auf
geeignete Weise Eisen auflösenDie Anleitung dazu enthält Liebig's Abhandlung
über die Theorie der Blutlaugensalz-Fabrication im polyt. Journal
Bd. LXXXII S. 346. A. d. R., um Blutlaugensalz zu erhalten, oder man leitet sie in Lösungen von
Metalloxyden etc.