Titel: Ueber eine von Hrn. Mellin erfundene Kaffeemaschine mit sogenanntem concentrischem Heber; von Hrn. Dizé.
Fundstelle: Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XXXIII., S. 92
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XXXIII. Ueber eine von Hrn. Mellin erfundene Kaffeemaschine mit sogenanntem concentrischem Heber; von Hrn. Dizé. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. April 1844, S. 180. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Mellin's Kaffeemaschine mit concentrischem Heber. Die einzige Art Kaffee zu bereiten bestand zwei Jahrhunderte hindurch darin, die gebrannten und gemahlenen Bohnen in einem irdenen oder metallenen Gefäße zu kochen. In diesem wässerigen Absude waren die löslichen Substanzen des Kaffees enthalten, weniger jedoch das Aroma, welches von den Kaffeeliebhabern geschäzt wird. Zu Anfang des jezigen Jahrhunderts brachte der Apparat von Dubelloy eine bedeutende Veränderung in der Kaffeebereitung hervor. Er ist so construirt, daß der gemahlene Kaffee auf ein Metallfilter zu liegen kommt, welches sich über einem Recipienten oder einem cylindrischen Gefäße befindet; es genügt folglich, über den Kaffee eine bestimmte Menge kochenden Wassers zu gießen, um sogleich ziemlich reinen Kaffee zu erhalten. Da hiebei der Kaffee keinem langen Abkochen in einem offenen Gefäße unterzogen wird, so kann das kochende Wasser nur diejenigen Theile auflösen, welche am leichtesten löslich sind, so daß die bitteren Bestandtheile des Kaffees zurükbleiben; das Aroma aber, wodurch sich guter Kaffee auszeichnet, geht in die Auflösung über. Bei allen Veränderungen, welche man mit dem Systeme von Dubelloy vornahm, behielt man das Metallfilter bei, als einziges Mittel, so schnell als möglich guten Kaffee zu bekommen. Der Apparat des Hrn. Mellin, welchen er Kaffeemaschine mit concentrischem Heber nennt, ist aus Blech verfertigt und aus drei Theilen zusammengesezt. Der erste ist ein cylindrisches Gefäß, welches man Siedepfanne nennen kann und dazu dient, Wasser bis auf 80° R. mittelst brennenden Weingeists zu erhizen, welcher leztere sich in einem die Pfanne umgebenden Gefäße befindet. Der zweite Theil ist eine Büchse, welche unten an die Pfanne paßt; in derselben sind zwei Metallfilter übereinander angebracht, so daß auf das obere mittelst eines Hebers sich das Wasser aus der Pfanne ergießt, wodurch es dann zertheilt wird wie durch den Seiher einer Gießkanne, und so auf den gemahlenen Kaffee fließt, der auf dem unteren Filter liegt. Von da aus gelangt es als fertiger Kaffee in den dritten Theil oder Recipienten, auf welchem die Siedepfanne mit den beiden Filtern ruht. Der eigenthümliche Heber, welchen Hr. Mellin concentrisch nennt, und den er zum Ausgießen des kochenden Wassers über den Kaffee anwendet, besteht aus zwei Metallröhren. Die erste ist vertical gestellt und auf dem Boden der Siedepfanne, durch welchen sie noch hindurchreicht, befestigt; sie bringt die Pfanne mit dem oberen Filter, dessen Zwek schon bekannt ist, in Verbindung; die zweite Röhre, welche an einem Ende geschlossen ist, ist beweglich, und hat einen inneren Durchmesser, der groß genug ist, daß sie die erste in sich aufnehmen und ihr als Umhüllung dienen kann, so daß zwischen diesen beiden concentrischen Röhren noch ein hinreichender Zwischenraum bleibt, um einen Strom Flüssigkeit hindurch zu lassen, wie dieß in den beiden Schenkeln eines gewöhnlichen Hebers der Fall ist. Obgleich ein derartiger Heber nach denselben physikalischen Gesezen wirkt, wie der gewöhnliche Heber, so hat man doch nicht nöthig, die Luft aus dem einen Schenkel auszuziehen, vorausgesezt, daß die beiden Röhren eine hinreichende Entfernung von einander haben, um den Wasserstrahl durchzulassen, der sich durch den Druk der Luft bis zur Mündung der inneren Röhre erhebt. Um den Heber in Thätigkeit zu sezen, reicht es hin, durch das Bewegen der äußeren Röhre einige Schwingungen hervorzubringen. Aus dem Bisherigen ersieht man, daß durch das obere Filter eine Verbesserung erreicht wurde, indem dasselbe das Wasser über den Kaffee hin verbreitet, wie eine Gießkanne, was eine gleichmäßigere, schnellere und wirksamere Auflösung der auflöslichen Bestandtheile des Kaffees zur Folge hat, ohne daß jedoch alle bitteren Stoffe aus demselben ausgezogen werden. Der Apparat des Hrn. Mellin empfiehlt sich auch noch durch den eben so einfachen als sinnreichen Heber. Dieser Heber (welcher jedoch schon in älteren Werken über Physik beschrieben ist) läßt eine allgemeinere Anwendung zu und macht den Hahn oder sonstige metallene Vorrichtungen entbehrlich. Die einfache und dauerhafte Construction dieser Kaffeemaschine macht sie sehr leicht verwendbar und gestattet sie so wohlfeil zu liefern, daß fast Jedermann sie sich anzuschaffen im Stande ist. Beschreibung der Kaffeemaschine. – Fig. 40 ist ein verticaler Durchschnitt der Kaffeemaschine mit allen ihren Theilen. a Recipient von Blech und von gewöhnlicher Form; b Siedepfanne von Glas oder Metall, welche auf den Recipient aufgesezt ist und das zum Uebergießen bestimmte Wasser enthält. Sie hat an ihrem unteren Ende einen Hals c, welcher auf einen Kork d paßt, der auf das untere Ende der Röhre e aufgestekt ist, um das Eindringen des Wassers in die Schale f, worin der Weingeist enthalten ist, zu verhüten. g Dekel des Gefäßes b. h Büchse, welche den Kaffee enthält, und deren Boden mit sehr kleinen Löchern versehen ist. i oberes Filter, welches auf einen Rand im Inneren der Büchse h aufgesezt ist. In der Mitte dieses Filters ist ein kleiner Trichter k aufgelöthet, der zur Seite mit Löchern Versehen ist, durch welche das aus der Röhre e kommende Wasser ausfließt. l zweite Büchse, die mit der Schale f verbunden ist, und in welche die Büchse h hineinpaßt, in Röhre von Glas oder Metall, welche an ihrem oberen Ende geschlossen ist und den Heber bildet. Sie ist über die Röhre e gefielt und unten ausgeschweift, um das Eindringen des Wassers zu erleichtern, welches zwischen beiden Röhren emporsteigt. Gebrauch der Kaffeemaschine. – Nachdem man den Kaffee in die Büchse h gebracht hat, bedekt man ihn mit dem Filter i. Hierauf stekt man diese Büchse in die Büchse I und sezt das Ganze auf die Kanne a. Hierauf füllt man den Recipient b bis zur Mündung der Röhre e, stekt die Röhre m darüber und gießt in die Schale f Weingeist, den man anzündet. Sobald das Wasser kocht, geht dasselbe in die Röhre e über und fließt auf das obere Filter, um in die Kanne zu gelangen, nachdem es das Aroma und den Extractivstoff des Kaffees in sich aufgenommen hat.

Tafeln

Tafel Tab. II
Tab. II