Titel: | Verfahren das Glas zu versilbern, um auf diese Weise Spiegel zu fabriciren, worauf sich Thomas Drayton zu Brighton, in der Grafschaft Sussex, am 25. Nov. 1843 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XLI., S. 137 |
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XLI.
Verfahren das Glas zu versilbern, um auf diese
Weise Spiegel zu fabriciren, worauf sich Thomas Drayton zu Brighton, in der Grafschaft
Sussex, am 25. Nov. 1843 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jul. 1844,
S. 54.
Drayton's Verfahren das Glas zu versilbern.
Meine Erfindung besteht darin, Silber aus seiner Auflösung in metallischem Zustande
auf Glas niederzuschlagen, so daß es demselben anhaftet, ohne daß das Glas zuvor mit
einer metallischen oder anderen Substanz belegt wurde.
Auf diese Weise lassen sich Spiegel nicht nur viel vollkommener sondern auch
wohlfeiler fabriciren, als nach dem jezt gebräuchlichen Verfahren, welches wegen der
Anwendung des Queksilbers beim Belegen des Glases bekanntlich der Gesundheit der
Arbeiter sehr nachtheilig ist.
Mein Verfahren ist folgendes: eine Unze grob gepulvertes salpetersaures Silber
– wie es im Handel unter der Benennung „Höllenstein“
vorkommt – vermische ich mit einer halben Unze Hirschhorngeist. Diesen seze
ich zwei Unzen Wasser zu und lasse das Gemisch vierundzwanzig Stunden lang stehen,
worauf ich es filtrire (das auf dem Filter zurükbleibende Silber bewahre ich auf).
Ich verseze dann die filtrirte Flüssigkeit mit drei Unzenmaaßen Weingeist von
beiläufig 87 Volumsprocenten (0,842 spec. Gew.), worauf ich 20–30 Tropfen
Cassiaöhl zugebe. Nachdem das Gemisch sodann fünf bis sechs Stunden lang gestanden
hat, ist es zur Anwendung geeignet; ich habe gefunden, daß es gut ist, wenn man es
nicht länger als vierundzwanzig Stunden nach dem Zusezen des Cassiaöhls stehen läßt;
vor dem Zusezen des Cassiaöhls scheint es aber durch das Aufbewahren besser zu
werden. Wenn nach dem Zusezen des Cassiaöhls die geeignete Zeit verstrichen ist,
wird das Gemisch auf folgende Weise angewandt:
Nachdem das zu versilbernde Glas horizontal gelegt worden ist, versieht man es
mittelst Glaserkitt auf allen Seiten mit einer vorspringenden Einfassung, so daß die
Flüssigkeit einen Achtels- bis einen Viertelszoll hoch auf der ganzen
Oberfläche des zu versilbernden Glases stehen bleiben kann. Die Oberfläche des
Glases muß vor dem Aufgießen der Flüssigkeit gereinigt und polirt worden seyn;
nachdem die Flüssigkeit auf das Glas gegossen worden ist, läßt man 6–12
Tropfen einer Mischung, welche aus einem Maaßtheil Gewürznelkenöhl auf drei
Maaßtheile Weingeist besteht, auf verschiedenen Stellen in die Flüssigkeit auf dem Glase
fallen; 6–12 Tropfen des so verdünnten Gewürznelkenöhls sind das geeignete
Verhältniß für die oben erwähnte Quantität Flüssigkeit; das Gewürznelkenöhl kann
auch mit der Flüssigkeit kurz zuvor, ehe man sie mit dem Glase in Berührung bringt,
vermischt werden.
Je mehr Gewürznelkenöhl man anwendet, desto schneller sezt sich das Silber ab; die
Fällung oder Ablagerung desselben sollte jedoch beiläufig zwei Stunden erheischen,
was ein Arbeiter nach einiger Uebung leicht in seine Gewalt bekommt. Da die bei dem
Verfahren anzuwendenden Materialien im Handel von verschiedener Stärke und Reinheit
vorkommen, so muß man auch die verhältnißmäßigen Quantitäten darnach abändern; dieß
ist ein aufmerksamer Arbeiter nach einiger Uebung bald im Stande zu thun, indem er
die Mischungen der gekauften Materialien vorläufig auf Glasscherben probirt und so
lange abändert, bis er das beste Resultat damit erzielt hat. Insbesondere ist das
Gewürznelkenöhl, welches man zu verschiedenen Zeiten einkauft, von sehr
verschiedener Güte, weßhalb man es jedesmal auf die Art Probiren muß, daß man
untersucht, ob es sich mit einer Auflösung von salpetersaurem Silber in
Hirschhorngeist, Wasser und Weingeist, wie sie oben vorgeschrieben wurde, vermischt;
findet man, daß es sich leicht damit vermischt, so ist es zur Anwendung geeignet;
wird es aber flokig, so läßt man es nach der Vermischung stehen und filtrirt nachher
die Mischung.
Ich habe oben gesagt, daß man das Glas in horizontale Lage bringen soll, ehe man die
Flüssigkeit darauf gießt; man kann aber dem Glase jedwede Stellung geben, wenn nur
die Flüssigkeit mit der Oberfläche desselben in Berührung erhalten wird. Ich habe
gefunden, daß man das Glas auch in geneigter und sogar in senkrechter Stellung
versilbern kann, wenn man nur die Oberfläche der Flüssigkeit ganz zudekt, so daß ein
enger Raum für die Flüssigkeit zwischen der Oberfläche des Glases und dem genau
passenden Dekel (von Holz) bleibt, wobei es jedoch nöthig ist zur Mischung bloß
Weingeist und kein Wasser zu nehmen.
Durch Zusaz von ein wenig Thymianöhl oder Kümmelöhl kann man die Farbe des Silbers
modificiren, was in einigen Fällen wünschenswert ist.
Die gebrauchte Flüssigkeit gießt man von dem Glase ab und läßt sie dann in einem
verschlossenen Gefäße stehen, damit sich das in ihr noch vertheilte Silber absezt;
sie läßt sich wieder anwenden, wenn man sie filtrirt und die verbrauchten
Ingredienzien darin ersezt.
So weit meine Erfahrung geht, habe ich gefunden, daß beiläufig 18 Gran salpetersaures
Silber (Höllenstein) für jeden Quadratfuß Glas verbraucht werden. Die Menge des
verzehrten Weingeists variirt etwas, da seine Verdunstung von der Temperatur und der
Dauer der Operation abhängt. Bei einiger Uebung kann der Arbeiter die verbrauchten
Quantitäten leicht beurtheilen.
Sobald das Silber auf dem Glase vollkommen troken ist, überzieht man die Rükseite des
Metalls mit einem Firniß aus Bienenwachs und Talg, die man vorher in beiläufig
gleicher Menge zusammengeschmolzen hat.Wir haben bereits erwähnt (polytechnisches Journal Bd. XCII S. 472), daß das reducirende
Agens bei dem neuen Verfahren das Glas zu versilbern, Aldehyd seyn dürfte,
welches sich wahrscheinlich aus dem Alkohol durch die angewandten Oehle
bildet.Nach dem Athenaeum hielt Professor Faraday am 7. Jun. d. J. in der Royal Institution einen Vortrag über Drayton's Verfahren, worin er bemerkte, daß die
Oehle aus der angewandten Flüssigkeit das Silber auf ähnliche Weise
niederschlagen, wie es die Pflanzenfaser beim Zeichnen der Wäsche mit
Silberlösung thut. Er erinnerte an Wollaston's
Methode die phosphorsaure Ammoniak-Bittererde auf die Oberfläche
eines ihre Auflösung enthaltenden Gefäßes niederzuschlagen, um begreiflich
zu machen, wie die Ablagerung von Silber auf der Oberfläche reinen Glases
bewirkt wird, was nun freilich nicht wie in Wollaston's Versuch durch mechanische Ursachen, sondern durch eine
Art elektrischer Verwandtschaft geschieht. Um zu zeigen, daß sich das Silber
bei dem Drayton'schen Verfahren in Form einer
glänzenden Folie auf das Glas niederschlägt, versilberte er 1) eine
Glastafel, deren Oberfläche in einem strahlenförmigen Muster geschliffen
war; 2) wurde eine Glasstasche mit der Flüssigkeit gefüllt, welche hernach
einen cylindrischen Spiegel bildete, 3) wurde eine große Zelle aus zwei
Glastafeln gemacht, aufrecht auf den Tisch gestellt und mit derselben klaren
Flüssigkeit gefüllt, wodurch sie allmählich undurchsichtig und reflectirend
wurde.A. d. R.