Titel: | Einfaches Verfahren Stahlstäbe zu magnetisiren; von P. Elias, Kantonrichter zu Harlem. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LVI., S. 208 |
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LVI.
Einfaches Verfahren Stahlstaͤbe zu
magnetisiren; von P. Elias,
Kantonrichter zu Harlem.
Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1844.
Nr. 6.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Elias' Verfahren Stahlstäbe zu magnetisiren.
Zu einer Zeit, wie die gegenwärtige, wo der Besiz von starken Stahlmagneten den
Naturforschern so erwünscht seyn muß, wird es vielleicht für Viele nicht ohne
Interesse seyn, ein Verfahren kennen zu lernen, wodurch die kleinste Nadel sowohl
als der schwerste Stahlstab auf die leichteste Weise augenbliklich bis zur Sättigung
magnetisirt wird.
Die Methode, deren man sich bisher bedient, ist die des von Knight erfundenen, von Duhamel und von Michell verbesserten Doppelstrichs. Manche haben
vorgeschlagen, Elektromagnete zum Streichen anzuwenden; andere, den zu
magnetisirenden Stahlstab glühend an die Pole eines Elektromagneten zu hängen und in dieser Lage abzukühlen.
Erstere Methode ist, da man die Elektromagnete nicht wie Stahlmagnete frei bewegen
kann, unbequem; leztere, wie Jedermann weiß, ohne Erfolg. Man ist daher bei der
alten Methode geblieben. Diese hat aber die Inconvenienz, erstens daß man mit der
Manipulation des Magnetisirens wohl vertraut seyn muß, besonders aber, daß man eben
dasjenige, was gemacht werden soll, nämlich recht kräftige Magnete, erst schon
besizen muß, was nur selten der Fall ist.
Zu meinem Verfahren braucht man nichts als was jeder Physiker besizt und überall zu
haben ist: ein kräftiges Volta'sches Element und etwas Kupferdrähte. Man windet
nämlich sieben bis acht Meter (22–25 Fuß) wohl isolirten Kupferdrahtes zu
einem hohlen, sehr kurzen, aber recht diken Cylinder zusammen, Fig. 50, läßt einen
starken Strom durch den Draht gehen, und stekt den zu magnetisirenden Stahlstab in
den Cylinder, worin man ihn bis an die Enden auf und nieder bewegt. Wenn der
Stahlstab sich wieder mit seinem mittleren Theil in dem Cylinder befindet, öffnet
man die Kette und zieht den Stab, der nunmehr vollkommen magnetisirt ist, heraus.
Wenn der Stab ein hufeisenförmig gebogener ist, thut man wohl, ihn während des
Magnetisirens mit seinem Anker zu schließen, und wenn es ein gerader ist, ihn Oben
und Unten mit einem Stük weichen Eisens zu versehen. Der Draht, dessen ich mich
bediene, ist 3 Millimeter (1/8 Zoll) dik. Die Dike des Drahtes ist keineswegs
gleichgültig. Zwar kann man mit dünnerem eine gleiche Wirkung hervorbringen; allein
man bedarf dazu einer Batterie von größerer Intensität. Der Volta'sche Apparat,
dessen ich mich bediene, ist ein einziges Platin-Zink-Element nach Grove's Anordnung. Es hat 1/3 Quadratfuß wirksame
Platinoberfläche. Der Widerstand, den der Strom in diesem Element selbst erfährt,
ist gleich dem eines reinen Kupferdrahtes von 1 Millim. Durchmesser und 2/3 Meter
Länge.Da bei dem Grove'schen Element die Geringheit des
Widerstandes nicht bloß von der Größe der Metalloberfläche, sondern auch
bedeutend von der Güte der porösen Thonzelle abhängig ist, welche sich nicht
bestimmen läßt, so habe ich die vom Widerstand abhängige Kraft des Elementes
nur auf diese Weise angeben zu können geglaubt.
Die Versuche gelingen aber auch schon sehr gut, wenn das Element einen zwei bis
dreimal größeren Widerstand darbietet. Wie man sich zu benehmen habe, um mit einer
Daniell'schen Kette einen gleich starken Strom
hervorzubringen, darüber können mehrere in Poggendorff's
Annalen eingerükte Aufsäze über die Constanten der beiden besprochenen Elemente
Auskunft geben.
Mein hohler Cylinder hat 25 Millimeter (1 Zoll) Höhe; die Höhlung hat 35 Millimeter
(beinahe 1 1/2 Zoll) Durchmesser, und seine Wand hat gleichfalls 35 Millimeter
Dike.
Um die Wirksamkeit meines Magnetisircylinders auf die Probe zu stellen, hat einer
meiner Freunde ein stählernes Hufeisen von 34 Pfd. aus einem Stük verfertigen
lassen. Es ward mit einem einzigen Zug durch einen eigens zu diesem Versuch
verfertigten Cylinder bis zur Sättigung magnetisirt, und ein zweiter, nachdem es
umgekehrt in den Cylinder gestekt worden war, zeigte sich hinreichend die Pole zu
wechseln, ohne daß die Tragkraft dadurch verloren hätte.
Außer der Leichtigkeit und Schnelligkeit dieses Verfahrens gewährt es noch den
Vortheil, daß ein mittelst desselben magnetisirter Stab unmöglich Zwischenpole
bekommen konnte, und daß, wenn er früher welche gehabt haben möchte, sie in dem
Magnetisircylinder augenbliklich verschwinden.
Es ist dieses Verfahren kein anderes als der Doppelstrich von Duhamel oder Michell, nur auf galvanischem
Wege, und ungleich kräftiger, leichter und sicherer. Wie bei jenem Doppelstrich die
entgegengesezten Pole der Streichmagnete nahe an einander gehalten werden, damit sie
successive auf jeden kleinen Theil des zu magnetisirenden Stabes ihre größte Wirkung
ausüben, eben so nehme ich meinen Cylinder nur ganz kurz, damit jeder Theil des
Stabes die ganze Kraft des Volta'schen Elements erfahre.
Mein Freund, Dr. Münnich, hat
in einer Versammlung der naturforschenden Gesellschaft zu Utrecht meine Versuche mit
dem Magnetisircylinder öffentlich wiederholt, und die Facultät der physischen
Wissenschaften, die dabei zugegen war, von der Wirksamkeit dieser Methode überzeugt.
Er hat bei dieser Gelegenheit sehr starke, sich im Cabinet befindliche, von Knight selber magnetisirte Stahlstäbe bedeutend
verstärkt, ihnen mit einem einzigen Zug die Pole umgekehrt u.s.w.
Harlem, 7. März 1844.