Titel: | Ueber das Fixiren und Coloriren der Daguerre'schen Lichtbilder; von Dr. G. A. Jahn in Leipzig. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LX., S. 217 |
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LX.
Ueber das Fixiren und Coloriren der
Daguerre'schen Lichtbilder; von Dr. G.
A. Jahn in Leipzig.
Jahn, über das Fixiren und Coloriren der Daguerre'schen
Lichtbilder.
Durch das Fixiren bekommt das Bild einen viel lebhafteren Ton; denn dieses tritt mehr
hervor und der kalte Plattenton verschwindet. Das Bild wird so fest auf der Platte,
daß man versuchen kann mit Baumwolle darauf zu wischen, ohne daß es beschädigt wird.
– Zum Fixiren bedarf es eines kleinen Rostes von Eisendraht, der mit einer
Schraubenzwinge an die Eke eines Tisches festgemacht werden kann.
Auf diesen Rost wird die Platte (das Bild nach oben) gelegt und mit Chlorgold
übergossen, das mit einem kleinen Pinsel auf die Platte regelmäßig vertheilt wird,
ohne daß etwas an der Platte herunterträufelt. Nun wird die Spirituslampe unter die
Platte gebracht, mit ihr langsam so lange herumgefahren, bis sich auf dem Bilde eine
Menge kleiner Bläschen zu bilden scheinen. Dieß ist ein Zeichen, daß man die
Spirituslampe entfernen muß. Nun gieße man das Chlorgold von der Platte wieder in
die Flasche zurük, denn man kann selbiges wiederholt gebrauchen. Jezt wird die
Operation des Abwaschens vorgenommen, und nach dieser die Platte mit dem Bilde genau
betrachtet. Haben sich darauf leichte Wolken oder graue Streifen gebildet, die
störend auf das Bild einwirken, so ist die Operation noch nicht gelungen. Man muß
sie daher nochmals vornehmen, und zwar eben so, wie sie beschrieben wurde, vergesse
auch nicht, das Abwaschen folgen zu lassen.
Oftmals mußte, um das Bild rein, befreit von den Wolken und Streifen, zu bekommen,
diese Operation drei-, ja wohl viermal vorgenommen werden, und öfters erhielt
ein schwaches Bild durch das wiederholte Fixren eine solche Kraft und einen solchen
angenehmen Ton, daß es alle Erwartungen übertraf.
Soll ein schwarzes Lichtbild bunt gemacht werden, so muß es unbedingt folgende
Eigenschaften besizen. Die dunkeln wie lichten Partien (Schatten und Licht) müssen
bis in die kleinsten Details scharf und deutlich gebildet seyn. Die hohen Lichter,
vorzüglich bei der weißen Wäsche eines Porträts, müssen auf dem Bilde eine schöne
naturweiße Farbe haben, während die Schattenpartien sich allmählich bis ins tiefe
Schwarz verlaufen, kurz es muß ein gelungenes schwarzes Bild seyn. Ist so ein Bild
fixirt, so sind, um es zu coloriren, folgende Operationen zu unternehmen, die ein
ganz günstiges Resultat versprechen.
Man löse ein Loth gut gereinigten Copal in 3 Loth concentrirtem Weingeist auf. Um
diese Auflösung zu befördern, muß das Gefäß, welches man dazu benuzt, an einen
warmen Ort gestellt und zum Auflösen selbst 8–12 Stunden Zeit gelassen
werden. Nach dieser Zeit wird sich der Copal mit dem Weingeist vermengt haben, und
daraus ein zarter, dünner und sehr weißer durchsichtiger Lak entstanden seyn.
Diesen Lak kann man auch in größeren Quantitäten verfertigen, indem man selbigen,
auch wenn er lange gestanden, dennoch gebrauchen kann; nur muß das Verhältniß des
Copals zum Weingeist stets wie 1 : 3 seyn. Mit diesem Lak wird die Platte mit dem
Bilde sehr schwach überzogen. Dieses Ueberziehen geschieht mittelst eines Pinsels,
der von feinen Dachshaaren verfertigt ist. Selbiger muß dünn und stumpf und so breit
seyn, daß man mit ihm vermöge eines Strichs die ganze Platte lakiren kann. Der Lak
wird nämlich in ein Gefäß gegossen, wo der Pinsel bequem und sehr gleichmäßig
eingetaucht werden kann. Die Platte ist aber schon vorher auf ein etwas größeres
Brett zu befestigen, damit man sie, ohne daß der Pinselstrich unterbrochen wird, mit
der Hand bequem angreifen kann. Jezt tauche man den Pinsel ungefähr 2 Linien tief,
aber sehr gleichmäßig in den Lak. Man kann dieses sicher bewirken, wenn das Gefäß,
worin der Lak sich befindet, einen horizontalen Boden hat, waagrecht aufgestellt und
darin der Lak nur zwei Linien hoch gegossen worden ist. Mit diesem so eingetauchten
Pinsel fahre man nun mit einem sehr gleichmäßigen, langsamen Strich über die Platte
hin, und beobachte dabei daß, vorzüglich über dem Bilde, die Lakfläche eine große
Gleichmäßigkeit erlangt. Ein zweiter Strich würde nur verderbend einwirken. –
Sollte man nicht einen solchen breiten Pinsel besizen, mit welchem mit einem Strich
die Platte überstrichen werden könnte, so muß man dieses mit drei Strichen
vollbringen, indem die Mitte der Platte, wo sich das Bild befindet, zuerst
überstrichen wird, und man an beiden Randseiten so nachhilft, daß das
Zuerstgestrichene nicht stark wieder berührt wird.
Man verwahre nach diesem Streichen die Platte vor jedem Stäubchen, denn die kleinste
Faser würde man zu sehen bekommen. Indem der Lak darauf zum Antroknen sich
überlassen wird, lege man die Platte waagrecht in ein vorher sauber gereinigtes,
verschlossenes Kästchen, um die Platte vor dem geringsten Stäubchen zu sichern. Von
Zeit zu Zeit sehe man nach, ob die Platte den richtigen Grad von Trokenheit erhalten
hat. Der Lak nämlich darf nicht ganz troken werden. Man findet am besten den
richtigen Grad, wenn man am Rand der Platte leicht mit dem Finger darauf tupft, wo
alsdann der Lak zwar
noch sehr wenig klebrig seyn, doch der Finger keine matten Stellen zurük lassen
muß.
Kaum wird man wahrnehmen, daß die Platte mit einem Lak überstrichen ist, so fein und
durchsichtig ist lezterer. Hat er den gehörigen Grad von Trokenheit erreicht, so
gehe man nun zur Auftragung der Farben über. – Die Farben müssen aus feinen
Pastellfarben bestehen, mittelst eines porphyrnen Reibers zu dem feinsten
Farbenstaub gerieben, und wegen der Aufbewahrung sorgfältig vor jedem Staub und
Schmuz verwahrt werden.
Gedachter Farbenstaub wird mittelst eigens dazu verfertigter kleiner Wischer auf das
Bild gebracht. Diese Art Pinsel oder Wischer besteht, indem die gewöhnlichen
Haarpinsel zu hart und borstig sind, aus fein gekämmter Baumwolle, welche an sich
dazu eignenden, hölzernen Stielen befestigt ist.
Man muß sich von dieser Art von Pinseln in verschiedenen Größen und Formen einen
Vorrath verfertigen, denn bald wird ein größerer, bald ein kleinerer, bald ein
runder, bald ein länglich-ekiger oder spiziger, je nachdem zu malen ist,
gebraucht. Zu kleinen, schmalen Streifen z.B. wird ein Pinsel, so schmal wie der zu
malende Streif, zu einem kleinen Punkt dagegen ein sehr spiziger Pinsel erfordert.
Zu größeren Flächen kann man auch größere Pinsel anwenden, doch müssen sie sämmtlich
von feingekämmter Baumwolle seyn. Man schneide unten an den Stiel des Pinsels gleich
die Form, wie man ihn braucht, und binde alsdann die Baumwolle darauf. Noch ist zu
bemerken, daß man, wenn man einen Pinsel mit einer Farbe gebraucht hat, keine andere
damit aufträgt, indem diese Farben, troz dem daß sie troken sind, dennoch leicht
sich vermischen, und alsdann nicht die gewünschte Farbe geben würden.
Die hier anzuwendenden Pastellfarben haben das Angenehme, daß man fast jede nöthige
Farbe schon gemischt findet, sich also der Arbeit des Farbenmischens nicht zu
unterziehen braucht. Man findet die verschiedenen Haarfarben, Gesichtsfarben, alle
so schön, daß ein allerliebstes buntes Porträt gar wohl hergestellt werden kann.
Die Auftragung der Farben geschieht auf folgende Art. Bei den Kopfhaaren geschieht
der Anfang, indem vorher schon eine Farbe gesucht worden, die der des Originals
völlig gleich ist. In diesen feinen Farbenstaub taucht man einen Pinsel mittlerer
Größe und sieht zu, daß so viel Farbe an dem Pinsel hängen bleibt, als ungefähr zum
Haar nöthig ist. Jezt bestäube man die Stelle, wo sich die Haare auf dem Bilde
befinden, langsam und fein dergestalt, daß die Platte nur sehr leicht mit dem Pinsel
berührt wird. Ist dieß geschehen, so nehme man einen neuen Pinsel von derselben
Größe, und verreibe
gedachte Farbe recht schön gleichmäßig, aber immer so, daß man mit dem Pinsel bloß
darauf tupft. Man muß die Farbe so schwach als nur möglich ist, auftragen, damit die
durch das Daguerreotyp erzeugten, lichten und dunkeln Partien noch durch die Farbe
zu sehen sind. Mit der Farbe könnte man nicht möglich machen, Licht und Schatten
aufzutragen, beides wird daher ersezt durch die Nüancen, die das Daguerreotyp schon
vorher erzeugte. Es ist folglich einzusehen, wie nothwendig es ist, die Farbe bloß
sehr schwach aufzutragen.
Nachdem man mit dem Haar fertig ist, geschieht der Uebergang zu dem Gesichte, was nun
freilich der schwierigste Punkt ist, sobald man nicht bloß schwach aufgetragenen
Karmin benuzen will.
Bei den Pastellfarben finden sich drei Farben, die man vorzüglich zu derartigen
Porträts verwenden kann. Die erste besteht aus Orange und Zinnober gemischt, und ist
der mittlere Ton des Gesichts; die zweite ist Weiß und Zinnober, und gibt die
lichten Stellen auf dem Gesicht an; die dritte ist Zinnober und Karmin, und für die
rothen Wangen und etwaigen Markirungen des Gesichts bestimmt. Um diese drei Farben
regelmäßig aufzutragen, ist unbedingt einige Uebung nöthig, und am besten wird es
derjenige herzustellen vermögen, der schon etwas mit der Malerei vertraut ist. Will
man jedoch bloß Karmin zu dem Gesicht anwenden, so ist die Anwendung zwar leichter,
doch würde auch das Bild unnatürlicher erscheinen. Man hätte nur nöthig, ein wenig
Karmin auf die Wangen zu bringen, und von da aus im Gesicht herum so schwach zu
verreiben, daß es ziemlich der Farbe des Gesichts gleich käme. Die weiße Farbe wird
bloß bei den Augen und um die höchsten Lichter bei dem schon durch das Daguerreotyp
erzeugten Weiß angewendet.
Die übrigen Theile des Porträts nebst Hintergrund colorirt man nun gleichfalls nach
den angegebenen Regeln. Man kann die Farben wählen, je nachdem es gewünscht wird;
nur vermeide man zu viel Farbe aufs Bild zu bringen, und bemühe sich, sie ganz
schwach und gleichmäßig zu verreiben, indem man den Pinsel bloß immer tupfend
gebraucht.
Ferner darf ein noch nicht fertig colorirtes Bild nicht liegen gelassen, sondern muß
sofort vollendet werden. Denn sobald der Lak seine völlige Trokenheit erlangt hat,
ist man nicht mehr im Stande, die Farbe fest darauf zu bringen. Zur gehörigen Zeit
und mit Accuratesse diese Operation vollbracht, wird sicher den erwünschten Erfolg
haben.
Nachdem man die Farben aufgetragen, läßt man das Bild in dem dazu bestimmten Kasten
völlig troken werden, und dann sind die Farben auf der Platte fest geworden. Das Bild hat jezt
seine Vollendung erreicht und kann cartonnirt werden. (Gemeinnüzige Blätter für
Gewerbtreibende.)