Titel: | Ueber den Goldpurpur; von L. Figuier. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXII., S. 222 |
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LXII.
Ueber den Goldpurpur; von L. Figuier.
Im Auszug aus den Annales de Chimie et de Physique. Jul.
1844, S. 336.
Figuier, über den Goldpurpur.
Von allen Theorien, welche man bisher aufgestellt hat, um die Zusammensezung des
Goldpurpurs zu erklären, entspricht nach meiner Ueberzeugung keine der wahren Natur
dieses merkwürdigen Körpers, welcher schon so lange als ausgiebiges Pigment zum
Färben von Glas, Porzellan etc. benuzt wird; ich hoffe im Folgenden zu beweisen, daß
der Goldpurpur wirklich eine Verbindung von Goldoxydul mit Zinnoxyd oder Zinnsäure
ist.
Der positivste Beweis dafür dürfte folgende Thatsache seyn: wenn man Goldoxydul mit
Zinnoxyd zusammenbringt, bildet sich der Goldpurpur
unmittelbar. Um diesen Versuch anzustellen, braucht man nur Goldoxydul mit
einer Auflösung von zinnsaurem Kali zu kochen; es schlägt sich dann Goldpurpur
nieder, dessen Analyse jene Zusammensezung ergibt.
Ich will nun noch einige andere Beweise für meine Ansicht mittheilen: Salzsäure und
Aezkali ziehen aus dem Goldpurpur Zinnsäure ohne alle Spur von Zinnoxydul aus. Auch
haben das Goldoxydul und der Goldpurpur eine ganz gleiche Farbe.
Als ich Goldpurpur analysirte, welcher nach verschiedenen Methoden bereitet war,
erhielt ich niemals Resultate, welche unter sich übereinstimmten oder durch eine
chemische Formel ausgedrükt werden konnten; dagegen fand ich, daß kochendes Aezkali
dem Goldpurpur eine beträchtliche Menge Zinnoxyd entzieht und daß die Zusammensezung
des Rükstandes dann stets der Formel 3 (StO²) Au²O + 4 HO entspricht.
Ganz dieselbe Zusammensezung ergab mir die Analyse eines Gold Purpurs, welcher direct
mittelst Goldoxydul und zinnsaurem Kali bereitet worden war.
Auch habe ich mich überzeugt, daß der Goldpurpur, welcher entsteht, wenn man nach Pelletier's Methode metallisches Zinn in Goldchlorid
wirft, dieselbe Zusammensezung hat.
Der Goldpurpur ist also neutrales zinnsaures Goldoxydul.
Berzelius hat einen Goldpurpur analysirt, welcher mit
einer Auflösung von Zinn in Königswasser bereitet war. Berechnet man das von ihm
erhaltene Resultat nach der Existenz eines Goldoxyduls (Au²O), so führt es auf die Formel 6 (StO²) Au²O
+ 7 HO; dieser Purpur war also doppelt-zinnsaures
Goldoxydul, wenn man 3 (StO²) für das wirkliche Aequivalent der Zinnsäure
annimmt.
Das Goldoxydul (Au²O), welches man bisher nicht in
reinem Zustande kannte, ist als Hydrat ein so
dunkelviolettes Pulver, daß es schwarz erscheint; ausgetroknet hat es die
violettblaue Farbe des Goldpurpurs. Es wird erst bei 250° C. zersezt. Im
ausgetrokneten Zustande ist das Goldoxydul in Wasser vollkommen unauflöslich; wenn
man es aber im Augenblik seiner Fällung in Berührung mit destillirtem Wasser bringt,
so bildet sich eine scheinbare Auflösung. Man erhält es in reinem Zustande als
dunkelvioletten Niederschlag, wenn man in eine verdünnte Auflösung von Chlorgold,
welcher die freie Säure durch. Abdampfen zur Trokne entzogen wurde, eine Auflösung
von salpetersaurem Queksilberoxydul gießt; erhizt man die Flüssigkeit zum Kochen, so
scheidet sich der Niederschlag sogleich ab; das Queksilbersalz darf aber nicht in
Ueberschuß zugesezt werden, weil sich sonst Calomel bildet, daher man gut thut nicht
alles Gold niederzuschlagen, sondern aufzuhören wenn die Flüssigkeit von unzerseztem
Chlorgold noch schwach gelb gefärbt ist.