Titel: | Ueber ein Verfahren das Stükpulver während seiner Aufbewahrung unexplodirbar zu machen; von Hrn. Fadéieff, Professor der Chemie an der Artillerieschule zu St. Petersburg. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXXVIII., S. 281 |
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LXXVIII.
Ueber ein Verfahren das Stuͤkpulver
waͤhrend seiner Aufbewahrung unexplodirbar zu machen; von Hrn. Fadéieff, Professor der
Chemie an der Artillerieschule zu St. Petersburg.
Aus den Comptes rendus, Jun. 1844, Nr.
25.
Fadéieff, über ein Verfahren das Stükpulver während seiner
Aufbewahrung unexplodirbar zu machen.
Es ist bekanntlich gefährlich, große Quantitäten Stükpulver aufzubewahren. Die
Administration hat sich bis auf den heutigen Tag bemüht, alle Ursachen einer
möglichen Entzündung zu beseitigen; die angewandten Vorsichtsmaaßregeln waren jedoch
nicht immer ausreichend.
Erst in der neuesten Zeit suchte man wo möglich die Wirkung der Entzündung selbst zu
vermindern.H. Piobert theilte in seiner der französischen
Akademie am 24. Febr. 1840 übergebenen Abhandlung (siehe polytechn. Journal
Bd. LXXVI S. 467) ein Verfahren mit, die Entzündung von Pulvermassen
bedeutend langsamer zu machen, nämlich durch Vermengen der Pulverkörner
mit dem Pulverstaub, oder einem Bestandtheil des Pulvers in sehr fein
zerriebenem Zustande; die Explosion wird dadurch in eine successive
Verbrennung umgewandelt, welche nicht mehr so gefährlich ist, wie dieses
kräftige Agens bei seiner Aufbewahrung bisher war. Die
Geschwindigkeit der Verbrennung dieser Gemenge beträgt nur 0,018 bis 0,30
Meter in der Secunde, je nachdem die Masse fest zusammengedrükt ist oder
nicht; ist das Pulver mit Salpeter vermengt, so geschieht es auch wohl, daß
die Verbrennung sich nicht über die ganze Masse fortpflanzt. Das Pulver
nimmt, wenn es durch Sieben aus diesen Gemengen abgesondert wird, wieder
alle seine früheren Eigenschaften an.
In dieser Absicht stellte ich im Jahr 1841 eine Reihe Versuche an, welche sich auf
die Beobachtung des Hrn. Piobert stüzten: daß die
Geschwindigkeit der Fortpflanzung des Feuers zwischen den Pulverkörnern um so
rascher abnimmt, je mehr Pulverstaub sich in ihren Zwischenräumen befindet.
Man konnte daher hoffen, das vorgesezte Ziel durch Vermengung des Pulvers mit einer
pulverigen Substanz zu erreichen. Eine wesentliche Bedingung drängte sich aber für
diesen Fall von selbst auf, nämlich die Beimengung durch ein bloßes Sieben wieder
absondern zu können. Die kleine Quantität des nach dem Sieben noch zurükbleibenden
Zusazes durfte überdieß auf die Güte des Pulvers von keinem merklichen Einfluß
seyn.
Auch ein mäßiger Preis der zuzusezenden Substanz war eine zu beachtende
Bedingung.
Eine Reihe mit verschiedenen erdigen Substanzen angestellter Versuche ergab, daß es
sehr gefehlt wäre, sie dem Pulver beizumengen; einige dieser Substanzen bildeten nach und nach mit dem
Pulver compacte Massen; andere begünstigten zu sehr das Anziehen von Feuchtigkeit;
wieder andere endlich konnten beim Sieben sehr traurige Folgen veranlassen.
Endlich fand ich, daß ein gut gepulvertes Gemenge aus Holzkohle und Graphit, welches
ich der Kürze halber Graphitkohle (carbographite) nenne, dem Zwek vollkommen entspricht.
Obgleich das Gemenge von Pulver und Graphitkohle in einem nicht-comprimirten
Haufen ohne Explosion verbrennt, ist diese Verbrennung doch noch lebhaft genug; ich
versuchte daher das Festdrüken des Gemenges, indem ich es zur Verfertigung einer
Rakete auf die gewöhnliche Art der Feuerwerker anwandte. Das Resultat dieses
Versuchs war sehr befriedigend.
Man könnte einwenden, daß das Pulver für sich, ohne alle Vermengung, einzig und
allein durch starkes Zusammendrüken, ebenfalls sehr langsam verbrennt, wie in einer
Rakete; man darf aber nicht vergessen, daß das Pulver dann sehr stark comprimirt
werden muß, so daß es seine körnige Gestalt verliert und zu Mehlpulver wird, wodurch
dieses Mittel, eine Explosion zu vermeiden, unbrauchbar wird, wenn es sich darum
handelt, Stükpulver aufzubewahren, welches bekanntlich seine körnige Gestalt
nothwendig beibehalten muß.
Wollte man andererseits, um das Zerbrökeln der Pulverkörnchen zu vermeiden, es nur
schwach zusammendrüken, so würde in diesem Fall ein Pulverfäßchen eine furchtbare
Rakete bilden, deren Losgehen die traurigsten Folgen haben könnte.
Ich habe mich durch Versuche überzeugt, daß eine gewisse Quantität Pulver, mit
Graphitkohle vermengt und stark comprimirt, nach dem Sieben an Volumen nicht
merklich abgenommen hat; die Körner bleiben rein und unversehrt; nur an seinem
Gewicht verliert das Pulver etwas, aber sehr unbedeutend.
Wenn ich mich als Zusaz zum Pulver mit Holzkohle allein nicht begnügte und die
Vermengung mit obiger Graphitkohle vorzog, so geschah dieß, weil mich die Erfahrung
bald belehrt hatte, daß das Pulver, mit Pulverstaub oder Holzkohle vermengt, durch
Compression keine hinlänglich compacte Masse liefert, so daß beim geringsten Stoß
die Pulverkörnchen sich wieder aus dem Gemenge trennen, was sogar während des
Zusammendrükens der Fall ist.
Der Zusaz einer gewissen Quantität Graphit aber ertheilt der ganzen Masse eine
plastische Beschaffenheit, wodurch das Gemenge compacter wird, so daß die
Pulverkörnchen durch den Stoß sich nur sehr schwierig absondern.
Ich hoffe im nächsten Sommer das Resultat einiger Versuche mit auf diese Weise zwei Winter
hindurch im Magazin aufbewahrtem Pulver mittheilen zu können.
Durch die Mittel, welche mir unsere Artillerie-Generale an die Hand gaben,
konnte ich Versuche mit sehr bedeutenden Quantitäten Pulver anstellen; ich theile
hier die Resultate mit, welche mir die merkwürdigsten scheinen:
Indem ich nach und nach immer mehr Pulver und Graphitkohle mit einander vermengte,
gelang es mir endlich, eine comprimirte Masse in einem Fäßchen zu verbrennen, wie
sie zur Aufbewahrung des Pulvers in unsern Magazinen dienen, welche 49 bis 50
Kilogr. Pulver in Körnern fassen.
Ehe ich zur Beschreibung der Resultate meiner Versuche übergehe, werde ich mit
einigen Worten die Manipulation und Werkzeuge angeben, deren ich mich bediente, um
die Fäßchen zu füllen und das Pulver und die Graphitkohle darin zu comprimiren:
1) ein Fäßchen von oben erwähnter Größe;
2) ein hölzerner Stampfer, dessen Beschreibung unten folgt;
3) ein 4 1/2 Kilogr. schwerer Schlägel.
Der Stampfer bestund aus einer ungefähr 6 Centimeter diken Holzscheibe, in deren
Mitte senkrecht eine Handhebe von hartem Holz, welche unten diker war als oben,
befestigt war.
Damit die Handhebe durch die auf ihren obern Theil zu führenden Schläge nicht
beschädigt wurde, ließ ich sie in der Scheibe durch vier kleine auf dem Kreise in
Form eines Kreuzes angebrachte hölzerne Widerlager befestigen; über die ganze
Oberfläche der Scheibe, so wie über die Widerlager ließ ich starkes Papier leimen,
damit das verbrennliche Gemenge nicht in die durch die Fugen der verschiedenen
Theile des Stampfers gebildeten Spalten eindringen und sich darin festsezen
konnte.
Bedient man sich eines Stampfers von bloß einerlei Durchmesser, so bildet sich in
Folge der Convexität der Fäßchen in der Mitte ihrer Höhe ein Zwischenraum wegen der
Differenz zwischen dem Durchmesser des Stampfers und jenem der Fäßchen; wenn man nun
auf den Stampfer schlägt, um das Gemenge zu comprimiren, so könnte dasselbe durch
diesen Zwischenraum entweichen. Um diesem Uebelstande zu begegnen, wäre es gut, der
Innenwand der Fäßchen regelmäßige Cylinderform zu geben und sie nur äußerlich gegen
die Mitte ihrer Höhe convex zu lassen, um sie fester bereifen zu können.
Die Erfahrung lehrte mich, daß das beste Verhältniß zwischen dem Graphit und der
Kohle, gleiche Raumtheile beider ist.
Ein Fäßchen, welches 49 Kilogr. unvermengtes Pulver faßt, kann nach dem Zusammendrüken
davon nur 33 mit dem Zusaze aufnehmen.
Um aus den drei erwähnten Substanzen ein recht homogenes Gemenge zu bilden, braucht
man sie nur mehrmals in den Händen zu reiben.
Nachdem das Gemenge so präparirt war, füllte ich die Fäßchen an. Die Erfahrung
lehrte, daß wenn man mit der mit Pulver gemengten Graphitkohle die Fäßchen zu füllen
beginnt, so daß das Gemenge sich in unmittelbarer Berührung mit der innern
Oberfläche des Fäßchens befindet, immer eine kleine Detonation gegen das Ende der
Verbrennung die Folge davon ist. Um diesem Uebelstande zu begegnen, begann ich die
Füllung mit einer 5–6 Centimeter diken Lage Graphitkohle, welche durch eine
Anzahl auf den genau senkrecht darauf gestellten Stampfer geführter Schläge
comprimirt wurde. Durch diese Vorsichtsmaaßregel gesichert, ließ ich das Gemenge mit
dem Pulver eintragen und comprimirte es auf gleiche Weise.
Die Schichten dürfen, damit man einen gehörigen und gleich-förmigen Druk
hervorbringen kann, nicht zu dik seyn.
Wenn das Fäßchen beinahe voll war, nahm man als lezte Schicht nur Graphitkohle ohne
Pulver; auf diese Weise wurden alle Fäßchen, mit welchen ich Versuche anstellte,
angefüllt, worauf ich sie in alle Umstände versezte, welche bei der Aufbewahrung des
Pulvers in Magazinen vorkommen können.
Die Quantität des bei meinen Versuchen verwendeten Pulvers allein, ohne die
Graphitkohle zu rechnen, betrug nie unter 32 Kilogrammen.
Ich stellte gegen zwanzig Versuche an; werde aber hier nur diejenigen anführen, deren
Resultate einige Bedeutung haben.
Erster Versuch. Ein auf angegebene Weise gefülltes
Fäßchen wurde nach dem Abnehmen seines obern Dekels auf den Boden gestellt. Die
Oberfläche des Gemenges, welches ich zu entzünden beabsichtigte, bildete einen Kreis
von 50 Centimeter Durchmesser.
Durch die bloße Berührung mit einem Zündlicht war ich nicht im Stande das Gemenge zu
entzünden.
Um es zu entzünden, mußte es mit dem Ende dieses Zünders ziemlich lange Zeit
umgerührt werden, bis einige Pulverkörnchen sich von der Graphitkohle los machten
und sich anhingen; erst dann fing die Masse Feuer und fuhr fort zu brennen. Um dann
die Entzündung des Gemenges zu beschleunigen, mußte ich die zu entzündende
Oberfläche mit Mehlpulver bestreuen, worauf sie dann bei Annäherung der glühenden
Spize einer gewöhnlichen Lunte sogleich Feuer fing.
Die Verbrennung des Gemenges dauerte gleichmäßig fort, so daß eine Masse von 32 Kilogr.
Pulver (die Graphitkohle nicht mit eingerechnet) nach 67–75 Secunden
vollkommen verbrannt war.
Die Länge der aus der Faßmündung entweichenden Feuergarbe betrug 1,50 bis 2 Meter.
Man konnte ohne alle Gefahr neben dem Fäßchen stehen bleiben und nach beendigter
Verbrennung wurde dasselbe noch diensttauglich befunden.
Zweiter Versuch. – Um zu sehen, ob das Fäßchen
nicht durch die bei der Verbrennung des Gemenges erzeugten Gase zerspringt, falls
man durch die in seinem obern Dekel angebrachte vierekige Oeffnung Feuer gibt, ließ
ich ein solches Fäßchen mit eben so viel (32 Kilogr.) Pulver mit dem gehörigen Zusaz
von Graphitkohle anfüllen.
Die Verbrennung erfolgte etwas langsamer, aber mit stärkerm Geräusche, als beim
ersten Versuch. Gegen das Ende der Verbrennung sprang der obere Dekel, vom Feuer
angegriffen, heraus; das Fäßchen aber wurde nicht beschädigt und war noch
diensttauglich.
Dritter Versuch. – Der dritte Versuch wurde in der
Absicht angestellt, zu sehen, ob der Verbrennung mit einer kleinen Feuersprize
Einhalt gethan werden könne.
Ich ließ zu diesem Behuf ein Fäßchen mit einem Gemenge beschiken, welches, außer der
Graphitkohle, 1,50 Kilogr. reines Pulver enthielt; das Fäßchen lag auf der Erde und
ich stekte es mit der Lunte an; die Flamme wurde einige Augenblike darauf mittelst
einer kleinen Feuersprize wieder ausgelöscht und die Hälfte des Pulvers blieb
unversehrt, indem es nur ein wenig feucht wurde.
Bei Wiederholung dieses Experiments mit einer größern Quantität Pulvers war das
Resultat ein anderes, weil der Feuerstrahl von 50 Centimeter Durchmesser stärker war
als der Wasserstrahl der kleinen Sprize; aber mit zwei oder drei in das Innere
desselben Fasses gerichteten großen Sprizen wäre der Erfolg sicher ein günstiger
gewesen.
Vierter Versuch. – Um die Geschwindigkeit der
Verbrennung zweier verschiedenen Gemenge zu vergleichen, stellte ich zwei mit gleich
viel Pulver gefüllte Fäßchen nebeneinander, aber mit dem Unterschied, daß das Pulver
des einen mit Graphitkohle, das des andern mit Holzkohle ohne Graphit gemengt
war.
Die Verbrennung des Gemenges mit Holzkohle war viel lebhafter und schneller.
Fünfter Versuch. – Um diesen Versuch mit
nichtcomprimirten Gemengen zu wiederholen, brachte ich zwei Gemenge in zwei kleine
Haufen; das eine enthielt 3/4 Kilogr. Pulver, mit der gehörigen Menge Graphitkohle und
das andere 3/4 Kilogr. Pulver, aber mit seinem doppelten Volumen Holzkohle.
Das erste Gemenge brauchte zu seiner Verbrennung sieben Secunden und das zweite vier
Secunden.Dieses Verhältniß zwischen den Geschwindigkeiten der Verbrennung der beiden
Gemenge beweist die Uebereinstimmung zwischen den Resultaten welche man zu
St. Petersburg (erster Versuch) beim Vermengen von Mineralkohle mit
Pflanzenkohle erhielt und den Resultaten des Hrn. Piobert zu Metz, welcher bloß Holzkohle zur Ausfüllung der Räume
zwischen den Pulverkörnern anwandte.
Man ersieht aus diesen beiden Experimenten, daß das mit Graphitkohle gemengte Pulver
langsam verbrennt, selbst wenn es nicht comprimirt wird; zum Aufbewahren des Pulvers
in großen Quantitäten ist jedoch das Zusammendrüken unerläßlich; denn einerseits
würden sich die Pulverkörner in einem nichtcomprimirten Gemenge sehr leicht auf
einem Punkt anhäufen, was das Grundprincip, auf welchem das vorgeschlagene Verfahren
beruht, wieder aufheben würde, und andererseits würde lezteres Gemenge, welches ein
viel größeres Volumen einnimmt, nothwendig viel größere Magazine erfordern.
Sechster Versuch. – Um zu erfahren, welche Wirkung
ein brennendes Pulverfäßchen in einem Magazin hervorbringen könnte, unternahm ich
sehr viele Versuche und stellte dabei die Fässer jedesmal anders.
Folgende zwei Resultate scheinen mir die beachtenswerthesten zu seyn:
Ich füllte zwei Fäßchen, jedes mit 32 Kilogr. mit der gehörigen Quantität
Graphitkohle vermengtem und wohl zusammengedrüktem Pulver und ließ sie auf den Boden
legen, so daß ihre Achsen sich in einer Linie befanden; der Boden des ersten
Fäßchens war von dem des zweiten 1 Meter weit entfernt.
Das Feuer wurde dem Gemenge mittelst eines langen Wergfadens durch eine kleine, in
den Boden des ersten Fasses gemachte vierekige Oeffnung mitgetheilt.
Die Hälfte des Gemenges im ersten Fäßchen brannte gleichmäßig fort ohne besondere
Wirkung; dann aber wurde der Boden des zweiten Fäßchens von dem großen Flammenstrahl
des erstern ergriffen, in Brand gestekt und theilte das Feuer dem Gemenge im Innern
des Fäßchens mit; von nun an waren es zwei Feuerströme, die sich einander gerade
gegenüber befanden; die beiden Fässer entfernten sich jezt durch die Wirkung dieser
Ströme langsam von einander, bis ihr Abstand so groß war, daß die Kraft der beiden
entgegengesezten Ströme den durch die Reibung der Fäßchen am Boden erzeugten Widerstand nicht mehr
überwinden konnte; dann brannten sie langsam bis zum Ende fort.
Nach beendigter Operation waren die Fässer noch hinlänglich diensttauglich.
Siebenter Versuch. – Wie die Pulverfäßchen in den
Magazinen gewöhnlich in zwei Reihen geordnet werden, die erste in senkrechter
Stellung, die zweite auf die erste horizontal gelegt, so brachte ich zwei Fäßchen in
dieselbe Stellung.
Dem ersten Fäßchen wurde mittelst der Stopine durch ein kleines, in den obern Dekel
gemachtes, vierekiges Loch Feuer mitgetheilt. Die Flamme entwich anfangs aus dieser
Oeffnung mit einem Geräusch, jenem einer steigenden Rakete ähnlich, und berührte
eine Seitenwand des zweiten Fäßchens, sie ein wenig verkohlend; nach zwanzig Minuten
aber wurde der obere Boden des ersten Fäßchens da er verbrannt war und an den andern
Wänden des Fäßchens sich nicht mehr halten konnte, hinaus geschleudert; das zweite
Fäßchen, durch die Gewalt des Stroms von der Stelle gerükt, fiel alsdann neben das
erste auf seinen untern Boden herab, ohne jedoch Feuer zu fangen und hatte, wie ich
so eben erwähnte, nur auf einer Seite eine leichte Verkohlung erlitten.
Achter Versuch. – Um diese Versuche zu
vervollständigen, wollte ich noch die hygrometrische Kraft dieser verschiedenen
Gemenge vergleichen.
Zu diesem Behuf lud ich drei große Raketen aus Pappe, alle von gleichen
Dimensionen.
Die erste wurde mit 1 1/5 Kilogr. reinen Pulvers geladen;
die zweite mit 1 1/5 Kilogr. mit einer hinlänglichen Menge Holzkohle vermengten
Pulvers;
die dritte mit 1 1/5 Kilogr. mit Graphitkohle vermengten Pulvers.
Alle drei Raketen wurden vier Tage lang an einem sehr feuchten aber von einem Dache
beschüzten Orte dem Einfluß der Atmosphäre ausgesezt.
Am fünften Tage schlug ich die Gemenge Nr. 2 und 3 durch ein Sieb und befreite sie
hierauf vollends von dem Staube, welcher den Pulverkörnchen noch anhängen konnte;
als ich dann das Pulver aller drei Nummern mit einer sehr empfindlichen Waage wog,
erhielt ich folgende Resultate:
Das Pulver
Nr. 1
hatte
8,53
Gramme Feuchtigkeit absorbirt;
–
Nr. 2
–
3,198
–
– –
–
Nr. 3
–
2,132
–
– –
woraus leicht zu schließen ist, daß das Pulver für sich
viermal so viel Feuchtigkeit einsaugt, als wenn es mit Graphitkohle vermengt ist, daß folglich dieses
leztere Gemenge keinerlei Uebelstand veranlaßt.
Das Pulver Nr. 1 wurde so zerreiblich, daß man es zwischen den Fingern zermalmen
konnte; Nr. 2 viel weniger; Nr. 3 endlich noch weniger als Nr. 2.
Versuche, welche ich in gleicher Absicht, aber mit einer größern Menge Pulver
anstellte, lieferten dieselben Resultate.
Ehe ich diesen Artikel schließe, will ich noch angeben, auf welche Weise das in Rede
stehende Verfahren zur Aufbewahrung großer Pulvermassen angewandt werden könnte.
Jede Pulvermühle ist, ohne daß dieß irgend Ausgaben veranlaßte, im Besiz alles
dessen, was zur Verfertigung der Fäßchen mit dem erwähnten Gemenge erforderlich
ist.
Graphit und Kohle müssen möglichst fein gepulvert werden, was mittelst derselben
Vorrichtungen geschehen kann, deren man sich in den Pulvermühlen zum Zerreiben der
Pulveringredienzien bedient.
Um das Pulver mit der Graphitkohle zu vermengen, kann man sich des Tonnenverfahrens
bedienen.
Es bliebe sonach nichts herzustellen übrig als eine Presse, am besten eine
hydraulische, deren Drukfläche mit der Oeffnung des Pulverfasses genau in Verhältniß
stünde.
Um stets Drukflächen von gleichem Durchmesser zu haben, könnte man der Innenwand der
Fässer sehr wohl die regelmäßige Form eines Cylinders geben, und die Dauben bloß
äußerlich gegen die Mitte der Höhe convex belassen, um sie fester bereifen zu
können.