Titel: Verbesserungen in der Construction der Büchsen für Locomotiven- und andere Wagenachsen, so wie der Zapfenlager überhaupt, ferner der Methode dieselben zu öhlen oder zu schmieren, worauf sich William Edward Newton, Civilingenieur am Patentoffice zu London, einer Mittheilung zufolge, am 15. Mai 1843 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 94, Jahrgang 1844, Nr. II., S. 5
Download: XML
II. Verbesserungen in der Construction der Büchsen für Locomotiven- und andere Wagenachsen, so wie der Zapfenlager überhaupt, ferner der Methode dieselben zu öhlen oder zu schmieren, worauf sich William Edward Newton, Civilingenieur am Patentoffice zu London, einer Mittheilung zufolge, am 15. Mai 1843 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts. Aug. 1844, S. 27. Mit Abbildungen auf Tab. I. Newton's Construction der Büchsen für Locomotiven- und andere Wagenachsen. Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet: 1) eine verbesserte Constructionsmethode der Büchsen, worin die Zapfen von Maschinen verschiedener Art, insbesondere der Eisenbahnwagen- und Locomotivenachsen rotiren. Diese Verbesserungen lassen sich nicht nur auf Büchsen für solche Achsen oder Zapfen anwenden, welche so getheilt sind, daß sie Halbcylinder bilden, sondern auch auf Büchsen, Lager oder Hülsen, welche ungetheilt sind und eine ununterbrochene Kreisform darbieten; deßgleichen auf vierekige oder anders gestaltete Hülsen, in denen Stangen, z.B. die Leitstangen bei Locomotiven oder andern Dampfmaschinen gleiten sollen; 2) eine verbesserte Constructionsmethode der Oehlbüchsen zum Oehlen der Locomotiven- und Wagenachsen, und ein verbessertes Verfahren diese Oehlbüchsen mit den unteren Büchsen, worin solche Zapfen oder Achsen rotiren, zu verbinden. Die unteren Büchsen werden auf die gewöhnliche Weise hergestellt wie die Achsenlager der Locomotive und anderer Maschinen; man verfertigt dieselben aus Messing, Glokenmetall oder irgend einer andern Metallcomposition von hinreichender Stärke, welche einen Zinnüberzug aufzunehmen geeignet ist. Die inneren Theile dieser Büchsen werden mit irgend einer harten Metallcomposition, wovon Zinn die Grundlage ist, ausgefüttert; 5 Theile Zinn, 5 Theile Antimon und 1 Theil Kupfer bilden eine für den vorliegenden Zwek vortrefflich geeignete Composition. Um die Büchsen für diese Composition vorzubereiten, werden sie längs ihrer inneren Kanten und an ihren Enden innerhalb ihrer halbcylindrischen Theile, oder wenn sie nicht getrennt sind, nur an ihren Enden mit hervorspringenden Kränzen oder Ringen gegossen. Hierauf wird das Innere dieser Büchsen auf die gewöhnliche Weise gereinigt und verzinnt. Dann nimmt man einen cylindrischen oder halbcylindrischen Kern von demselben Durchmesser wie der Zapfen oder die Achse, welche in dem Lager laufen soll, oder von der Gestalt und den Dimensionen, welche die Hülse einer Schiebstange erfordert, und schiebt auf diesen Kern die auszufütternde Büchse so, daß der Kern mit der Lage, welche die Achse, der Zapfen oder die Schiebstange einnehmen soll, coincidirt. Den Büchsen gibt man eine solche Dimension, daß der Kern, wenn er in der ihm angewiesenen Lage sich befindet, die hervorspringenden Ringe nicht ganz, sondern nur beinahe berührt; sein Abstand von demselben mag ungefähr 1/32 Zoll betragen. Die Enden der Büchsen werden dann geschlossen, so daß das Innere eine Form bildet, in welche das Metall durch eine zu diesem Zwek vorbereitete Oeffnung eingegossen wird. Bei den so vorbereiteten Büchsen findet jene Erhizung und Abnüzung wie sie bei Büchsen von gewöhnlicher Construction vorkommt, nicht statt, und eine größere Dauerhaftigkeit ist die Folge davon. Die Figuren 53 und 54 sind perspectivische Ansichten einer halbcylindrischen Büchse für eine Locomotiven- oder Waggonachse, wie sie erscheint, ehe sie mit der erwähnten Metallcomposition ausgefüttert worden ist. Fig. 55 liefert den Querschnitt einer solchen Büchse; die Figuren 56 und 57 sind Längendurchschnitte durch die Mitte derselben. a, a sind die Leisten längs der Kanten der Büchsen; b, b die Ringe rings um ihre Enden; c das in der Mitte der Büchsen gelassene Loch, um die als Büchsenfutter dienliche geschmolzene Composition einzugießen. In den Figuren 54 und 57 sind die Leisten b, b in der Nähe der Enden der Büchsen so angeordnet, daß an jedem Ende der Büchse noch ein Theil übrig bleibt, welcher eine Vertiefung d, d bildet. Auch in diesen Raum kommt die Composition, und ist darin geeignet, den Schultern der Achsen oder Zapfen, welche etwa neben denselben laufen, als Stüzpunkt zu dienen. Was den zweiten Theil meiner Erfindung, nämlich die verbesserte Constructionsmethode der Oehlbüchsen betrifft, so ist in der Büchse, welche die untere Hälfte einer Locomotiven- oder Waggonachse umgibt, eine Oehlbüchse angeordnet. Leztere besizt eine Oeffnung, durch welche man von dem äußeren Ende der Büchse aus Oehl in dieselbe einfüllen kann. In dieser Oeffnung befindet sich eine Röhre, welche verhütet, daß das Oehl durch irgend einen plözlichen Stoß, auch wenn die Oeffnung nicht durch einen Dekel geschlossen ist, herausgeschleudert werde; inzwischen ist die besagte Oeffnung auch mit einem Dekel versehen, der durch eine Feder auf dieselbe niedergedrükt wird. Diese Feder dient zugleich dazu, den Dekel beim Eingießen des Oehls geöffnet zu erhalten. In der oberen Seite der Oehlbüchse befindet sich eine Oeffnung, und zwar unmittelbar unter der Mitte der unteren Seite der Achse. Durch diese Oeffnung erhebt sich das eine Ende eines belasteten Hebels, der sich im Innern der Büchse um Zapfen dreht. Das obere Ende dieses Hebels wird durch das an seinem unteren Ende befindliche Gegengewicht stets mit der unteren Seite des Zapfens oder der Achse in Berührung erhalten, die es mit Hülfe eines flachen Baumwollendochtes oder eines Streifens von lokerem Baumwollengewebe mit Oehl versieht. Der an dem äußeren Ende des belasteten Hebels befestigte Docht leitet das Oehl vermöge der Capillar-Attraction aus der Büchse nach der Achse. Der Hauptkörper des Apparats, welcher die Oehlkammer und ihr Zugehör enthält, besteht gewöhnlich aus zwei zusammengenieteten Haupttheilen, nämlich der Oehlbüchse und dem Dekel, welcher die Oeffnung in dem Piedestal für die Achsenbüchsen verschließt. An diesem lezteren Theile hängt der den Eingang in die Oehlkammer verschließende Dekel. Beide Haupttheile können in einem Stük gegossen werden; die Anfertigung derselben wird aber erleichtert, wenn man sie einzeln gießt und nachher zusammennietet. Fig. 58 ist ein Verticaldurchschnitt von vorn nach hinten durch die Mitte des Apparats; Fig. 59 ein Grundriß der Oehlbüchse mit abgenommenem Dekel. Fig. 60 stellt die innere Seite des Dekels dar, nachdem derselbe von der Oehlbüchse getrennt worden ist. A, A ist die Höhlung, welche die Achse aufnimmt; B, B der Dekel. Nachdem die Theile Fig. 59 und 60 gegossen sind, werden sie aneinander genietet: der Theil d, Fig. 59, kommt ins Innere der Höhlung E, Fig. 60, zu liegen und das Ganze kann hierauf vermittelst zweier durch die Oeffnungen a, a, Fig. 60, gehender Bolzen vereinigt werden. F, Fig. 58 und 59, ist die Oeffnung, durch die das Oehl in die Kammer C, C eingegossen wird. Diese Oeffnung wird durch eine Röhre ausgefüllt, welche Fig. 61 abgesondert dargestellt ist. Diese Röhre besteht aus zwei in einander stekenden Theilen, und ist so eingerichtet, daß das in ihr oberes Ende gegossene Oehl zwar frei in die Oehlkammer fließen aber nicht wieder zurükkehren kann, wenn die Büchse ins Schwanken gerathen sollte. Der äußere cylindrische Theil b erstrekt sich abwärts bis zum Boden der Oehlkammer und besizt für den Durchgang des Oehls in die Oehlbüchse C bei c eine Oeffnung. d ist ein an das obere Ende der Röhre b gefügtes conisches Rohr, das sich bis unter die Oeffnung c erstrekt. Dieses Einfüllrohr entspricht dem beabsichtigten Zwek vollkommen. Der größeren Sicherheit wegen und um den Eintritt irgend einer fremden Substanz in die Oehlbüchse zu verhüten, ist noch ein Dekel G angebracht, welcher an einem Scharnier hängend durch die Feder e fest auf die Oeffnung F niedergedrükt und wie Fig. 60 zeigt, im aufgeklappten Zustand zurükgehalten wird. H ist der belastete Hebel; I der in die Oehlkammer hinab sich erstrekende Docht; f der Träger, in welchem der Hebel gelagert ist; K die Oeffnung in dem oberen Theil der Kammer, durch die das obere Ende des Hebels tritt, um sich mit dem Dochte gegen die Achse zu lehnen. Durch diese Einrichtung wird das Lager gleichförmig und frei von den Unannehmlichkeiten, welche aus dem Gebrauche der Federn entspringen, deren Spannung oft von den mit ihrer Besorgung beschäftigten Personen vermehrt wird, so daß sie oft in kurzer Zeit den Docht durchschneiden.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    I
Tab. I