Titel: | Verfahren junge Weine und andere gegohrene Flüssigkeiten mittelst eines elektrischen Stroms zu verbessern, worauf sich Grandison Hull, Med. Dr. zu London, am 27. Okt. 1843 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. IX., S. 30 |
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IX.
Verfahren junge Weine und andere gegohrene
Flüssigkeiten mittelst eines elektrischen Stroms zu verbessern, worauf sich Grandison Hull, Med. Dr. zu London, am 27.
Okt. 1843 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts, Septbr. 1844, S.
121.
Hull's Verfahren junge Weine etc. mittelst eines elektrischen
Stroms zu verbessern.
Der Zwek des Patentträgers ist, vermittelst eines elektrischen Stroms die Qualität
junger Weine und anderer gegohrenen Flüssigkeiten zu verbessern, so daß sie ähnliche
Eigenschaften erhalten, wie sie sie gewöhnlich durch das Alter erlangen; ferner
Mittel zu liefern, um den sauren Theil der Flüssigkeit von der ganzen Masse
derselben zu trennen. Dieß bewerkstelligt er, indem er die Flüssigkeit in ein
geschlossenes gläsernes oder irdenes Gefäß bringt und die Pole einer galvanischen
Batterie in sie stekt, so daß sie ein elektrischer Strom durchstreicht.
Die Menge und Stärke des erforderlichen elektrischen Fluidums hängt von der Menge und
Beschaffenheit der zu behandelnden Flüssigkeit ab; hienach muß also der Proceß mehr
oder weniger lange fortgesezt werden. Es können daher auch nur allgemeine Regeln für
die Anwendung der Erfindung aufgestellt werden. Um z.B. zwei Gallons jungen Wein zu
behandeln, benuzt der Patentträger eine gewöhnliche galvanische Batterie nach Smee's Construction mit sechs Platten-Paaren,
beiläufig 6 Zoll Länge auf 2 Zoll Breite; ein oder zwei Paare dieser Platten werden
gewöhnlich mit einer Auflösung von 1 Th. Schwefelsäure auf 12 Th. Wasser angewandt;
die Pole sind von Platin und zwar besteht der negative aus feinem Platindraht (1/200
Zoll dik), der positive aus Platinblech, 1 Zoll lang und 3 Zoll breit. In diesem
Falle sollten die Pole beiläufig 6 Zoll von einander abstehen; der positive wird in
die (in einem verschlossenen Glasgefäß enthaltene) Flüssigkeit ganz eingetaucht, der
negative aber nur beiläufig auf einen halben Zoll in sie hineingestekt. Mit einem so
vorgerichteten Apparat muß die Behandlung des Weins beiläufig eine Woche lang
fortgesezt werden, indem man von Zeit zu Zeit die Wirkung beobachtet; sollte an
einem der Pole eine beträchtliche Menge Gas auftreten, so muß man die Stärke der
Batterie vermindern, indem man die Säure verschwächt, bis wenig oder kein Gas mehr
zu bemerken ist. Uebrigens kann man sich nur durch den Geschmak des Weins
versichern, ob die Operation lange genug fortgesezt worden ist.
Um beträchtliche Quantitäten Wein nach diesem Verfahren zu verbessern, ist natürlich
ein verhältnißmäßig kräftigerer Apparat erforderlich Das Bier behandelt man auf
dieselbe Weise, in der Regel braucht aber die Operation dabei nicht so lange
fortgesezt zu werden. Spirituöse Flüssigkeiten müssen oft längere Zeit dieser
Behandlung unterworfen werden; in allen Fällen muß man sich aber durch den Geruch
der Flüssigkeit (den man von Zeit zu Zeit untersucht) leiten lassen.
Manche geistige Flüssigkeiten muß man mit großer Vorsicht behandeln, damit der ihnen
eigenthümliche Wohlgeruch und Geschmak nicht zerstört wird, was geschehen würde,
wenn die Intensität der Batterie zu groß wäre. Durch Vergrößerung der Oberfläche
eines Pols der Batterie kann man die Intensität des elektrischen Fluidums an diesem
Pol vermindern und umgekehrt; bisweilen kann man sogar den negativen Pol die größte
Fläche darbieten lassen; dadurch, daß man die Pole näher an einander bringt, läßt
sich der Effect vergrößern.
Durch Anwendung eines einzigen Pols der Batterie läßt sich der beabsichtigte Zwek
ebenfalls erreichen, nur findet dann der Proceß viel langsamer statt.
Die Flüssigkeit ist zunächst am positiven Pol immer am sauersten und an demselben
kann man also eine beliebige Quantität von ihr abziehen, falls die Säure in zu
großer Menge vorhanden ist, als daß sie mit der ganzen Masse der Flüssigkeit
vermischt bleiben dürfte.