Titel: | Verbesserungen in der Construction und Anordnung der Flammöfen, insbesondere der Raffinir- und Puddelöfen, worauf sich Julius Adolph Detmold zu London, am 18. Okt. 1843 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. XII., S. 39 |
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XII.
Verbesserungen in der Construction und Anordnung
der Flammöfen, insbesondere der Raffinir- und Puddelöfen, worauf sich Julius Adolph Detmold zu
London, am 18. Okt. 1843 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Mechanics' Magazine. Jun. 1844, S.
379.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Detmold's Verbesserungen in der Construction der Flammöfen,
Puddelöfen etc.
Die Hauptvortheile der vorliegenden Verbesserungen bestehen 1) in einer intensiveren
Temperatur als diejenige ist, welche man bei Flammöfen gewöhnlicher Construction
hervorbringen konnte; 2)
in einer bedeutenden Brennmaterialersparniß; 3) in einer Verminderung des Verlustes
an Metall durch Oxydation.
I. Hr. Detmold schlägt vor, den Feuerrost bei diesem Ofen
viel tiefer als bei gewöhnlichen Oefen anzulegen, so daß man stets eine sehr dike
Brennmaterialschicht auf dem Roste hat, wodurch dem Eintritt irgend einer Quantität
unzersezter Luft durch den Rost in den Ofen vorgebeugt wird. Bei gewöhnlichen Oefen
beträgt die Tiefe des Rostes, d.h. der Abstand zwischen den Roststäben und dem
oberen Theile der Feuerbrüke im Allgemeinen 12–18 Zoll, selten 2 Fuß; bei Detmold's Oefen dagegen beträgt dieser Abstand 3–5
Fuß, je nachdem die verwendete Kohle mehr oder weniger bituminös ist. Bei Anwendung
einer sehr bituminösen Kohle macht er den Rost nicht weniger als 3 Fuß tief, bei
Anwendung frei brennender Kohlen 4 Fuß tief; für Stein- oder Anthracitkohlen
findet er eine Tiefe von 5 Fuß am vortheilhaftesten.
II. Anstatt sich auf den Zug eines hohen Schornsteins zu verlassen, preßt der
Patentträger die erforderliche Quantität Luft mit Hülfe eines gewöhnlichen Gebläses
unter den Rost in den durch eine luftdichte Thür verschlossenen Aschenfall. Der
Wind, sagt er, veranlaßt eine unvollkommene Verbrennung der unteren Kohlenschicht
unmittelbar über dem Roste und den größeren Theil der hieraus resultirenden Gase
bildet ein brennbares Gas, nämlich das Kohlenoxydgas, welches unabänderlich erzeugt
wird, wenn die Kohle gegen den Sauerstoff im Ueberschuß vorhanden ist. Der sich
entwikelnde Theil des kohlensauren Gases absorbirt bei seinem Aufsteigen durch die
darüberliegende Masse brennender Kohlen einen Zuschuß an Kohle und wird dadurch
gleichfalls in Kohlenoxydgas verwandelt; zugleich werden die in dem Brennmaterial
enthaltenen kohlenstoffhaltigen Gase, z.B. Kohlenwasserstoff und
Doppeltkohlenwasserstoff, durch die Hize aus der Kohle entwikelt oder destillirt.
Auf diese Weise wird alles in der Feuerkammer enthaltene Brennmaterial in brennbare
Gasarten verwandelt, die über die Feuerbrüke in den Ofen treten.
III. Die Verbrennung dieser Gase wird dadurch bewirkt, daß man mitten unter
dieselben, während sie über die Feuerbrüke strömen, erwärmte Luft im Zustand der
Compression und in zahlreichen kleinen Strahlen preßt und dadurch eine rasche und
innige Verbindung des Sauerstoffs der Luft mit den brennbaren Gasarten, mithin auch
ihre unmittelbare und vollkommene Verbrennung und eine sehr intensive Hize an dem
Theil des Ofens, wo dieselbe von Belang ist, veranlaßt.
Die Masse des Brennmaterials in der Feuerkammer, mit Ausnahme der unmittelbar über dem Roste
ruhenden Schichte befindet sich nicht auf einer so hohen Temperatur, wie dieß bei
gewöhnlichen Oefen der Fall ist, wird aber in einer gelinden Rothglühhize erhalten,
welche zur Verwandlung sämmtlichen Brennmaterials in brennbares Gas als hinreichend
zu erachten ist. Die Zuführung der kalten Luft unter den Rost, wodurch die
brennbaren Gase aus dem Brennstoff entwikelt werden, und die Zuführung heißer Luft
zum Behuf ihrer nachherigen Verbrennung, wird mit Hülfe von Hähnen und Ventilen
regulirt, die so gestellt sind, daß sie die vollständige Verbrennung der Gase
bewerkstelligen, ohne daß ein Uebermaaß von Luft in den Ofen tritt. Auf diese Weise
läßt sich die Wirkung der Flamme in dem Ofen nach Belieben modificiren entweder zum
Reduciren, Neutralisiren oder Oxydiren, je nach der Quantität der entwikelten
brennbaren Gase oder dem Volumen der zu ihrer Verbrennung zugelassenen heißen Luft.
Die so erzeugte Hize wird zu dem beabsichtigten Zwek directer als bei gewöhnlichen
Oefen angewendet, bei denen die Hize durch die unvollkommene Verbrennung des
Brennmaterials erzeugt wird, und bei denen das in Behandlung befindliche Material
seine Temperatur lediglich von der Flamme bei ihrem Durchgang durch die Hauptkammer
des Ofens herleitet. Bei dem verbesserten Ofen dagegen ist die Temperatur in der
Feuerkammer, wo die brennbaren Gase erzeugt werden, sehr niedrig, aber die wirkliche
Verbrennung der leztern und die daraus resultirende intensive Hize wird dahin
concentrirt, wo die zu bearbeitenden Metalle liegen und wo die größte Hize
erforderlich ist. Der Verlust an Brennmaterial in Folge der Entweichung
unconsumirter brennbarer Gase aus dem Schornstein wird auf diese Weise vermieden;
und da die Verbrennung der Gase in dem Ofen unter einem größeren Druk als der äußere
atmosphärische Druk ist, vor sich geht, so ist der Metallverlust durch Oxydation in
Folge des Eindringens der Luft durch die Arbeitsthür oder durch irgend eine Oeffnung
in den Ofen gänzlich beseitigt. Jede Kohlengattung, bemerkt der Patentträger, kann
bei dem in Rede stehenden Ofen mit Vortheil angewendet werden, jedoch eignet er sich
vorzugsweise für den Gebrauch der Stein- oder Anthracitkohle. Er kann mit
großem Vortheil zur Bearbeitung aller Arten Metalle angewendet werden; der
Patentträger selbst bediente sich desselben zur Verwandlung des Roheisens in
Feineisen und zum Puddeln, so wie zum Erwärmen schwerer Eisenstüke, z.B.
Krummzapfenwellen für Dampfboote.
Fig. 31
liefert einen Horizontaldurchschnitt, Fig. 32 einen verticalen
Längendurchschnitt und Fig. 33 einen verticalen
Querschnitt des in Rede stehenden Flammofens.
A ist die Feuerkammer, worin das Brennmaterial in
brennbare Gase verwandelt wird;
B der Rost;
C der Aschenfall, welcher vorn durch eine eiserne Thür
verschlossen ist;
D eine an der einen Seite des Aschenfalls befindliche
Oeffnung, durch welche atmosphärische Luft eingeblasen wird;
E das Heizloch, durch das die Feuerkammer mit
Brennmaterial versehen wird;
F die über dem Feuer angebrachte Lufterwärmungskammer,
von der eine Reihe von Blaseröhren G ausgeht, welche die
heiße Luft mitten unter die brennbaren Gasarten blasen, während diese über die
Feuerbrüke strömen. Die Luftheizungskammer ist aus Gußeisen, die Blaseröhren sind
aus Schmiedeisen construirt. Leztere sind ungefähr 15 Zoll lang, halten an dem
weiteren Ende 2 und an der Mündung 1 1/4 Zoll im Durchmesser. Die Mündung sollte
leicht abgeplattet seyn. Im vorliegenden Fall sind neun Blaseröhren in Gebrauch; man
kann sich indessen einer größeren oder geringeren Anzahl derselben bedienen.
H ist die Feuerbrüke, über welcher die brennbaren
Gasarten und die heißen Luftströme sich mit einander vermengen. Sie ist weit länger,
als beibe gewöhnlichen Oefen, nämlich 2' 6'' lang, von dem Ende der Blaseröhren an,
damit das Gas und die Luft vor ihrem Eintritt in die Hauptkammer des Ofens Zeit
haben, sich innig mit einander zu verbinden.
I, I sind gußeiserne, den ganzen Herd des Ofens
umgebende Blöke, durch die ein Strom kaltes Wasser circulirt, um die Seiten gegen
die intensive Hize und die zerstörenden Wirkungen des geschmolzenen Eisens und der
Schlake zu schüzen.
K, K ist der Herd, der aus ganz dicht neben einander auf
den Rand gestellten Brennziegeln oder aus gutem Feuersand construirt seyn kann. Er
ist gegen die Abstichöffnung L geneigt, damit das
raffinirte Eisen leichter herausfließen kann;
M der Fuchs;
N der Schornstein;
O eine Kammer, worin ein System von Luftheizungsröhren
angeordnet ist. Diese Kammer ist von dem Schornstein durch eine gemauerte
Scheidewand getrennt. Leztere besizt indessen zahlreiche Oeffnungen, welche den
Röhren P, P, P, P hinreichende Hize mittheilen, um die
durch dieselben getriebene Luft bis zur gehörigen Temperatur zu erhizen. Die Wärme
läßt sich mit großer Genauigkeit reguliren, indem man mehr oder weniger brennendes
Gas in die Kammer O
übergehen läßt, was durch
Verengung des Schornsteins N oder des oberen Theils der
Kammer O geschehen mag.
Q, Q sind Düsen, durch welche die erhizte Luft zum Behuf
des Raffinirens und Entkohlens auf das geschmolzene Eisen geblasen wird. Sie sind so
angeordnet, daß ihre Achsen gegen die Mitte des Herdes unter einer Neigung von
25° bis 30° convergiren, wodurch sie dem flüssigen Eisen eine Bewegung
in zwei entgegengesezten Strömungen ertheilen und somit jeden Theil der
Metalloberfläche der entkohlenden Thätigkeit der heißen Gebläseluft aussezen.
Von der aus dem Gebläse kommenden Windleitungsröhre tritt ein Arm unter den Rost in
den Aschenfall, während ein anderer Arm in die Höhe geht und mit den in der Kammer
O befindlichen Röhren P
communicirt. Von hier leitet die Röhre P' die erhizte
Luft in die Kammer F, wo ihre Zuströmung durch das
Ventil T regulirt wird.
U, U sind zwei von der Röhre P' abwärts sich erstrekende engere Röhrenarme, welche die heiße
Gebläseluft den Düsen Q, Q zuführen. Zur Regulirung
dieser Luft dienen die Ventile V, V.
W, W sind die zu beiden Seiten des Ofens befindlichen
Arbeitsthüren.
Das Verfahren, Eisen in einem Ofen dieser Art zu frischen, ist nun folgendes. Man
füllt die Feuerkammer A mit Brennmaterial, und läßt,
nachdem dieses angezündet worden ist, kalte Gebläseluft unter den Rost treten,
wodurch die brennbaren Gase erzeugt werden. Das Ventil T
wird alsdann allmählich geöffnet, um zur Verbrennung der Gase die heiße Luft
zuzulassen. Nachdem der Ofen die Weißglühhize erlangt hat, sezt man 25 bis 30 Cent.
Roheisen ein und breitet und schichtet dasselbe über den ganzen Herd, so daß die
Flamme gut durch dasselbe circuliren kann. Wenn die Füllung ganz dünn geschmolzen
ist, was in der Regel innerhalb 1 3/4 Stunden der Fall ist, so läßt man durch die
Düsen Q, Q die heiße Gebläseluft zu. In 1 bis 1 1/4
Stunde erscheint das Metall hinreichend raffinirt, worauf man dasselbe durch die
Abstichöffnung in die Form laufen läßt.
Diese Methode, das Roheisen in Feineisen zu verwandeln, gewährt den offenen
Raffinirfeuern gegenüber eine sehr bedeutende Eisenersparniß. Bei offenen
Raffinirfeuern ist das Eisen während der ganzen Dauer des Niederschmelzens der
oxydirenden Einwirkung des Gebläsewindes ausgesezt, so daß ein sehr großer Theil des
Eisens, bevor dasselbe geschmolzen ist, sich in Cinder verwandelt hat. Der Abgang an Eisen wechselt
bei offenen Raffinirfeuern zwischen 12 und 15 Proc. Bei der von dem Patentträger
befolgten Methode jedoch wird alles Eisen ohne den geringsten Verlust durch
Oxydation geschmolzen, indem nicht mehr Luft in den Ofen eintreten kann, als eben
zur Verbrennung der Gase erforderlich ist, und der Proceß der Entkohlung nicht eher
anfängt, als bis alles Eisen geschmolzen ist. Der Verlust an Eisen ist daher bei dem
Ofen des Patentträgers bedeutend geringer; selten übersteigt er 7 Proc., gewöhnlich
wechselt er zwischen 5 und 7 Procent.
Man kann auch, wie der Patentträger bemerkt, diese Art Oefen mit großem Vortheil zum
Puddeln des Eisens anwenden, indem man beide Proceduren, die der Feineisenbereitung
oder Weißmachens und die des Puddelns in demselben Ofen vereinigt. In diesem Fall
sollte der Herd ungefähr um 18 Zoll breiter, als der zu dem beschriebenen Ofen
gehörige gemacht werden, dem er übrigens in jeder Hinsicht gleicht, mit Ausnahme des
Bodens, welcher eben so wie bei gewöhnlichen Puddelöfen beschaffen ist. Die Füllung
ist doppelt, nämlich ungefähr 9 Cent., und da der Ofen mit zwei einander gegenüber
liegenden Arbeitsthüren versehen ist, so können zwei Puddler gleichzeitig arbeiten.
Nachdem das eingesezte Metall niedergeschmolzen ist, wird es eben so, wie bei dem
Raffinirproceß, der aus den Düsen strömenden heißen Gebläseluft ausgesezt; aber
anstatt das Metall, wenn es in Feineisen verwandelt ist, abzulassen, sperrt man den
Wind ab und vermindert die Gaserzeugung ein wenig, wodurch die Temperatur des Ofens
auf den zum Puddeln geeigneten Wärmegrad reducirt wird. Nun fangen die Puddler an
das Eisen auf die gewöhnliche Weise zu bearbeiten, wobei sie dadurch, daß sie mehr
oder weniger Gas erzeugen, die Temperatur des Ofens nach Willkür reguliren. Die
Oefen zum Erwärmen schwerer Stüke haben dieselbe Einrichtung, wie der beschriebene
Ofen, und differiren von demselben nur in der Gestalt und den Dimensionen des
Herdes, die sich nach der Art der zu behandelnden Arbeitsstüke richten.