Titel: Einfaches Meridian-Instrument, genannt Dipleidoskop; von Dent.
Fundstelle: Band 94, Jahrgang 1844, Nr. XXII., S. 132
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XXII. Einfaches Meridian-Instrument, genannt Dipleidoskop; von Dent. Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal Jul. 1844, S. 260. Mit Abbildungen auf Tab. II Dent's einfaches Meridian-Instrument. Von welchem Nuzen für das Publicum ein wohlfeiles, einfaches und genaues Passageninstrument wäre, dessen Handhabung keine wissenschaftlichen Kenntnisse voraussezte und das nicht so leicht beschädigt oder in Unordnung gebracht werden könnte, davon hatte sich der berühmte Chronometerfabrikant Dent längst überzeugt. Nachdem er diesem Gegenstand viel Zeit und Nachdenken gewidmet hatte, erfand er im Jahr 1840 einen Apparat, durch welchen mittelst Schatten der beabsichtigte Zwek erreicht werden sollte. Da jedoch dieser Apparat wegen der Unsicherheit der Schatten sich als mangelhaft erwies, so kam er auf den Gedanken, daß reflectirende Flächen ein vollkommneres Resultat darbieten möchten, und so brachte er ein Instrument zu Stande, das man sich gegen die geringe Ausgabe von zwei Guineen verschaffen kann und dessen Beschreibung nun folgen soll. Das Instrument besizt in Vergleich mit andern Instrumenten von ähnlicher Genauigkeit große Vortheile. Außerordentlich einfach bedarf es keiner Reparaturen und erfordert weiter keine Aufmerksamkeit als diejenige, welche Anfangs nöthig ist, um dasselbe horizontal und in den Meridian zu stellen. Die Beobachtungen können alsdann von Jedem, auch von dem des astronomischen Apparats und der praktischen Astronomie Unkundigen, angestellt werden. Das Instrument ist so einfach wie eine Sonnenuhr, aber unendlich genauer, indem es die Zeit bis zu einem Bruchtheil einer Secunde angibt. Der Nuzen, neben einem vollkommenen Chronometer noch einen Indicator dieser Art zu besizen, ist einleuchtend; denn so ausgezeichnet auch eine Uhr seyn mag, die Erfahrung lehrt doch immer, wie schwer es ist, durch irgend eine mechanische Vorrichtung auf längere Perioden eine genaue Zeitangabe zu erhalten. Zur Ausgleichung der immerhin am Mechanismus hastenden Unvollkommenheit ist eine Beobachtung der Himmelskörper unumgänglich nothwendig. Ein nicht zu übersehender Vortheil ist die Annehmlichkeit, insbesondere in abgelegenen Gegenden, sich im Besiz der Mittel zur Bestimmung der wahren Zeit zu wissen. Es dürfte daher ein solches Instrument zur Aufstellung in Dorfpfarrhäusern, Eisenbahnstationen u.s.w. zu empfehlen seyn. Mit Hülfe dieses neuen patentirten Meridianinstruments, welches den Namen Dipleidoskop erhalten hat, ist Jeder im Stande, durch eine Beobachtung des Durchgangs der Sonne oder der Sterne durch den Meridian, mit größter Leichtigkeit die richtige Zeit zu ermitteln. In der nachfolgenden Erläuterung beschränken wir uns der Kürze und Einfachheit wegen auf die Beobachtung der Sonne. Bekannt ist das physikalische Gesez, daß der Winkel, unter welchem ein Lichtstrahl eine Fläche trifft, dem Winkel gleich ist, unter welchem er reflectirt wird. DC, DB und BC, Fig. 28, sind drei reflectirende Ebenen, wovon DC eine Glasscheide ist, während DB und BC metallene übersilberte Planspiegel sind. Angenommen, der bei E auf DC einfallende Lichtstrahl Nr. 1 werde bei 1' ins Auge reflectirt, und das Sonnenbild scheine in der Richtung von D nach C vorzurüken. Der durch DC gehende Strahl wird von CB nach DB reflectirt, und gelangt von da in der Richtung 2' ins Auge. Das Bild der Sonne scheint sich nun in Folge dieser doppelten Reflexion von C nach D zu bewegen, und somit scheinen sich zwei Bilder einander zu nähern. Angenommen, der Strahl Nr. 1 sey in die Lage Nr. 3 und der Strahl Nr. 2 in die Lage Nr. 4 gerükt, so werden sich ihre reflectirten Strahlen offenbar in derselben Richtung 3' und 4' befinden und beide Bilder der Sonne coincidiren zum Zeichen, daß es eben Mittag ist. Da die Lichtstrahlen immer weiter vorrüken, so werden auch die Bilder an einander vorübergehen und sich trennen. Fig. 29 stellt ein mit einem Fernrohr ausgestattetes Dipleidoskop dar, das sich mit Hülfe der Schrauben a, b, c nach allen Richtungen adjustiren läßt. Diese Art das Instrument aufzustellen eignet sich für Observatorien oder Bibliotheken, wo dasselbe auf ein steinernes oder gußeisernes Piedestal zu stellen ist. Fig. 27 zeigt das Instrument auf einer steinernen Unterlage in freier Luft; denn da die Witterung auf das Instrument keinen Einfluß hat, so bedarf dasselbe zum Schuz nur eines messingenen Gehäuses.

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