Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. XXIX., S. 162 |
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XXIX.
Miszellen.
Miszellen.
Die Schwimmschuhe des Norwegers Tönnes Balchen und des Schweden Robert Kjellberg.
Die beiden genannten Männer haben die zuerst von einem andern Schweden ersonnenen
Schwimmschuhe, um mittelst derselben auf der Oberfläche des Wassers zu schreiten,
sehr vervollkommnet. Jene bestanden in ungefähr 12 Fuß langen und 1 Fuß breiten,
oben geschlossenen kleinen Kähnchen, auf denen die Füße des Wasserbeschreitenden
ruhten. Es ist sehr leicht einzusehen, daß die Bewegung mit diesen Schwimmschuhen
sehr langsam, unbehülflich und ohne bestimmte Richtung seyn mußte und sie daher bald
wieder in Vergessenheit geriethen. Balchen und Kjellberg haben die Sache wieder aufgegriffen und jene
Schwimmschuhe sehr verbessert, so daß Kundige mit denselben ziemlich gewandt und
sicher auf der Wasseroberfläche herumschreiten können, wenn darin überhaupt ein
Vortheil gegen die Fortbewegung mit Rudern in einem Kahne irgendwie gefunden werden
sollte. Sie haben davon Proben in mehreren Städten gegeben und sezen zu diesem Ende
ihre Kunstreise durch Europa fort. Die neue Einrichtung ist nicht so ganz einfach,
wie man auf den ersten Anschein glauben sollte, aber sehr zwekmäßig angeordnet. In
der Sizung der polytechnischen Gesellschaft in Leipzig vom 20. Sept. wurde sie in
Folgendem erklärt. Die beregten Schwimmschuhe sind 5 Fuß lang, 7 Zoll hoch und 7
Zoll breit und bestehen aus zwei überall geschlossenen verzinnten Blechgefäßen,
welche zusammengenommen etwas mehr Wasser verdrängen, als der sich ihrer bedienende
Mensch schwer ist. Das Gehen auf diesen mit Luft gefüllten Schuhen würde nun aber
sehr schwer und gefährlich seyn, wenn nicht Sorge getragen wäre, daß sich dieselben
mit Steuerrudern lenken ließen und nicht Vorkehrungen angebracht wären, um dem
ruhenden Schuh einen größern Widerstand gegen das Wasser zu gewähren, damit derselbe
nicht zurükrutsche, wenn man mit dem andern fortschreitet. Durch die erst erwähnten
Steuerruder, die auch wirklich hinten angebracht sind und an beiden Schuhen zugleich
durch eine Hand des Schreitenden gestellt werden, erhalten die Schuhe die Richtung.
Um den Widerstand des ruhenden Schwimmschuhes gegen das Wasser zu vermehren, sind
unter dem Kiel gegen dessen Längenachse vier winkelrecht stehende Doppelklappen
angebracht, welche zusammenklappen und dem Wasser keinen Widerstand darbieten, wenn
der Schuh fortschreitet, inzwischen wenn er ruht, mit ihrer ganzen Fläche aufklappen
und einen Stüzpunkt gegen das Wasser geben. Die Steuerruder werden durch Schnüre
bewegt, welche an Hebel befestigt und über Rollen und Röhren im Innern der Schuhe zu
einem Hebelapparat vorne am Leibe des Schreitenden geführt sind, mittelst dessen
derselbe steuert. Der Fuß wird unter einen Riemen gestekt, der oben quer über dem
Schuh angebracht ist, damit bei Unfällen, wie sich der Herr Erklärer in der
polytechnischen Gesellschaft ausdrükte, der Wassertretende die Füße leicht frei
machen könne, um sich durch Schwimmen zu retten. In dieser Bemerkung liegt die ganze
Kritik der Vorrichtung; gewährt dieselbe so wenig Sicherheit und Zuverlässigkeit,
daß das Schwimmen eine vermehrte darbietet, so ist allerdings wohl anzunehmen, daß
ein Kahn mit Rudern unter allen Umständen mehr Vortheile gewährt; denn auf den
Schuhen stehend ist der Mensch, da er eine Hand zum Steuern braucht, fast unfähig
irgend etwas vorzunehmen und ist zudem verhindert, viel Geräth mit sich zu führen. Zwekmäßiger noch für
gewisse Fälle ist folgende Vorrichtung, die wir vor ungefähr 30 Jahren praktisch
benuzt sahen. An ein paar starke, wasserdichte Filzstiefel war, ebenfalls
wasserdicht, ein rundlicher Kahn von Leder angenäht, der, wenn Jemand die Stiefeln
anzog, gerade in der Gegend des Unterleibes sich befand und mit Luft gefüllt um den
Leib zugeschnürt werden konnte. Der ganze Apparat war verhältnißmäßig leicht und man
konnte ohne zu große Unbequemlichkeit sich mit demselben und auf festem Boden
fortbewegen; ging man mit demselben ins Wasser, so befand der Oberkörper sich oben,
die Hände hatte man zur freien Verfügung und mit den Füßen konnte man sich
fortbewegen und steuern. Diese Schwimmvorrichtung diente zwekmäßig zum Behufe der
Jagd, jedoch nur in seltenen Fällen, wo einem weder Hand noch Kahn, weder Weg noch
Steg helfen können. (Gewerbeblatt f. Sachsen, 1844 Nr. 80.)
Ueber die Ursachen der häufigen Explosionen bei der
Fabrikation des Stük- und Jagdpulvers.
Hr. Vergnaud, Inspektor der Pulverfabrik zu Esquerdes,
kommt in einer diesen Gegenstand betreffenden, von ihm der franz. Akademie der
Wissenschaften übergebenen Abhandlung auf die Folgerung: „die
wahrscheinlichste Ursache der häufigen Explosionen bei der Fabrikation des
Stük- und Jagdpulvers ist zugleich dem entstandenen Mehlpulver und einer
die Elektricität erregenden Atmosphäre zuzuschreiben, unabhängig vom
Sandsteinfunken oder unter Mitwirkung desselben.“
Bei Gelegenheit dieser Mittheilung berichtete Hr. Morin
über neuere Versuche, welche in der Pulverfabrik zu Bouchet bei Arpajon angestellt
wurden und wobei man sich überzeugte, daß die Gegenwart einer sehr geringen Menge
Sandstein oder Kieselerde fast unfehlbar Explosionen in Pulvermühlen mit steinernen
Läufern auf gußeiserner Bahn zur Folge hat. Er bemerkte noch, daß Kalkstein, Gyps,
Schieferstein, Metallstüke keine Explosionen verursachten, während man mit dem
Sandstein oder Glas solche fast immer erhielt.
Da die Walzen oder Läufer in der Pulverfabrik zu Esquerdes aus einem dichten
Kalkstein bestehen, welcher eine Menge Sandkörner enthält, die sich bei der Abnuzung
derselben losmachen, so dürften wohl dieser Ursache die häufigen Explosionen in
jenen Mühlen zuzuschreiben seyn. (Comptes rendus, Jul.
1844, Nr. 4.)
Prof. Schönbein's Untersuchungen über das Ozon und den Stikstoff.
Bekanntlich sammelt sich um die Ausströmungsspizen einer gewöhnlichen
Elektrisirmaschine ein eigenthümlicher Riechstoff, welcher auch am positiven Pol
einer Volta'schen Säule während der Volta'schen Zersezung luft- oder
stikstoffhaltigen Wassers auftritt.
Dieser sonderbare Körper, welchen Prof. Schönbein
„Ozon“ nennt, ist nach seinen Untersuchungen gasförmig, besizt
den sogenannten elektrischen Geruch, dringt eingeathmet im thierischen Organismus
Wirkungen hervor ähnlich denen veranlaßt durch Chlor, zerstört mit ziemlich großer
Energie organische Farbstoffe, zersezt augenbliklich das Jodkalium unter
Ausscheidung von Jod, desgleichen die Hydrojodsäure, das gelbe Blutlaugensalz,
dieses in das rothe umändernd, den Schwefelwasserstoff unter Ausscheidung von
Schwefel, wandelt in Berührung mit Wasser und Jod lezteres in Jodsäure um, wird von
leicht oxydirbaren Metallen, wie von Eisen und Zink augenbliklich verschlukt,
polarisirt Gold oder Platin sofort negativ, besizt mit Einem Wort eine große Anzahl
von Eigenschaften gemeinschaftlich mit dem Chlor oder Brom.
Im Wasser dagegen ist das Ozon als solches nicht auflöslich, wird jedoch von
demselben langsam absorbirt, damit eine vollkommen neutrale und geschmak wie
geruchlose Flüssigkeit bildend, welche, wenn auch noch so schwach gesäuert, die
Eigenschaft besizt, Jodkalium-Kleister tief blau zu färben. Ganz so verhielt
sich Wasser, das der Baseler Chemiker aus einer Wolke sammelte, in der es heftig und
längere Zeit geblizt hatte.
Die leichteste Art diesen merkwürdigen Körper in merklichen Mengen zu erzeugen,
besteht darin, daß man bei gewöhnlicher Temperatur Phosphor in ein Gemenge von
Stikstoff und Sauerstoff, d.h. in atmosphärische Luft bringt. Nach kurzer Zeit, je
nach Umständen schon nach einigen Minuten, tritt das Ozon in in einem solchen
Gasgemenge auf, und nach zwölfstündiger Einwirkung des Phosphors ist die Luft
bereits so stark mit dem fraglichen Körper beladen, daß man mit ihr alle die vorhin
erwähnten Reactionen erhält, daß in einer so beschaffenen Luft also z.B.
Lakmuspapier ziemlich rasch gebleicht und Jodkalium-Kleister augenbliklich
auf das tiefste gebläuet wird.
Ozon wird auch entwikelt, wenn man ein Gemisch von Mangansuperoxyd oder
Bleisuperoxyd, Schwefelsäure und Stikstoff der Luft aussezt.
Schönbein erhielt einen Körper, welchen er als sehr
reines Ozonkalium betrachtet; derselbe ist ein weißes Pulver, fast geschmaklos, kaum
in Wasser auflöslich und wird durch Schwefelsäure leicht zersezt, wobei Ozon ohne
Gegenwart von Mangansuperoxyd frei wird. Das Ozon scheint Verbindungen zu bilden,
welche hinsichtlich ihrer chemischen Natur von den Verbindungen des Chlors, Broms
etc. sehr verschieden sind. Der Ozonwasserstoff und das Ozonkalium haben sehr wenig
Aehnlichkeit mit dem Chlorwasserstoff und dem Chlorkalium. Bezüglich seiner
chemischen Verwandtschaft scheint das Ozon zwischen dem Brom und Jod eingereiht
werden zu müssen, Ozon wirkt nicht auf Bromkalium, während es Jodkalium leicht
zersezt.
Da die Gegenwart des Stikstoffes eine unerläßliche Bedingung für die elektrische,
Volta'sche und chemische Erzeugung des Ozons ist, lezteres ohne jenen Körper nicht
erhalten werden kann, so muß man schließen, daß das eigenthümlich riechende Princip
entweder eine Stikstoffverbindung oder ein Bestandtheil des Nitrogens sey. Die bis
jezt vorliegenden auf das Ozon sich beziehenden Thatsachen sind von einer solchen
Art, daß sie unter einander sich verknüpfen lassen und erklärlich werden, wenn man
von der Annahme ausgeht: es bestehe der Stikstoff aus Ozon und Wasserstoff, und
ersteres sey ein einfacher, dem Chlor in mannichfacher Beziehung ähnlicher
Körper.
Wenn der Stikstoff wirklich ein zusammengesezter Körper ist, so hat diese Entdekung
eine große Veränderung im chemischen System, nämlich hinsichtlich aller
Stikstoff-Verbindungen zur Folge (unter diesen dürfte die Salpetersäure
jedoch keineswegs die Ansicht wahrscheinlich machen, daß der Stikstoff eine
Wasserstoff-Verbindung ist); ferner wäre sie von bedeutendem Einfluß auf die
Meteorologie, wegen der Rolle, welche der Stikstoff bei den meteorologischen
Erscheinungen spieltProf. Schönbein hat die Ergebnisse seiner
Untersuchungen über das Ozon in einem eigenen Werkchen, betitelt:
„Ueber die chemische Erzeugung des Ozons“
niedergelegt, welches eben in den Buchhandel gekommen ist.. (Biblioth. univ. de Genève vom 25. Mai
1844 und Augsb. Allg. Zeitg. vom 23. Okt. 1844.)
Turner's
Verfahren salzsaures und schwefelsaures Ammoniak, ferner Blutlaugensalz und
Berlinerblau mittelst Guano zu fabriciren.
Wilton G. Turner, Philos. Dr.
zu Gateshead, Grafschaft Durham, ließ sich am 11. März 1844 folgende Methoden hiezu
patentiren.
I. Verfahren um gleichzeitig Salmiak
und Berlinerblau mittelst Guano zu gewinnen.
Der Guano wird in eisernen Cylindern, wie man sie in den
Steinkohlengas-Anstalten anwendet, der trokenen Destillation unterworfen
und die sich entwikelnden Gase werden durch gußeiserne Röhren in zwei
schmiedeiserne Woulfe'sche Flaschen geleitet, welche mit Wasser beschikt sind
und von diesen noch durch ein offenes Gefäß, worin sich ebenfalls Wasser
befindet. Anfangs treibt man die Temperatur bloß auf die dunkle Rothglühhize,
gegen das Ende der Operation aber muß sie höher gesteigert werden. Die
Destillations-Producte bestehen hauptsächlich aus Blausäure, kohlensaurem
Ammoniak und Kohlenwasserstoff; die beiden ersteren werden rasch vom Wasser
absorbirt, daher man eine starke Auflösung von blausaurem und kohlensaurem Ammoniak
erhält. Findet man nach beendigter Destillation, daß in die zweite Flasche viel
Ammoniak übergegangen ist, so muß die Flüssigkeit in der ersten Flasche für eine
neue Operation durch Wasser ersezt werden; dieß ist nämlich ein Beweis, daß das
in der ersten Flasche vorgeschlagene Wasser gesättigt ist; deßgleichen ist das
Wasser in der zweiten Flasche gesättigt, sobald die ammoniakalischen Producte in
die dritte überzugehen beginnen.
Die Auflösung von blausaurem und kohlensaurem Ammoniak wird nun aus den
Woulfe'schen Flaschen in hölzerne Gefäße gebracht und mit einer hinreichenden
Menge salzsauren Eisenoxyduls versezt, damit nicht nur alle Blausäure in
Eisenblausäure, sondern auch diese in Berlinerblau verwandelt werden kann;
lezteres bildet sich, wenn man so viel Salzsäure zusezt, daß das freie Ammoniak
neutralisirt wird. Um zu erfahren, ob genug salzsaures Eisenoxydul angewandt
wurde, untersucht man eine Portion der Flüssigkeit mittelst der bekannten
Reagentien auf Blausäure; ein Ueberschuß des Eisensalzes ist unnöthig.
Man läßt nun den entstandenen Niederschlag sich sezen und trennt ihn von der
Flüssigkeit. Kocht man denselben mit Aezkali, so bekommt man Blutlaugensalz,
welches man krystallisiren lassen kann.
Die vom Berlinerblau abgezogene Flüssigkeit muß man zuerst von dem allenfalls
darin enthaltenen überflüssigen Eisensalz befreien, indem man sie vorsichtig mit
einer frischen Portion ammoniakalischer Flüssigkeit versezt. Man erhält dann
Eisenoxyd nebst Berlinerblau als Niederschlag und eine neutrale Auflösung von
salzsaurem Ammoniak. Nachdem sich der Niederschlag abgesezt hat, wird die
Salmiakauflösung mittelst eines Hebers abgezogen. Das Eisenoxyd wird einer neuen
Quantität blausauren Ammoniaks zugesezt. – Wendet man bei diesem
Verfahren Eisenvitriol und Schwefelsäure an, so erhält man natürlich anstatt
Salmiak schwefelsaures Ammoniak.
II. Verfahren Blutlaugensalz durch
Schmelzen von Guano mit Potasche zu bereiten.
Wenn man den Guano gerade so wie sonst das getroknete Blut mit Potasche schmelzen
würde, so erhielte man kein blausaures Kali, wenigstens nicht eher, als bis so
viel Guano unnüz verbrannt worden ist, daß sein Rükstand den überschüssigen
Kohlenstoff liefert, welcher, wie ich gefunden habe, zur Erreichung des
beabsichtigten Zweks nöthig ist. Vermengt man jedoch den Guano vorher mit
kohlenstoffhaltigen Substanzen (besonders Theer) und beschikt die Potasche mit
freiem Kohlenstoff, so wird aller Stikstoff in Cyan verwandelt, während er sonst
unnüz als Ammoniak entweichen würde.
Folgendes Verfahren habe ich sehr vortheilhaft befunden: 42 Pfund Potasche werden
durch starke Rothglühhize in vollkommenen Fluß gebracht und dann nach und nach
mit einem feingepulverten Gemenge von 7 Pfd. Steinkohlen und 3 1/2 Pfd.
Rotheisenstein (Eisenoxyd) versezt; nachdem ihr dasselbe gut einverleibt ist,
läßt man den Kessel wieder seine Hize erlangen. Dann wird ein Gemenge von 7 Pfd.
vollkommen getroknetem Guano, 7 Pfd. Kohlen und 3 1/2 Pfd. Theer eingetragen und
untergerührt, zulezt aber 21 Pfd. Guano, die mit 10 bis 11 Pfund Theer vermischt
worden sind. Auf diese Weise erhält man Schmelzkuchen, welche eben so
reichhaltig sind wie diejenigen von 42 Pfd. Potasche und 84 Pfd. Hörn. (Aus dem
Repertory of Patent-Inventions, Okt.
1844, S. 246.)
Bower's
Verfahren kohlensaures Natron aus Glaubersalz zu bereiten.
Joseph Bower ließ sich am 4. März 1840 in England
folgendes Verfahren hiezu patentiren: man dringt in einen mit einer Rührvorrichtung
versehenen eisernen Cylinder 200 Theile Wasser, 86 Theile
doppelt-kohlensaures Ammoniak und 100 Theile wasserfreies schwefelsaures
Natron; das Gemisch wird 18 bis 36 Stunden lang umgerührt. Durch gegenseitige
Zersezung dieser Salze entsteht dann doppelt-kohlensaures Natron und
schwefelsaures Ammoniak. Von ersterem gießt man die Flüssigkeit ab, bringt das
Natronsalz auf ein Filter und preßt es dann aus, um alle Auflösung von
schwefelsaurem Ammoniak davon zu trennen. Das doppelt-kohlensaure Natron kann
in einfach-kohlensaures Salz verwandelt werden durch gelindes Glühen in einem
verschlossenen Ofen, welcher mit einer Vorlage zur Verdichtung des etwa
zurükgebliebenen Ammoniaks verbunden wird.
Will man die Zersezung des Glaubersalzes durch anderthalb-kohlensaures
Ammoniak bewerkstelligen, so muß man in den Cylinder einen Strom kohlensaures Gas
unter Umrühren der Mischung leiten, damit alles Ammoniaksalz in doppeltkohlensaures
verwandelt wird. (Chemical Gazette, 1844 No. 45.)
Verfahren das Eisen und einige andere Metalle in vollkommen
reinem Zustande darzustellen.
Hr. Peligot überschikte Hrn. Dumas eine Quantität metallisches Eisen, welches er durch Zersezung von
Eisenchlorür mittelst reinen und trokenen Wasserstoffgases erhalten hatte; das
Eisenchlorür (Einfach-Chloreisen) war auf nassem Wege bereitet worden und
enthielt folglich keinen Kohlenstoff. Das auf diese Weise gewonnene ganz reine Eisen
bildet zum Theil glänzende Oktaëder, zum Theil biegsame und hämmerbare
Blättchen. Da das Manganchlorür durch Wasserstoffgas nicht zersezbar ist, so muß aus
dem angegebenen Wege bereitetes Eisen auch manganfrei seyn. Auf ähnliche Weise
erhielt Peligot das Kobalt in biegsamen Blättern mit
Metallglanz; natürlich kann man nach dieser Methode nur solche Metalle in reinem
Zustande bereiten, welche wie Eisen, Kobalt, Nikel etc. sehr oxydirbar und zugleich
strengflüssig sind.
Hr. Dumas bemerkt über diese (jedoch keineswegs neue)
Methode die Metalle durch reines Wasserstoffgas abzuscheiden, daß sie sehr schäzbar
sey, weil sich die Chlormetalle sehr leicht durch Krystallisation oder Sublimation
in reinem Zustande darstellen lassen; die Metalloxyde hingegen erhält man wegen
ihrer Unauflöslichkeit fast immer durch Präcipitation und in amorphem Zustande,
daher es meistens schwer ist ihre Reinheit nachzuweisen. Durch Reduction der
Metalloxyde mit Kohle erhält man die Metalle fast stets mit Kohlenstoff verbunden,
und bei der Reduction der Metalloxyde mit Wasserstoff halten die Metalle immer
einige Spuren von den zur Fällung der Oxyde selbst angewandten Alkalien zurük. Diese
Uebelstände verschwinden bei der Anwendung von Chlormetallen. (Comptes rendus, Sept. 1844, Nr. 14.)
Ueber die Zersezung des Cyansilbers bei der galvanischen
Versilberung.
Man hat beobachtet, daß wenn man sich einer Lösung des reinen Doppelsalzes von
Cyansilber mit Cyankalium bedient, die Zersezung sehr schwierig erfolgt, falls die
Batterie nicht eine sehr mächtige ist; daß aber durch Zusaz eines kleinen
Ueberschusses von Cyankalium der Proceß sehr befördert und ein viel schwächerer
galvanischer Apparat völlig ausreichend wird zur Erreichung des Zwekes. Man schrieb
dieß gewöhnlich der durch das alkalische Salz vergrößerten Leitungsfähigkeit und
einer Art vermittelnden Einflusses desselben auf die Lösung zu. Hr. Napier zeigte aber durch Versuche, daß aller
Wahrscheinlichkeit nach die Schwäche des Stroms von der Bildung einer Kruste von
Cyansilber an der positiven Elektrode herrühre, wenn die leztere von Silber ist; ist
hingegen ein Ueberschuß von Cyankalium vorhanden, so löst sich die erzeugte Kruste
sogleich wieder auf und der Strom geht ohne Unterbrechung fort; ist die positive
Elektrode von Platin, so findet von dem Allem nichts statt und der Proceß geht mit
dem reinen Salz ganz gut vor sich.
Aus Napier's Versuchen geht hervor daß wenn die bei der
Zersezung des fraglichen Salzes angewandte galvanische Kraft nicht zu stark, sondern
der auszuführenden Arbeit angemessen ist, das Cyansilber allein der Zersezung
unterliegt, das Cyankalium aber bloß in Freiheit gesezt wird; wenn hingegen die
galvanische Kraft zu stark ist, wird auch lezteres zersezt und am negativen Pol
Wasserstoff entwikelt.
Wird eine Lösung des Doppelcyanids elektrolysirt unter Anwendung von Platinplatten,
so wird, bei schwachem Strom, das an der positiven Seite entwikelte Cyan von der
Lösung absorbirt, welche sich dunkelbraun färbt; bei starkem Strome aber wird am positiven Pole
Sauerstoffgas entwikelt, das Cyan zersezt und Cyansilber auf das Metall
abgelagert.
Obwohl nun das Doppelcyanid in Auflösung sicherlich ein vortrefflicher Leiter der
Elektricität ist und, wenn man der Anhäufung von unlöslichem Cyanid an der Elektrode
vorbeugt, sehr leicht zersezt wird, so ist es doch merkwürdig, daß die Zersezung
doch viel lieber vor sich geht, wenn man noch weiteres Cyankalium zusezt. Sezt man
noch ein Aequivalent desselben hinzu, so wird die Lösung leichter zersezt, als
irgend eine bekannte Substanz, indem ein Quadratzoll Kupfer und Zink, in Wasser
eingetaucht, dazu hinreicht. (Chemical Gazette, 1844,
No. 44.)
Ueber das Bleichen des gelben Wachses.
Schmidt empfiehlt (in Herberger
und Winckler's Journal 1839, Heft 2) zum Bleichen des
Wachses folgendes Verfahren, wodurch der Chlorgehalt des Wachses, welchen das
Bleichen desselben mit Chlor stets zur Folge hat, vermieden wird. Man erhizt 8
Theile, durch Schmelzen und Coliren von beigemengten fremden Theilen befreites,
gelbes Wachs mit 1 1/2 bis 2 Theilen Terpenthinöhl, gießt diese Mischung recht dünn
in Papierkapseln, sezt sie dem unmittelbaren Sonnenlichte aus, und wiederholt dieß
nach etwa 3 Tagen unter Stehenlassen, bis der Geruch des Terpenthinöhls ganz
verschwunden ist. Man erhält in 8 bis 10 Tagen weißes Wachs, welches aber
hinsichtlich seiner Farbe dem des Handels immer etwas nachsteht. – Apotheker
Ingenohl zu Haksiel empfiehlt (Archiv der Pharmacie
Bd. XXVII S. 285) zum Bleichen des Wachses den Gebrauch der Salpetersäure auf
folgende Weise. Man schmilzt und colirt 1 Pfd. gelbes Wachs, sezt 2 Unzen
salpetersaures Natron und dann 1 Unze mit wenigstens 9 Unzen destillirten Wassers
verdünnte Schwefelsäure tropfenweise zu, hält das Ganze warm und rührt mit einem
Glasstabe fleißig um. Das Gefäß hiezu muß geräumig, namentlich hoch seyn, da die
Masse sehr steigt. Nachdem alle verdünnte Schwefelsäure zugesezt ist, läßt man das
Ganze halb erkalten, füllt das Gefäß mit kochendem Wasser auf, rührt es tüchtig um
und überläßt es der Ruhe. Die auf der Oberfläche erstarrte Wachsscheibe wird
abgenommen und muß, vorzüglich zum pharmaceutischen Gebrauche, vom Glaubersalz,
welches sich bei dieser Operation bildete, durch Einbringen in kochendes Wasser so
oft, bis dieses kein solches mehr auflöst, vollkommen befreit werden. Es
verschwindet hiedurch auch jede Spur von Salpetersäure. Der Chilisalpeter eignet
sich aus dem Grund besser zu diesem Zwek, daß mit ihm die Entwiklung der
Salpetersäure leichter von Statten geht als mit dem Kalisalpeter, so wie auch das
Glaubersalz leichter zu entfernen ist, als das schwefelsaure Kali. Bei der starken
Verdünnung der Schwefelsäure und der niedrigen Temperatur während der Entfärbung
durch Salpetersäure, kann nicht wohl eine Zersezung des Wachses durch eine dieser
Säuren stattfinden. (Lezteres Verfahren ist bloß eine Modification der zuerst von
Solly angegebenen Methode; man vergl. polytechn.
Journal Bd. LXXVIII S. 160. Die Redact.)
Fäden aus Aalhaut.
Der Juwelenhändler Williams in London bedient sich seit
zwanzig Jahren der Schnüre aus Aalhaut, um Löcher in Perlen und Diamanten zu bohren.
Fäden und Schnüre jeder andern Art, behauptet er, dauern nicht eine Stunde, selbst
Darmsaiten sind nicht viel besser. Eine Aalhaut, in vier Riemen geschnitten und
zusammengedreht, dauert 3 bis 4 Monate. – Aalhäute könnten bei manchen
mechanischen Apparaten wegen ihrer Dauer von großer Wichtigkeit werden. (Allg. Ztg.
für National-Industrie, 1844, Nr. 71.)
Verfahren Meubles spiegelblank zu machen.
Man nehme 1 Loth Alkannawurzel (in jeder Apotheke vorräthig), thue sie in ein neues
Töpfchen, gieße 5 bis 6 Eßlöffel voll Leinöhl darauf, seze das Töpfchen auf einige wenige Kohlen und
lasse es gelinde sieden, ohne es jedoch völlig zum Kochen kommen zu lassen. Ist
diese Mischung dann kalt geworden, so feuchte man damit ein weiches, feines Läppchen
an, und bestreiche damit die Meubles. Etwa 24 Stunden nachher reibe man sie sanft
ab, und man wird die schönsten, glänzendsten Meubles haben. Man kann dann Monate
hindurch die Meubles nur sorgfältig abreiben und hat nur von Zeit zu Zeit nöthig
frisches Leinöhl mit Alkannawurzel darauf zu bringen. (Beniner Gew., Ind.-
und Hdlsbl., 1844, Bd. XII.)
Verhältniß zwischen der Futtermenge und dem Milchertrag beim
Rindvieh.
Nach den Beobachtungen des Hrn. v. Riedesel erfordert die
vollstänständige Sättigung von einem Stük Rindvieh
täglich an Heu oder Heuwerth
Zur Erläuterung dieses Ausdruks erinnern wir daran, daß jeder Futterstoff,
wenn man seine Nahrhaftigkeit und somit seinen Werth als Futter angeben
will, mit gutem Wiesenheu verglichen wird. Man
gibt zu diesem Ende an, wie viel Pfund davon nöthig sind, um ein Aequivalent
für 100 Pfd. Heu zu erhalten. Wenn dann auf diese Art der Futterwerth der
Kartoffeln = 200, Runkelrüben = 250, Futterstroh = 200, Haber = 50 etc.
gesezt ist, so läßt sich mittelst dieser Zahlen jede Fütterung auf Heu
reduciren. Erhält z.B. ein Zugpferd täglich 10 Pfd. Heu, 2 Pfd. Stroh und 11
Pfd. Haber, so beträgt dieß, da Stroh den halben, Haber den doppelten Werth
von Heu hat, 33 Pfd. Heuwerth.R. 1/30 seines lebenden Gewichts, also jährlich 12mal so viel, als seine
Körpermasse wiegt. Außer dieser trokenen Substanz bedarf es noch das Vierfache an
Wasser oder anderer Feuchtigkeit, d.h. täglich 4/30 seines Körpergewichts. Von jenem
Totalfutter ist die Hälfte als Erhaltungsfutter zu
betrachten, was nämlich zur Erhaltung des Thiers in seinem Zustand erforderlich ist;
die andere Hälfte ist Productionsfutter, insofern es zur Production von Fleisch, Fett, Milch n. oder Arbeit
verwendet wird. Von dem lezteren producirt 1 Pfd. Heuwerth beim Milchvieh 1 Pfd.
Milch oder 1/10 Pfd. des Kalbs im Mutterleib, beim Mast- und Jungvieh 1/10
Pfd. an Körpergewichtszunahme. Würde alles Productionsfutter auf Milcherzeugung verwendet, so erhielte man auf diese
Art jährlich 6mal so viel Milch, als die Kuh wiegt, ein Theil davon muß aber als auf
die Production des Kalbs verwendet in Abrechnung kommen. Nun wiegt das neugeborne
Kalb 1/10 seiner Mutter, seine Production erfordert also an Heu oder Heuwerth gerade
so viel Pfund, als das Gewicht der Mutter ausmacht, und es ist daher eben so viel an
der Milchproduction abzurechnen. Der jährliche Milchertrag ist somit nur das 5fache
vom Gewicht der Kuh, welche Milch jedoch natürlich nicht gleichmäßig das Jahr
hindurch erzeugt wird, sondern so, daß dieselbe gleich nach dem Kalben täglich 1/30
vom Gewicht der Kuh beträgt und dann allmählich abnimmt, bis die Kuh in den lezten
6–8 Wochen ganz troken steht. Wenn also z.B. eine Kuh 1200 Pfd. wiegt, so
braucht sie täglich zu ihrer vollständigen Sättigung 40 Pfd. Heuwerth und liefert
dafür jährlich ein Kalb von 120 Pfd. und 5mal 1200 = 6000 Pfd. Milch, gleich nach
dem Kalben aber 40 Pfd. oder 10 Maaß Milch täglich. (Riecke's Wochenblatt 1844, Nr. 41.)