Titel: | Ueber die Entstehung eines matt weißen Ueberzuges auf metallenen Gegenständen, in Cyankalium-Goldlösungen; von Dr. L. Elsner. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. XLIII., S. 211 |
Download: | XML |
XLIII.
Ueber die Entstehung eines matt weißen Ueberzuges
auf metallenen Gegenständen, in Cyankalium-Goldlösungen; von Dr. L. Elsner.
Aus dem Journal für praktische Chemie, 1844, Bd. XXXIII S.
18.
Elsner, über die Entstehung eines matt weißen Ueberzugs bei der
galvanischen Vergoldung.
Bei der galvanischen Vergoldung metallener Gegenstände mittelst einer Auflösung von
Cyangold in Cyankalium ist die interessante Erscheinung beobachtet worden, daß die
Gegenstände bisweilen mit einem fast weißen, matten
Ueberzuge sich bedeken, welcher auch nicht im entferntesten eine Aehnlichkeit mit
der gewöhnlich hellgelben Farbe der Vergoldung, mittelst Cyankalium-Gold
erzeugt, hat; ich habe solche matt weiße, in einer Cyankalium-Goldlösung
entstandene Ueberzüge über Gußgegenstände von Eisen, Bronze (Messing) und Kupfer bei
Hrn. Uhrmacher Philipp (in Berlin) gesehen, welcher mir
auch mittheilte, daß er bei der Vergoldung mit Cyangoldkalium diese Erscheinung
schon oft beobachtet habe. Da Hr. Philipp stets eine
Anode von Goldblech angewandt hatte, und in der Flüssigkeit außer Kalium kein
anderes Metall als Gold sich aufgelöst befand, so war diese Erscheinung um so
auffallender und die Aufklärung des Vorganges um so wünschenswerther.
Der Grund dieser, mir wenigstens bisher noch nicht bekannten Erscheinung konnte nur
in zwei Verhältnissen gesucht werden, entweder bestand der matt weiße Ueberzug in
metallischem Golde, welches in einem eigenthümlichen
Molecular-Aggregatzustande ein weißes Ansehen zeigte – eine Annahme,
die freilich nichts weiter für sich hatte, als die Denkbarkeit eines solchen Falles
überhaupt – oder der weiße Ueberzug bestand aus Kali, eine Hypothese, die
gleich anfangs mehr Wahrscheinlichkeit für sich hatte. Um dieser sonderbaren
Erscheinung auf den Grund zu kommen, verfuhr ich auf folgende Weise.
Ich bereitete mir eine ziemlich concentrirte kalte Lösung von Cyankalium in Wasser
und leitete die Poldrähte eines einzigen Daniell'schen
Elements (Kupfer-Zink-Kette, mit trennendem porösem Thoncylinder,
Kupfervitriollösung außerhalb, und Salzlösung in dem porösen Thoncylinder) in
dieselbe; an den Draht vom Zinkpol befestigte ich eine blank polirte Kupfermünze, an
den Kupferpoldraht ein Platinblech, da, wie ich und schon andere, z.B. Petzholdt, gefunden haben, das Platin ohne Vermittelung
des galvanischen Stromes von Cyankalium nicht aufgelöst wird; die blanke Kupfermünze
überzog sich nach einiger Zeit mit einem grauen Ueberzuge, zugleich fand, besonders
bei stärkerer elektro-motorischer Thätigkeit des galvanischen Elements an der
elektro-negativen Elektrode, der sogenannten Kathode, eine deutlich
wahrnehmbare, wenn auch schwache Gasentwikelung statt; dieses Gas konnte kein
anderes, als das positive Wasserstoffgas seyn, welches bei Wasserzersezungen, wie
bekannt, an der Kathode sich entwikelt. Als der Strom noch im Verhältniß zu der
elektro-negativen Elektrode zu stark war, ließ sich, wie dieß übrigens unter
ähnlichen Umständen stets der Fall ist, der graue Ueberzug mit dem Finger leicht
abwischen, als aber der Strom schwächer wurde und die Münze einige Tage in der
Flüssigkeit, unter Beibehaltung desselben unveränderten Elements, gelegen hatte, so
ließ sich der Ueberzug nicht mehr mit dem Finger abwischen. Als nach der angegebenen
Zeit die Kupfermünze aus der Cyankaliumlösung herausgenommen und in Wasser abgespült
wurde, so zeigte dieselbe fast ganz dasselbe matt weiße
Ansehen, als die Gußgegenstände von Eisen und Bronze (Messing), welche ich bei Hrn.
Philipp zu sehen Gelegenheit gehabt hatte. Die matt
weiße Farbe konnte daher unmöglich in einem Molecular-Zustande des Goldes
gesucht werden, da dieses Metall bei dem von mir angestellten Versuche gar nicht
vorhanden gewesen war; metallisches Platin konnte eben so wenig der Grund dieser
Erscheinung seyn, da Platin von Cyankalium nicht aufgelöst wird; es mußte demnach
die weiße Farbe des Ueberzuges in der Anwendung des Cyankaliums ihren Grund haben.
– So sonderbar diese Annahme auch erscheint, so wurde sie doch durch die
Resultate einiger Versuche bestätigt. Die mit dem matt weißen Ueberzuge bedekte
Münze wurde, nach öfters wiederholter Abspülung mit Wasser, mit verdünnter Salzsäure
oder Salpetersäure in einer Porzellanschale erwärmt, wobei der Ueberzug sich
sogleich auflöste. (Dasselbe fand auch bei den mir von Hrn. Philipp zur Untersuchung übergebenen Bronzegußsachen statt.) Nach
Behandlung der Auflösung mit Schwefelwasserstoffgas, Filtration und Verdampfung des
Filtrats fast bis zur Trokniß und Wiederauflösung des Rükstandes in destillirtem
Wasser, gab Platinchlorid durch Entstehung des gelben Niederschlages das Vorhandenseyn von Kali auf
die unverkennbarste Weise zu erkennen. Es bleibt demnach nichts Anderes übrig, als
anzunehmen, daß durch die elektro-motorische Wirkung das Cyankalium zersezt
und Kalium auf dem als Kathode angewandten Metalle niedergeschlagen werde, welches
sich wieder durch den Sauerstoff des zerlegt werdenden Wassers zu Kali oxydirt,
welches nun den festen weißen Ueberzug auf der elektro-negativen Elektrode
bildet. Es scheint, daß die Entstehung dieses matt weißen Ueberzuges dann eintritt,
wenn in der Cyankalium-Goldlösung wenig Gold gegen viel Cyankalium in der zur Vergoldung angewandten Lösung vorhanden ist. Es
ist eine allen denjenigen, welche mit galvanischen Vergoldungen sich beschäftigten,
ganz bekannte Erscheinung, daß die Farbe der mittelst Cyankalium-Goldlösung
hervorgebrachten Vergoldung stets eine hell goldgelbe
ist, wogegen die Vergoldung mittelst gelben blausauren Eisenkalis stets eine mehr
feurig goldgelbe Farbe besizt; eben so ist schon beobachtet worden, daß die
Vergoldung mit Cyankaliumgold bisweilen eine grünlich-gelbe Farbe zeigt; es
ist wahrscheinlich, daß alle diese Erscheinungen in der so eben mitgetheilten
Erfahrung ihren Erklärungsgrund haben.
Zum Schluß dieser Mittheilung will ich mir erlauben, noch einige Bemerkungen über die
Löslichkeit des Goldes in Cyankalium-Auflösungen beizufügen. Daß metallisches
Gold und Goldoxyd sich, besonders leicht beim Erwärmen, in Cyankaliumlösungen
auflösen, ist von Elkington schon vor mehreren Jahren und
in neuerer Zeit auch von dem Fürsten Bagration in St.
Petersburg beobachtet worden; aber auch schon bei gewöhnlicher Temperatur, etwa
15° C., löst sich metallisches Gold in der Auflösung des genannten Salzes
auf; auch ist es eine bekannte Thatsache, daß braun gewordene (durch einen zu
starken Strom) galvanisch vergoldete Gegenstände durch Digeriren, nicht Kochen, mit
Cyankalium-Lösungen wieder eine hellere Farbe annehmen. Ich hing einen
Goldstreif, durch Auswalzen eines Ducaten erhalten, zur Hälfte seiner Länge in eine
Lösung der Cyanverbindung; nach einigen Tagen hatte der in die Salzlösung
eingetauchte Theil des Goldbleches das Ansehen eines sehr feinen Gitterwerks,
welches bei hindurchgehendem Lichte grünlich erschien,
offenbar durch Beugung des hindurchgehenden Lichtes. Ganz dieselbe grünliche, ja
selbst eine bläuliche Farbe zeigte fein zertheiltes metallisches Kupfer, welches
sich als höchst dünner Beschlag auf die inneren Wandungen von Glasröhren regulinisch
ausgeschieden hatte, in welchen Auflösungen von Traubenzuker mit Kupfervitriol und
Kalilösung einige Zeit hingestellt worden waren; bei reflectirtem Lichte erschien
das reducirte Kupfer mit seiner bekannten rothen Farbe. Fein zertheiltes unächtes Blattgold (Legirung von
Kupfer und Zink) zeigte, wenn auch bei weitem weniger rein, im durchgehenden Lichte
eine grünliche Färbung. Bei fein zertheilten Metallschichten der weißen Metalle, als Silber, Zinn, unächtes Blattsilber
(Legirung von Zinn und Zink), Platin (reducirt durch Ameisensäure), Arsenspiegel,
habe ich bei durchgehendem Lichte eine grünliche Färbung nicht wahrnehmen
können.