Titel: | Farcot's selbstthätiges Expansionsschieberventil. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LIV., S. 250 |
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LIV.
Farcot's selbstthätiges
Expansionsschieberventil.
Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal, Aug. 1844,
S. 326.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Farcot's selbstthätiges Expansionsschieberventil.
Hr. Farcot hat das sich selbst regulirende
Expansionsschieberventil des Hrn. Edwards verbessert. Die
Hauptverbesserung dieser Vorrichtung, wie sie auf der Pariser
Industrie-Ausstellung zu sehen war, besteht in der Anwendung von zwei
Schiebern anstatt eines. Die Hauptdampfvertheilung geschieht durch das
Schieberventil A, Fig. 44, worauf zwei
Schieberplatten d, d angebracht sind, die mit Oeffnungen
versehen sind, welche mit Oeffnungen correspondiren, die sich in dem Rükentheil des
Schieberventils befinden und die Verbindung mit den Kammern b, b herstellen. Liegen die Oeffnungen in den Schieberplatten über den
Oeffnungen, welche in dem Rüken des Schieberventils angebracht sind, so gelangt der
Dampf in die Kammern b, b und von da aus in die Canäle
o, o, welche denselben zum Kolben führen, wenn sie
nicht gerade durch das Schieberventil A bedekt sind. Die
Schieberplatten d, d bewegen sich mit dem
Schieberventil, so lange sie nicht entweder durch die Führungsstangen f, f, die am Ende der Dampfbüchse B anstoßen, oder durch die Ansäze i, i, welche
den Daumen c begegnen, aufgehalten werden. Die Längen
der Führungsstangen f, f sind so bemessen, daß sie die
Oeffnungen in den Schieberplatten über die Oeffnungen im Dampfschieber bringen, so
bald dieser, bei seiner hin und wiederkehrenden Bewegung, das Ende seines Laufs
erreicht hat.
Der Daumen c, Fig. 45, ist ein
doppelter Hebedaumen, welcher, je nach seiner Stellung, die Ansäze i, i entweder früher oder später aufhält, und folglich früher
oder später die Verbindung der Dampfbüchse mit den Dampfwegen b, b und daher auch mit dem Cylinder unterbricht. Dadurch, daß man nun dem
doppelten Hebedaumen c eine andere Stellung gibt,
verändert man die Dauer der Expansion. Damit die Dauer der Dampfeinströmung auf
jeder Seite des Kolbens gleich sey und unabhängig von der Schräge der Hebedaumen,
welche dieselbe reguliren, wurden die Curven der beiden Seiten des doppelten
Hebedaumens einander gegenübergestellt, so daß jede Seite des Kolbens einen
besonderen Hebedaumen für sich hat.
Sobald der Dampfkolben seinen Hub beginnen will, hat das Schieberventil 5/10 oder 1/2
seines Wegs zurükgelegt, und kann nun einen der Ansäze i,
i auf den Platten d, d nicht länger gegen den
Hebedaumen c bewegen, als während der zweiten 5/10
seines Weges, was den ersten 5/10 des Kolbenhubes entspricht. Sind die Dampfwege b, b nach dem ersten halben Kolbenhube nicht
geschlossen, so wird der Dampf während des ganzen Kolbenhubes einströmen, und die
Maschine arbeitet ohne Expansion. Mit dem Schieberventil Fig. 47 kann also nur
während des ersten halben Kolbenhubes die Expansion verändert worden. Dieß ist
übrigens bei den meisten Maschinen hinreichend, weil von ihnen nur verlangt wird,
daß sie mit Brennmaterial-Ersparniß arbeiten.
Um nun aber die Expansion während des ganzen Kolbenhubes Veränderlich machen zu
können, müssen sich auch während des ganzen Kolbenhubes die Ansäze i, i gegen den doppelten Hebedaumen c bewegen, und folglich auch der Schieber, welcher sie
bewegt. Dieß ist durch die Anordnung Fig. 46 erreicht, wobei
aber zwei Schiebventile nothwendig sind. Das Schiebventil A' beginnt seinen Hub zu gleicher Zeit mit dem Kolben und ist dazu durch
ein Excentricum veranlaßt, das unter einem rechten Winkel zu dem Excentricum steht,
welches das erste Schiebventil A (wie in Fig. 44) bewegt.
Die doppelten Hebedaumen sind so geformt, daß sie gleiche Dampf-Einströmung
auf beiden Seiten des Kolbens bewirken. Die zwei Schieberplatten und die zwei
Schiebventile mit mehreren Oeffnungen gestatten dem Dampf leicht den Durchgang, so
daß derselbe den Kolben beinahe mit derselben Spannung erreichen kann, die er im
Kessel hat. Diese Schieberplatten unterbrechen die Dampfzuströmung plözlich, wenn
die Expansion beginnen soll. Sie gestatten, daß die Expansion während des Ganges der
Maschine entweder von Hand oder durch den Regulator verändert werde. Die Zeitdauer
der Dampf-Einströmung, welche von ihnen abhängt, kann auf jeder Seite des
Kolbens willkürlich entweder gleich oder ungleich gemacht werden, wenn man den durch
die Kolbenstange verlorenen Raum in Betracht zieht. Durch die so eben beschriebenen
übereinander gelegten Schieberventile kann die Dampfeinströmung beliebig verlängert
oder verkürzt werden und sollte man ein schnelleres Verschließen wünschen, als es
durch das gewöhnliche Kreis-Excentricum hervorgebracht werden kann, so kann
dieses durch Excentrica mit Hökern bewirkt werden.