Titel: | Passot's Turbine. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LVI., S. 255 |
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LVI.
Passot's Turbine.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal. Aug. 1844,
S. 325.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Passot's Turbine.
Die Turbine von Passot, welche auf der Pariser Industrie-Ausstellung zu sehen war, ist
ein Reactionsrad und besteht aus einem cylindrischen Gefäß, das an einer verticalen
Achse befestigt und an seinem Umfang mit Oeffnungen versehen ist, durch welche das
Wasser entweder ein- oder ausströmt. Die Abänderung, welche Hr. Passot an den früheren Reactionsrädern angebracht hat,
und die er als seine Erfindung anspricht, besteht darin, daß er die inneren Theile
des Rads weggelassen und so den alten Rädern nur die einzigen wahren und
nothwendigen Elemente gelassen hat. Diese sind nun ein sich drehender Cylinder, um
die bewegende Flüssigkeit aufzunehmen, mit Flächen, auf welche dieselbe wirken kann
und mit Ausflußöffnungen für dieselbe. Die Flächen und Mündungen liegen genau
zwischen zwei concentrischen Cylinder-Umhüllungen, d.h. Hr. Passot vermeidet sorgfältig jede andere Oberfläche oder
jeden vorstehenden Theil, durch welchen das Wasser in Bewegung gesezt würde, ehe es
an die Ausflußöffnungen und an die Stellen gelangt wäre, welche seine Wirkung
aufnehmen sollen. Hr. Passot sagt selbst: „ich
bilde mein neues Rad dadurch, daß ich entweder innen oder außen auf einer
cylindrischen Trommel, je nachdem ich wünsche, daß die Flüssigkeit von innen
oder von außen wirke, kreisförmig gebogene Flügel, wie a,
b, c, d, Fig. 32 und 33,
anbringe, und dann bilden sich die Ausflußöffnungen dadurch, daß ich von diesen
Flügeln und von dem Cylinder den keilförmigen Theil a, b,
d wegnehme. Die Bewegung geht nun aus dem Druk auf die Flächen cd, c'd', c''d'' hervor.
Obgleich diese Maschine sehr einfach ist, so sind doch ihre Eigenschaften sehr
merkwürdig. Dreht sich das Rad ohne Belastung oder ohne zu arbeiten und bei einer
gewissen Gefällhöhe, so nehmen seine Flügel oder Schaufeln genau die theoretische
Endgeschwindigkeit des Wassers für dieses Gefälle an. Dieß ist aber nicht mehr der
Fall, so bald auf irgend eine Art die Form des neuen Rads geändert wird, so daß es
den früher bekannten Rädern ähnlich wird, indem alle vorspringenden Theile und
Erhabenheiten, welche innerhalb oder außerhalb der beiden concentrischen
Cylinder-Umhüllungen sich befinden, die aus der Gefällhöhe sich ergebende
theoretische Umdrehungsgeschwindigkeit bedeutend vermindern, weil durch dieselben
beständig Wasser
verdrängt werden muß. Es ist daher nicht zu verwundern, daß der Nuzeffect der
Reactionsräder selten über 50 Proc. stieg, d.h. daß sie nicht vortheilhafter waren
als die bekannten Kropfräder von verschiedener Construction.
Der Wasserverbrauch von Fig. 33 mit innerlicher
Wirkung ist auffallend unabhängig von der größeren oder kleineren Geschwindigkeit
des Rades. Bei Fig.
32 aber mit äußerlicher Wirkung kann dieß nicht stattfinden, wegen des
Gegendruks, welcher durch die Bildung eines Wirbels im Inneren des Rades entsteht;
doch ist dieser Gegendruk geringer, als man glauben sollte.
In Fig. 32
sind die Oeffnungen so gestellt, daß die Centrifugalkraft am wenigsten Einfluß auf
den Wasserverbrauch haben kann. Daher wurde denn auch der Wasserverbrauch bei den
Versuchen mit einer Turbine, welche ich in Bourges baute, sehr wenig verschieden
gefunden von dem Wasserverbrauch, welcher bei gewöhnlichen Schüzen-Oeffnungen
statt gefunden hätte, die so eingerichtet gewesen wären, daß die Contraction von
drei Seiten vermieden worden wäre. Das Rad, welches mit der halben Geschwindigkeit,
die aus der Gefällhöhe hervorging, arbeitete, gab 70–79 Proc. Nuzeffect.
a, b, c, Fig. 35, ist der Grundriß
des Rades. ABC die gußeiserne Fundamentplatte. m, n, Fig. 34, Dekel, welcher
als Regulirschüze für das Wasserrad dient. p, q
hölzerner Balken, worauf das obere Lager für die Achse befestigt ist. E, V Schraube mit Mutter, welche zum Reguliren des
Dekels oder der Schüze dient; sie ist durch die Stange T,
t, welche durch die hohle Achse hindurch geht, mit der Schüze in
Verbindung. L, l Hebel, wodurch das ganze bewegliche
System mittelst des Drehungszapfens gehoben wird.