Titel: | Bemerkungen über den Zukergehalt der sogenannten sibirischen Runkelrübe; von R. Hermann. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LXXXIV., S. 365 |
Download: | XML |
LXXXIV.
Bemerkungen über den Zukergehalt der sogenannten
sibirischen Runkelrübe; von R.
Hermann.
Aus dem Journal für praktische Chemie, 1844 Nr.
20.
Hermann, über den Zukergehalt der sibirischen
Runkelrübe.
In landwirthschaftlichen Zeitschriften ist häufig von einer besonderen Art von
Runkelrübe die Rede gewesen, deren Samen ein Hr. Linberger in Pesth von mir erhalten haben will.
Diese Runkelrübe soll aus Sibirien stammen, viel zukerreicher seyn als die
schlesische und sich dadurch auszeichnen, daß sie tellerförmig über der Erde wächst,
weßhalb sie auch eines weniger tief bearbeiteten Bodens bedürfe. In diesen Angaben
ist Irrthum und Wahrheit enthalten.
Zuvörderst muß ich bemerken, daß weder Hr. Linberger noch irgend Jemand Mittheilungen von mir über diesen
Gegenstand erhalten hat. Die Existenz jener Rübe ist mir sogar erst durch jene
Anpreisungen bekannt geworden. Um sie näher kennen zu lernen, wurde sie aus Samen,
die Hr. v. Reichenbach in Wien
die Güte hatte zu schiken, gezogen. Jezt erst erkannte man, daß es eine Art von
Runkelrübe sey, die zwar nicht in Sibirien, aber doch in Groß-Rußland in
manchen Gegenden unter dem Namen der runden oder der platten Runkelrübe angebaut
wird, aber nicht zur Zukerfabrication, sondern zu Viehfutter. Sehr achtbare
Landwirthe haben mir gesagt, daß sie es für vortheilhafter gefunden hätten, zu
Viehfutter platte Runkelrüben zu bauen als andere Sorten, weil sie sich mit einem
weniger guten und weniger sorgfältig bearbeiteten Boden begnügten und dabei doch ein
eben so nahrhaftes Futter abgäben. Dagegen seyen sie zur Zukerfabrication weniger
geeignet als die weißen schlesischen Rüben, indem sie weniger Zuker enthielten.
Um leztere Angabe zu prüfen, habe ich den Zukergehalt beider in Moskau gezogener
Rübensorten auf die von mir schon vor vielen Jahren angegebene Weise, durch Gährung,
bestimmt.
Weiße schlesische Rüben gaben:
Bei
einem
Gewicht
der
Wurzel
von
6
Unzen
=
11,4
Proc. Zuker.
–
–
–
–
–
–
13
–
=
9,43
–
–
–
–
–
–
–
23
–
=
9,55
–
–
–
–
–
–
–
45
–
=
7,43
–
Die gelbe platte Rübe gab dagegen:
Bei
einem
Gewicht
der
Wurzel
von
16
Unzen
=
5,86
Proc. Zuker.
–
–
–
–
–
–
40
–
=
5,10
–
Man sieht also, daß die platte Rübe viel weniger Zuker enthält als die schlesische.
Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich das Verhältniß beider Rübensorten in runden
Zahlen = 2 : 3 seze.