Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LXXXVIII., S. 404 |
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LXXXVIII.
Miszellen.
Miszellen.
Stagg's
Vorschlag zur Verhütung der Explosionen in Steinkohlengruben.
Der neuerliche Unfall in den Kohlengruben zu Haswell (bei Durham), wodurch nicht
weniger als 95 Personen das Leben verloren, muß Jedermann mit Betrübniß erfüllen,
daß wir eine so schrekliche Katastrophe noch immer nicht zu verhüten vermögen.
Ich bin mit dem Ausbringen der Steinkohlen nicht praktisch vertraut, doch wünschte
ich eine Idee vor ein besser unterrichtetes Forum zu bringen. Die Sicherheitslampe
scheint bei allen ihren Verdiensten und dem Nuzen, welchen sie ohne allen Zweifel
schon geleistet hat, dennoch unter gewissen Umständen nicht vollkommene Sicherheit
zu gewähren; ich kam deßhalb auf den Gedanken, ob das durch einen galvanischen Strom
erzeugte Licht zu diesem Zwek nicht anwendbar seyn sollte. Man braucht nur die
Drähte einer galvanischen Batterie in die Mitte einer starken Glasröhre zu leiten,
wie man gewöhnlich ein constantes elektrisches Licht erzeugt. Der Zutritt der äußern
Luft oder entzündlicher Gase könnte durch sorgfältiges und hermetisches Verschließen
der Theile, wo die Drähte eintreten, abgehalten werden, und beim Laden der Batterie
würde höchst wahrscheinlich ein hinreichendes und vollkommene Sicherheit gewährendes
Licht erhalten weiden. Dieses Verfahren würde nicht so hoch zu stehen kommen, wie
das der gegenwärtigen Davy'schen Lampen und Lichter mit
allen ihren Reparaturkosten etc. und der ungeheure Verlust an Eigenthum, den eine
solche Explosion zur Folge hat. Mehrere Drähte, alle von der Batterie ausgehend,
könnten in verschiedenen Richtungen geleitet werden, so daß sie die ganze Grube, und
sogar die gefährlichsten Theile derselben, zu gleicher Zeit beleuchteten.
Das erhaltene Licht könnte mittelst einer hinreichend starken Batterie dem der Davy'schen Lampe wenigstens gleich gemacht werden.
Dem einzigen Einwurf, daß die Glasröhre durch das Abtropfen von Wasser etc. von der
Deke zerbrechen könnte, ließe sich dadurch begegnen, daß man über dieser Röhre einen
Schirm anbrächte, noch besser aber indem man die Röhre in eine zweite Röhre
einschlösse, welche zerbrechen könnte, ohne daß die innere Schaden litte, welcher
Gedanke von dem Physiker Dr. White in Newcastle herrührt.
Ich hatte das Vergnügen, wenige Tage nach obigem Unglüksfall in dem Laboratorium des
Hrn. Richardson in Newcastle
Hrn. Prof. Liebig zu sprechen
und erwähnte gegen ihn meiner Idee, welcher er Beifall schenkte, von der er aber glaubte, daß sie schon vor vielen Jahren vorgeschlagen
worden sey; mir wenigstens war sie neu. (Philosophical
Magazine, November 1844, S. 350.)
Ueber das Erhizen des Wassers mittelst Dampf.
Hr. West überzeugte sich (von
der bereits bekannten Thatsache), daß das Wasser durch einströmenden Dampf nicht bis
zum Siedepunkt erhizt wird, selbst wenn man so lange Dampf hineinleitet, daß
derselbe in reichlicher Menge daraus entweicht und überdieß das Wasser stark
umrührt. Bei einem derartigen Versuche erreichte das Wasser nur eine Temperatur von
205° F. (76° R.), bei einem anderen 190° F. (70° R.) und
bei einem dritten 207° F. (77° R.). Man versah sodann den
Wasserbehälter mit einem zweiten oder falschen Boden, welcher mit zahlreichen
kleinen Löchern durchbohrt war; als man nun Dampf durch den doppelten Boden
einströmen ließ, erreichte das Wasser die Temperatur von 212° F. (80°
R.) und behielt sie auch bei. (Civil Engineers' Journal,
Nov. 1844, S. 403.)
Neue constante galvanische Batterie.
Auf folgende Art kann man nach Hrn. Desbordeaux einen gewöhnlichen galvanischen Trogapparat, welcher aus
doppelten Kupferplatten und einfachen Zinkplatten besteht, zu einer constanten
Batterie machen: man füllt die Zellen mit einer Auflösung von schwefelsaurem Zink,
welche mit ein wenig schwefelsaurem Kupfer und Schwefelsäure vermischt ist. Der
Strom bleibt lange Zeit ganz constant und anstatt daß die Batterie gereinigt zu
werden erheischt, nimmt die Stärke der Zinkvitriol-Lösung durch das
aufgelöste Metall beständig zu. Um ihre Kraft, wenn sie endlich nachläßt, wieder
herzustellen, braucht man die Flüssigkeit in den Zellen nur mit ein wenig
Kupfervitriol-Auflösung und Schwefelsäure zu versezen. (Mechanics' Magazine, 1844. Nr. 1107.)
Ueber den Wassergehalt der käuflichen Schwefelsäure
hat Wittstein einige Versuche
angestellt; er untersuchte Säuren aus verschiedenen Fabriken und fand darin folgende
Menge wasserfreier Säure:
Englische Schwefelsäure von
66° Baume (76° Beck) oder
1,84
sp. Gew.
enthielt
76,9
Proc.
Säure.
Dieselbe von 76,5 Beck –
1,844
–
–
73,88
–
–
Dieselbe rectificirt, bis 1/4 übergegangen war, von
1,792
–
–
71,03
–
–
Der Rükstand in der Retorte von 77° Beck oder
1,852
–
–
81,34
–
–
Eine bei 66° concentrirte Säure von 70° Beck
oder
1,726
–
–
65,07
–
–
Rauchende Schwefelsäure von 77° Beck oder
1,854
–
–
83,63
–
–
Man sieht also, daß die käufliche englische Schwefelsäure stets etwas mehr Wasser
enthält, als das einfache Hydrat, welches man jedoch durch Erhizen leicht erhält,
wobei das spec. Gewicht auf 1,852 steigt; freilich unter Verlust von etwas Säure.
Endlich ist die rauchende Schwefelsäure des Handels bei weitem nicht so stark mehr
als früher. (Buchner's Repert.
Bd. XXXV S. 350.)
Feuchte Wände troken zu machen.
Wenn die Feuchtigkeit der Wände von zerfließlichen Salzen herrührt (wie z.B. wenn
salzsaure Bittererde und salzsauren Kalk enthaltendes Kochsalz dem Sand beigemengt
ist, womit der Mörtel bereitet wurde), so braucht man bloß die Mauer mit einer
starken Auflösung von Alaun zu waschen. Dadurch wird das zerfließliche Salz in ein efflorescirendes
verwandelt und die Feuchtigkeit der Wände vollkommen beseitigt; man kann aber auch
dem Mörtel gleich anfangs Alaun zusezen. Dr. Murray. (Mechanics' Magazine,
1844, Nr. 1107.)
Ueber die Wahl der Bausteine.
Ein praktischer Mann, welcher die Steine für wichtige Staatsgebäude zu wählen hatte,
pflegte die Kirchhöfe in der Nähe der Steinbrüche, welche er beurtheilen wollte, zu
besuchen und die daselbst befindlichen ältesten Grabsteine auf allen Seiten zu
untersuchen. Er fand, daß er auf diese Weise den relativen Werth und die
Dauerhaftigkeit der meisten Steine in der Nachbarschaft bestimmen konnte, weil sie
daselbst fast allen denkbaren Einflüssen ausgesezt waren. Ein blätteriger Stein
jedoch welcher als Grabstein außerordentlich zersezbar seyn kann, würde deßhalb
nicht auch in der Mauer eines Gebäudes schleckt seyn, wo bloß seine Ränder der
Atmosphäre ausgesezt sind. (Ansted's Geology.)
Verfertigung der Havanna-Cigarren.
Hr. Granier von Cassagnac hat
kürzlich einen sehr interessanten Bericht über seinen Aufenthalt in der Havanna
veröffentlicht, aus welchem im Gewerbeblatt
für Hannover 1844, Heft 4, S. 150 folgende Notizen über die Verfertigung
der Havanna-Cigarren mitgetheilt werden.
In allen amerikanischen Ländern, sowohl auf den Inseln als auch auf dem festen Lande,
wird stark geraucht, jedoch mit gewissen Modificationen.
In den französischen Colonien haben die Pflanzer eine Cigarre erfunden, die mehrmeh als einen englischen Fuß in der Länge hat und die sie bout nennen.
Alle Colonisten, jung und alt, rauchen, und Ausnahmen sind selten. Im königlichen
Gerichtshofe, während den Pausen der Audienz, zündet die ehrwürdige Magistratsperson
in ihrer Robe ihren bout an, und in dem Colonialrathe,
während den Unterbrechungen der Sizung, sieht man die heftigsten Wortführer im
Vorzimmer gruppirt, mit der Cigarre im Munde ihre Meinung verfechten. Nur die weißen
Frauen der Colonie rauchen nicht. Die Neger und Negerinnen consumiren dagegen eine
ungeheure Menge Tabak, und es ist ein ungemein häßlicher Anblik, eine alte schmuzige
Negerin mit einer Pfeife von gebranntem Thon im Munde rauchen zu sehen.
In den Vereinigten Staaten hat die englische Wohlanständigkeit dem öffentlichen
Rauchen den Krieg erklärt, und in Boston ist es sogar unter Strafe verboten, auf den
Straßen zu rauchen.
Der Südamerikaner genirt sich weniger in diesem Punkte, aber der Nordamerikaner
glaubt seiner Würde zu nahe zu treten, würde er öffentlich rauchend gesehen. Allein
wenn der Teufel bei den sterblichen Menschen ein Laster verloren hat, so schiebt er
gleich ein anderes unter. So sind diese Nordamerikaner, welche das öffentliche
Rauchen für einen Mangel an Erziehung halten, dagegen dem Tabakkauen selbst
öffentlich stark ergeben. Man wird von ihnen auf den Straßen mit aufgedunsener Wange
angeredet, gleichend dem Diener des Don Juan, der einen gebratenen Hühnerflügel im
Munde verstekt hat und seinem Herrn weiß macht, er habe eine Fluß-Geschwulst
an dem Baken. So haben diese Nordamerikaner in heuchlerischer Verachtung des
Rauchens die Cigarre durch die Chique ersezt.
Die spanischen Colonien sind das wahre Land des Rauchens und die Straßen von Havanna
enthalten mehr Cigarren-Magazine als Spezereiläden und Weinschenken. Zweimal,
zu Havanna und zu St. Juan de Portorico, hatte ich eine Fabrik von Cigarren unter
meinem Balcon und Gelegenheit die Fabrication näher einzusehen.
Eine solche Tabaqueria ist in der Regel ein nach der Straße hin ganz offener Laden,
dessen ganzes Ameublement in einem Tische, vier bis fünf Stühlen und einem Gefäße
mit Wasser besteht. Um den Tisch herum sizen vier bis fünf wenig und unreinlich
bekleidete schmierige Neger, welche die Cigarren rollen, die von den wohlriechenden
Lippen unserer Lions ausgedampft werden.
Ein altes Sprüchwort sagt: man soll niemals der Toilette einer Frau die man gerne
sieht und der Zubereitung eines Diners beiwohnen; man kann die Verfertigung von
spanischen Cigarren demselben mit Recht beifügen.
Das Wassergefäß dient zum schnellen Eintauchen der Blätter, welche darnach durch
Schütteln in der Luft getroknet werden, und ist diese rasche Benezung schon
hinreichend die Blätter zu erweichen. Die Neger schneiden solche nun ab und rollen
sie auf dem Tische, wobei sie die beiden Enden häufig mit ihrem Speichel
befeuchten.Nach einer der Redaction des hannover. Gewerbeblatts gewordenen
Privatmittheilung soll, zur Wahrung des guten Rufes der
Havanna-Cigarren, das Feuchten mit Speichel daselbst verboten
seyn.
Zwischen Tabak und Tabak ist immerhin ein Unterschied, auch natürlich bei jenem von
Havanna. Der vorzüglichste und am meisten geschäzte wächst auf der Nordwestküste der
Insel in dem District Vuelta-Abajo, die zweite Qualität kommt von der
Südküste und aus dem Innern.
Die Havanna-Cigarren theilen sich in sieben Classen: die erste gesuchteste und
am meisten aristokratische besteht aus den Vegueros. Sie werden in der Regel nur aus
einem Blatte gemacht, das nicht wie die andern angefeuchtet wird, sondern sobald
dasselbe hinlänglich an der Luft getroknet, nimmt man den Zeitpunkt wahr, wo der
Thau es leicht erweicht hat, und wodurch es seinen Gummi und sein ganzes Aroma
behält. Als aufrichtiger und getreuer Geschichtsschreiber darf ich nicht verschweigen und
bitte ich die Liebhaber von Cigarren um Verzeihung, wenn ich hier anführe, daß die
Vegueros im Allgemeinen von Weibern gemacht werden, welche die Blätter auf ihrem
entblößten Schenkel von der Hüfte bis zum Knie mit der flachen Hand rollen. Um die
Einbildungskraft der Raucher der Vegueros in etwas abzukühlen, muß ich hinzufügen,
daß solche im Allgemeinen nur von alten und sehr häßlichen Negerinnen angefertigt
werden.
Nach den Vegueros folgen die Regalia in drei Classen:
a) Regalia Byron, nur auf
den Besizungen des Grafen Ternandina verfertigt, kommen
gar nicht oder wenig in Handel. Sie sind dasjenige für den Raucher, was der
Johannisberger Wein für den Feinschmeker ist;
b) Regalia del Duque. Wie
die Vegueros werden diese von dem besten Vuelta-Abajo Tabak gemacht, den man
für den vorzüglichsten Tabak der Welt hält. Die Blätter sind jedoch nicht so
ausgesucht wie bei den Vegueros, auch ist ihre Verfertigung weniger romantisch und
geschieht wie gewöhnlich durch schmuzige Neger;
c) die ordinären Regalia,
welche den Ausschuß der Vegueros, so wie die besten Blätter und Fasern des
Südküstentabaks enthalten.
Die fünfte Classe begreift die Panetelas, welche aus
einem süßen, weichlichen, weniger reifen Tabak bestehen und im Allgemeinen nur von
dem weiblichen Geschlechte und von Personen, die eine schwache Brust haben,
consumirt werden.
Die sechste Classe enthält die gewöhnlichen Cigarren, welche von den übrigen Tabaken,
welche die Insel Cuba producirt, und hauptsächlich aus dem Innern kommen, fabricirt
werden. Unter diesen gibt es eine Gattung, Trabucos
genannt, welche kürzer und runder ist als die übrigen.
Zu der siebenten Classe rechnet man endlich die kleinen gerollten Papierchen, die
einen so angenehmen Geruch verbreiten und in Europa Cigaretten genannt werden. Diese
werden von feinem, ganz klein geschnittenem Tabak, zuweilen von Vuelta-Abajo
verfertigt, und sind die einzigen, die in Havanna den Namen Cigarren führen. Alle
andern vorbeschriebenen Gattungen werden daselbst Tabacos genannt.
Harzen die Eigenschaft des Schellaks zu geben.
Wenn man Kautschuk durch Kochen in Wasser erweicht und reinigt, unter Wasser in
Streifen schneidet, troknet und nun in 100 Theile schmelzenden Colophonium
(Fichtenharz, Dammarharz) allmählich 50–75 Theile davon einträgt, so daß sie
sich ganz in dem Harz zertheilen, und bis zum Erkalten stark umrührt, so erhält man
eine dem Schellak ganz ähnliche Masse. (Hannöv. Gewerbeblatt, 1844, S. 83.)
Wichse für Riemwerk, Pferdegeschirr u. dgl.
Man nimmt 5 Unzen Wachs, 1 Unze Bleiglätte, 80 Grane Colophonium, 160 Grane
Frankfurter-Schwarz, 12 1/2 Unzen Terpenthinöhl.
Das Wachs wird in einem geräumigen (nur ein Drittheil anzufüllenden) irdenen oder
eisernen Gefäß geschmolzen, und wenn es anfängt in das Kochen überzugehen, mit der
Bleiglätte versezt, gut verrührt, und während der Zeit auf dem Feuer gelassen.
Sobald das Wachs ein wenig braun werden will, nimmt man das Gefäß vom Feuer, läßt es
fünf Minuten stehen und sezt das Colophonium zu, und nach 15 Minuten das Schwarz,
welches man fleißig verrührt, und wobei man besonders Acht gibt, daß sich die
Bleiglätte nicht zu Boden sezen kann. Zu gleicher Zeit rührt man das Terpenthinöhl
zu, auf daß eine weiche Pommade entstehe.
Man wendet sie für Patrontaschendekel oder Riemen und Leder an, indem man
haselnußgroß davon mit dem Finger auf dem Leder auseinanderstreicht. Man läßt sofort
das Terpenthinöhl während 15 Minuten ungefähr verdunsten, und reibt die Masse mit
einem Korkstöpsel gut ein. Zugleich reibt man mit einem Lappen, um Glanz zu
ertheilen.
Die Wichse blättert sich nicht ab. Man kann auch einen Pinsel oder eine weiche Bürste zum
Auseinanderstreichen gebrauchen, aber immer nur erst dann, wenn die Wichse etwas
eingetroknet ist. (Bayerisches Kunst- und Gewerbe-Bl.)
Schuhe und Stiefel ohne Naht.
Die von Nordamerika vor Jahren vom Schuhmachermeister Kranz zu Dresden in Deutschland eingeführte holzgenagelte oder gespeilte Fußbekleidung ist namentlich durch die
Bemühungen des Schuhmachermeisters Andresen in Berlin bei
einigen Corps der preußischen Armee eingeführt worden, wobei sich namentlich auch
der Mechaniker A. F. Neukrantz Verdienste erworben hat.
Die Elegants in Berlin tragen holzgenagelte Stiefeln gern, da deren Sohlen so fein
und dünn gemacht werden können, wie nur immer gewünscht wird, und dieselben auch
länger halten als genähte. Andresen beschäftigt über 40
Gesellen und seine Arbeit ist, wie Schreiber dieses aus eigener Ueberzeugung
bestätigen kann, vorzüglich und hat wahrscheinlich dazu beigetragen, das gespeilte
Schuhwerk allgemeiner zu machen; es hält sich sowohl im Wasser als im Trokenen gut,
und wider die Ansicht mancher Schuhmacher kann aufs Bestimmteste versichert werden,
daß sich dasselbe mehrmals gespeilt besohlen läßt. F. A. Neukrantz in Berlin verfertigt zwekmäßige und billige Maschinen zum
Schneiden der Speilen oder Holzstifte, welche leztere wohl zu merken nicht keilig,
sondern cylindrisch vierekig seyn müssen. In Paris ist man seit einigen Jahren in
der Herstellung von Schuhwerk ohne Naht einen Schritt weiter gegangen, indem man die
Sohlen an das Oberleder und die inwendig liegende Brandsohle mit Metallschräubchen
befestigt. Hr. Dr. Weinlig
legte in der Sizung der polytechnischen Gesellschaft vom 20. Sept. einen von ihm
seit 4 Wochen getragenen Zeugstiefel vor, bei dem kaum eine Abnuzung der Sohlen zu
bemerken war, außer bei einigen Schrauben an der Spize, deren Köpfe sich ein wenig
abgeschliffen zeigten. In Paris findet dieses Schuhzeug gegenwärtig viel Beifall und
macht der auf die festgeschraubten Sohlen Patentirte gute Geschäfte. Zugleich wurden
von dem Schuhmachermeister Pausch in Leipzig ein Paar
nach diesem Verfahren besohlte Ueberschube vorgelegt, welche allgemeine Anerkennung
erhielten. Die angewendeten Schräubchen haben einen kleinen Kopf und Gänge vom Kopf
bis zur Spize. Wenn nun auch der erstere abgeschliffen wird, so halten die Gänge in
den Sohlen fest und gestatten nicht eher die Trennung von dem Oberleder, als bis die
Sohle auf den Seiten bis auf ein Blättchen durchgegangen ist; ein Gleiches kann man
nicht von den genähten Stiefeln rühmen. Für starkes Schuhzeug werden eiserne, für
feineres messingene Stifte in Anwendung gebracht. Nach der Versicherung
Sachverständiger sollen die festgeschraubten Sohlen mit dem Oberleder aushalten, so
daß demnach alle Besohlung wegfiele und nur Hinterfleke nöthig würden. Allerdings
ein großer Vortheil! Beim Gehen sind die beschriebenen Schuhe und Stiefel keineswegs
unbequemer als die genähten. Die Schrauben sizen ziemlich 1/4 Zoll in der sohle
auseinander. (Gewerbeblatt für Sachsen, 1844 Nr. 80) Man vergl. über diesen
Gegenstand polytechn. Journal Bd. XCI S. 241
und Elven's Patent S. 14 in
diesem Bande. D. Red.
Mittel zur Vertilgung von Schaben.
Ein Seidenzüchter unsers Landes hatte sich davon überzeugt, daß der Verlust an seinen
Raupen und die Beschädigung seiner Cocons, welche er einige Zeit wahrgenommen hatte,
durch den Käfer, die Schabe, welcher an den Gerüsten in die Höhe stieg, veranlaßt
werde. Er kochte deßhalb 1/4 Pfd. Harz und 1/8 Pfd. Leinöhl zu einer diken Masse
ein, bestrich damit die Füße der Gerüste, und hielt dadurch nicht allein die Schaben
von seinen Raupen ab, sondern vertilgte sogar dieselben durch diesen einige Zeit
hindurch fortgesezten Fang auf dem Leime völlig von seinem Zimmer. (Hannover'sches
Gew.-Bl.)