Titel: | Ueber die Berechnung des Gewichts der Schwungräder an Expansions-Dampfmaschinen; von Hrn. Charbonnier. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LXXXIX., S. 409 |
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LXXXIX.
Ueber die Berechnung des Gewichts der
Schwungräder an Expansions-Dampfmaschinen; von Hrn. Charbonnier.
Im Auszug aus dem Bulletin de la Société
industrielle de Mulhouse 1844, Nr. 83.
(Nachtrag zu der im vorhergehenden Heft des
polytechnischen Journals S. 329 mitgetheilten Abhandlung „über den
Dampfmaschinen-Regulator der HHrn. Meyer und Comp. in
Mülhausen.“)
Charbonnier, über die Berechnung des Gewichts der Schwungräder an
Expansions-Dampfmaschinen.
Was die an Expansions-Dampfmaschinen anzubringenden Schwungräder anbelangt, so
bedient sich Charbonnier zur Berechnung des Nuzeffectes
der Dampfmaschinen der Formel, welche Poncelet unter der
Annahme entwikelt hat, daß der Dampf wie ein Gas nach dem Mariotte'schen Geseze sich ausdehne. Auch die von diesem Schriftsteller
aufgestellten Coefficienten nimmt Charbonnier an; dem
zufolge gelangt er zu folgender Formel, als Ausdruk des Gewichtes P des Schwungradkranzes.
Textabbildung Bd. 94, S. 409
in welcher F den Druk in
Kilogrammen bezeichnet, den der aus dem Dampfkessel strömende Dampf auf den Kolben
ausübt, x die Länge desjenigen Theils des Kolbenlaufs,
während dessen der Dampf mit der Spannung wirkt, unter welcher er erzeugt wird; y den Sinus des Winkels, welchen die Kurbelwelle während
des Gleichgewichtszustandes mit der Verticallinie bildet; V die mittlere Geschwindigkeit des Schwungrades; m einen Bruch, welcher dieses Gewicht so bestimmt, daß die extremen
Geschwindigkeiten von der Geschwindigkeit V nur um die
Größe V/m differiren; g die Schwere und n' das
Verhältniß des Drukes F zum Gegendruke f in dem Cylinder, beide in Kilogrammen ausgedrükt. Oder
in Kilogrammeters:
(3)
P = (mX/nV²) N.
In dieser Formel bezeichnet N die Anzahl der Pferdekräfte
der Maschine, n die Anzahl der Kurbeldrehungen in einer
Minute, und der Abkürzung wegen X den Ausdruk:
Textabbildung Bd. 94, S. 410
in welchem π das Verhältniß
des Durchmessers zum Umfang und K den Coefficienten des
Nuzeffectes vorstellt.
Die Formel (3) dient zur Bestimmung des Gewichtes des Schwungrades für eine Maschine
von gegebener Kraft, in welcher der Dampf mit gegebener Expansion arbeitet, unter
der Voraussezung, daß der Werth von x jedesmal höchstens
= 1.8214 sey. In diesem Falle gibt es eine Gleichgewichtslage, aber auch nur eine
einzige; man erhält deren zwei, wenn man x einen Werth
wenigstens = 1. 8215 beilegt.
Will man der Größe x solche Werthe geben, daß man zwei
Gleichgewichtslagen vor der Expansion erhält, so nimmt die Formel (3) folgende Form
an:
Textabbildung Bd. 94, S. 410
nimmt man in dieser Formel x = 2
an, was auf die Annahme zurükführt, daß der Dampf während des ganzen Kolbenlaufs mit
der Spannung, unter welcher er erzeugt wird, wirkt; vernachlässigt man ferner y, welches die Arbeit des Gegendruks ausdrükt, der von
dem Dampfdruk abgezogen werden kann, und sezt K = 0.5,
so ergibt sich
P = 4645 (mN/nV²),
was genau die Poncelet'sche Formel
ist.
In der folgenden Tabelle, welche nach den vorhergehenden Formeln, worin man n' = 40 gesezt hat, berechnet ist, umfaßt die erste
Columne die Werthe von 2/x, d.h. die Expansionen; die
zweite die entsprechenden Werthe für x; die dritte die
Werthe für X, und die vierte die Gewichte der
Schwungräder, wobei das Gewicht des Schwungrades der Maschinen ohne Expansion als
Einheit genommen ist.
2/x
x
X
1.
2.
4645
1.
1.125
1.77778
4695
1.0108
1.25
1.6
4881
1.0515
1.50
1.33333
5169
1.1128
1.75
1.14285
5380
1.1582
2.
1.
5550
1.1948
2.5
0.8
5817
1.2523
3.
0.66667
6035
1.1992
4.
0.5
6363
1.3698
5.
0.4
6634
1.4282
6.
0.33333
6866
1.4781
8.
0.25
7258
1.5625
10.
0.2
7589
1.6338
20.
0.1
8835
1.9020
Angenommen, man suche das Gewicht des Schwungrades zu einer Maschine von 25 Pferden,
mit einem Cylinder, Expansion = 5, mittlerem Halbmesser
des Schwungradkranzes = 3 Meter; das Schwungrad solle 28 Umdrehungen per Minute machen und es sey m = 40: so seze man in der Formel
P = (mX/nV²)N,
m = 40, n = 28, N = 25, X = 6634 als die der
Expansion 5 entsprechende Zahl, und man wird sofort erhalten
V = (2 × 3.1416 × 3
× 28)/60 und
V² = 77.378; woraus
P = (40 × 6634 ×
25)/(28 × 77.378) = 3062 Kilogr.
Für eine Maschine mit 2 Cylindern ohne Expansion, deren Krummzapfen perpendiculär zu
einander stehen, findet man
P = 466 (mN/nV²),
zum Zeichen, daß unter gleichen übrigen Umständen das Gewicht
des Schwungrades einer solchen Maschine ungefähr nur 1/10 von dem einer Maschine mit
1 Cylinder ohne Expansion zu betragen hat.
Für eine Expansionsmaschine mit 2 Cylindern und rechtwinkelig zu einander gestellten
Krummzapfen mit der Expansion 4 in beiden Cylindern erhält man
P = 1024 (mN)/(nV²)
und das Gewicht des Schwungrades ist hier 0,16 desjenigen
einer Maschine mit 1 Cylinder gleichfalls mit der Expansion 4.
Bei Maschinen mit 2 Cylindern und parallel zu einander stehenden Krummzapfen, wobei
der Dampf in dem einen Cylinder mit vollem Druke wirkt und sich in dem zweiten
ausdehnt, dessen Rauminhalt viermal so groß ist als der des ersteren, erhält man
P = 4564 (mN/nV²)
Demnach kommt bei diesen Maschinen das Gewicht des
Schwungrades ungefähr dem Gewichte des Schwungrades einer Maschine mit 1 Cylinder
ohne Expansion gleich.