Titel: | Alliot's patentirte Centrifugalmaschine zum Waschen, Bleichen und Färben der Zeuge. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. XCIX., S. 422 |
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XCIX.
Alliot's patentirte Centrifugalmaschine zum
Waschen, Bleichen und Färben der Zeuge.
Aus dem Mechanics' Magazine, Sept. 1844, S.
162.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Alliot's Centrifugalmaschine.
Vorliegende Erfindung besteht in einer scharfsinnigen Benüzung des mit so großem
Erfolg bei der Trokenmaschine der HHrn. Keely und Alliot (polytechnisches Journal Bd. XCI S. 182) angewendeten Princips der Centrifugalwirkung, für die
Zweke des Waschens, Bleichens und Färbens. Die Flüssigkeit wird nämlich durch die
Centrifulkraft rasch und ununterbrochen (in gewissen Fällen auch unterbrochen) durch
die zu behandelnden Stoffe getrieben.
Fig. 9 stellt
die Maschine im Verticaldurchschnitt, Fig. 10 im Grundriß dar.
A ist ein cylindrischer am Boden gekrümmter
Behälter; a¹ eine in die Mitte dieses Behälters
festgeschraubte Pfanne; B¹, B², B⁵ ein an
den oberen Theil des Behälters befestigtes dreiarmiges Gestell, dessen Theile sich
oben in einer Büchse B⁴ vereinigen; C ein senkrechter Bolzen, der sich unten in der Pfanne
a¹ und oben in einem in die Büchse B⁴ eingefügten Lager b dreht; D eine hohle Trommel, welche an der
Welle C lose befestigt ist, und aus drei Abtheilungen
d¹, d²,
d³ besteht. Die innerste Abtheilung d¹ ist durch die Scheidewände c, c von den übrigen, so wie von der Lagerpfanne a¹ und dem unteren Ende der Welle C ganz getrennt; sie selbst ist ungefähr in ihrer Mitte
durch eine Scheidewand g in zwei Theile geschieden. Die
Abtheilung d² ist unten offen, und in diesen
offenen Raum sind die unten zu beschreibenden krummen Platten M, M eingesezt, durch welche die Kammern d¹ und d³ unten mit einander in
Verbindung stehen. Die Kammer d³ ist unten
geschlossen. Die äußere Seite von d² ist bis zum
Punkt d⁴, wo sie nach innen sich neigt, mit
zahlreichen Löchern durchbohrt; dasselbe gilt von der ganzen äußeren Seite der
Kammer d³. Die zu behandelnden Stoffe werden in
die Kammer d³ gelegt, die Flüssigkeit wird durch
die in dem Boden der Kammer d² befindlichen
krummen Platten M in die Höhe gezogen und durch die in
d³ befindlichen Stoffe getrieben. D² ist ein äußeres Gehäuse ohne Boden, welches
die Trommel D¹ umgibt, jedoch ringsum (mit
Ausnahme der nachher zu erwähnenden Oeffnungen o, o)
ganz geschlossen und von oben nach unten ein wenig einwärts geneigt ist. Dieses
Gehäuse ist mittelst Scharnieren lose an D¹
befestigt, und außerdem, wenn die Maschine in Thätigkeit ist, mit Hülfe der Riegel
f, f. F ist ein an dem oberen Theil der Trommel d¹ angebrachter Dekel, welcher, wenn man die
Waaren hineinbringen oder herausnehmen will, befestigt oder losgemacht werden kann,
indem man die an der oberen Seite dieses Dekels befestigten Riegel f, f durch die oberen Enden der außen an die Trommel D¹ befestigten Stäbe d⁵ und durch die an dem äußern Gehäuse D² befindlichen Ringe vor- oder zurükschiebt. An der oberen
Seite dieser Riegel sind Federn s angebracht, welche
beim Vorschieben der Riegel den äußeren Behälter D² unten mit der Trommel D¹ in enge
Berührung bringen. G ist ein separater Dekel, welcher
sich über die beiden innern Kammern d¹ und d² erstrekt, an die er geschraubt ist. E¹, E² sind
zwei an die Welle C befestigte conische Lager, mit
correspondirenden conischen Büchsen e¹, e²; eines derselben ist inwendig an den Dekel G, das andere oben an die Scheidewand der innersten
Kammer d¹ befestigt. H,
H ist ein Centrifugal-Regulator, welcher zwei Winkelhebel bildet,
deren Drehungsachse an dem Dekel G sich befindet. Die
horizontalen Arme dieser Hebel treten durch Schlize in die conische Büchse e¹ und ruhen in dem Lager E¹ in Vertiefungen. k, k, Fig. 9 und 11, sind zwei
Arme, die durch Universalgelenke mit der Welle C
verbunden sind, und sich durch Löcher in der Scheidewand g abwärts erstreken, wodurch bei erfolgender Rotation der Welle C die Trommel D¹ mit
herumgeführt wird. In dem Maaße nun, als die Geschwindigkeit der Welle und Trommel
zunimmt, fliegen die Arme des Regulators H, H aus
einander, wodurch die Trommel aus ihren ursprünglichen Lagern gehoben und sich
selbst überlassen wird. Um die Thätigkeit des Regulators in Beziehung auf die Hebung
der Trommel N zu unterstüzen, sind zwischen den
Flantschen der conischen Lager E¹ und der Büchse
e¹ Federn L, L
angeordnet. M, M sind krumme Platten, welche in dem
offenen Raum an den Boden der Kammer d² befestigt
sind, und dazu dienen, die Kammern d¹ und d³ mit einander zu verbinden. Diese Platten sind
dergestalt gegen die Achse geneigt, daß sie bei erfolgender Rotation der Trommel die
Flüssigkeit schöpfen und aufwärts führen, worauf diese in Folge der
Centrifugalwirkung mit Gewalt durch die äußere durchlöcherte Seite der Kammer d² und durch die in der Kammer d³ befindlichen Waaren gedrükt wird. N ist ein Ventil, durch welches die färbende oder
bleichende Flüssigkeit ungefähr bis zur Höhe der Linie x² von unten in den Behälter A tritt, so
daß die untere Kante des äußeren Behälters D²
noch ein wenig in die Flüssigkeit getaucht ist. R ist
eine von der inneren Seite des Behälters hervorspringende, zum Theil oberhalb, zum
Theil unterhalb der Wasserlinie x² liegende
Leiste, welche beinahe die untere Kante der äußeren Kammer D² berührt; dadurch wird die Luft, welche einen abkühlenden und
desoxydirenden Einfluß auf die Flüssigkeit ausüben möchte, größtentheils abgesperrt.
An dem Boden des Behälters A befinden sich die in Fig. 10 durch
Punktirungen angedeuteten Rippen S, welche gegen das
Centrum hin in der Art gekrümmt sind, daß sie die Flüssigkeit den Schöpfplatten M, M entgegenleiten.
Z¹ ist eine Röhre, welche die Welle C unmittelbar über der Trommel D¹ umgibt, und mit einer horizontalen Achse Z² verbunden ist. Leztere tritt durch eine Seite oder die Hälfte
des Dekels F der Trommel D¹, und zwar auf eine Weise, welche aus den Fig. 12 und 13 gegebenen
Separatansichten näher zu entnehmen ist. Die Röhre Z¹ ist unten nach außen geschweift und endigt sich in einen Theil x¹, welcher oben und unten die Frictionskränze
x², x⁵
enthält, die auf entsprechende an dem inneren Ende der Achse Z² befindliche Frictionsräder Y wirken.
An dem äußeren Ende der Welle Z² ist eine endlose
Schraube Z³ befestigt. In diese Schraube greift
ein Zahnrad Z⁴, dessen Achse Z⁵ am einen Ende eine rechtsgewundene, am andern
Ende eine linksgewundene Schraube enthält und durch zwei Flantschen x⁴, x⁵ des
Ringes Z⁶ geht. Dieser Ring bildet ein an einer
Stelle quer durchgeschnittenes Ventil, welches lose in einer Vertiefung des Dekels
F¹ liegt, und durch die beiden Flantschen x⁴, x⁵ mit Z⁵ verbunden ist. Dieses Ventil paßt auf die oben
erwähnten im äußeren Behälter D² angebrachten
Oeffnungen o, o und verschließt dieselben mehr oder
weniger, je nachdem dasselbe durch die Einwirkung der Schraubenspindeln und Räder
mehr oder weniger expandirt wird. Z⁷ ist ein
ähnlicher, jedoch kleinerer Ring als Z⁶, welcher
in einem geringen Abstand von dem andern gleichfalls lose in einer Vertiefung liegt.
Ueber dieser Vertiefung ist ein lederner Dekel befestigt, welcher, wenn die Maschine
im Gang ist, durch die Centrifugalwirkung des Ringes auswärts gegen das äußere
Gehäuse D² gepreßt wird, und dadurch die
Entweichung auch des geringsten Theils der Flüssigkeit verhütet. Je nachdem die
Welle Z² rechts oder links gedreht wird, gehen
die Flantschen x⁴, x⁵ weiter aus einander oder näher zusammen. Die Umdrehung dieser Welle
nach der einen oder der andern Richtung, während die Maschine im Gang ist, wird
dadurch bewerkstelligt, daß man die Röhre Z¹ mit
der Hand ergreift, und entweder den oberen (x²)
oder unteren (x³) Frictionskranz mit dem
Frictionsrad Y in Berührung bringt. Die Uebertragung der
Bewegung auf die Centralwelle des Apparats geschieht mit Hülfe der Winkelräder T, T³, und die Wirkungsweise des Apparats ist folgende.
Nachdem die Trommel D¹ und ihr äußeres Gehäuse D² durch die erwähnten Riegel mit einander fest
verbunden, auch unten durch die an der oberen Seite der Riegel befindlichen Federn
in innige Berührung gebracht, ferner die zu behandelnden Stoffe in die Kammer d³ eingefüllt worden sind, sezt man die Maschine
in sehr schnelle Rotation. Nun läßt man die Flüssigkeit allmählich durch das Ventil
N einfließen; so wie diese bis zur Höhe der
Schöpfplatten M, M gestiegen ist, wird sie durch
dieselben in die Kammer d gehoben und von da vermöge
ihres Centrifugalbestrebens durch die durchlöcherte Seitenwand der Kammer d², durch die in der Kammer d³ befindlichen Stoffe und sofort in den äußeren
Behälter D² getrieben. Wenn sich die Flüssigkeit
in diesem Behälter in genügender Quantität angehäuft hat, um die Kraft der darüber
befindlichen Federn zu überwältigen, so trennt sich der äußere Behälter unten von
der Trommel D¹, worauf die angehäufte Flüssigkeit
in den Behälter A zurükfließen kann, um durch die
Schöpfplatten M, M wieder aufgeschöpft und zum
zweitenmal durch die Maschine getrieben zu werden. Soll die Flüssigkeit gewechselt
oder abgelassen werden, so ergreift man die Röhre Z¹ und drükt ihren Frictionskranz x²
gegen die Rolle y, welche sofort das Ringventil Z zusammenzieht und dadurch die Oeffnungen o, o für die entweichende Flüssigkeit frei macht, die
dann in irgend einen passenden Behälter geleitet wird. Da indessen nicht alle
Flüssigkeit auf diesem Wege entleert werden kann, so ist unten noch ein Hahn B¹ angebracht, durch den der Rükstand abgelassen
werden kann.
In einigen Fällen mag es zwekdienlich befunden werden, die Flüssigkeit schon nach
einer oder zwei Circulationen abzulassen und dieselbe nach einer kurzen
Unterbrechung durch eine neue Quantität zu ersezen, so daß die Waare in der
Zwischenzeit zum Theil getroknet werden kann. So können auch dieselben Stoffe, ohne
daß man sie aus der Trommel entfernt, der Reihe nach den Einwirkungen verschiedener
Flüssigkeiten ausgesezt werden; nachdem sie z.B. mit einer Flüssigkeit behandelt
worden sind, kann man sie, nach gehörigem Auswaschen mit Wasser, mit einer zweiten
Flüssigkeit bearbeiten.
Wünscht man die Stoffe mit heißen Flüssigkeiten zu behandeln, so läßt man durch die
mit einem Dampfkessel in Verbindung stehende Röhre C² Dampf in den Behälter A strömen, und
ertheilt auf diese Weise der Flüssigkeit die erforderliche Temperatur.