Titel: | Ueber die Darstellung des reinen Gerbestoffs aus den Galläpfeln; von Hrn. Dominé. |
Fundstelle: | Band 94, Jahrgang 1844, Nr. CIII., S. 440 |
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CIII.
Ueber die Darstellung des reinen Gerbestoffs aus
den Galläpfeln; von Hrn. Dominé.
Im Auszug aus dem Journal de Pharmacie, März 1844, S.
231.
Dominé, über die Darstellung des reinen
Gerbestoffs.
Hr. Pelouze gab ein leichtes
Verfahren an, den Gerbestoff aus den Galläpfeln mittelst Aethers durch die
Verdrängungsmethode auszuziehen. Als jedoch dieses Verfahren, so wie er es
beschrieben, von mehreren versucht wurde, hatte es oft nicht den erwarteten Erfolg,
ohne daß man sich dieß erklären konnte. Hr. Robiquet berichtet diese Thatsache, ohne wie es
scheint, die Ursache derselben entdekt zu haben. Selbst wenn alle Operationen ihren
richtigen Verlauf hatten, wurde das Pelouze'sche
Verfahren für eine fabrikmäßige Bereitung des reinen Gerbestoffs unzulänglich; auch
führten, als Hr. Leconnet
zeigte, wie das Verdrängungsverfahren durch einfaches Auspressen ersezt werden
könnte, alle Fabrikanten sein Verfahren ein. Doch lehrte die Erfahrung, daß man auch
mit dieser Modification nicht immer dasselbe Quantum Product erhält, was Hrn.
Dominé bewog, zu
untersuchen, welche Umstände der Operation nachtheilig, welche vortheilhaft seyen.
Viele Versuche welche von ihm angestellt wurden, in deren Detail wir aber hier nicht
eingehen, bestätigen die Ansicht des Hrn. Pelouze, daß von allen Bestandtheilen der Galläpfel derjenige,
welcher am auflöslichsten in Wasser ist und zu demselben die größte Verwandtschaft
hat, der Gerbestoff ist, welcher sich mit dem Wasser des Aethers verbindet und damit
nebst einer gewissen Menge Aether die sich absondernde dichte Flüssigkeit bildet.
Folgendes Verfahren ist das vortheilhafteste, um Gerbestoff aus Galläpfeln
darzustellen:
Man bringt die gepulverten Galläpfel in den Keller und läßt sie drei oder vier Tage
lang die hygrometrische Feuchtigkeit der Luft anziehen, dann bringt man sie in ein
Gefäß mit weiter Mündung, welches hermetisch verschlossen werden kann (wozu man sich
in der Central-Apotheke eines nach Art der alten Bouillonbüchsen mit doppeltem Dekel
verschlossenen zinnernen Cylinders bediente) und gießt auf die Galläpfel so viel
gewöhnlichen Aether von 56°, daß ein weicher Teig daraus entsteht. Man mischt
nun das Ganze schnell mittelst einer hölzernen Spatel innig zusammen und verschließt
das Gefäß. Nach 24 Stunden bringt man die Masse auf ein vierekiges Stük starken
Zwillichtuchs und unterzieht sie sogleich der allmählich zunehmenden Wirkung einer
guten Presse. Die abfließende syrupartige Flüssigkeit breitet man mittelst eines
Pinsels auf Tellern aus und stellt diese Teller in einen auf 32 bis 36° R.
erwärmten Trokenraum. Die Masse bläht sich stark auf und läßt den Gerbestoff in kaum
gefärbten, leichten Blättern zurük.
Den in der Presse gebliebenen Rükstand zertheilt man, bringt ihn wieder in ein
Zinngefäß und macht mit Aether, welchem Wasser zugesezt wurde, einen Teig daraus. Zu
diesem Zwek werden 100 Theile gewöhnlichen Aethers von 56° mit 6 Theilen
Wassers stark geschüttelt. Ohne den beiden Flüssigkeiten die Zeit zu lassen, sich
wieder abzuscheiden, schüttet man sie auf die Galläpfel und sezt die Operation auf
besagte Weise fort. Zwei solche Behandlungen reichen hin; eine dritte vorzunehmen,
wäre nur dann nöthig, wenn man keine hinlänglich starke Presse gehabt hätte.
Der nach dem Verfahren von Pelouze bereitete Gerbestoff
ist nicht vollkommen rein; er enthält noch etwas Chlorophyll, flüchtiges Oehl,
Gallussäure und Ellagsäure; der durch Auspressen erhaltene ist wahrscheinlich noch
weniger rein, doch genügt er sowohl zum medicinischen als technischen Gebrauch. Um
ihn zu reinigen, bedient man sich vortheilhaft folgenden, von Guibourt angegebenen Verfahrens: man bringt in ein Gefäß gleiche Theile
Gerbestoff, Wasser und gewaschenen Aethers und schüttelt eine Zeitlang um; die Masse
theilt sich in drei Schichten, wovon die untere reiner Gerbestoff ist, welcher nur
noch auf gewöhnliche Weise getroknet zu werden braucht.