Titel: | Verbesserungen in der Zubereitung des Kautschuks und in der Anfertigung verschiedener Fabricate, bei denen Kautschuk einen wesentlichen Bestandtheil bildet, worauf sich William Edward Newton, Civilingenieur im Chancerylane zu London, am 30. Jan. 1844, einer Mittheilung zufolge, ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. XXXI., S. 94 |
Download: | XML |
XXXI.
Verbesserungen in der Zubereitung des Kautschuks
und in der Anfertigung verschiedener Fabricate, bei denen Kautschuk einen wesentlichen
Bestandtheil bildet, worauf sich William Edward Newton, Civilingenieur im Chancerylane zu London, am
30. Jan. 1844, einer Mittheilung zufolge,
ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Nov.
1844, S. 271.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Newton's Verbesserungen in der Zubereitung des Kautschuks und in
der Anfertigung verschiedener Kautschuk-Fabricate.
Die Hauptverbesserung in der Zubereitung des Kautschuks besteht darin, daß ich
denselben mit Schwefel und Bleiweiß verbinde und diese Mischung einer geregelten Hize ausseze,
wodurch der Kautschuk in seinen Eigenschaften gewisse Veränderungen erfährt, so daß
derselbe durch die Einwirkungen der Sonnenstrahlen oder künstlicher Wärme, wenn die
Temperatur 270° Fahrenheit (106° R.), wobei er zubereitet wurde, nicht
übersteigt, nicht weich, und auch durch die Kälte nicht nachtheilig afficirt wird.
Er widersteht ferner bei gewöhnlichen Temperaturen der Einwirkung des
Terpenthinspiritus und anderer ätherischer Oehle, die sonst seine Auflosungsmittel
sind. Die erwähnten Materialien können in verschiedenen Verhältnissen mit einander
verbunden werden. Ich habe indessen gefunden, daß folgende Mischung dem Zwek am
besten entspricht: nämlich 25 Theile Kautschuk, 5 Theile Schwefel und 7 Theile
Bleiweiß. Den Kautschuk löse ich gewöhnlich in Terpenthinöhl oder dergl. auf und das
Bleiweiß, so wie den Schwefel mahle oder zerreibe ich in Terpenthinöhl auf dieselbe
Weise, wie man Farbe anreibt. Sollen diese drei so zubereiteten Artikel ein Blatt
für sich bilden, so breitet man sie aus irgend einer glatten Fläche, von der sie
sich leicht wieder trennen lassen, gleichmäßig aus. Zu diesem Behuf gebe ich dem auf
unten angegebene Weise bereiteten Tuch den Vorzug, indem sich die auf diesem Artikel
ausgebreitete Composition besser von demselben trennt, als von jedem andern. Anstatt
den Kautschuk auf die oben angegebene Weise aufzulösen, kann man auch den
zerriebenen Schwefel und das Bleiweiß der Substanz des Kautschuks mit Hülfe heißer
Cylinder oder Kalanderwalzen einverleiben, und so Blätter von beliebiger Dike
herstellen, oder man kann diese Substanzen mit Tuch oder verschiedenen
Ledergattungen adhärirend verbinden. Um den Schwefelgeruch dieser Fabricate zu
beseitigen, wasche ich die Oberfläche derselben mit einer Auflösung von Potasche
oder mit Weinessig, oder mit einer geringen Quantität ätherischen Oehls oder irgend
einem andern Auflösungsmittel des Schwefels. Wenn der Kautschuk auf das erwähnte
Tuch ausgebreitet worden ist, so läßt er sich durch eine mäßige Kraftanstrengung
abschälen. Ich habe daher folgende Verbesserung erfunden, durch welche nicht nur
dieses Abschälen erschwert, sondern auch das Kautschukblatt, wenn dasselbe nicht mit
Tuch in Verbindung gebracht werden soll, für mancherlei Zweke geeigneter wird.
Ich überziehe nämlich irgend ein geeignetes Fabricat mit einer Lage
Kautschukcomposition, und deke eine Schicht Baumwolle darüber, wie sie der Kamm
einer Krämpelmaschine liefert; auf dieses Baumwollenvließ kommt wieder eine Schicht
Kautschuk, und so wiederhole ich diese Operation je nach der beabsichtigten Dike des
Fabricats zwei oder dreimal. So erhält man ein dünnes und starkes Fabricat, dessen
man sich anstatt des Papiers zum Ueberziehen von Büchsen, Büchern oder andern
Artikeln bedienen kann. Wenn diese Composition aus Kautschuk, Schwefel und Bleiweiß
an der freien Luft oder in einem erwärmten Raum gehörig getroknet ist, so wird das
Fabricat der Einwirkung einer hohen Temperatur zwischen 212° bis 350°
F. (80 bis 108° R.), am besten jedoch von 270° F. (106° R.)
ausgesezt. Diesen Zwei erreicht man am besten mit Hülfe eines geeignet construirten
Ofens mit Oeffnungen, durch welche das Fabricat mittelst Walzen gezogen wird. Will
man diese Procedur mit der bloßen Composition vornehmen, so muß dieselbe auf dem
Tuch, worauf sie ausgebreitet wurde, liegen bleiben, weil das Blatt während der
Operation so weich wird, daß es sein eigenes Gewicht ohne Unterstüzung nicht tragen
könnte.
Eine andere meiner Verbesserungen bilden die von mir sogenannten gerieften oder
gefältelten (corrugated) Kautschukfabricate. Diese
werden verfertigt, indem man Kautschukblätter in schmale 1/8 oder 1/16 Zoll breite
Streifen oder Fäden von der Dike einer Spielkarte zerschneidet. Diese Streifen
werden parallel zu einander in Abständen von ungefähr 1/4 Zoll auf einer geeigneten
Tafel ausgespannt. Die Tafel ist an beiden Enden mit Stiften oder Einschnitten versehen und rings
um diese Stifte durch diese Einschnitte werden die Kautschukstreifen gespannt und
zwar auf das Doppelte ihrer natürlichen Länge. Nun werden zwei an einer Seite mit
Kautschukcement befeuchtete Tuchstüke zu beiden Seiten der ausgespannten Streifen
gelegt, die cementirten Seiten gegen diese Streifen gekehrt; sodann bringt man die
Tücher mit einander in Berührung, indem man mit einem glatten Stük Metall oder
Elfenbein längs der Seiten jedes Streifens hinwegstreicht.
Ich gehe nun zur Beschreibung einer neuen und nüzlichen Maschine über, mit deren
Hülfe die eben erwähnte aus freier Hand erfolgende Procedur bedeutend erleichtert
wird.
Fig. 22 ist
ein verticaler Längendurchschnitt und
Fig. 23 die
obere Ansicht eines Theils der Maschine. Der Strekrahmen A,
A, welcher von bedeutender Länge seyn kann, ist in der Abbildung
unterbrochen dargestellt. B, B¹ sind zwei
Kalanderwalzen, zwischen denen zwei mit Kautschukcement überzogene Tücher und die
erwähnten schmalen Kautschukstreifen hindurchgehen. Diese Walzen nebst andern noch
zu beschreibenden Walzen sind auf einem besonderen am einen Ende des Strekrahmens
A, A angeordneten Gestell C gelagert. In Fig. 22 ist das Gestell
C, C mit seinem Zugehör im verticalen Durchschnitt
durch die Mitte dargestellt. Das Tuch b wird von den
beiden Walzen D, D, um welche dasselbe aufgewikelt ist,
zwischen die Walzen B, B¹ geführt, wo es die
ausgespannten Streifen a, a umfaßt. Um die Walze B¹ und die Spannwalze E läuft ein endloses Tuch c, c, welches den
Zwek hat die beiden mit Kautschukcement überzogenen Tücher zwischen den
ausgespannten Kautschukstreifen mit einander in Berührung zu bringen. F ist ein Spannrahmen um mit Hülfe der Schraube G das endlose Tuch c, c
anzuspannen; H, H sind Schrauben zur Regulirung des
Abstands zwischen den Kalanderwalzen. I, I ist ein
Schieberrahmen, welcher auf dem Strekrahmen A ruht und
sich zwischen geeigneten Führungen von einem Ende desselben bis zum andern bewegen
läßt. An ein Querstük J dieses Rahmens werden die Enden
der Streifen a, a, a in gleichen Abständen von einander
befestigt. Von dem Schieberrahmen laufen die Streifen über eine mit Rinnen versehene
Walze K, wodurch ihr Parallelismus gesichert wird. Um
die Streifen a, a anzuspannen, sind an den
Schieberrahmen I Bänder L,
L, befestigt und über Walzen M, M nach der
Welle N geleitet, auf der sie aufgewikelt werden. Durch
Umdrehung der Welle N werden demnach die schmalen
Kautschukstreifen gehörig ausgespannt. Soll nun die in Rede stehende Operation vor
sich gehen, so läßt man den Schieberrahmen I den
Kalanderwalzen mit derselben Geschwindigkeit, womit diese Walzen das Tuch von den
Walzen D, D abwikeln, sich nähern. Zwischen den
Kalanderwalzen kommt dann das Material gerieft zum Vorschein. Fig. 24 stellt eine an
der Welle N angebrachte Sperrvorrichtung dar, um die
Spannung der Streifen a, a zu sichern.
Wenn das auf diese Weise gebildete Fabricat aus der Maschine kommt, so hat es in
Folge der Zusammenziehung der ausgespannten Kautschukstreifen ein wellenförmiges,
gefälteltes, sehr nettes Ansehen und besizt einen gewissen Grad von Elasticität, der
nur durch das nicht elastische Material, welches die Kautschukstreifen zwischen sich
faßt, beschränkt wird.