Titel: Guiraud's Hahn für Gaswasser (künstliches Selterwasser etc.).
Fundstelle: Band 95, Jahrgang 1845, Nr. LIV., S. 184
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LIV. Guiraud's Hahn fuͤr Gaswasser (kuͤnstliches Selterwasser etc.). Mit Abbildungen auf Tab. III. Guiraud's Hahn für Gaswasser. Der Gaswasserhahn (siphon genannt) von Guiraud (rue du Faubourg St. Martin Nr. 164 in Paris) hatte sich auf der Pariser Industrieausstellung (1844) mannichfachen Beifalls zu erfreuen. Hr. Dr. Weinlig theilt im polytechnischen Centralblatt 1844, Heft 21, folgende Beschreibung desselben mit: „Die kleine Vorrichtung Fig. 11 besteht wesentlich aus drei Theilen: aus dem Gestell a, welches den Stüzpunkt abgibt, aus der als steile Schraube geschnittenen Canüle b und aus dem hohlen Stilet c, welches sich oben in das Ausflußrohr d endigt. Das Gestell besteht aus einem obern Querstük oder Kopfe e, in welchem die Mutter für die Schraube b enthalten ist, aus zwei Seitentheilen a und aus dem untern Ring f, welcher, wie Fig. 12 deutlich zeigt, aus zwei Hälften besteht, die bei g durch ein Scharnier verbunden sind, aber geschlossen werden können, indem man den Lappen h der einen Hälfte zwischen die beiden Lappen der andern Hälfte einschiebt und durch die correspondirenden Löcher einen Stift stekt. h hat mehrere Löcher, um sich verschiedenen Dimensionen der Flaschenhälse anpassen zu können. Die als Schraube geschnittene Canüle besteht aus dem cylindrischen Theil b, welcher an seiner Oberfläche mit einem steilen vierseitigen Schraubengewinde versehen ist, und aus dem vierekigen Kopf i mit den beiden Handhaben k, k. Durch diesen ganzen Theil geht eine Bohrung, weit genug, um ohne Reibung den dritten Theil hindurchzulassen, am untern Ende aber auf ein kleines Stük als Mutterschraube geschnitten. Der dritte Theil ist ein langes Rohr c, c, unten durch die massive Spize l geschlossen, über dieser mit einigen Schraubengängen und darüber mit mehreren seitlichen Löchern m versehen. Am obern Ende ist das Rohr c durch den Kugelkopf n mit dem Ausgußrohr d verbunden, dessen Oeffnung nach Unten gerichtet ist und welches durch den Hahn o (Fig. 13) geschlossen werden kann. Damit das Rohr c in der Canüle b luftdicht schließe, ist in dem Kopf i eine Art von Stopfbüchse angebracht, welche der Durchschnitt Fig. 14 erläutern wird. Die durch i gehende Oeffnung ist nämlich etwas weiter als nöthig ist, und an der innern Wand mit Schraubengängen versehen. In den zwischen c und dieser Wand bleibenden ringförmigen Raum legt man etwas Hanf und drükt diesen durch die Preßschraube p zusammen, welche ebenfalls das Rohr c hindurchläßt. – Der Gebrauch des Instruments ergibt sich nun von selbst. Man schließt den Hahn o, zieht die Röhre c, c in der Canüle ganz hinauf, und schraubt durch einige Umdrehungen ihr unteres Ende im untern Ende der Canüle so fest, daß die Spize l als unmittelbare Fortsezung der Canüle erscheint, wie die punktirten Linien anheuten. Nun schraubt man, indem man die Griffe k, k faßt, die Canüle b so weit hinauf, daß die Spize l dicht unter dem Kopf e steht, öffnet hierauf den Ring f des Gestells a, und schiebt das Gestell so über den Kopf der zu öffnenden Flasche, daß man den Ring unter der wulstförmigen Verdikung am obern Ende des Flaschenhalses schließen kann (und durch den Stift befestigen). Ist hierdurch ein Widerlager gewonnen, so schraubt man mittelst der Griffe k, k die Canüle b herab, welche nun mit der Spize l leicht in den Kork ein- und durch ihn hindurchdringt. Ist die Spize völlig frei im Flaschenhalse, so faßt man jezt das Rohr c bei seinem Kopf, löst durch einige Umdrehungen die Schraube, welche c mit b über der Spize l verbindet, und stößt nun leicht das Rohr c bis auf den Boden der Flasche herab. Oeffnet man jezt den Hahn o, so wird durch den Gasdruk die Flüssigkeit durch die Löcher m in die Steigröhre getrieben und fließt durch d aus. Das Instrument ist von Messing und versilbert und kostet in diesem Zustande bei Guiraud 15 Frcs. Es paßt vorzüglich für solche gashaltige Flüssigkeiten, welche unter einem bedeutenden Druk mit Gas gesättigt sind, also namentlich künstliches Selterwasser u.s.w. Ist der Druk nicht groß oder die Flüssigkeit zu kalt, so ereignet es sich leicht, daß zu Ende das Ausfließen aufhört, weil die zu überwindende Flüssigkeitssäule zu hoch wird. Aus diesem Grund muß man auch das Rohr c durchaus nicht länger machen, als die Höhe der Flaschen es erfordert. Braucht man das Instrument bei gewöhnlich verkorkten und verbundenen Flaschen, so dringt immer beim Einschrauben der Canüle neben den Schrauben etwas Gas durch. Dieß findet natürlich in viel geringerem Grade statt, wenn nach Guiraud die Gaswasserflaschen nach Fig. 15 durch eine Zinnkapsel verschlossen sind, welche in ihrer Mitte eine Oeffnung hat, die gerade so viel Kork freiläßt, als zum Einschrauben des Instruments nöthig ist.

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