Titel: | Ueber die galvanische Anfertigung erhabener Typen, welche gleich den Holzschnitten gedrukt werden können; vom Professor Dr. v. Kobell. |
Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. LVI., S. 191 |
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LVI.
Ueber die galvanische Anfertigung erhabener
Typen, welche gleich den Holzschnitten gedrukt werden koͤnnen; vom Professor Dr.
v.
Kobell.
Aus den gelehrten Anzeigen der koͤnigl.
bayer. Akademie der Wissenschaften.
Kobell, über die galvanische Anfertigung erhabener
Typen.
Schon Spencer hat die Galvanoplastik zur Herstellung
erhabener Typen zu benuzen gesucht und die ersten Versuche in der Art angestellt,
daß er eine Kupferplatte mit einer Mischung von Wachs, Harz und Indisch-Roth
überzog und in diese Schicht Schriftzüge gravirte, welche das Kupfer bloßlegten. Er
ließ darauf galvanisches Kupfer anschießen, bis zur Höhe des Grundes wachsen und
schmolz dann diesen von den Zügen ab. Dabei zeigte sich, daß die gewachsenen Typen
zum Theil von der Unterlage sich ablösten, und er suchte diesem Uebelstand durch
vorheriges Aezen, endlich gar durch Graviren der Unterlage zu begegnen, um das
galvanische Kupfer in den erhaltenen Vertiefungen haften zu machen.
Es ist leicht einzusehen, daß man auf diesem Wege nicht weit kommen kann, denn
abgesehen von der Mühseligkeit der Anfertigung, wenn ein eigentliches Kupferstechen
dabei nöthig ist, so muß die Wachsschicht eine bedeutende Dike haben, oder die Typen
müssen sehr hoch seyn, wenn der Grund beim Druken rein kommen und nicht Farbe
annehmen soll.
Ich habe schon vor drei Jahren dergleichen Typen angefertigt, wobei ich aber nicht
beabsichtigte, dieselben auf der Unterlage haften zu machen, sondern im Gegentheil
sie von dieser ablösbar mit einer den ganzen Grund bedekenden galvanischen Platte
verbunden zu erhalten.
Dabei ist an ein Abbrechen nicht zu denken, und man erhält, wenn es nöthig ist, die
Typen von gleicher Höhe und an dem zu schwärzenden Theil so eben, als die Platte
war, auf welche der Grund aufgetragen wurde. Ich habe darüber mit meinem Freunde,
dem Maler Foltz, mehrere Versuche angestellt, und es hat
dieser durch Auftrag von Farbe an den Stellen, welche beim Druk weiß erscheinen
sollen, einen Uebelstand beseitigt, welcher nur bei dieser Art der Plattenbildung,
nicht aber bei einer der Spencer'schen ähnlichen
beseitigt werden kann.
Um die betreffende Aufgabe zu lösen, hat man natürlich die Art, wie Holzschnitte
gemacht sind, und das Aussehen solcher Stöke zu untersuchen und darnach die
galvanische Anfertigung zu richten. Man bemerkt keinen besonders tiefen Schnitt,
wenn viele Linien neben einander liegen oder stark schattirte Stellen vorkommen,
weil die Linien das Papier so halten, daß es nicht dazwischen eindringen kann;
dagegen sind die Stellen, welche farblos kommen sollen, mehr oder weniger tief
ausgeschnitten. Diesen Bedingungen kann man auf folgende Weise bei der galvanischen
Anfertigung genügen.
Man überzieht eine versilberte Kupferplatte mit einem gut zu schneidenden Wachsgrund,
ähnlich dem von Spencer angegebenen, oder mit
gewöhnlichem Aezgrund, welcher um so besser ist, als er, möglichst dik aufgetragen,
noch gut radirt und gravirt werden kann. Diesen Grund macht man mit Graphit, der mit
Kork aufgerieben wird, leitend und radirt oder gravirt, am besten mit elfenbeinernen
Stiften und Grabsticheln, die Zeichnung. Wo sich größere freie Stellen finden, wird
hierauf der Grund durch Auftragen von geschmolzenem Wachs mittelst eines Pinsels
erhöht und dieses durch Graphit ebenfalls leitend gemacht. Zulezt werden diese
Erhöhungen an den kleinen Stellen, wo die Striche über eine Linie weit oder weiter
von einander stehen, mittelst einer diken Oehl-, Wachs- oder
Asphaltfarbe ebenfalls mit einem Pinsel aufgetragen und die Farben mit Graphit
eingestaubt. Dieses Erhöhen geht ziemlich schnell und kann leicht eingeübt werden.
Nachdem der Graphit durch Wegblasen aus den Vertiefungen gehörig entfernt ist, hält
man zur Austreibung der Luft die Platte über Dämpfe von kochendem Wasser und legt
sie dann, wie eine galvanographische Platte auf einem Kupferblech, in den Apparat.
Die Trommel wird ungefähr bis zu zwei Zoll Abstand erhöht, und wenn das Ganze
hinreichend überwachsen, die Type abgenommen und auf eine Holzplatte gekittet oder
sonst auf einem Stok befestigt.
Diese Anfertigung sezt Bekanntschaft mit dem Radiren und Graviren voraus, welches
übrigens um so leichter und schneller ausgeführt wird, als man es nicht mit
Metall, sondern nur mit Wachs zu thun hat. Stempel zu Verzierungen für Buchbinder,
Notentypen und dergl. sind sehr leicht auf diese Weise anzufertigen.
Um einen nicht zu diken Grund anzuwenden, kann man die Zeichnung äzen, die Platte
dann in die Versilberungsflüssigkeit (von Chlorsilber und Kochsalz) eine Stunde lang
einlegen und darauf fertig machen. Die vorliegenden Proben sind von Holzschnitten
nicht zu unterscheiden.Ein ähnliches Verfahren zur Herstellung galvanischer Typen ist kürzlich von
Palmer bekannt gemacht worden (polytechn.
Journal Bd. XCII S. 399); Hr. Prof.
v. Kobell hat aber auf das hier beschriebene
schon im Jahr 1841 ein Patent genommen.