Titel: Neuer Apparat zum Waschen oder Spülen der Baumwollzeuge, so wie zum Passiren derselben in Chlor und Säuren, für Bleichen und Kattundrukereien.
Autor: C. M.
Fundstelle: Band 95, Jahrgang 1845, Nr. LXXXVIII., S. 351
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LXXXVIII. Neuer Apparat zum Waschen oder Spuͤlen der Baumwollzeuge, so wie zum Passiren derselben in Chlor und Saͤuren, fuͤr Bleichen und Kattundrukereien. Mit Abbildungen auf Tab. V. Neuer Apparat zum Waschen und Bleichen der Baumwollzeuge. In mehreren Kattunfabriken und Bleichen Deutschlands, der Schweiz und Frankreichs, wurde in der neuesten Zeit ein höchst einfacher Apparat eingeführt, welcher zum Waschen, und unter später zu erwähnender Abänderung auch zum Passiren der Baumwollzeuge durch die Chlor- und Säure-Bäder dient; durch denselben wird im Vergleich mit den ältern Verfahrungsarten beim Bleichen der Zeuge die Handarbeiten sehr vermindert, und namentlich das Waschen der Zeuge ungemein beschleunigt. Fig. 1 und 2 sind Ansichten einer solchen zum Waschen dienenden Maschine von Vorn und von der Seite; gleiche Buchstaben in ihnen bezeichnen gleiche Theile. Drei Walzen A, B, C bilden die wesentlichen Bestandtheile des Apparats. A und B sind aus Eichenholz und C ist aus Tannenholz mit eisernen Achsen gefertigt. Die Walze A empfängt die Bewegung von dem Hauptgetrieb auf irgend eine geeignete Weise; B wird durch A und die Walze C, welche sich immer unter Wasser befindet, durch die darunter weggeführte Waare bewegt. Je nach der Länge der Walzen eines solchen einfachen Systems und der Beschaffenheit der damit zu waschenden Waaren werden auch zwei oder drei mit einander verbundene Systeme angewendet; Fig. 2 stellt zwei solche zusammen arbeitende Systeme dar, worin die Kreise D, F, das Verbindungs-Getrieb andeuten. Der hölzerne Querriegel G trägt hölzerne Nägel, welche der Waare, deren Lauf durch die Linien H angezeigt ist, als Führer dienen. I ist ein auf der Achse von A sizender Schnurlauf, um ein Paar kleiner Walzen in Bewegung zu sezen, mittelst dessen die gewaschenen Zeuge in ein anderes Local zu ihrer weitern Behandlung geführt werden. Gestell und Wasserbehälter erfordern keine Erklärung. Bei Anwendung des eben beschriebenen Waschapparats werden nun in einem passenden, wenn auch ziemlich entfernten Local so viele Stüke rohe Baumwolltücher zusammengenäht, als zur Auffüllung der Kufe, in welcher die Waare gelaugt werden soll, erforderlich sind. Man schlägt nämlich die Stüke auseinander, läßt Ende an Ende nähen und Haufen daraus bilden, von denen Falte um Falte ohne alles Hinderniß ablaufen kann. Das freibleibende Ende wird sodann durch eine nicht weit über dem Haufen angebrachte, ungefähr 4 bis 6 Zoll weite Oeffnung gegen die Maschine gezogen. Um unnöthige Reibung zu vermeiden, sollen die drei Seiten der Oeffnung, welche die Zeuge berühren, gut abgerundet oder besser aus einer liegenden und zwei stehenden leicht beweglichen kleinen Walzen gebildet seyn. Das durch diese Oeffnung zum Band zusammengeschobene Baumwolltuch wird nun auf seinem Wege noch in Entfernungen von 15 bis 20 Fuß mit kleinen Leitrollen unterstüzt und überall, wo dasselbe von der geraden Richtung abweichen muß, im Innern des dabei gebildeten Winkels neben der liegenden Leitrolle eine stehende angebracht. Bei dem Waschapparat angelangt, verbindet man dasselbe mit einem bereits vorher spiralförmig durchgeführten Laufband und sezt die Maschine in Bewegung. Das Baumwolltuch tritt bei k zwischen A und B in die Maschine, geht nach l unter der unter Wasser befindlichen Walze C weg, wird durch den Nagel m um etwas mehr als die Breite des gebildeten Zeugbands zur Seite geschoben, kommt bei n wieder zwischen die Walzen A und B und sezt auf diese Weise seinen Weg fort, bis es am Ende des ersten Systems anlangt, wo es dann nach dem zweiten Walzensystem übersezt und auf gleiche Weise auch dieses durchläuft. Man sieht leicht ein, daß hiedurch das Baumwolltuch so oft man will in Wasser getaucht und zwischen dem obern Walzenpaar wieder ausgerungen werden kann. 30 bis 35 solcher Umgänge genügen indessen, um selbst dichte Baumwollgewebe rein zu waschen, wenn sie mit einer Geschwindigkeit von 4 Fuß per Secunde durch die Maschine gehen, und die Wasserbehälter mit genügendem reinem Wasser durch natürlichen Zufluß oder Pumpen gespeist werden. Daß das frische Wasser übrigens da in die Canäle oder Behälter eintreten soll, wo die Zeuge den Waschapparat verlassen, versteht sich von selbst. Die Art und Weise die gewaschenen Zeuge aufzufachen oder weiter zu leiten, wird an verschiedenen Orten durch verschiedene Mittel bewerkstelligt, welche sich nach der Oertlichkeit richten. Eine sehr einfache Art dieselben vom Waschapparat ab sogleich in die Laugkufen zu führen, besteht darin, daß man über den Laugkufen ein kleines Walzenpaar, z.B. von 15 Zoll Länge und 8 Zoll Dike anbringt, auf die Achse des untern Wälzchens eine Schnurscheibe befestigt und über dieselbe und die Schnurscheibe j des Waschapparats eine Treibschnur führt. Sind die Rinnen der Schnurscheiben mit den Walzen, auf deren Achsen sie sizen, von gleichem Durchmesser, so ist auch die Mantel-Geschwindigkeit beider Walzen gleich. Bei größern Entfernungen muß jedoch die obere Walze dieses Förderungs-Apparats mittelst Hebeln beschwert werden, um sicher zu seyn daß die Baumwolltücher in dem Maaße in den Laugapparat gefördert werden, als sie den Waschapparat verlassen. Unterwegs werden sie eben so wie schon beschrieben mit kleinen Walzen und Ekrollen gestüzt und geleitet, und in den Laugapparat kann sie ein Arbeiter mit einem leichten Stab ganz gleichmäßig und regelrecht einschichten. Ist die Waare gelaugt, so holt sie der Waschapparat wieder über Leit- und Ekrollen aus der Bütte und legt sie mit Hülfe eines an der Deke des Locals angebrachten Walzenpaars, welches nun seinerseits von der Schnurscheibe j bewegt wird, und eines die Bänder im Zikzak führenden Arbeiters auf einem niedrigen Wagen auf Haufen. Sobald die Waare hier gut abgelaufen ist, kann ihr das Säure- oder Chlorbad gegeben werden. Hiezu dient ein einfaches System von drei Walzen aus weißem weichem Holz, wovon sich die untere Walze in einem nicht zu kleinen Kasten oder Trog, der das Chlor- oder Säurebad enthält, befindet, durch welche Bäder die Stüke wie durch den Waschapparat spiralförmig (übrigens mit etwas geringerer Geschwindigkeit) geführt werden. Wo der Raum beschränkt ist, kann eine einzige Maschine für beide Zweke dienen, und da es sich hiebei nur darum handelt, die Baumwolltücher mit den betreffenden Bädern gut und gleichmäßig zu durchdringen und zu tränken, wozu schon 8 bis 10 Umgänge vollkommen genügen, so folgt, daß die Walzen viel kürzer und auch leichter seyn dürfen als ein Waschapparat. Gibt man dem obern Paare 8–10 Fuß Länge und 12–15 Zoll Durchmesser, so wird der Apparat in allen Fällen seinem Zwek entsprechen. Die durch Chlor oder Säure genommenen Baumwolltücher werden durch dieselben Mittel, Schnurgetriebe und Wälzchen, nach einer in der Nähe befindlichen Kufe geleitet, in welche sie ein Arbeiter mit einem kurzen Stab einschichtet. Hat die Säure oder das Chlor, womit sich die Waare beim Passiren des Bades tränkte, seine Wirkung gemacht, so wird zur nächstfolgenden Operation, dem Waschen, in der schon beschriebenen Art geschritten. Der Bleichproceß wird übrigens auf gewöhnliche Weise, immer aber mit Hülfe der beschriebenen Apparate zu Ende geführt; erst nach dem lezten Waschen werden die Stüke aus einander getrennt und ihrer Bestimmung gemäß weiter behandelt. C. M.

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