Titel: | Vorschriften zur Bereitung wasserdichter Steife für Hüte. |
Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. C., S. 389 |
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C.
Vorschriften zur Bereitung wasserdichter Steife
fuͤr Huͤte.
Aus dem Supplement to Dr.
Ure's
Dictionary of arts, manufactures and mines, London 1844, S. 132.
Vorschriften zur Bereitung wasserdichter Steife für
Hüte.
Einem geschikten Arbeiter, sagt Dr. Ure, verdanke ich in dieser Hinsicht folgende Mittheilungen:
„Alle Auflösungen von Gummiharzen, welche ich bisher in den Hutfabriken
bereiten sah, waren keine vollständigen Auflösungen, sondern bloße Gemische,
indem wegen der Consistenz der Composition ein Theil der Gummiharze darin bloß
suspendirt bleiben kann. Verdünnt man die Composition durch Zusaz von Weingeist
und läßt sie stehen, so entsteht ein gallertartiger Bodensaz, welchem Umstand
das häufige Brechen der Hüte zuzuschreiben seyn dürfte. Mein Verfahren besteht
darin, daß ich zuerst die Gummiharze in zweimal so viel Weingeist, als dazu
nöthig ist, durch Schütteln auflöse und dann nach vollständiger Auflösung die
Hälfte des Weingeists in einer Blase abziehe, um die Steife auf die gehörige
Consistenz zu bringen. Beim Verdünnen dieser Auflösung bildet sich dann kein
Bodensaz mehr, so stark man sie auch verdünnen mag.
Folgende zwei Vorschriften wurden in einigen der vorzüglichsten Hutfabriken zu
London mit bestem Erfolg angewandt:
Steife mit Weingeist als
Auflösungsmittel.
7 Pfd. feiner rothgelber Schellak,
2 Pfd. Sandarak,
4 Unzen Mastix,
1/2 Pfd. gelbes Harz (Colophonium),
1 PinteSoviel als den Raum von 1 1/4 Pfd. Wasser einnimmt. Copal-Auflösung,
1 GallonSo viel als den Raum von 10 Pfd. Wasser einnimmt. Weingeist.
Man löst den Schellak, Sandarak, Mastix und das Colophonium in dem Weingeist auf
und sezt zulezt die Copalauflösung zu.
Steife mit alkalischem
Auflösungsmittel.
7 Pfd. gewöhnlicher Schellak (in Blöken),
1 Pfd. gelbes Harz (Colophonium),
4 Unzen Weihrauch,
4 Unzen Mastix,
6 Unzen Borax,
eine halbe Pinte Copal-Auflösung.
Der Borax wird zuerst in beiläufig 1 Gallon (10 Pfd.) warmem Wasser aufgelöst;
diese alkalische Flüssigkeit bringt man dann in einen (durch Dampf erhizten)
kupfernen Kessel nebst dem Schellak, Colophonium, Weihrauch und Mastix und läßt
sie einige Zeit lang kochen, indem man gelegentlich mehr warmes Wasser zusezt,
bis sie die geeignete Consistenz hat; dieß erkennt man auf die Art, daß man ein
wenig davon auf eine kalte etwas geneigte Marmorplatte gießt; läuft die
Composition am unteren Ende ab, so ist sie hinreichend flüssig, gerinnt sie
aber, bevor sie das untere Ende erreicht, so erfordert sie mehr Wasser. Wenn
alle Gummiharze aufgelöst zu seyn scheinen, muß man eine halbe Pinte Weingeist
zugießen, so wie die Copal-Auflösung; dann muß die Flüssigkeit durch ein
feines Sieb passirt werden, worauf sie vollkommen klar und zum Gebrauch geeignet
ist. Diese Steife wird heiß angewandt. Man weicht die
Hutkörper vor dem Steifen in eine schwache Auflösung von Soda (in Wasser) ein,
um jede Säure (z.B. Schwefelsäure) abzustumpfen, welche in ihnen zurükgeblieben
seyn kann. Wenn man dieß unterließe und der Hutkörper irgend eine Säure
enthielte, so würde das Alkali beim Eintauchen desselben in die Steife
neutralisirt und die Harze folglich niedergeschlagen werden. Nachdem der
Hutkörper in der Soda-Auflösung eingeweicht worden ist, muß er vollkommen
im Ofen getroknet
werden, bevor man die Steife aufträgt; nachdem er dann gesteift und wieder im
Ofen getroknet worden ist, muß man ihn die ganze Nacht über in Wasser
einweichen, welches mit ein wenig Schwefelsäure versezt worden ist; diese
zersezt (erhärtet) die Steife im Hutkörper, wodurch der Proceß erst beendigt
wird. Ein guter Arbeiter kann täglich 15–16 Duzend Hüte steifen. Wenn man
die Steife wohlfeiler machen will, muß man mehr Schellak und Colophonium
anwenden.“