Titel: | Das Drüken auf der Drehbank zur Anfertigung von Theetöpfen, Leuchtern, Dekeln. |
Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. IV., S. 11 |
Download: | XML |
IV.
Das Druͤken auf der Drehbank zur
Anfertigung von Theetoͤpfen, Leuchtern, Dekeln.
Aus der deutschen Gewerbezeitung, 1845 Nr. 1 und
2.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Ueber das Drüken auf der Drehbank zur Anfertigung von Theetöpfen,
Leuchtern etc.
Obgleich unter den eigentlichen Fachbeflissenen zur Erleichterung der Erzeugung von
rundgeformten Geräthen aller Art aus dünnen Blechen das Drüken auf der Drehbank
gekannt und geübt ist, so ist die Anwendung desselben immer noch einer größeren
Ausdehnung fähig, und manche Gewerbe könnten es benuzen, die sich gegenwärtig noch
mit dem Treiben behelfen. Die Arbeiten unserer Klempner haben durch die Aufnahme der
Drehbank in ihre Werkstätten eine stets fortschreitende Vervollkommnung erreicht;
die glänzenden Geschirre, die man hinter den Schaufenstern ihrer Verkaufsläden
erblikt, zeugen davon; inzwischen wird vorzugsweise nur Messingblech zum Behufe des
Drükens, wegen dessen Dehnbarkeit, gewählt; Weißblech oder verzinntes Eisenblech
hingegen seltener, da dasselbe nur mit großer Schwierigkeit gedrükt werden kann. Die
Anwendung von Neusilberblech, oder wenn dieses zu theuer ist, von Blech aus
„Britannia-metal“
– eine Legirung von silberartigem Ansehen – würde die Fertigung einer
Fülle von Gegenständen gestatten, und wenn man durch zwekmäßige Löthung geprägte
Verzierungen damit verbände, dem Klempnerkleingewerbe ein weiteres Feld der
Betriebsamkeit eröffnen. Daß sich in diesen weißglänzenden, gedrükten Geräthen und Geschirren sehr Hübsches
liefern läßt ohne große Vorkehrung, Einrichtungen und Geldausgaben, ist anzunehmen.
W. Jaeger in Elberfeld zeigte in der Ausstellung in
Berlin hübsche Thee- und Kaffeegeschirre aus auf der Drehbank gedrüktem
Britannia-Metallblech, sie waren jedoch nicht allein hübsch, sondern auch
billig; aber er war auch der einzige, der dieses Fabricat in der Ausstellung zur
Anschauung brachte, und am Ende vielleicht auch der einzige, der solche Arbeit in
Deutschland macht, deren Anfertigung in England bis zu einer ungeheuren Ausdehnung
getrieben wird. Wir berühren hier nicht die Fabrication von Neusilberwaaren, die
vornehmlich in Berlin in einigen guten Händen ruht; unsere Absicht ist nur, den
vielen Klempnern in allen deutschen Städten einen Wink zu geben, wie sie die
Gegenstände ihrer Fertigung noch vielseitiger machen können.
Ueber die Art und Weise, wie das Drüken in England namentlich solcher Gegenstände
geschieht, die kein Spindelloch in ihrer Mitte haben dürfen, wie z.B. Thee-
und Kaffeekannen, Dekel und Dosen, ferner wie gewisse Verzierungen in Birmingham
gedrükt werden, darüber entnehmen wir einem Werke von Holzapfel in London einige Skizzen. Es handelt sich hier hauptsächlich von
gedrüktem Rundwerk, das man entweder gleich zur gewünschten Form fertig macht, oder
das aus verschiedenen Theilen zusammengelöthet wird, worauf man die Ränder mit
eingelegten Drahtstreifen und das Innere mit irgend einer Harzmischung ausgießt, um
dem Ganzen Festigkeit zu geben. Billige plattirte Leuchter werden z.B. auf diese
Weise gemacht.
Die Fig. 12
und 13
veranschaulichen das Verfahren, welches man in Birmingham anwendet, um einen
Theetopf aus einer undurchlochten Blechscheibe zu
drüken.
Das im Durchschnitt gezeichnete hölzerne Modell wird auf die Hohldoke der Drehbank
geschraubt, zur gewünschten Form des Theetopfs abgedreht, die Gegenspize der
Drehbank gegen ein zweites Stük Holz gesezt, die Blechscheibe zwischen die
Berührungsflächen richtig concentrisch gelegt, und die Schraube der Gegenspize
angezogen, so daß alle drei Theile, nämlich Scheibe, Holzmodell und Gegenholz, wenn
die Spindel in Bewegung gesezt wird, sich mit einander drehen. Mittelst eines
Polirstahles, den man gegen einen Stift in der Auflage stemmt und einem hölzernen
Stab, mit dem man auf der Rükseite den Rand widerhält, wird bei rascher Bewegung die
Scheibe nach und nach in
die in der Abbildung angegebenen Formen 1, 2, 3, 4 gedrükt, bis sie gerade die Form
wie das Modell hat; dieses wird nun entfernt und ein rundes Stük Holz, wie in Fig. 13 zu
sehen, dafür eingesezt, dessen Durchmesser der Oeffnung des Theetopfs entspricht.
Mittelst Polirstähle von sehr verschiedener Form, wie man sie am bequemsten
gebrauchen kann, und eines hakenartigen Holzstabes arbeitet man nun allmählich das
Blech zu der erforderlichen Form nieder, indem man das Blech erst einwärts drükt,
und endlich die kurze Umbiegung des Randes vornimmt; die Stähle taucht man ein
bißchen in Oehl. Zuweilen dreht man das Modell gleich zu der Form, in die der
Gegenstand gedrükt werden soll, und entfernt später erstens durch Herausnehmen eines
Mittelstükes, wo alsdann die andern Modeltheile zusammenfallen. Es ist von
Wichtigkeit, daß während des Drükens die Scheibe immer concentrisch laufe und nicht
flügele, zu dem Ende man sie gelegentlich mit dem Drehstahl richtet. Das ganze
Verfahren ist ein sehr hübsches und rasches und ähnelt dem des Töpfers, nur daß
dieser mit einem sehr weichen Stoffe zu thun hat und die Formung lediglich mit
seinen Fingern ohne Stahl und Modell verrichtet.
Verzierungen drükt man in Birmingham wie folgt:
Gesezt man beabsichtige einen Ring zu fertigen, wie er in Fig. 14 schwarz
angedeutet ist, so dreht man sich eine stählerne Spindel von der Form des Ringes,
aber von geringerem Durchmesser. Das Blech wird zuerst zu einer Röhre
zusammengelöthet und diese in einzelne Ringe zerschnitten, deren jeder zu einem
Verzierungsstreif dient. Auf die Spindel geschoben sind sie zwischen dem Rollstahl
und ersterer bei rascher Umdrehung fast im Augenblik gedrükt, welches Verfahren sich
durch die Fig.
15 noch mehr erläutert. Es leuchtet ein, daß die Modellspindel von
geringerem Durchmesser als der Ring seyn muß, weil sich sonst lezterer nicht wieder
abschieben ließe. Je nach Art der Verzierung gebraucht man einen breiten Rollstahl
oder mehrere kleine Stähle von irgend einer beliebigen Gravirung.