Titel: Beschreibung einer Universal-Theilmaschine, mittelst welcher man Kreise und gerade Linien, so wie verzahnte Räder, Zahnstangen etc. theilen, durchbohren und schneiden kann; von Hrn. Decoster.
Fundstelle: Band 96, Jahrgang 1845, Nr. XVII., S. 93
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XVII. Beschreibung einer Universal-Theilmaschine, mittelst welcher man Kreise und gerade Linien, so wie verzahnte Raͤder, Zahnstangen etc. theilen, durchbohren und schneiden kann; von Hrn. Decoster. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Jan. 1845, S. 12. Mit Abbildungen auf Tab. II. Decoster, Beschreibung einer Universal-Theilmaschine. Es ist bekannt, wie wichtig in den Maschinenwerkstätten die Theilmaschinen sind, sey es nun zum Theilen von Kreisen oder geraden Flächen, oder zum Schneiden von verzahnten Rädern oder Zahnstangen; ihre Anwendung erheischt aber ziemlich große Geschiklichkeit von Seite des Arbeiters, welcher sie dirigirt. Um den Zwek mit großer Genauigkeit zu erreichen, suchte Hr. Decoster, Maschinenfabrikant (rue Stanislas No. 9) in Paris, einen Mechanismus herzustellen, welcher bei großer Einfachheit leicht und bequem anzuwenden, dabei wenig kostspielig ist, und die wesentliche Bedingung erfüllt, daß jede Art von Theilung in geraden sowohl als in ungeraden Zahlen mittelst desselben ausgeführt werden kann. Das Princip, worauf dieser Mechanismus beruht, besteht in der Anwendung einer großen Menge vollkommen gleicher Metallstüke und eben so vieler, ebenfalls vollkommen gleicher Keile oder spizen Prismen aus dem nämlichen Metalle. Diese Metallstüke und Keile werden um eine cylindrische Scheibe gelegt, wenn man Kreise oder Scheiben theilen will, und in eine vollkommen gerade Ruth, wenn dasselbe mit geraden Flächen oder Zahnstangen geschehen soll. Die Abbildungen Fig. 131 erläutern das von Hrn. Decoster erfundene Constructionssystem und zeigen, wie die Metallstüke und Keile angeordnet werden, um jede Art von Theilung ausführen zu können. Fig. 1 stellt einen Aufriß des Theilapparats dar, welcher dazu dient, Kreise, Riemscheiben, Räder oder Theilscheiben zu theilen, zu durchbohren oder zu punktiren. Fig. 2 ist der Grundriß des Apparats mit der Bohrvorrichtung. Die Abbildungen zeigen, wie mit der Maschine die Scheibe einer Plattform oder eine Theilscheibe von 1 Meter Durchmesser getheilt und gebohrt wird. Da die Kreistheilmaschine 2,568 Meter Durchmesser, also 8 Meter Umfang und eine verticale Lage hat, so kann man mittelst derselben sowohl die größten, als auch die kleinsten Räder mit der in der Praxis nur immer wünschbaren Genauigkeit theilen. Die Theilscheibe der Maschine, wovon in Fig. 1 nur ein Theil zu sehen ist, ist eine große, gußeiserne, cylindrische Scheibe A. Auf dem Umfang dieser Scheibe ist eine schwalbenschwanzförmige Ruth eingedreht, in welche 400 Metallstüke a eingelegt werden können, die von genau gleicher Größe sind, und deßhalb in der nämlichen Form gegossen und mit der größten Sorgfalt calibrirt wurden. Denken wir uns die 400 Metallstüke so in die Scheibe eingelegt, daß sie genau den ganzen Umfang derselben einnehmen und also alle fest aneinander anliegen, was bei diesem Apparat streng der Fall ist, so hat man nothwendigerweise den Umfang der Scheibe in eben so viele (400) Theile getheilt. Die Metallstüke (kleine Parallelopipeda), deren Form aus Fig. 3, 4, 5 und 6 ersichtlich ist, sind durch eben so viele Keile b, Fig. 7, 8, 9 und 10 getrennt. Von diesen Keilen hat man zweierlei; die kleineren werden angewandt, wenn man mit den 400 Metallstüken zu thun hat, die größeren hingegen, wenn diese Anzahl um mehr als ein Drittel verringert wurde. Die Keile sind ebenfalls einander genau gleich und werden nur um den äußeren Umfang der Scheibe gelegt. Sie treten zum Theil in die Einschnitte ein, welche man vorher auf zwei entgegengesezten Seiten eines jeden Metallstüks angebracht hatte, wie dieß aus der Detailzeichnung Fig. 11 zu ersehen ist. Würde man ein Metallstük und einen Keil wegnehmen, und dann auf alle übrigen Keile zugleich so drüken, daß alle Metallstüke gleich weit von einander entfernt würden, bis sie wieder den ganzen Umfang der Scheibe einnehmen, so hätte man offenbar den Umfang der Scheibe aufs neue eingetheilt, und zwar so genau als das erstemal. Dasselbe wird der Fall seyn, wenn man zwei, drei, vier oder mehr Metallstüke und eben so viele Keile wegnimmt. Man kann auf diese Weise jede beliebige Theilung unter 400 hervorbringen. Bei diesem Apparate ist es nun nicht bloß nothwendig, daß die Metallstüke und die Keile einander vollkommen gleich sind, sondern die lezteren müssen auch ganz gleichmäßig zwischen die ersteren eindringen, damit die Entfernung zweier Theilpunkte einander gleich wird. Die Schwierigkeit bei der Anwendung dieses Princips bestand darin, alle Keile so zu bewegen, daß diese Bedingung vollkommen erfüllt wird. Hiezu paßte Hr. Decoster auf die Scheibe A einen gußeisernen Ring B auf, welcher allenthalben vollkommen genau abgedreht war, so daß seine kreisförmigen Flächen genau eben waren und senkrecht auf der Achse des Rades standen. Es ist nun leicht einzusehen, daß wenn man diesen Ring, parallel mit sich selbst, gegen die Keile bewegt, man leztere gleichmäßig zwischen die Metallstüke eintreibt. Um diese Bewegung hervorzubringen, wendet der Erfinder zwei Mittel an. Das erste besteht darin, in dem Ring B mehrere schraubenförmige Ruthen d, Fig. 13, anzubringen und auf die Scheibe eben so viele Handgriffe C zu befestigen, deren rechtwinkeliges Ende durch diese Ruthen geht. Dreht man nun mittelst dieser Handgriffe die Scheibe in dem entsprechenden Sinne, so veranlaßt man dadurch den Ring sich vorwärts zu schieben und folglich auf alle Keile zu gleicher Zeit und gleich stark zu drüken. Man könnte, wenn es für nöthig erachtet würde, auch den äußeren Rand der Scheibe verzahnen, und ein Getrieb in denselben eingreifen lassen, welches, wenn es gedreht würde, ebenfalls den Ring zwingen müßte sich überall gleichmäßig vorwärts zu bewegen. Man kann auch Schraubzwingen S, Fig. 12 und 13 anwenden, welche nichts anderes sind, als Winkelstüke mit in der Scheibe befestigten Schrauben. Dieselben sind jedoch auch bei der erst beschriebenen Anordnung nicht unentbehrlich. Damit der Ring R, welcher im Verhältniß zu seinem Durchmesser sehr dünn ist und deßhalb Schwierigkeiten in der Ausführung darbietet, mit der gewünschten Genauigkeit bearbeitet werden konnte, ließ ihn der Erfinder mit der scheide aus einem Stük gießen. Zu diesem Zwek brachte er auf das Modell der lezteren einen Ring B', Fig. 11, so daß derselbe mittelst Ansäzen in gewissen Entfernungen mit der Scheibe verbunden war. Hiedurch erhielt man einen reinen, gesunden Guß, und war in den Stand gesezt, beide Stüke mit einander zu drehen und dann das eine vollkommen auf das andere aufzupassen. Um die Metallstüke und die Keile von vollkommen gleicher Größe zu erhalten, mußte ebenfalls große Sorgfalt angewandt werden. Der Erfinder wandte zu diesem Zwek ein Verfahren an, welches auch in anderen Fällen mit Vortheil benuzt werden kann. Er fing damit an, eine Metalllegirung auszumitteln, welche vollkommen gesunde, sehr glatte Güsse liefert, die sich beim Erkalten wenig zusammenziehen. Er benuzte nämlich eine Legirung von 1/10 Zinn, 1/10 Kupfer und 8/10 Antimonium und schmolz davon 50–60 Kilogr. zusammen, um eine gleichmäßige Mischung hervorzubringen; hierauf schmolz er die Masse in kleinen Partien wieder um, und goß sie in die Formen. Der Apparat, welcher zum Gießen der Metallstüke dient, ist in Fig. 14 und 15 im Aufriß und Grundriß dargestellt. Er besteht aus einer Art Büchse M, deren Wände von gehärtetem Stahl und inwendig polirt sind. An jedem Ende der Büchse ist ein Stük N angebracht, welches dieselbe verschließt, so daß der Zwischenraum beider genau die Größe des zu gießenden Metallstüks hat. Zu diesem Zwek ist das eine der Stüke N durch einen Bügel O mit der Büchse verbunden, das andere dagegen wird durch einen besonderen Ansaz aufgehalten. Man gießt das Metall durch die Mündung m, welche trichterförmig gestaltet ist und über dem Metallstük einen conischen Anguß bildet, der oben breit und unten dünn ist. Wenn das Stük gegossen ist, so entfernt man den Bügel O und bringt an seine Stelle ein längeres Stük P, Fig. 17 und 18, welches mittelst der Schraube Q dazu dient, das gegossene Stük und den Theil N aus der Büchse herauszuschieben, wie aus Fig. 14 und 15 zu ersehen ist. Da das äußere Ende der Büchse, welches das Stük N aufnimmt, etwas kleiner ist, als der Theil, in welchen man das Metall goß, so erleidet das gegossene Stük nothwendig eine Art Pressung und es sind daher alle Stüke, welche aus der Büchse herausgeschoben werden, vollkommen gleich. Während man das Metallstük aus der Büchse herausschiebt, ist der Anguß leicht abzuschneiden und hinterläßt eine sehr glatte Fläche. Die Keile werden in die in Fig. 19 im Grundriß und Fig. 20 im Aufriß dargestellte Form gegossen. In Fig. 19 ist die Platte, welche die inneren Räume bedekt, weggenommen. Man sieht daraus, daß die Angüsse leicht weggeschnitten werden können, und daß die Keile genau gleich werden müssen, weil die inneren Flächen ebenfalls gehärtet und polirt sind. Hr. Decoster wendet zur gewöhnlichen Theilung eine starke Alhidade L an, welche in Fig. 21, 22 und 23 besonders abgebildet ist. Diese Alhidade federt sich und kann durch die Schraube n der Scheibe genähert werden. Will man Theilungen haben, welche nicht auf der Scheibe vorkommen, weil man entweder eine Anzahl von Metallstüken und Keilen nicht wegnehmen will, oder weil die verlangte Theilung viel zu groß ist, so kann man eine unterabtheilende Vorrichtung anwenden, welche aus Fig. 24 und 25 ersichtlich und ebenfalls auf das Princip der Metallstüke und Keile gegründet ist. Man stelle sich eine kleine Büchse K vor, in welche mehrere Metallstüke (dames) p von gleicher Dike eingepaßt und durch Keile q von einander getrennt sind, die durch eine Schraube und eine Platte mehr oder weniger zwischen dieselben getrieben werden können. Auf jedes dieser Metallstüke drüke eine Feder r. Man bringt diese Vorrichtung nun auf die Alhidade, an die Stelle, wo sich vor der Scheibe die Spize in Fig. 1 befindet, und nachdem man die Metallstüke nach der vorzunehmenden Theilung regulirt hat, wird die Spize eines dieser Metallstüke, wenn dasselbe gerade einem Einschnitt in der Mitte der Stüke auf der Scheibe gegenüber kommt, durch die angebrachte Feder in diesen Einschnitt einschnappen, während die anderen nur auf die Oberfläche der Metallstüke drüken werden. Mittelst dieser Vorrichtung kann man alle möglichen Theilungen und zwar mit großer Genauigkeit hervorbringen, besonders wenn man die Anzahl der Metallstüke und Keile vermehrt. Hr. Decoster hat den Mechanismus der Metallstüke und Keile auch zum Theilen von geraden Linien, Flächen, Zahnstangen etc. angewandt, wie aus den Figuren 3234 zu ersehen ist. Fig. 1 ist der Aufriß eines Drehbankgestells, worauf der Theilapparat A und eine Bohrmaschine B angebracht ist, die dazu dient, die verlangte Theilung auf dem Metallstreifen entweder zu punktiren oder denselben nach der Theilung zu durchbohren. Fig. 2 ist eine Endansicht des Apparats mit allen seinen Theilen; Fig. 3 ein Grundriß desselben. Man sieht, daß die Theilungen auf einem Lineale D angezeigt sind, und daß die Keile b gleichzeitig durch das gerade abgerichtete Lineal E vorwärts geschoben werden können. Eine Alhidade mit einer Spize F dient dazu, die Theilung einzustellen. Diese Anordnung kann auch dazu benüzt werden, nach einem gegebenen Verhältnisse ungleiche Theilungen hervorzubringen, oder an irgend einer Stelle größere Zwischenräume zu lassen, wie dieß z.B. bei den Plates-bandes der Spinnmaschinen der Fall ist, wo man in gewissen Entfernungen größere Zwischenräume für die Fadenlenker lassen muß. Fig. 31 ist der Grundriß des Mechanismus, welchen Hr. Decoster zum Schneiden der Zähne für cylindrische und conische Räder angewandt hat. Das Werkzeug, dessen er sich hiezu bedient, ist eine Fräse G von sehr kleinem Durchmesser, welche sich mit einer horizontalen Achse dreht.

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