Titel: | Ueber die Verbesserung der Retortenkohks, welche bei der Darstellung des Steinkohlengases gewonnen werden; von A. Riegelmann. |
Autor: | A. Riegelmann |
Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. XXIV., S. 113 |
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XXIV.
Ueber die Verbesserung der Retortenkohks, welche
bei der Darstellung des Steinkohlengases gewonnen werden; von A. Riegelmann.
Riegelmann, über Verbesserung der Retortenkohks.
Die Erfahrung hat gelehrt, daß die in Retorten erzeugten Kohks zu metallurgischen
Arbeiten nicht benüzt werden können und sogar bei Kesselfeuerungen hat man die
Beobachtung gemacht, daß bei Anwendung von solchen Kohks die erhizten Metallflächen
viel schneller zerstört wurden, als beim Gebrauche der gewöhnlich verkohkten
Schwarzkohlen. Da in allen Steinkohlen Schwefelkies enthalten ist, und besonders
dieser in den deutschen Kohlenarten in ziemlich großer Menge sich vorfindet, welcher
bei der gewöhnlichen Ofenverkohkung gewissermaßen geröstet, zum großen Theil zu
Eisenoxyd umgewandelt wird, während bei der Retortenverkohkung stets
Einfach-Schwefeleisen zurükbleiben muß, so lassen sich leicht die schädlichen
Wirkungen solcher Breschen auf die Metalle erklären. Das sogenannte Durchbrennen der
eisernen Retorten, die bei Steinkohlenfeuerung oft sehr schnell zerstört sind, bei
Kohksheizung länger brauchbar bleiben und bei Holzfeuerung nur durch eine langsame
Oxydation schadhaft werden, scheint mir hauptsächlich durch die Bildung von
Schwefeleisen an denselben veranlaßt zu werden, welches sich immer erzeugen muß,
sobald Schwefel oder eine luftförmige Verbindung desselben mit dem glühenden Metalle
in Berührung kommt. Durch längeres Erhizen der Retorten mit schwefelhaltigem
Brennmaterial wird an den Stellen, wo das Eisen glühend wird, eine Schichte
Schwefeleisen gebildet, welche ein ganz anderes Ausdehnungsvermögen hat, als die
nicht geschwefelte innere Eisenschichte, und es muß nothwendigerweise beim Abkühlen
oder Erhizen der Retorten durch die Sprödigkeit der äußeren Kruste ein Zerspringen
derselben an den betreffenden Stellen erfolgen, wodurch auch ein Zerspringen der
schwefelfreien inneren Eisenschichte herbeigeführt wird, sobald die innig verbundene
Kruste von geschwefeltem Eisen eine gewisse Stärke erreicht hat. Das dichte Gefüge
der Kohlen gestattet nicht eine Verwitterung des Schwefelkieses, der sich meist in
dünnen Schichten gelagert, in denselben vorfindet, und es ist also eine Entfernung
des Schwefels als Schwefelsäure durch die Retortenhize nicht wohl möglich.
Leicht und ohne Kosten läßt sich aber dieser Feind der Metalle als
Schwefelwasserstoffgas entfernen, indem man die abdestillirten Kohlen, unmittelbar aus den
Retorten kommend, mit kochendem Wasser begießt, wodurch eine Zersezung des einfachen
Schwefeleisens bedingt wird unter Bildung von Schwefelwasserstoffgas, Eisenoxyd,
Kohlenwasserstoffgas und Kohlenoxyd (?). Um die Feuchtigkeit aus den Kohks zu
entfernen, welche etwa durch einen größern Zusaz von Wasser entstehen könnte, als
die in den Kohls vorhandene Wärme zu zersezen oder zu verdampfen vermag, so würde es
am besten seyn, das Begießen derselben auf der Deke des Retortenofens wiederholt
vorzunehmen, und das mehr zugesezte Wasser würde dann durch die nach Oben
ausstrahlende Wärme des Ofens beseitigt werden, unter Zersezung des etwa noch
vorhandenen Schwefeleisens.
Ein längeres Aussezen der feuchten Breschen in luftige Räume könnte auch nun
zwekdienlich seyn, indem sowohl die inwohnende Feuchtigkeit derselben, als auch der
Wassergehalt der Atmosphäre ein langsames Zersezen des Schwefeleisens bewirken
muß.
Nach mehreren Versuchen zu urtheilen, scheint es mir durch die angegebenen Methoden
möglich, sowohl die bei der Darstellung von Leuchtgas gewonnen werdenden Kohks, als
auch die in Meilern oder Oefen erzeugten gänzlich von dem Schwefel zu befreien, und
es wären dann solche Kohks in jeder Beziehung den Holzkohlen beim Hohofenbetrieb und
überhaupt zu metallurgischen Zweken nicht allein gleichzustellen, sondern sogar
vorzuziehen, weil der große Gehalt der Steinkohlen an Erden keinen nachtheiligen
Einfluß auf die Qualität der damit ausgebrachten Metalle ausübt. Bei der
Ofenverkohkung wäre ein Einströmen von Wasserdampf, sobald die flammgebenden
Producte der Kohle verbrannt sind, sehr leicht ausführbar, und man würde sicherlich
dadurch den Schwefel ziemlich vollständig entfernen. Was endlich den Verlust an
Kohlenstoff betrifft, der als Kohlenwasserstoff und Kohlenoxyd mit dem Schwefel
zugleich fortgeht, so ist die Quantität desselben gegen die so erhaltenen besseren
Kohks gar nicht zu berüksichtigen.