Titel: | Ueber die Gasleitungsröhren von Chameroy zu Paris. |
Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. LI., S. 218 |
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LI.
Ueber die Gasleitungsroͤhren von Chameroy zu Paris.
Aus den Comptes rendus, März 1845, No.
10.
Uber Chameroy's Gasleitungsröhren.
Bekanntlich enthält das Steinkohlengas, welches an und für sich nicht athembar ist,
mehrere Verbindungen, die sehr schädlich sind, wenn sie nicht verbrannt werden; wenn
z.B. dieses Gas aus den Leitungsröhren in die Zwischenräume des Bodens dringt, kann
es die Würzelchen der Bäume umhüllen und dadurch die Zerstörung der öffentlichen
Anpflanzungen herbeiführen; vermischt es sich in gewissen Verhältnissen mit der Luft
der Wohnzimmer, so kann es tödtliche Asphyxien verursachen oder ein explodirendes
Gemisch bilden, wodurch Menschenleben in Gefahr kommen. Alle Erfindungen, welche
dazu beitragen, solche Unfälle und Gefahren zu beseitigen, sind daher sehr
dankenswerth.
Dahin gehören die Gasleitungsröhren des Hrn. Chameroy,
welche vollkommen gasdicht sind. Bei den bisher gebräuchlichen gußeisernen
Gasleitungsröhren gingen oft über 25 Proc. Leuchtgas verloren, welches aus ihnen
entwich, entweder weil sie Blasen oder poröse Stellen hatten oder weil ihre
Verbindungsstellen durch den Einfluß von Stößen etc. undicht wurden.
Der Fehler des Gußeisens bestand oft in einer anfänglichen Oxydation, durch welche es
momentan den Proben widerstand; abgesehen von dieser Täuschung mußte durch diese
Oxydation auch die spätere Verschlechterung des Eisens nothwendig herbeigeführt
werden. Durch eine größere Sorgfalt beim Formen und Gießen, so wie durch eine genaue
Prüfung der Gasröhren ließen sich übrigens ohne Zweifel solche Unfälle in Zukunft
vermeiden.
Die neuen Gasröhren von Chameroy bestehen aus Eisenblech,
welches sehr stark zusammengenietet ist; sie sind innen verzinnt und außen mit einer
diken Schicht Erdharzkitt, welche mit Sand beworfen ist, umgeben. Sie lassen sich
ganz dicht und ohne Mühe miteinander verbinden, indem man sie mit ihren Enden
zusammenschraubt; Schraube und Mutter bestehen aus einer harten Legirung. In der
Fabrik des Hrn. Chameroy werden alle diese Röhren unter
einem Druk von 10 Atmosphären probirt.
Das Zuschneiden der Bleche, das Beizen, Verzinnen, Krümmen und Nieten derselben, das
Erweitern eines Endes der Röhre, Formen einer Schraube und einer Mutter, ohne daß
der Durchmesser verkleinert wird, das Umhüllen mit geschmolzenem Kitt, Rollen,
Abkühlen und Probiren jeder Röhre, geschieht nach einander in Chameroy's Fabrik auf eine so zwekmäßige und ökonomische Weise, daß er
seine Röhren gegenwärtig um 40 Procent wohlfeiler liefert, als die gußeisernen von
gleicher Länge und Durchmesser zu stehen kommen.
Die bedeutendsten Gasanstalten in Frankreich benuzen bereits Chameroy's Röhren; seit vier Jahren haben die Inspectoren der
Gascompagnien auf einer 50,000 Meter betragenden Streke solcher Röhren troz aller
Aufmerksamkeit keinen Unfall entdeken können, und es war auf dieser Länge nur eine
einzige Reparatur erforderlich, während von 245,000 Metern anderer Röhren tausend
mangelhafte, welche Gas ausließen, ausgebessert werden mußten.
Viele Ingenieure ziehen Chameroy's Röhren für
Wasserleitungen ebenfalls allen anderen vor; für diese Anwendung versieht man die
Röhren innerlich mit einem Erdharzkitt.
Nach Erhebung dieser Thatsachen hat die Commission der französischen Akademie der
Wissenschaften Hrn. Chameroy von den Montyon'schen Preisen die Summe von 2500 Frcs.
zuerkannt.