Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. LX., S. 245 |
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LX.
Miszellen.
Miszellen.
Preisaufgaben des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen.
Allgemeine Vorbemerkungen. – Die zu Anfang eines
Jahres gegebenen Preisaufgaben sind innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren zu loͤsen. Drei
Monate vor dem Ablauf des Termins muͤssen die Bewerbungen
eingesendet seyn. Verlaͤngerung des Termins findet nur dann statt, wenn sie
oͤffentlich bekannt gemacht wird. Es steht den Preisbewerbern frei ihre Namen
zu nennen, oder statt dessen die Abhandlungen mit einem Motto zu versehen, und ihre
Namen versiegelt in einem Couvert beizufuͤgen, welches dasselbe Motto
traͤgt. Das Couvert wird nur dann geoͤffnet, wenn das Motto den Preis
gewinnt. Preisbewerber, welche den Preis nicht gewinnen, erhalten Beschreibungen,
Zeichnungen und Modelle zuruͤk, wenn sie gestatten das Couvert zu
oͤffnen, und wenn ihre Namen mit dem versiegelten Motto
uͤbereinstimmen.
Die Bedingungen, welche der Bewerbende zu erfuͤllen hat, sind nach den
§§. 27, 28 und 29 des Statuts des Vereins, vom 24. Nov. 1820,
folgende:
§. 27. Wer sich um einen von dem Verein ausgesezten Preis bewirbt, oder auf
eine der Gesellschaft gemachte Mittheilung den Anspruch auf Belohnung
gruͤndet, ist verpflichtet, den Gegenstand genau und vollstaͤndig zu
beschreiben, und ihn, wo es seine Natur zulaͤßt, in einer
vollstaͤndigen und correcten Zeichnung, im Modell, oder voͤlliger
Ausfuͤhrung, vorzulegen.
§. 28. Die Gesellschaft ist befugt, wenn sie es noͤthig erachtet, das
Urtheil eines Sachverstaͤndigen, der nicht Mitglied des Vereins ist,
uͤber die Preisfaͤhigkeit eines Gegenstandes einzuholen.
§. 29. Die Beschreibung, die Zeichnung der Werkzeuge, oder das Modell, worauf
ein Preis ertheilt worden, bleiben Eigenthum der Gesellschaft, und sie hat das
Recht, den Gegenstand oͤffentlich bekannt zu machen. Gegenstaͤnde, auf
welche der Staat Patente ertheilt hat, sind nur dann belohnungsfaͤhig, wenn
sich der Bewerber mit dem Verein uͤber die Beschraͤnkung seines
Patentrechts geeinigt hat.
Die Preise des Vereins bestehen theils in goldenen, theils in silbernen
Denkmuͤnzen, von denen erstere einen Werth von 100 Thalern, leztere von
ungefaͤhr 20 Thalern besizen. Um aber unbemittelten Concurrenten einigen
Ersaz fuͤr verwendete Auslagen zu gewahren, so werden, auf Verlangen, statt
der erstern 100 Rthlr.
und statt der leztern 50 Rthlr. gezahlt, und ein Exemplar der in Erz
ausgepraͤgten Denkmuͤnze beigefuͤgt.
––––––––––
Der Termin zur Loͤsung folgender dreizehn
fruͤher gegebenen Preisaufgaben ist bis Ende
December 1845 verlaͤngert. – Der fuͤr die neunte
ausgesezte Preis ist auf 500 Thaler erhoͤht worden.
Erste Preisaufgabe, betreffend die Erzeugung eines schönen Weiß auf gelbem
Seidenbast.
„Die goldene Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Vier Hundert Thaler,
fuͤr die Erfindung einer schoͤnen, rein weißen Farbe auf
gelbem Bast, welche nichts den Faden Zerstoͤrendes bei sich
fuͤhrt und weder im verschlossenen Raum, noch wenn sie der Luft
ausgesezt wird, binnen Jahresfrist etwas von ihrer urspruͤnglichen
Schoͤnheit verliert. Das Weißmachen der Seide muß mit den
anzugebenden Mitteln in jeder Faͤrberei
anzustellen seyn; die Farbe muß die bei der Appretur und dem Pressen
erforderliche Waͤrme ohne Nachtheil vertragen, und endlich den
jezigen Preis des Weißmachens hoͤchstens um 33 1/3 Proc., oder von 15
Sgr. auf 20 Sgr. fuͤr das Pfund erhoͤhen, um die Concurrenz
mit dem Ausland zu sichern.“
Es wird hierunter nicht das sogenannte Bleichen des gelben Bastes zu den helleren
demicuit-Farben verstanden, sondern die
Darstellung eines schoͤnen Weiß auf abgekochter gelber Seide verlangt.
Zweite Preisaufgabe, betreffend eine rothe Farbe auf Baumwolle.
„Die silberne Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Ein Tausend Thaler,
fuͤr die Erfindung einer, mit den anzugebenden Mitteln in jeder Faͤrberei darzustellenden, Farbe auf
Baumwolle in allen Schattirungen des Karmoisin bis zum Amaranthroth, welche
ohne Nachtheil fuͤr die Haltbarkeit des Fadens dem
Tuͤrkisch- oder Krapproth an Aechtheit gleich kommt, also Luft
und Seifenwaͤsche aushaͤlt, ohne an Schoͤnheit zu
verlieren und ohne jenes im Preis zu uͤbersteigen.“
Dritte Preisaufgabe, betreffend eine Glasur auf gebranntem Thon.
„Die goldene Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Drei Hundert Thaler,
fuͤr die Ermittlung einer Glasur auf gebranntem Thon, welche bei der
Anwendung auf Bildhauerarbeiten von den Hoͤhen nicht abfließt,
sondern eine moͤglichst gleichfoͤrmige Bedekung der gegebenen
Formen bildet und nicht rissig wird. Die zu entdekende Glasur muß
faͤhig seyn mehrere Farbennuͤancen anzunehmen, um dadurch
colorirte Bildhauerwerke hervorbringen zu koͤnnen. – Die
Probestuͤke muͤssen zwei Jahre
hindurch dem Wetter widerstehen.“
Die einzureichenden Proben muͤssen Sculpturstuͤke seyn, von einem
bis drei Fuß Hoͤhe, verhaͤltnißmaͤßiger Breite, von feiner
und großartiger Arbeit, um den Beweis zu liefern, daß auch feinere
Nuͤancen der Erhabenheit in der Sculptur, eben so wie groͤbere,
durch das Auftragen der Glasur nicht verloren haben. – Die einzusendenden
Gegenstaͤnde sind nicht auf runde Bildhauerwerke beschraͤnkt,
sondern koͤnnen auch in Reliefs bestehen.
„Gelingt es dem Erfinder, statt eines Ueberzugs oder einer Glasur,
dieselbe Aufgabe durch Faͤrbung des Thons in der Masse
vermoͤge einer Beimischung zu loͤsen, und den Kunstwerken
dadurch ihre urspruͤngliche Schaͤrfe zu erhalten, so wird der
Preis auf Fuͤnfhundert Thaler
erhoͤht.“
Vierte Preisaufgabe, betreffend das Auftreiben der Gläser bei der Fabrication
des Hohlglases.
„Die silberne Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Drei Hundert Thaler,
fuͤr die Mittheilung einer Methode, durch welche das sogenannte
Auftreiben der Glaͤser bei der Verfertigung des Hohlglases mit
Ersparung an Zeit und mit mehr Genauigkeit geschieht.“
„Kann ein Bewerber nachweisen, daß er fuͤnf Jahre lang eine solche Methode des Auftreibens der
Glaͤser bei einem jaͤhrlichen Umsaz von 1000 Thalern befolgt
hat, so soll ihm ein Zuschuß von Fuͤnf Hundert
Thalern bewilligt werden.“
Das Auftreiben der Glaͤser bedeutet bei der Fabrication des weißen
Hohlglases im eigentlichen Sinne des Worts das Fertigmachen, auch versteht man
unter diesem Ausdruk die freie Handarbeit. Dieses Auftreiben ist sehr wichtig,
bei der Stuhlarbeit die Hauptsache, erfordert ungemein große Uebung, und
bezeichnet auch genau die groͤßere oder geringere Geschiklichkeit des
Glasmachers. Jedem Glasfabrikanten, und besonders jedem Glasmacher, ist es aber
bekannt, daß das Auftreiben seine großen Schwierigkeiten hat, daß es
uͤberhaupt mit vielem Zeitverlust verknuͤpft ist; daß dieser
Zeitverlust bei der Bedingung gleicher Weite, gleicher Hoͤhe und gleicher
Form groͤßer, und dann sehr bedeutend wird, wenn die Ausfuͤhrung
ganz genau werden muß.
Die bekannten Meßinstrumente sind unvollkommen und unsicher, und bei der Arbeit,
wegen der großen Waͤrme des Glases, wenig anzuwenden. Das Augenmaaß des
Glasmachers muß daher auf eine fast uͤbertriebene Weise in Anspruch
genommen werden; dennoch bleibt viel zu wuͤnschen uͤbrig und, soll
die Arbeit schnell von statten gehen, so leidet die Genauigkeit in
Ruͤksicht auf gleiche Hoͤhe, Weite und Form allemal. Es bleibt zu
wuͤnschen, daß eine bessere Art des Fertigmachens, als die des uralten
Auftreibens, und zwar eine solche erdacht und festgestellt werden moͤge,
welche Zeitersparung und Genauigkeit in sich schließt.
Eine bessere Art des Fertigmachens wuͤrde guͤnstig erreicht seyn,
wenn das Glas nicht wie bisher nach alter Art aufgetrieben, sondern gleich in
Formen ganz aufgeblasen, dann aber noch heiß, das heißt noch an der Pfeife
sizend, gerade an der Stelle abgesprengt werden koͤnnte, welche die
jedesmalige Hoͤhe des Glases erfordert. Ein solches Absprengen
wuͤrde das heiße Absprengen auf dem beliebigen Punkt heißen. Waͤre
dann ein solches Verfahren ermittelt, so wuͤrde das Glas in der
fuͤr jeden Gegenstand noͤthigen Form erst ganz ausgeblasen, und
dann noch an der Pfeife sizend auf dem erforderlichen Hoͤhepunkt
abgesprengt, alsdann aber, wie sonst in allen Faͤllen, sofort am
Nabel- oder Hefteisen angeheftet, und an diesem sizend so lange
eingewaͤrmt, bis der obere Rand des Glases, wie beim Auftreiben
gehoͤrig verschmolzen oder verbraten waͤre. Es wuͤrde dann
auf diese Weise das Glas nicht nur ungleich schneller fertig, sondern auch
fuͤr die Genauigkeit der Ausfuͤhrung aufs beste gesorgt werden,
weil einerseits alle Glaͤser in einer Form ausgeblasen, auch alle gleich
werden, und andererseits sich ein Glas in der Form weit schneller ausblasen
laͤßt, als es durch das Auftreiben und die Bearbeitung aus freier Hand,
selbst bei der groͤßten Geschiklichkeit fertig gemacht werden kann. Es
ist klar, daß die Bearbeitung des Glases mittelst des voͤlligen
Aufblasens in der Form und des Absprengens an der Pfeife an dem beliebigen Punkt
am schnellsten und besten mit Bezug auf Zeit und Genauigkeit zum Ziel
fuͤhren wuͤrde.
Es kommt also darauf an: daß jedes Glas nicht wie sonst bei der sogenannten
Abschneidestelle dicht am Ende der Pfeife, sondern dann, wenn es noch in der
Bearbeitung begriffen ist und folglich noch heiß an der Pfeife sizt, mit ganz
sicherem Erfolg auf jedem beliebigen Punkt, eben so schnell als sonst bei der
Abschneidestelle geschehen ist, abgesprengt und dann wie gewoͤhnlich am
Hefteisen angeheftet und verschmolzen wird. Es ist unerlaͤßliche
Bedingung, daß dieses heiße Absprengen auf dem beliebigen Punkt auf
Gegenstaͤnde von 5 bis 6 Zoll Weite, die Form derselben sey welche sie
wolle, mit Sicherheit angewendet werden kann.
Das kalte Absprengen von solchen Gegenstaͤnden, die in Formen geblasen und
nach bekannter Art abgekuͤhlt werden, ist hier, da dieß eine bekannte
Sache, nicht gemeint.
Fünfte Preisaufgabe, betreffend die Anlage einer Seidenmoulinage.
„Die silberne Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Fuͤnf Hundert Thaler
demjenigen, welcher nachweist in den Jahren 1844 und 1845, und zwar in einem
jeden derselben wenigstens Sechs Hundert Pfund
Landseide eben so gut und zu einem Preise,
der nicht mehr als um 1/4 hoͤher ist als in Italien, moulinirt zu
haben.“
Sechste Preisaufgabe, betreffend die Förderung von weißem Marmor im schlesischen
Gebirge.
„Die silberne Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Fuͤnf Hundert Thaler
Demjenigen, welcher einen Bruch von weißem
Marmor, an Korn und Brauchbarkeit dem cararischen Statuenmarmor
aͤhnlich, auffindet und dessen Ausbeute dahin foͤrdert, daß
eine Anzahl kleiner Bloͤke von 3–7 Kubikfuß Groͤße, zu
Buͤsten und andern kleinen Gegenstaͤnden anwendbar, sich in
Berlin in einer Niederlage zur Auswahl vorfindet. – Der Verkaufspreis
in Berlin darf 5–6 Thaler fuͤr den Kubikfuß nicht
uͤbersteigen.“
Siebente Preisaufgabe, betreffend die Vergoldung der Seide.
„Die goldene Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Ein Tausend Thaler,
fuͤr die Erfindung und Mittheilung eines Verfahrens, gesponnene Seide
auf chemischem, nicht auf mechanischem Wege durch Aufkleben von Gold, so zu
vergolden, daß der Faden dadurch nicht zerstoͤrend angegriffen wird,
die Vergoldung festsizt und die mit Gold uͤberzogene Seide, statt der
mit Goldlahn (geplaͤtteten Golddraht) uͤbersponnenen, sich zu
Zeugen verweben laͤßt.“
Achte Preisaufgabe, betreffend eine Vorrichtung, das Umherstreuen glühender
Schlaken und Funken seitens der Dampfwagen zu verhüten.
„Es ist Sache des Erfinders, sich die Gelegenheit zum Anbringen seiner
Vor- und Einrichtung an einem Dampfwagen zu verschaffen, welcher in
nicht zu großer Entfernung von Berlin im Gang ist, um den Erfolg
pruͤfen lassen zu koͤnnen.“
Seitdem die Dampfwagen auf den Eisenbahnen mit einer sehr bedeutenden
Geschwindigkeit angewendet werden, hat man zur Vergroͤßerung der
Wirksamkeit dieser Maschinen darauf Bedacht nehmen muͤssen, die
Dampferzeugung und zu diesem Zwek wiederum die Verbrennung des Feuermaterials zu
befoͤrdern. Da nun leztere am sichersten durch Verstaͤrkung des
Luftzugs erreicht ward, der auf dem kuͤrzesten Weg entstand, wenn man den
Rost von unten ganz frei ließ, um den Zutritt der Luft zu den Brennmaterialien
zu erleichtern, so ist daraus der doppelte Uebelstand hervorgegangen, einerseits
daß die gluͤhenden Kohlen durch die Roststaͤbe frei auf die Bahn
fallen, von wo sie durch den Wind noch gluͤhend in der Umgegend
verbreitet werden koͤnnen, andererseits daß der starke Zug die
gluͤhenden Kohlentheilchen und Funken oben durch den Schornstein treibt
und von hier aus auf feuerfangende Gegenstaͤnde wirft. Dadurch sind
Waaren auf dem vom Dampfwagen bewegten Wagenzug entzuͤndet,
Kleidungsstuͤke der mitfahrenden Personen vielfach versengt worden, ja
sogar nahe gelegene duͤrre Moos- und Getreidefelder in Brand
gerathen.
Um diesen Gefahren zu begegnen, haben zwar schon C. Jones, von Portsmouth in Virginien, W. S. Curtis in Deptford und W. Schultz in
Philadelphia verschiedene Vorschlaͤge gemacht, auch hat das englische
Oberhaus nicht nur durch eine Commission die Feuergefaͤhrlichkeit der
Dampfwagen fuͤr die durchschnittenen Gegenden und besonders die in der
Naͤhe der Bahnen befindlichen Gebaͤude pruͤfen, sondern
auch uͤber die Zwekmaͤßigkeit mehrerer zur Verhuͤtung
dieser Gefahr bekannt gewordenen Vorrichtungen Maͤnner, wie Rennie, Dion. Lardner,
Robert Stephenson, Ch. John Blunt, John Urpeth Rastrick, Hardmann Earle vernehmen lassen (siehe Mechanics' Magazine, No. 671, 680, 683 und 695, in Dingler's polytechnischem Journal Bd. LXI, S. 245; Bd. LXII, S. 109 und 448; Bd. LXIII, S. 321).
Allein wenn auch von einigen Vorrichtungen angefuͤhrt wird, daß seit ihrer
Anwendung keine Hauptbeschaͤdigungen mehr vorgekommen seyn sollen, so
scheint es doch, daß bisher keine angegeben wurde, welche nicht nur dem
fraglichen Zwek vollkommen entspricht, sondern auch den Leistungen der Maschinen
keinen Eintrag thut. Namentlich ist das Einbrennen von Loͤchern in die
Kleider der mitfahrenden Personen noch haͤufig ein Gegenstand der
Beschwerde.
Neunte Preisaufgabe, betreffend die Erzeugung einer Hefe zum Behuf der
Weißbrodbäkerei.
„Die goldene Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Fuͤnf Hundert Thaler
fuͤr die Erzeugung einer wirklichen Hefe zur Weißbrodbaͤkerei,
welche jeder Baͤker auf leichte Weise in moͤglichst kurzer
Zeit von hoͤchstens drei Tagen selbst bereiten kann. Die verlangte
Hefe kann in fluͤssiger Gestalt, oder in Form der sogenannten
Preßhefe dargestellt werden, jedoch muß sich dieselbe sowohl in kleinen, als
auch in großen Quantitaͤten erzielen lassen. Fluͤssige Hefe
dieser Art muß abwaͤrts noch bis zu 6 Quart, und trokne bis zu 2 Pfd.
darstellbar seyn.“
„Als Eigenschaften der Hefe wird verlangt, daß dieselbe in Hinsicht
ihrer Wirkung der bisher gebraͤuchlichen frischen Bierhefe oder der
Preßhefe bei quantitativer Vergleichung nicht nachstehe; daß sie weder
bitter, noch sauer sey, noch sonst einen unangenehmen Geschmak habe, noch in
neunstuͤndiger Gaͤhrung den mit derselben angestellten Teig
sauer mache, daß sie ferner auf die Farbe des Gebaͤks keinen
nachtheiligen Einfluß ausuͤbe, vielmehr moͤglichst weiß sey;
endlich daß die Kosten ihrer Darstellung weder den gegenwaͤrtigen
Preis der Preßhefe, welcher mit 6 Sgr. fuͤrs Pfund, noch den der
frischen Bierhefe, welcher mit 2 Sgr. fuͤrs Quart angenommen wird,
uͤbersteigen, wobei jedoch die Benuzung etwaniger Abgaͤnge zur
Verminderung des Preises nicht mit in Rechnung gebracht werden
darf.“
Zehnte Preisaufgabe, betreffend die Mittheilung eines Surrogats der
Eichenrinde.
„Die goldene Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und Ein Tausend Thaler demjenigen, welcher
eine Substanz mittheilt, welche die Eichenrinde (Borke) bei der
Ledergerberei vollstaͤndig ersezt. Sollte bei der Anwendung des
Surrogats ein besonderes Verfahren beim Gerben zu beobachten seyn, so ist
dasselbe in allen Einzelnheiten genau zu beschreiben. Das Ersazmittel der
Borke muß entweder schon in großen Quantitaͤten im Handel zu kaufen
seyn, oder nachgewiesen werden, daß dessen Anbau, resp. Production, im
preußischen Staate mit solchem Vortheil fuͤr den Producenten im
Großen moͤglich sey, daß der Preis des Surrogats, bei nachgewiesener
gleicher Brauchbarkeit, nicht theurer zu stehen komme als die gute
Eichenborke, uͤberhaupt die Gesammtkosten des Gerbeprocesses gegen
die bei Anwendung von Eichenlohe dadurch nicht erhoͤht
werden.“
„Das mit dem Surrogat dargestellte Leder darf in
keiner Hinsicht dem mit Eichenlohe gegerbten nachstehen. Um sich
hieruͤber Gewißheit zu verschaffen, hat der Preisbewerber eine solche
Menge des Materials einzusenden, daß damit 2 Sohlleder, 2 Brandsohlleder, 2
Fahlleder und 2 Kalbfelle gegerbt werden koͤnnen. Die dazu
erforderlichen Quantitaͤten zu ermitteln, ist Sache des
Bewerbers.“
Eilfte Preisaufgabe, betreffend ein Email auf Gußeisen.
„Die silberne Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Drei Hundert Thaler
fuͤr die Darstellung eines Emails auf Gußeisen in verschiedenen
Farben, an der Luft haltbar, welches durch Versuche bewiesen werden muß, die
ein Jahr lang fortgesezt werden.“
„Die vorzulegenden Probestuͤke muͤssen sowohl in
Basreliefs, als in runden Sculpturen von 2 bis 3 Fuß Hoͤhe bestehen.
Das Email darf nicht staͤrker seyn, als Kunstverstaͤndige
dasselbe auf gebrannten Thonerden der della
Robbia-Glasur sich gefallen lassen.“
Zwölfte Preisaufgabe, betreffend die Darstellung von Figuren vermittelst
Galvanoplastik.
„Die goldene Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Fuͤnf Hundert Thaler
fuͤr die Darstellung einer Statue von 2 bis 3 Fuß Hoͤhe auf
galvanoplastischem Wege in hohler Form und aus
einem Stuͤke, und die Mittheilung des
dabei beobachteten Verfahrens.“
„Wenn die Statue eine bekleidete Gestalt darstellt, so darf ein
freier, die Falten kaum beruͤhrender Arm ausnahmsweise abgesondert
gefertigt und angesezt seyn.“
Dreizehnte Preisaufgabe, betreffend die Ermittelung der Ursachen, weßhalb
Zinkbleche spröde sind.
„Die silberne Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Drei Hundert Thaler
demjenigen, welcher ein Verfahren angibt, bei dessen Befolgung Zinkbleche,
von einem Gewicht von 2 1/2 Pfd. auf den Quadratfuß, gefertigt werden
koͤnnen, die nach dem Auswaͤrmen (dem sogenannten
Ausgluͤhen) dieselbe Festigkeit beibehalten, welche sie unmittelbar
nach ihrer Darstellung unter den Walzen erhalten, und welcher zugleich die
Ursachen ermittelt und mittheilt, weßhalb die bisher angefertigten
Zinkbleche nach dem Auswaͤrmen eine geringere Festigkeit zeigen, als
vor demselben.“
„Der Grad der Festigkeit wird in der Art bestimmt, daß sich das bis zu
einer Temperatur von mindestens 150° R. erwaͤrmt gewesene und
wieder erkaltete Zinkblech mit einem hoͤlzernen Hammer zu einem Falz
zusammengeschlagen, dann wieder unter einem rechten Winkel aufbiegen und
zuruͤkfalzen laͤßt, ohne auf der Falzkante Risse zu
erhalten.“
Preisaufgaben für die Jahre 1844–45.
Erste Preisaufgabe, betreffend die Darstellung dünner Tafeln behufs
Bestimmung des Flächeninhalts daraus geschnittener Figuren.
„Die silberne Denkmuͤnze, oder
deren Werth, und außerdem Drei Hundert Thaler
fuͤr die Mittheilung eines Verfahrens zur Darstellung von
duͤnnen Platten, oder Tafeln, aus einer dazu geeigneten Materie,
deren Dike so gleichfoͤrmig seyn muß, daß der
Flaͤcheninhalt daraus ausgeschnittener Figuren und deren
Schwerpunkt durch Abwiegen mit hinreichender Genauigkeit ermittelt
werden kann.“
„Zu dem Ende wuͤrden sie folgenden Bedingungen entsprechen
muͤssen:
1) Die Oberflaͤche derselben muß von der Beschaffenheit seyn, daß
unmittelbar darauf gezeichnet werden kann.
2) Sie muͤssen mit einer Schere oder einem Federmesser sich leicht
zerschneiden lassen.
3) Sie duͤrfen nicht zu leicht seyn; der Quadratzoll muß
wenigstens 1/4 Loth wiegen.
4) Die Tafeln muͤssen wenigstens 18 Zoll lang und 8 Zoll breit
seyn.
5) Der Preis einer Tafel darf nicht uͤber einen Thaler zu stehen
kommen.
6) Wenn man an verschiedenen Stellen derselben Tafel gleich große
Stuͤke, etwa Kreise mit einem Federzirkel ausschneidet, so
duͤrfen dieselben, bei Stuͤken von einem Quadratzoll
Flaͤche oder weniger, im Gewichte nicht mehr als
hoͤchstens 2 Proc. abweichen.“
Dergleichen Tafeln werden den Vortheil gewaͤhren, daß in vielen
Faͤllen die Groͤße sehr unregelmaͤßiger Figuren auf
eine einfache Art, und mit bedeutender Zeitersparniß bestimmt, und die
Stabilitaͤt mancher Bauconstructionen leicht beurtheilt werden
koͤnnte.
Zweite Preisaufgabe, betreffend die Darstellung von Streichen für
Streichwolle.
„Die silberne Denkmuͤnze, oder
deren Werth, und außerdem Fuͤnf Hundert
Thaler fuͤr die Darstellung von Streichen (Krazen,
Kraͤmpeln) zur Bereitung der Streichwolle, bei welchen das
nachtraͤgliche Fuͤllen entbehrlich ist. Der Draht muß
dabei die fuͤr jede Art von Streichwolle noͤthige
Elasticitaͤt behalten, und es muͤssen die bei der bisher
uͤblichen Fuͤllung der Wollstreichen mit Scherfloken
bemerkten Unvollkommenheiten vermieden werden. Die Kosten der
verbesserten Streichen duͤrfen verhaͤltnißmaͤßig
nicht hoͤher ausfallen, als bei den bisherigen.“
„Der Preisbewerber hat den von ihm ausgefuͤhrten Beschlag
verbesserter Streichen fuͤr eine Streich- (Kraz-
oder Kraͤmpel-) Maschine zu liefern.“
Preisaufgabe für die Jahre 1845–46, betreffend die Zubereitung des Kienrußes behufs
Darstellung einer guten Schwärze.
„Die silberne Denkmuͤnze, oder deren
Werth, und außerdem Fuͤnf Hundert Thaler
fuͤr die Auffindung und Mittheilung eines Verfahrens, den
gewoͤhnlichen Kienruß, behufs Darstellung einer guten
Schwaͤrze fuͤr Kupfer-, Buch- und Steindruker
zuzubereiten. Der nach diesem Verfahren behandelte Kienruß muß eine tiefe
Schwaͤrze und glanzvolle Farbe haben, bei gleicher Ergiebigkeit und
Dekkraft, wie der beste rohe Ruß, eine hinreichende Fettigkeit besizen, um
eine geschmeidige und theilbare Drukfarbe zu liefern; er muß ferner von
allen brenzlichen Stoffen frei seyn, welche dem Papiere nach dem Druk eine
schmuzige Faͤrbung ertheilen koͤnnten, ohne den
ungleichmaͤßigen Zusammenhang der Theilchen und die Magerkeit des in
verschlossenen Gefaͤßen gebrannten Rußes zu zeigen. – Der
Verkaufspreis dieser Schwaͤrze darf den des gewoͤhnlichen
Kienrußes nicht um das Zwei- oder Dreifache
uͤbersteigen.“
„Der Preisbewerber hat so viel von diesem Ruß zu liefern, als zu den
behufs der Pruͤfung anzustellenden Versuchen erforderlich seyn
wird.“
„Sollte ein Verfahren aufgefunden werden, ein eben so gutes Schwarz
fuͤr denselben Zwek und zu keinem hoͤhern Verkaufspreise, als
dem oben angegebenen, aus einem andern Koͤrper als Kienruß
darzustellen, so wird dafuͤr derselbe Preis zuerkannt
werden.“ (Aus den Verhandlungen des Vereins zur
Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1845, 1ste Lieferung.)
Benuzung aschenreicher Steinkohlen zur
Locomotivenheizung.
Bei dem Betrieb der Leipzig-Dresdener Eisenbahn wurden in fruͤheren
Jahren ausschließlich Kohks aus englischen Steinkohlen benuzt, welche im Allgemeinen
beim Verbrennen nur einen sehr geringen Aschenruͤkstand hinterließen. Alle
Versuche, die Steinkohlen aus den Gruben des Plauenschen Grundes bei Dresden zu
benuzen, scheiterten an dem hohen Gehalt dieser Kohlen an erdigen Bestandtheilen.
Die Asche sinterte in den Feuerraͤumen der Maschinen zu halbgeschmolzenen
zaͤhen Klumpen zusammen, welche die Roste, selbst bei moͤglichst
weiter Entfernung der Roststaͤbe von einander, in dem Grade verstopften, daß
die Dampferzeugung gaͤnzlich unterbrochen wurde. Vergebens suchte man diesen
Uebelstand durch mechanische Huͤlfsmittel zur Reinigung und Offenhaltung der
Roste zu beseitigen. Nur mit großer Vorsicht durfte man wagen, einen Theil inlaͤndischer Kohlen den
englischen bei der Verkohkung beizumischen, um nicht die Regelmaͤßigkeit des
Betriebs der Bahn zu stoͤren. Aber ein zweiter Uebelstand schien selbst von
dieser beschraͤnkten Anwendung der inlaͤndischen Kohlen abzumahnen. Es
zeigte sich naͤmlich, daß der haͤufige Schwefelkiesgehalt der
fraglichen inlaͤndischen Kohlen und die dadurch bedingte Erzeugung von
schwefliger Saͤure beim Verbrennen der Kohks auf das Metall der
Feuerraͤume und Siederoͤhren einen deutlich wahrnehmbaren
zerstoͤrenden Einfluß aͤußerte. Die Siederoͤhren, wie die
Hinterwand der Feuerbuͤchse, uͤberhaupt alle vom Feuer
beruͤhrten Theile der Maschine, erscheinen nach mehrstuͤndigem
Gebrauch derselben mit einem weißlichen Staube, zum Theil mit gesinterten weißen
Krusten uͤberdekt, aus staubartig fortgerissener Asche bestehend. Beim
Auslaugen dieser weißen Masse mit Wasser gab sich ein Gehalt derselben an
schwefelsaurem Kupferoxyd zu erkennen, der bei Anwendung von Kohks, zu welchem ein
Theil inlaͤndischer Kohlen gesezt worden war, weit betraͤchtlicher
erschien als bei Anwendung von reinen englischen.
Ich versuchte beiden Uebelstaͤnden durch Beimischung von Kalk zu den Kohlen
vor der Verkohkung zu begegnen. Versuche im Kleinen hatten naͤmlich gezeigt,
daß die Asche der angewandten Steinkohlen, welche fast ausschließlich aus Eisenoxyd,
Thonerde und Kieselerde besteht, durch angemessenen Zusaz von Kalk, bei einem
Temperaturgrade, wie er in den Feuerraͤumen der Maschinen vorauszusezen war,
zur vollkommenen Schmelzung gebracht werden koͤnne. Zugleich mußte der Kalk
durch Bindung des Schwefelgehalts der Kohlen und Bildung von Schwefelcalcium und
schwefelsaurem Kalk die verderbliche Einwirkung der schwefligen Saͤure auf
das Kupfer verhindern. Die Anwendung dieses Mittels im Großen hat den vollkommensten
Erfolg gehabt. Der Betrieb der Bahn geschieht bereits seit mehreren Jahren
ausschließlich mit Kohlen des Plauenschen Grundes. Vor der Verkohkung werden
dieselben mit einer ihrem Aschengehalt angemessenen Menge von Kalkhydrat, 2–3
Proc. dem Volumen nach, gemengt. Der erhaltene Kohk liefert eine Asche, welche in
der Hize des Feuerraums schmilzt und zum großen Theil schon waͤhrend der
Fahrt in Gestalt einer schwarzen glasglaͤnzenden Schlake durch den Rost
abtropft, zum Theil aber auf den Anhaltpunkten im halbfluͤssigen Zustand
mittelst eiserner Haken ausgezogen wird. Der weiße Beschlag am Metall der
Feuerbuͤchse zeigt sich seit der Benuzung der gekalkten Kohks nicht
kupferhaltiger, als er bei Anwendung der besten englischen Kohlen gefunden
wurde.
Was das Verhaͤltniß des Kalkzusazes anlangt, so scheint er seinem Zwek am
besten zu entsprechen, wenn er in solcher Menge angewandt wird, daß die entstehende
Schlake sich der Zusammensezung eines Bisilicates moͤglichst naͤhert.
Beim Begehen der Bahn findet man, so oft ein Zug dieselbe passirt hat, allenthalben
geschmolzene schwarze Glastropfen und lange Glasfaͤden, die man 20 bis 30
Schritt weit verfolgen kann. Diese Tropfen der vollkommen geflossenen Schlake sind
immer so zusammengesezt, daß der Sauerstoff der Basen nahe das Doppelte von dem der
Kieselerde betraͤgt. Sie enthalten, außer den Bestandtheilen der Schlake
selbst, haͤufig Koͤrner von reducirtem Eisen. Von Salzsaͤure,
noch besser von Koͤnigswasser, wird die Schlake bei anhaltender Digestion
vollkommen zersezt. (O. L. Erdmann in seinem Journ. f.
prakt. Chemie, 1845 Nr. 7 u. 8.)
Verfahren große Gypsformen zum Copiren auf galvanoplastischem
Wege zuzubereiten.
Nach J. Marshall zu Warwick werden große
Gypsabguͤsse fuͤr den galvanoplastischen Apparat am besten auf
folgende Weise zubereitet (metallisirt): nachdem man sie wie gewoͤhnlich mit
Graphit eingerieben hat, athmet man zuerst auf die Form, um sie feucht zu machen,
traͤgt dann mit einer weichen Buͤrste Kupferbronze auf, athmet sie
hierauf wieder stark an und schlaͤgt nun das Kupfer wie gewoͤhnlich
mittelst einer Daniell'schen Batterie darauf nieder. Es ist eine lange Zeit
erforderlich, um von einer großen Form, welche starke Vertiefungen hat, im
galvanoplastischen Apparat eine kupferne Copie darzustellen, wenn die Form bloß
mittelst Graphit leitend gemacht wurde; wenn man aber Bronzepulver benuzt, ist dieß
bald geschehen. (Chemical Gazette, April 1845, No. 59.)
Verfahren Wachsabdrüke, welche behufs galvanoplastischer
Copien von Gypsformen gemacht worden sind, von lezteren zu trennen.
Wenn man Wachs auf Gypsformen gießt, um einen Abdruk der lezteren zu erhalten, trifft
es sich haͤufig, daß das Wachs nicht mehr losgeht. Um die Trennung desselben
vom Gyps zu bewirken, ohne den Wachsabdruk zu verlezen, pflegt man den Gyps in
heißes Wasser zu stellen, bis er damit gut getraͤnkt ist, wodurch man in der
Regel den Zwek erreicht, vorausgesezt, daß der Wachsabdruk außerhalb des Wassers
bleibt. Bei sehr großen Gypsformen ist aber die Trennung oft ungemein schwierig, so
daß sie nicht selten sammt der Wachsform dabei verloren gehen. Ein sicheres
Verfahren bei großen Formen den Gyps aufzuloͤsen, hat Hr. Karl Gschwindt
jun. in Pforzheim, welcher sich durch seine
vorzuͤglichen Leistungen in der Galvanoplastik auszeichnet, schon vor
laͤngerer Zeit entdekt; es besteht darin, auf die Gypsform von einem Brunnen
einen 2 bis 3 Fuß hohen Wasserstrahl zu leiten; in 1 1/4 Tag ist eine 1 1/2 Zoll
dike Gypsplatte von 1 Fuß Durchmesser dadurch vollkommen weggewaschen, ohne daß die
Wachsform im geringsten Schaden litt.
D. Redact. d. p. J.
Zusammensezung der künstlichen Brillanten von Austrich in Paris.
Unter dem Namen „kuͤnstliche Brillanten
(Imitation de diamant) von Austrich in Paris“ werden in den Leipziger Messen zu
ziemlich hohem Preise kuͤnstliche Edelsteine verkauft, welche sich durch
Feuer und Schoͤnheit sehr auszeichnen. Sie sind so hart, daß sie Glas rizen.
In den gedrukten Anzeigen wird besonders bemerkt, daß diese Imitation ganz
verschieden sey von der, welche bisher unter dem Namen Pierre
de Strass bekannt gewesen. Muͤndlich wurde vom Verkaͤufer die
ergoͤzliche Versicherung gegeben, daß diese Steine eine Composition aus
Stahl, Diamant und Phosphor waͤren.
Ein farbloser Stein dieser Art wurde von Hrn. O. Koͤttig aus Meißen in Prof. Erdmann's
Laboratorium untersucht. Die Analyse wurde mit Flußsaͤuredaͤmpfen im
Brunner'schen Apparate angestellt; nach Austreibung
des Fluorsiliciums durch Schwefelsaͤure und Verdunsten der
uͤberschuͤssigen Saͤure blieb schwefelsaures Bleioxyd in der
Platinschale zuruͤk, das ausgewaschen wurde; die davon abdestillirte
Fluͤssigkeit gab, mit Schwefelwasserstoffgas behandelt, Schwefelblei, das
ebenfalls in schwefelsaures Bleioxyd verwandelt wurde. Das Alkali wurde als
schwefelsaures Salz bestimmt. Die Analyse gab:
Kieselerde
38,8
Bleioxyd
53,0
Kali und Natron
8,2
Spuren von Thonerde und Eisenoxyd
–––––
100,0.
Diese Zusammensezung stimmt merkwuͤrdig genau mit der von Dumas (Lehrb. der angewandten Chemie, II. Bd. S. 592)
mitgetheilten Analyse des Pierre de Strass von Douault-Wieland uͤberein, welche gab:
Kieselerde
38,2
Thonerde
1,0
Bleioxyd
53,0
Kali
7,8
Spuren von Arsenik und
Borsaͤure
–––––
100,0.
Die Austrich'schen Steine scheinen also ihre etwaigen
Vorzuͤge vor anderm Pierre de Strass nur einer
besonders guten Schleifung zu verdanken. (Journal fuͤr prakt. Chemie, 1845
Nr. 7 u. 8.)
Erfindung einer neuen, gegen die Einwirkung der Elemente
gesicherten Malerweise.
Wir haben im polytechnischen Journal Bd. XCV S.
76 die Resultate uͤber die Natur der pompejanischen Malerei
mitgetheilt, welche sich bei deren Untersuchung durch eine Commission sachkundiger
Kuͤnstler und Gelehrten ergeben haben, wodurch sich herausstellte, daß die pompejanischen
Malereien nicht enkaustisch und nicht mit einer anderen außer Gebrauch gekommenen
Kunst ausgefuͤhrt waren, sondern ihre lange Erhaltung bloß ihrer langen
Verborgenheit und Abgeschlossenheit von Luft und Licht verdanken. Der Akademiker und
Professor Dr. J. N. Fuchs in Muͤnchen, welcher
durch seine Entdekungen im Felde der Wissenschaft schon so oft die Technik auf
originelle Weise zu bereichern wußte, hat nun aber eine Methode ermittelt, nach
welcher Wandmalereien ohne besondere Schwierigkeit in einer Weise ausgefuͤhrt
werden koͤnnen, daß sie allen Einfluͤssen der
Witterung vollkommen widerstehen und eine Festigkeit der Farben bewahren,
die den Farben gemalten Porzellans nichts nachgibt. Die praktische Anwendung dieser
Erfindung, wozu sich Fuchs mit Prof. Schlotthauer verbunden hat, ist im Verlaufe mehrerer
Jahre auf einen hohen Grad von Ausbildung, wo nicht der Vollkommenheit nahe gebracht
worden. Man sieht im Atelier des Prof. Schlotthauer in
der koͤnigl. Akademie der Kuͤnste (zu Muͤnchen) außer einer
Reihe anderer in dieser Weise ausgefuͤhrter und ganz wie Stein
gehaͤrteter Gemaͤlde zwei Koͤpfe, oder vielmehr die
Wiederholung desselben Kopfes, der eine in der alten Frescoweise, der andere in der
neuen ausgefuͤhrt, die beide der vollen Ungunst und Haͤrte unseres
langen und strengen Winters im Freien ausgesezt gewesen sind, und von denen das
erstere fast ganz aufgeloͤst und abgebroͤkelt, das andere aber in
seinem vollen Farbenschmuk rein und unberuͤhrt erhalten ist.
Ueber diese Erfindung von Fuchs, welche fuͤr die
Wandmalerei eben so wichtig zu werden verspricht, wie die Oehlmalerei fuͤr
die Staffeleibilder, theilt ein Freund desselben in der Beilage zur Augsb. Allg.
Zeitung vom 4. Mai d. J. noch Folgendes mit: „Die neue Malerei kann nicht
nur auf Stein, Kalk etc., sondern auf jede andere praͤparirte Unterlage,
ja gleich der Oehlmalerei auf Leinwand mit gleichem Effect und gleicher
Haltbarkeit angewendet werden. Sie erlaubt jede Art der Behandlung mittelst des
Pinsels. Das Auftragen der Farben, die Malertechnik, hat viel weniger
Schwierigkeit als in der Oehlmalerei; man kann die Vollendung in jedem
beliebigen Zeitraum bewerkstelligen, und die Farbe behaͤlt ihre volle
Klarheit beim Tages- wie kuͤnstlichen Lichte, gleich der
Freskomalerei. Da man bei der Freskomalerei durch die Zeit gebunden ist, so muß
man auf jede detaillirte Ausfuͤhrung verzichten, was bei dieser neuen
Methode durchaus nicht der Fall ist. Sie vereinigt also die Vortheile der
Fresco- und Oehlmalerei in sich. Dabei wird die gefaͤrbte
Flaͤche in ein Kalksilicat verwandelt, das
jeder Einwirkung des Wassers, schwacher Saͤure, Alkalien, widersteht und
sich chemisch mit der Unterlage so verbindet, daß sie selbst durch mechanische
Kraft von ihr untrennbar wird. Von der modernen Kalk- oder Frescomalerei
unterscheidet sie sich dadurch, daß die Farben in dieser Fresco-Malerei
auf nassem Kalk aufgetragen werden, von der antiken pompejanischen, daß in
dieser die Farben auf einem bereits erstarrten und polirten, doch noch nicht
ganz ausgetrokneten Kalkgrund aufgetragen werden. In
beiden Methoden ist es der Aezkalk, welcher, indem er an der Luft langsam
kohlensauer wird, dadurch erhaͤrtet und, im Wasser unloͤslich, die
Farben befestigt.“
Δ
Ueber das Ozon.
Die Beilage zur Augsb. Allgem. Zeitung vom 6. Mai d. J. enthaͤlt uͤber
die Ergebnisse der neuesten Untersuchungen hinsichtlich dieses merkwuͤrdigen
KoͤrpersMan vergl. polytechnisches Journal Bd. XCIV
S. 163. folgenden Bericht:
„Da der Berichterstatter (Prof. Schoͤnbein) das Ozon mit Huͤlfe der Elektricitaͤt
aus gewoͤhnlicher atmosphaͤrischer Luft, bei der Volta'schen
Zersezung des lufthaltigen Wassers, wie auch bei der Einwirkung des Phosphors
auf ein Gemeng von Sauerstoff- und Stikstoffgas erhielt, nie aber mit
Phosphor und bloßem Sauerstoff, oder mit Phosphor und Stikstoff allein; da
ferner das Ozon Eigenschaften zeigt, wesentlich uͤbereinstimmend mit
denen des nach unserer heutigen Theorie fuͤr einfach geltenden Chlors und
Broms, so war er geneigt zu vermuthen, daß jenes Ozon ebenfalls von elementarer
Natur seyn duͤrfte. Insofern aber dem Sauerstoff durch sein gesammtes chemisches
Verhalten der Stempel der Einfachheit so sehr aufgedruͤkt ist, daß man
ihn zu allerlezt fuͤr eine zusammengesezte Materie halten kann, der
Stikstoff aber seiner Indifferenz und anderer Gruͤnde halber schon
laͤngst in Verdacht der Zusammengeseztheit steht, so lag der Gedanke
nicht so entfernt, daß der raͤtselhafteste Stoff der Chemie vielleicht
der Traͤger des Ozons sey, und diesen Gedanken hat Referent allerdings
laͤngere Zeit gehegt. Gewißheit uͤber diesen Gegenstand schien nur
durch die Isolirung dieses merkwuͤrdigen Koͤrpers zu erlangen zu
seyn, und diesem Ziel steuerte man daher in der lezten Zeit zu. Aber troz des
Umstandes, daß viele einfache Koͤrper das Ozon schon bei
gewoͤhnlicher Temperatur verschluken, und die verschiedensten Wege
eingeschlagen wurden, um eine Verbindung darzustellen, aus welcher die fragliche
Materie rein abgeschieden werden koͤnnte, so waren doch alle diese
vielfachen Bemuͤhungen vergeblich, und immer nur wurden einfache
Oxydationswirkungen mit den in Behandlung genommenen Substanzen erhalten. Biese
negativen Resultate fuͤhrten den Referenten wieder auf seine erste
Vermuthung zuruͤk, daß das Ozon eine hoͤhere Oxydationsstufe des
Wasserstoffes seyn koͤnnte, und veranlaßten ihn das Stadium der
Bedingungen wieder aufzunehmen, welche fuͤr die Bildung jener Materie
unerlaͤßlich nothwendig sind.
Bei diesen Untersuchungen gelangte er zu folgenden Ergebnissen: 1) werden
Phosphor, atmosphaͤrische Luft und Wasser bei einer Temperatur von
30° C. so in Wechselwirkung gesezt, daß ersterer Koͤrper mit den
beiden nachgenannten Materien gleichzeitig in Beruͤhrung kommt, so
erzeugt sich Ozon so reichlich wie auf keinem andern bis jezt bekannt gewordenen
Wege; 2) je mehr der atmosphaͤrischen Luft ihr Wassergehalt entzogen
wird, um so langsamer findet unter sonst gleichen Umstaͤnden die Bildung
des Ozons statt, so daß lezteres bei moͤglichster Trokenheit der
Atmosphaͤre so gut als gar nicht zum Vorschein kommt; 3) gegen ein Gemeng
von Sauerstoff und Kohlensaͤure verhaͤlt sich der Phosphor in
Bezug auf die Ozonbildung gerade so wie gegen die gewoͤhnliche Luft,
waͤhrend in reinem Sauerstoff, reinem Stikstoff und reiner
Kohlensaͤure, selbst wenn sie wasserhaltig sind, kein Ozon sich erzeugt;
4) laͤßt man die mit Huͤlfe des Phosphors ozonisirte
atmosphaͤrische Luft oder den auf Volta'schem Wege ausgeschiedenen und
ozonhaltigen Sauerstoff langsam durch eine enge Glasroͤhre
stroͤmen, und erhizt man leztere bis auf einen gewissen Grad, so wird das
Ozon zerstoͤrt, und verhaͤlt sich nun die ausstroͤmende
Luft oder der ausstroͤmende Sauerstoff wie gewoͤhnliche Luft oder
wie gewoͤhnlicher Sauerstoff. Das Ozon ist unter diesen Umstaͤnden
wie vernichtet, es tritt aber dasselbe mit allen seinen charakteristischen
Eigenschaften wieder auf, sobald die Roͤhre, durch welche eine
Ozonatmosphaͤre stroͤmt (bis auf einen gewissen Grad), sich wieder
abgekuͤhlt hat.
Wie der Berichterstatter schon vor fuͤnf Jahren ermittelte, erzeugt sich
der sogenannte elektrische Geruch nicht an den Ausstroͤmungsspizen eines
Conductors, falls dieselben eine gewisse Temperatur haben, tritt aber wieder
auf, wenn man die Spizen bis auf einen gewissen Grad sich abkuͤhlen
laͤßt. Referent hat sich nun auch uͤberzeugt, daß die chemischen
Reaktionen, welche dem Ozon und somit auch der elektrischen Atmosphaͤre
eigen sind, aufhoͤren, sobald die Ausstroͤmungsspizen diejenige
Temperatur erlangt haben, bei welcher das entweder auf Volta'schem oder
chemischem Wege erzeugte Ozon zerlegt wird. Diese und andere Thatsachen, deren
naͤhere Bezeichnung nicht hieher gehoͤrt, scheinen es außer
Zweifel zu stellen: 1) daß die Anwesenheit des Stikstoffes keine nothwendige
Bedingung fuͤr die Bildung des Ozons ist; 2) daß ohne Wasser und freien
Sauerstoff kein Ozon erzeugt werden kann, und 3) daß lezteres kein elementarer
Koͤrper sey, weil er sonst durch die Waͤrme nicht
veraͤndert werden koͤnnte. Auch wird es aus den vorliegenden und
andern Thatsachen hoͤchst wahrscheinlich, wo nicht gewiß, daß das
elektrische, Volta'sche und chemische Ozon eine hoͤhere Oxydationsstufe
des Wasserstoffes oder, wenn man lieber will, eine eigenthuͤmliche
Verbindung des Wassers mit dem Sauerstoff sey.
Unabhaͤngig von dem Referenten, gelangten dessen Freunde, die HHrn. Marignac und de la Rive,
zu Resultaten, welche die vorhin beruͤhrten theils ergaͤnzen,
theils bestaͤtigen, und die hier erwaͤhnt zu werden verdienen, da
dieselben theilweise noch nicht veroͤffentlicht sind. Die genannten
Genfer Naturforscher, indem sie Wasser, aus welchem mit Sorgfalt jede Spur von
Stikstoff oder eine stikstoffhaltige Materie ausgeschlossen war, der Einwirkung
der, Saͤule unterwarfen, erhielten am positiven Pole so lange Ozon, als
der Strom durch die Fluͤssigkeit ging, vorausgesezt, daß leztere durch
kuͤnstliche Mittel moͤglichst kalt gehalten wurde. Marignac ließ große Mengen ozonisirter Luft in
Beruͤhrung treten mit fein zertheiltem Silber, das die Eigenschaft in
einem ausgezeichneten Grade besizt das Ozon zu verschluken, und konnte hiebei
keine andere Verbindung als reines Silberoxyd erhalten. Eine waͤsserige
Loͤsung reinen Jodkaliums der gleichen Behandlung unterworfen, lieferte
dem Genfer Chemiker nichts als jodsaures Kali, etwas kohlensaures Kali und
freies Jod – ein Resultat, welches Referent fruͤher schon erhielt.
Auch fand Marignac, daß trokene Luft mit Phosphor
eben so wenig Ozon erzeugt als Sauerstoff, oder Stikstoff, oder Wasserstoff,
oder kohlensaures Gas fuͤr sich allein, daß sich aber ein feuchtes
Luftgemeng von Sauerstoff und Wasserstoff oder Kohlensaͤure gerade so
verhaͤlt wie die wasserhaltige gewoͤhnliche
Atmosphaͤre.
Faßt man nun die vorliegenden Thatsachen zusammen, so werden sie begreiflich,
wenn man von folgenden Annahmen ausgeht: 1) das Ozon ist eine
eigenthuͤmliche (von dem Thenard'schen
oxydirten Wasser entweder durch Isomerie oder Zusammensezung verschiedene) aus
Wasser und Sauerstoff bestehende Materie, in welcher der leztere in einem so
sehr chemisch erregten Zustande sich befindet, daß er bei gewoͤhnlicher
Temperatur mit einer großen Anzahl oxydirbarer Materien chemische Verbindungen
einzugehen vermag unter Abscheidung von Wasser; 2) durch eine katalytische
Thaͤtigkeit des Phosphors und der Elektricitaͤt werden Sauerstoff
und Wasser befaͤhigt in diejenige Verbindung zu treten, welche Ozon
genannt wird; 3) das Ozon wird bei einer gewissen Temperatur in Wasser und
Sauerstoff zerlegt.“
Ueber Siret's Desinficirpulver.
Die Commission der franzoͤsischen Akademie der Wissenschaften, welche
hinsichtlich der Montyon'schen Preise mit der
Pruͤfung der neuen Erfindungen beauftragt war, wodurch einzelne
Industriezweige weniger schaͤdlich gemacht werden, hat Hrn. Siret, Apotheker zu Meaux, die Summe von 1500 Frcs.
zuerkannt, nachdem sie dessen Verfahren die Abtrittgruben mittelst eines
hauptsaͤchlich aus Eisenvitriol und Holzkohle bestehenden Pulvers zu
desinficiren (polytechn. Journal Bd. XCIV S.
80) vollkommen bewaͤhrt gefunden hatte.Man vergleiche uͤber diesen Gegenstand auch Schattenmann's Abhandlung im polytechn. Journal B. XCV S. 312. (Comptes rendus, Maͤrz 1845, No. 10.)
Ueber das neue Flachsrotte-Verfahren des Hrn. Duhellès.
Hr. Chevreul hat uͤber dieses Verfahren der Société royale et centrale d'agriculture
(zu Paris) folgenden Bericht erstattet:
„Die Veraͤnderungen, welche Hr. Duhellès an dem gewoͤhnlichen Rotteverfahren machte,
bestehen in Folgendem:
1) Der ausgezogene und geriffelte Lein wird vor dem Rotten mit Dreschflegeln auf
einer Tenne zerquetscht, waͤhrend man gewoͤhnlich den ausgezogenen
und geriffelten Lein unmittelbar in die Rottegrube bringt.
2) Der Lein wird in einen Kasten gebracht, welchen man mit Wasser fuͤllt;
derselbe ist am Boden mit einem Schieber versehen, so daß man ihn beliebig
oͤffnen und das Wasser auslaufen lassen kann. Das erste Wasser bleibt 48
Stunden lang darauf, so wie auch das zweite; die anderen aber laͤßt man
erst ablaufen, wenn sie anfangen einen Geruch zu verbreiten; da sich nun das
Wasser im Rottekasten eigentlich niemals veraͤndert, so nennt der
Erfinder sein Rotteverfahren das unschaͤdliche (procédé de rouissage sans infection), im Gegensaz mit
dem gewoͤhnlichen, wobei das Wasser lange genug mit dem Lein in
Beruͤhrung bleibt, um eine stinkende und ungesunde Ausduͤnstung zu
verbreiten in Folge der Faͤulniß der Substanz, welche dem Lein durch die
Rotte entzogen werden muß.
Nach Hrn. Duhellès hat sein Verfahren folgende
Vortheile:
1) die Schnelligkeit der Rotte, zu welcher nach seiner Angabe nur halb so viel
Zeit erforderlich ist als gewoͤhnlich;
2) das Aufhoͤren der stinkenden Ausduͤnstung, welche bei dem
gegenwaͤrtigen Rotteverfahren stattfindet;
3) durch das neue Verfahren erhaͤlt man mehr Spinnflachs, weniger Hede und
weniger Abfall; man erhielt naͤmlich beim Hecheln von 10 Kilogr.
Lein:
Textabbildung Bd. 96, S. 256
Nach der neuen Methode gerottet; Im
Wasser nach gewoͤhnlicher Art gerottet; Reinen Spinnflachs; Hede; Abfall;
Kil.
Ob diese Vortheile wirklich begruͤndet sind, vermoͤgen wir nicht zu
entscheiden; uͤber das Duhellès'sche
Verfahren, so weit es bis jezt bekannt geworden ist, haben wir aber Folgendes zu
bemerken.
I. Bemerkung. Zugegeben das aus dem Rottekasten
kommende Wasser verbreite keinen stinkenden Geruch, wenn man es in einen Fluß
oder Canal von starker Stroͤmung einlaufen laͤßt oder wenn es
gehoͤrig von einem Boden verschlukt wird, welchen man damit zu
bewaͤssern oder durch die im Rottewasser aufgeloͤsten Substanzen
zu duͤngen beabsichtigt; so ist doch nicht zu bezweifeln, daß dieses
Wasser in Folge der Faͤulniß der darin aufgeloͤsten Koͤrper
einen ungesunden Geruch ausstoßen wird, falls man genoͤthigt ist es in
den Behaͤltern verweilen zu lassen, besonders wenn es
urspruͤnglich Gyps oder andere schwefelsaure Salze enthaͤlt.
II. Bemerkung. Um den nach dem neuen Verfahren
erhaltenen Spinnflachs gehoͤrig beurtheilen zu koͤnnen,
muͤßte man wissen, wie viel dieser Spinnflachs in Vergleich mit derselben
Quantitaͤt eines Spinnflachses aus Lein, welcher nach der
gewoͤhnlichen Art gerottet wurde, bei der Behandlung mit alkalischen
Laugen an Gewicht verliert; es koͤnnte naͤmlich seyn, daß bei dem
neuen Rotteverfahren die Holzfaser nicht so viel zersezbare Substanz verliert,
wie bei der gewoͤhnlichen Wasserrotte und daher die Laugen aus solchem
Spinnflachs mehr aufloͤsen als aus gewoͤhnlichem; bei Beurtheilung
eines Rotteverfahrens darf man niemals außer Acht lassen, wie nachtheilig es
ist, wenn ein Flachs noch verschiedene fremde Koͤrper, besonders
Pectinsaͤure oder Pectin enthaͤlt, welche bei dem alten
Rotteverfahren ziemlich vollstaͤndig abgesondert werden.
III. Bemerkung. Die Faͤrbung des Spinnflachses
schreibt Hr. Duhellès einer erdigen Substanz
zu, welche sich aus dem Wasser im Rottekasten niederschlaͤgt. Allerdings
kann der mittelst des Dreschflegels zerquetschte Lein mehr nach Art eines
Filters wirken und folglich die im Wasser schwebenden Theile besser
zuruͤkhalten, als der nicht zerquetschte, welcher seine cylindrische Form
beibehielt; es gibt aber noch eine andere Ursache der Faͤrbung,
naͤmlich die Einwirkung des in den meisten Waͤssern enthaltenen
Eisenoxyduls auf den im Leinstengel enthaltenen Gerbestoff, wodurch eine blaue
Verbindung entsteht, die aber in Grau oder Roͤthlichbraun
uͤbergeht, wenn sie mit einem Stoff von gelber oder roͤthlicher
Farbe vermengt ist.“ (Echo du monde
savant, 1845 No. 13.)