Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. LXXXII., S. 328 |
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LXXXII.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber die Eisenschienen-Erzeugung.
Die deutsche Eisenindustrie hat ihren Siz groͤßtentheils im Rheinlande und in
Westphalen, außerdem noch in Schlesien. Was die Natur in dieser Hinsicht fuͤr
die Gegenden an der Sieg, Eber und Kahn gethan, uͤbertrifft alles was man
anderwaͤrts findet. Der Eisenstein, welcher in den ebengenannten Gegenden
gefoͤrdert wird, ist von solcher Reichhaltigkeit, das Eisen von solcher
Guͤte, daß vielleicht nirgendwo anders gleich vortreffliches Material sich
darstellen laͤßt. Nur ist der großen Kosten der Brennstoffe wegen die
Foͤrderung weit geringer als sie seyn koͤnnte, und wie es
thatsaͤchlich ist, daß Eisensteine als solche von der Lahn nach Straßburg und
nach Basel transportirt werden, statt daß man in der Naͤhe ihrer
Foͤrderung das Eisen daraus gewinnt, so ist es auch gewiß, daß bei den
reichen Lagern zwischen Rhein, Sieg und Lahn das Quantum der jaͤhrlichen
Foͤrderung verzehnfacht, ja bis zu einem Ungeheuern Betrag erhoͤht
werden koͤnnte, ohne eine Erschoͤpfung in Jahrhunderten besorgen zu
muͤssen. Die zwekmaͤßige Benuzung dieser Schaͤze ist zu allen
Zeiten ein wuͤrdiger Gegenstand der Aufmerksamkeit der Behoͤrden und
des Publicums: in der Gegenwart hat sie ein besonderes Interesse, welches
kuͤnftig eine stets zunehmende Wichtigkeit gewinnen muß. Die
gegenwaͤrtig im Bau begriffenen oder zum Bau bestimmten Eisenbahnstreken im
Zollvereinsgebiete sind auf eine Gesammtlaͤnge von 340 geographischen Meilen
anzuschlagen. Ein großer Theil derselben wird ihrer Bedeutung fuͤr den
Welthandel wegen doppelte Schienen erhalten muͤssen. Der Bedarf an Schienen,
Schienenplatten und Nageln fuͤr diese Bahnen (1 Fuß Schienenlange kann nicht
wohl unter 18 Pfd. angenommen werden) berechnet sich zu 15,000 Cntr. die Meile, also
im Ganzen auf 5,100,000 Cntr., mithin im Geldwerthe von 40 Mill. Gulden, wenn man
durchschnittlich den Cntr. auf 8 Gulden anschlagt. Die Bauzeit fuͤr die
Bahnen, welche hier ins Auge gefaßt worden, ist auf 5–6 Jahre festgesezt,
also ein jaͤhrlicher Schienenbedarf von etwa 1 Millionen Cntr. zu diesen
Neubauten zu erwarten. Das Eisenbahnnez, welches das Zollvereinsgebiet uͤberziehen soll, ist
damit aber nicht beendet, nur begonnen; manche neue Bahnprojecte, welche unter dem
erwaͤhnten Ueberschlag nicht begriffen sind, kennt man schon jezt, andere
kann man als unvermeidliche Entwikelungen aus demjenigen ansehen, was geschehen ist,
und in der naͤchsten Zeit geschehen wird. Wird auch das Beispiel von England,
welches, nachdem es die Hauptzuͤge seines Eisenbahnnezes vollendet hat,
nunmehr zu den speciellern Verbindungen schreitet, und allein in der
diesjaͤhrigen Parlamentssession uͤber 280 neue Eisenbahnbills
fuͤr 3500 englische Meilen Wegelange mit einem Capitalbeduͤrfniß von
mehr als 700 Mill. Thaler verhandelt, fuͤr uns noch lange unerreichbar
bleiben, so liegt doch gewiß keine Uebertreibung zu Grunde, wenn man das
Eisenbahnnez, welches der Zollverein nach Verlauf einiger Jahre haben wird, zu 1000
Meilen Wegelaͤnge anschlaͤgt. Die Dauer der Schienen kann man da, wo
leichter Personentransport die Hauptsache ausmacht, auf 15 Jahre berechnen; wo der
Guͤtertransport uͤberwiegt, wird eine weit raschere Abnuzung
angenommen werden muͤssen. Bleibt man aber bei dem ersten Saz stehen, so
folgt daraus, daß alle 15 Jahre eine neue Belegung der Bahnen nothwendig wird, und
daß daher, das Bahnnez im Zollverein zu 1000 Meilen geschaͤzt,
jaͤhrlich 75 Meilen belegt werden muͤssen, wozu 850,000 Cntr. Schienen
und 100,000 Cntr. Platten, Naͤgel, Stuͤhle u.s.w. mindestens erfordert
werden. Die jezige gesammte Schienenproduction in den Zollvereinsstaaten ist etwa
110,000 Cntr., also kaum ein Achtel des kuͤnftigen Unterhaltungsbedarfs,
nicht einmal ein Neuntel des Bedarfs zu den neuen Anlagen der naͤchsten
Jahre. Im Jahr 1844 haben die Zollvereinsstaaten uͤber eine Million Cntr.
Schienen aus England und Belgien bezogen, wofuͤr 7–8 Millionen Gulden
aus Deutschland ausgewandert sind. In ungleich hoͤherm Maaße wird die
Importation in den naͤchsten Jahren steigen, wenn die Erzeugung im
Zollvereinsgebiet nicht durch zwekmaͤßige Maaßregeln gefoͤrdert wird.
(Allgem. Organ fuͤr Handel und Gewerbe, 1845, Beilage No. 17.)
Lohwasser als Mittel zur Auflösung des Kesselsteins der
Locomotiven.
Es ist fuͤr den oͤkonomischen Betrieb der Eisenbahnen eine Sache von
großer Wichtigkeit, die Bildung und Anhaͤufung des Kesselsteins in den
Locomotivkesseln moͤglichst zu verhindern, denn die mit Kesselsteinkrusten
uͤberzogenen Feuerflaͤchen sind nicht nur schlechtere
Waͤrmeleiter und erfordern eine bedeutend groͤßere Menge
Brennmaterial, sondern kommen auch leicht, weil das Wasser nicht mehr in
unmittelbare Beruͤhrung mit dem Metalle kommt, in einen gluͤhenden
Zustand; dieses Gluͤhendwerden aber macht das Metall schwaͤcher,
leichter zerstoͤrbar und veranlaßt durch die starke Ausdehnung desselben ein
stellenweises Losspringen der Rinde und in Folge dessen so ploͤzliche
Dampferzeugung, daß Gefahr wegen Sprengung eintritt. Die Reparaturen dieser
Kesseltheile, namentlich der kupfernen Feuerkammer, welche am ersten wegen der
geraden, weniger dem Dampfdruk widerstehenden Waͤnde in dieser Beziehung zu
leiden hat, sind sehr kostspielig und laufen gleich in die Tausende von Gulden.
Obwohl sehr verschiedene Mittel zur Verhinderung oder Aufloͤsung des
Kesselsteins bei Dampfkesseln vorgeschlagen sind, so namentlich die Anwendung der
Salzsaͤure, das Beigeben von Kartoffeln, Malz, Branntweinschlempe,
geschlaͤmmten Thon, das Ausstreichen der Kessel mit Graphit und Fett, so sind
doch alle diese Mittel bei Locomotivkesseln nicht wohl anwendbar. Die
Unzugaͤnglichkeit der engen Zwischenraͤume zwischen den
Heizroͤhren und den Feuerkammerwaͤnden macht lezteres, so wie jede
andere Reinigung auf mechanischem Wege unmoͤglich, und die ersteren Mittel
verschlammen und verstopfen die engen Raͤume nur eher durch die sich in
denselben festsezenden Schalen, die schwache Salzsaͤure aber kann bei
Locomotivkesseln aus dem Grunde schon nicht angewendet werden, weil viele Theile
derselben von Stabeisen sind, welches durch die Saͤure vorzugsweise vor
anderen Metallen stark angegriffen wird.
Auf der Taunus-Eisenbahn fuͤhrt das Speisewasser der Locomotiven eine
solche Menge erdiger Theile mit, daß bei den aͤltern Maschinen, troz des sehr
regelmaͤßig alle paar Tage vorgenommenen Auswaschens und Abblasens der Kessel
etc. an einzelnen Stellen der Feuerkammern sich die 3 1/2 Zoll weiten
Zwischenraͤume von Kesselstein ganz zugesezt hatten, in Folge dessen die
Waͤnde ergluͤhten, durch den Dampfdruk stark ausbauchten und selbst
durchbrannten oder hersteten. Auf diese Weise war bereits an sieben Maschinen nach kaum
vierjaͤhriger Dienstzeit das umstaͤndliche und kostspielige Einziehen
ganz neuer kupferner Feuerbuͤchsen oder einzelner Platten derselben
noͤthig.
Seit zwei Jahren wendet man daselbst mit dem guͤnstigsten Erfolg einen Extract
von Eichenlohe an, von dem 2 bis 3 Eimer von der weiter unten angegebenen
Staͤrke den 3 bis 4 Tage im Dienste befindlichen MaschinenLaͤnger als vier Tage laͤßt man auf der Taunus-Eisenbahn
die Maschinen nicht ohne Noth im Dienste, weil die Erfahrung gelehrt hat,
daß am 2ten bis 4ten Tage, wegen des Vortheils von warmem Wasser beim
Ansteken, der Kohksverbrauch am geringsten war, am 5ten Tage steigerte sich
aber der Kohksconsum wieder, wegen des unreinen Kesselwassers, und des
oͤfter noͤthig werdenden Abblasens. regelmaͤßig an dem lezten dienstthuenden Tage Morgens in das
Speisewasser des Tenders eingegeben werden. In Folge dessen kommt das Kesselwasser
in starke Wallungen, die frischen Incrustirungen werden losgeschalt und
aufgeloͤst und vorhandene aͤltere dike Kesselsteinlagen erhalten durch
die zusammenziehende Eigenschaft der Lohe Spruͤnge, wodurch sie sich
losloͤsen und zu Boden fallen. Nach ein- bis zweistuͤndigem
Gange der Maschine ist das Kesselwasser durch die auf- und
losgeloͤsten Kesselsteintheile ganz schlammig und es ist dann sehr gut wenn
abgeblasen wird.
Kommt Tags darauf die Maschine außer Dienst, so werden alle
Ablaͤßloͤcher, sowohl unten in den Eken der Feuerkammer, als in der
Rauchkammer unter den Roͤhren geoͤffnet und das ganze Wasser unter
bestaͤndigem Ruͤhren und Stochen vermittelst aus Draht gebogener
Haͤkchen durch jene Loͤcher abgelassen und darauf durch eben dieselben
mit einer Handsprize kraͤftige Wasserstrahle nach allen Richtungen hin so
lange durchgesprizt, bis das Wasser ganz klar abfließt.
Dieses Lohwasser wird auf folgende Weise gewonnen:
Von dem Kessel der stehenden Dampfmaschine in der Reparaturwerkstaͤtte zu
Castel fuͤhrt ein kupfernes 1 Zoll weites, mit einem Hahn zum Abstellen
versehenes Rohr Dampf von unten in eine circa 2 Ohm
haltende Buͤtte; nachdem diese Buͤtte Tags zuvor mit 30 Pfd.
gemahlener Eichenlohrinde und kaltem Wasser gefuͤllt worden ist, wird Dampf
bis zum starken Aufwallen eingelassen, alsdann dieses mit der Lohe bis zum
voͤlligen Erkalten und zur vollkommenen Extrahirung noch einen Tag stehen
gelassen, darauf durch einen mit grober beinwand ausgefuͤtterten Korb gesiebt
und die Bruͤhe zur Verwendung in Faͤsser gefaßt. Edmund Heusinger. (Aus dem Organ fuͤr die Fortschritte
des Eisenbahnwesens, 1845, Bd. I, 1stes Heft.)
Gérard's neues
Winkelmaaß.
Die in den Werkstaͤtten gebraͤuchlichen Winkel sind gewoͤhnlich
falsch, entweder in Folge der Nachlaͤssigkeit der Arbeiter, oder des langen
Gebrauches wegen.
Es ist demnach ein nuͤzlicher Gedanke ein Winkelmaaß herzustellen, welches
jeden Augenblik nach Belieben gerichtet werden kann.
Gérard's dazu angewandtes Verfahren ist sehr
einfach. Er bildet den Winkel aus zwei Stuͤken, die sich um einen Zapfen
drehen, gerade wie bei dem Instrument, das man Schmiege nennt. Einer dieser Theile
ist von Holz, der andere eine Stahlklinge.
In dem hoͤlzernen Theil bringt er eine Hoͤhlung an, in welcher sich
zwei feste Schrauben und zwei einander entgegengesezte Stellschrauben befinden;
diese Schrauben, deren Achsen in gerader Richtung gegen einander liegen, wirken
rechts und links gegen eine Verlaͤngerung oder einen Appendix des
Stahltheiles; auf diese Weise kann man den Winkel immer wieder richtig stellen.
Man hat dieses Verfahren bei vielen Instrumenten mit Nuzen angewandt.
Indem es Gérard dem Winkelmaaß der Tischler
anpaßte, hat er deren Gewerbe einen Dienst geleistet; eben so wuͤrde seine
Anwendung auf die Reißschiene, deren sich die Architekten bedienen, von Nuzen seyn.
(Deutsche Gewerbezeitung 1845, Nr. 27.)
Der Rectometer, eine Vorrichtung zum Messen und Legen von
Zeugen; von M. Mannier in Wesserling (Elsaß).
Das kleine von Mannier erfundene Instrument zum Messen und
Legen, Rectometer genannt, ist einer jener gluͤklichen Einfalle, wodurch ohne
complicirte und kostbare Maschinerie durch ganz einfache und passende Mittel ein
altes Verfahren verbessert und ersezt wird, ohne zugleich die Gewohnheiten der
Arbeitenden zu sehr abzuaͤndern.
Jedermann weiß ohne Zweifel, daß man bis jezt das Messen der Zeuge mittelst zweier
langer gebogener Nadeln bewerkstelliget, welche so weit aus einander in ein Gestell
eingeschlagen werden, als man die Laͤnge des Maaßstabes annehmen will. Der
Arbeiter hakt das Zeug bei jeder Lage in die Nadel, indem er die Sahlleiste
durchsticht, und die Lagen zaͤhlt, um so die Laͤnge des Stuͤks
zu ermitteln.
Dieses Verfahren hat einen dreifachen Nachtheil: erstlich daß die Sahlleiste mit
groͤßeren oder kleineren Loͤchern durchstochen wird, was die Waare
sehr verunziert; zweitens folgt daraus daß die lezten Lagen kuͤrzer werden
als die ersten, da die Nadeln sich biegen und dem Gewicht der Stoffe nachgeben,
weßwegen die Messung ungenau wird; endlich schleicht sich leicht ein Irrthum ein, da
die Lagen nur einfach ohne mechanische Mithuͤlfe von dem Arbeiter
gezaͤhlt werden.
Man hat zwar schon verschiedene mehr oder minder kuͤnstliche Meßvorrichtungen
in Ausfuͤhrung gebracht, doch dieselben als ungenuͤgend stets wieder
verworfen.
Der Rectometer von Mannier ersezt die Nadeln des alten
Verfahrens durch zwei aus einem Gestell waagrecht hervortretende, eiserne Schienen
oder Staͤbe, die vollkommen gleichlaufend und durch gußeiserne Traͤger
auf einer hoͤlzernen Platte genau in der Entfernung von einander befestigt
sind, als jede Lage des zu messenden Zeuges lang seyn soll. Diese ihrer ganzen
Laͤnge nach gleich: weit von einander abstehenden Schienen tragen mit
Stahlspizen besezte Schieber oder Messingplaͤttchen, durch welche jede Lage
gehalten wird, ohne gleichwohl die Sahlleiste merkbar zu durchloͤchern.
Diese Messingplaͤttchen sind numerirt und zwar so, daß alle geraden Zahlen
sich auf der einen, alle ungeraden aber auf der anderen Seite befinden. Jede Lage
hat also ihre Zahl und am Ende der Arbeit kann der Messende auf jedem Schieber
ablesen, wie viel Lagen er gehaͤngt hat. Wenn selbst unversehens einer der
Schieber uͤbersprungen worden waͤre, so ist das Versehen augenbliklich
zu bemerken, indem dann einer zwischen den Lagen leer geblieben ist, oder die lezten
Zahlen der beiden Seiten nicht mit einander zutreffen. – Die Lagen des
Stuͤks werden auf diese Weise vollkommen regelmaͤßig und lassen sich
sehr leicht von dem Apparat losloͤsen, indem man bloß eine der Schienen mit
Huͤlfe eines Hebels eine Viertelsdrehung nach innen zu machen laͤßt
und dadurch die Schieberspizen aushebt. Jener Hebel haͤlt die Schienen in der
gehoͤrigen Lage.
Mannier hat ein Patent auf seine erfinderische
Vorrichtung genommen, deren Ausfuͤhrung er den Gebruͤdern Japy, von Beamourt, uͤbertragen hat, die sowohl
von ihrer großen Nuͤzlichkeit als auch von ihrer wahrscheinlich allgemeinen
Anwendung uͤberzeugt sind, indem man nicht nur in großen Fabriken, sondern
eben sowohl in jedem Ausschnittgeschaͤft sich der Erfindung mit Vortheil
bedienen wird.
Um den Ankauf des Rectometers zu erleichtern, ist der Preis sehr maͤßig
gestellt, so daß mit Recht diese Erfindung eine gemeinnuͤzige genannt werden
kann.
Gros, Odier, Roman u. Comp. in Wesserling, welche die
erste Anwendung von dem Rectometer machten, gebrauchen bereits 25 Stuͤk in
ihren verschiedenen Arbeitsraͤumen, und sind so wohl zufrieden damit, daß sie
kuͤnftig durchaus kein Stuͤk Zeug mit durchloͤcherter
Sahlleiste mehr anzunehmen Willens sind.
Ein Arbeiter kann stuͤndlich neun gebleichte Stuͤke von 50–60
Meter Laͤnge haͤngen.
Diese Zahl uͤbersteigt die mittelst des alten Verfahrens erreichbare und kann
bei einiger Uebung noch leicht erhoͤht werden.
J.
Diese Meß- und Legevorrichtung scheint allerdings Vorzuͤge vor der
aͤltern zu haben. Damit aber die Messung ganz richtig ausfalle,
muͤssen die Messingplaͤttchen sehr schmal seyn, und muß jedes
Plattchen oder jeder Schieber nur eine Nadel fuͤhren; denn im Gegenfalle
wuͤrde wegen des diagonalen Laufes jeder Lage und des Anhaͤngens
auf mehrere Nadeln, die Messung zu reichlich ausfallen. Jedenfalls faͤllt sie
schon selbst bei Beobachtung jener Bedingungen reichlicher aus als beim
aͤlteren Verfahren. F. G. Wieck. (Deutsche
Gewerbezeit. 1845, Nr. 27.)
Ueber die Dauerhaftigkeit des Maschinenpapiers.
Das neuliche Verbot des Maschinenpapiers zu Urkunden in Baden hat der dortigen
Regierung bereits in der Kammer den Vorwurf zugezogen daß es ungerechtfertigt sey;
jezt tritt eine technische Autoritaͤt, Hr. Karmarsch, Director der hoͤhern Gewerbeschule in Hannover, in den
Mittheilungen des hannover'schen Gewerbvereins fuͤr das Maschinenpapier auf
und spricht seine Ueberzeugung dahin aus daß, wenn es gleich Maschinenpapier gebe
das von geringer Haltbarkeit sey, es doch mindestens gewagt erscheine diesen Fehler
als einen allgemeinen, in der Natur der Fabricationsmethode begruͤndeten und
deßhalb unvermeidlichen darzustellen. Um die Frage von der Haltbarkeit des
Maschinenpapiers zu entscheiden, meint Hr. K., muͤsse man praktische Versuche
anstellen, die auf Beantwortung der beiden Fragen ausgehen: welche Arten der
Zerstoͤrung kommen uͤberhaupt am Papier vor und wie kann man die
groͤßere oder geringere Mangelhaftigkeit einer Papiersorte leicht erkennen,
und ist die Zerstoͤrbarkeit vorzugsweise dem Maschinenpapier eigen und wie
verhaͤlt sich dagegen das Buͤttenpapier.
In Ansehung der ersten Hauptfrage wird man nach Hrn. K. speciell zu untersuchen
haben: 1) die absolute Festigkeit, d.h. den Widerstand gegen Trennung des
Zusammenhanges durch eine in der Ebene des Papierblatts wirkende Kraft, sey es gegen
das Abreißen durch Zug oder gegen das Absprengen durch Stoß. Fuͤr diese
beiden Zweke muͤßte man Papierstreifen (in Laͤngen- und
Breitenrichtung aus den Bogen geschnitten) sowohl durch ruhig daran Hangende
Gewichte, als durch ein angehaͤngtes und von verschiedenen Hoͤhen
fallendes Gewicht zum Abreißen bringen. 2) Den Widerstand gegen das Zerreißen durch
eine rechtwinkelig gegen die Papierebene wirkende Kraft, wie sie ausgeuͤbt
wird, wenn man mit den Fingern ein Blatt ein- oder durchreißt) wobei der
wesentliche Umstand eintritt daß die Punkte der Rißlinie nicht auf einmal, sondern
der Reihe nach in Anspruch genommen werden. In dieser Probe offenbart sich deutlich
die Textur ruͤksichtlich Laͤnge und Feinheit der Fasern, worauf
– als auf einen charakteristischen Umstand – zu achten seyn wird. 3)
Die Haltbarkeit gegen das Einschneiden eines druͤkenden und reibenden Fadens
in die Raͤnder, entsprechend dem Vorgange, welcher sich durch den Bindfaden
an zusammengeschnuͤrten Actenpaketen u. dergl. offenbart. Diese
Pruͤfung ist von besonderer Wichtigkeit, denn die Beschaͤdigung dieser
Art begruͤndet eine der haͤufigsten Klagen uͤber das
Maschinenpapier. 4) Die Haltbarkeit gegen das Abreiben, zu deren Pruͤfung man
etwa das Papier uͤber eine Kante von bestimmter Schaͤrfe legen, durch
ein Gewicht anspannen, und dann mittelst eines auf der Kante hin und her reibenden
Koͤrpers so lange abnuzen koͤnnte, bis das Spanngewicht den Riß
bewirkt. 5) Die Haltbarkeit gegen das Zerknittern, in welcher Beziehung man sich
schon durch einen einfachen Vorversuch uͤberzeugen kann, daß manche
Papiersorten, wenn man ein Blatt davon in der Faust unregelmaͤßig
zusammenballt, Bruͤche und Loͤcher bekommen, wogegen andere nach dem
Wiederausbreiten mit wenig oder gar nicht verlezter Oberflaͤche erscheinen.
6) Die Festigkeit gegen das Brechen, welches dadurch erfolgt, daß ein Papierblatt
scharf zusammengebogen und mit dem Falzbeine oder einem aͤhnlich wirkenden
Geraͤthe gestrichen wird. Dabei ertragen manche Sorten eine starke
Mißhandlung durch oft wiederholtes Falzen in der naͤmlichen Linie,
abwechselnd mit umgekehrter Lage der Flaͤchen, was gewissermaßen dem
Abbrechen eines Drahtes durch Hin- und Herbiegen analog ist, waͤhrend
andere auf das erste oder zweitemal den Zusammenhang verlieren. 7) Die
Veraͤnderungen, welche das Papier ruͤksichtlich seiner Festigkeit im
Laufe der Zeit erleidet. Dieser Punkt duͤrfte am schwierigsten zu erledigen
seyn, weil er – streng genommen – die Pruͤfung der
naͤmlichen Papiersorten im neuen Zustande und nach mehrjaͤhriger
Aufbewahrung voraussezt. Indessen wird der Zwek einigermaßen auch schon dadurch
erreicht werden, daß man lauter Papierproben untersucht, welche mehrere Jahre alt
sind; denn erfaͤhrt man hiedurch nicht, wie viel sich etwa ein bestimmtes
Papier verschlechtert hat, so kann doch eine Ansicht daruͤber gewonnen
werden, welchen relativen Grad von Festigkeit die verschiedenen Sorten nach laͤngerer
Frist in sich bewahren. Alle im Vorstehenden angedeuteten Pruͤfungen
muͤßten (unter Huͤlfe geeigneter Apparate) wo moͤglich so
vorgenommen werden, daß ihre Resultate in vergleichbaren Zahlen ausgedruͤkt
sich darstellten, was bei einigen nicht ganz leicht zu erreichen seyn wird. Was
bloße Schaͤzung durch Augenmaaß und Gefuͤhl etc. ist, haͤtte
man thunlichst zu beseitigen. Nur unter dieser Voraussezung wird das Endurtheil
aufhoͤren großentheils schwankend und individuell zu seyn. Um der zweiten
oben bezeichneten Hauptfrage zu genuͤgen, ist es noͤthig eine große
Anzahl verschiedener Papiersorten – sowohl von Maschinen- als von
Buͤttenpapier – der Pruͤfung zu unterziehen, wobei
natuͤrlich die Dike und das Gewicht derselben, der Grad der Leimung, die Art
des Gewebes (ob getipptes oder Velinpapier), die Bleiche, die Glaͤttung und
sonstige eigenthuͤmliche Beschaffenheiten gehoͤrig angegeben und
beruͤksichtigt werden muͤssen.
Hancock's Compositionen zur
Fabrikation von Stöpseln.
Die Erfindung, welche sich Ch. Hancock zu London am 15.
Mai 1844 patentiren ließ, betrifft:
1) die Fabrikation von Stoͤpseln und andern Artikeln aus einer Composition von
Kork oder Saͤgemehl und Kautschuk, oder gutta
percha, einem neuerdings aus Ostindien eingefuͤhrten vegetabilischen
Extracte, oder aus einer Mischung von Kautschuk und gutta
percha oder einer Mischung von Leim und Theriak;
2) die Fabrication von Stoͤpseln, indem man die genannte Composition in
Gestalt von Bloͤken oder Blaͤttern mit aͤhnlichen
Bloͤken oder Blaͤttern von Kautschuk, oder gutta percha oder einem Gemenge von Kautschuk und gutta percha verbindet;
3) die Fabrication von Stoͤpseln theils aus Korkstuͤken, theils aus
Stuͤken von der Composition oder von Kautschuk, oder von Kautschuk in
Verbindung mit gutta percha oder auch ganz aus
Korkstuͤken, welche durch Kautschuk oder gutta
percha oder einer Combination von Kautschuk und gutta percha mit einander verbunden sind;
4) die Fabrikation von Stoͤpseln, deren Inneres aus Kork besteht, und entweder
ganz oder theilweise mit der Composition oder mit einer Mischung von geraspeltem
Kork und irgend einem geeigneten Oehl oder Firniß, oder mit Kautschuk, oder gutta percha oder mit einer Combination der beiden
leztern uͤberzogen ist.
Wird die Composition aus Kork und Kautschuk bereitet, so raspelt man den Kork zu
Pulver und mischt ihn in geeigneten Verhaͤltnissen zu fluͤssig
gemachtem Kautschuk; diese Mischung bringt man sodann in Formen von der
Groͤße der verlangten Artikel und laͤßt sie darin erstarren. Dieselbe
Procedur wird befolgt, wenn man Saͤgemehl anstatt des Korks nimmt.
Die gutta percha kann man in ihrem natuͤrlichen
fluͤssigen Zustande benuͤzen, oder man kann sie auf dieselbe Weise wie
den Kautschuk aufloͤsen. Anstatt den gemahlenen Kork mit dem Kautschuk oder
der gutta percha in fluͤssigem Zustande zu
vermischen, kann dieses auch durch Mastication in den von Kautschukfabrikanten zu
diesem Zwek angewandten Maschinen geschehen. Die miteinander verbundenen Stoffe
laͤßt man alsdann in großen Formen fest werden; die Bloͤke, welche man
auf diese Weise erhaͤlt, werden nachher in Stoͤpsel oder dergleichen
Artikel geschnitten. Will man Leim und Theriak anwenden, so macht man dieselben in
einer gewoͤhnlichen Leimpfanne fluͤssig, fuͤgt gemahlenen Kork
oder Saͤgemehl hinzu und bringt die Mischung auf die erwaͤhnte Weise
in Formen.
Gutta percha laͤßt sich auf dieselbe Weise wie
man gewoͤhnlich den Kautschuk behandelt, in Blaͤtter oder
Bloͤke formen; auch kann man auf gleiche Weise Blaͤtter oder
Bloͤke verfertigen, die zum Theil aus gutta
percha, zum Theil aus Kautschuk bestehen. Diese Blaͤtter oder
Bloͤke werden in einer Schneide Maschine von der Art, wie man sie im
Allgemeinen fuͤr Kautschuk anwendet, in Streifen zerschnitten, welche wieder
in Stuͤke von geeigneter Groͤße zertheilt werden.
Sollen die zu verfertigenden Artikel theils aus Kork, theils aus der Composition
bestehen, so kann die leztere an den ersteren entweder oben oder unten, oder oben
und unten befestigt werden. Das zur Verbindung der Stuͤke anzuwendende Cement
ist eine Aufloͤsung von Kautschuk oder gutta
percha.
Sollen die Stoͤpsel ganz oder hauptsaͤchlich aus Korkstuͤken
bestehen, so werden die Stuͤke uͤber einander gelegt und mittelst
einer Aufloͤsung von Kautschuk oder gutta percha
oder eines andern geeigneten Kittes mit einander verbunden. (London Journal of arts, Maͤrz 1845, S. 84.)
Analysen einiger Bronzen zu Maschinentheilen.
Die folgenden Analysen wurden im Laboratorium des Hrn. Prof. Erdmann zu Leipzig von Hrn. E. Schmid aus
Dresden ausgefuͤhrt. Die analysirten Bronzen waren saͤmmtlich solche,
die sich als ganz vorzuͤglich dem Zwek, zu welchem sie benuzt worden,
entsprechend bewaͤhrt haben.
Der Gang der Analysen war der gewoͤhnliche: Aufloͤsung in
Salpetersaͤure, Eindampfen zur Trokne und Wiederaufloͤsung in Wasser
zum Behuf der Abscheidung des Zinnoxyds, Faͤllung mit Schwefelwasserstoff,
Oxydation des Niederschlags durch Salpetersaͤure u.s.w. und Faͤllung
des Kupferoxyds durch Kalt; Abscheidung des Zinks und Eisenoxyds durch
Schwefelwasserstoff-Ammoniak u.s.w. Das Blei wurde nach Abscheidung des
Zinnoxyds durch Schwefelsaͤure, Eindampfen zur Trokne u.s.w. als
schwefelsaures Bleioxyd bestimmt.
1) Metall zu den Achsenlagern einer englischen Locomotive, dessen ausgezeichnete
Dauerhaftigkeit durch mehrjaͤhrige Erfahrung erprobt worden war.
Zinn
9,45
Blei
7,05
Kupfer
73,61
Zink
9,00
Eisen
0,42
–––––
99,53.
2) Lagermetall fuͤr die Hebel der Schieberbewegungen einer belgischen
Lokomotive.
Zinn
12,73
Kupfer
85,25
Zink
2,03
––––––
100,03
3) Lagermetall fuͤr die Treibachsen einer belgischen Locomotive.
Zinn
2,44
Kupfer
89,03
Zink
7,82
Eisen
0,79
––––––
100,08.
4) Lagermetall fuͤr Locomotiven-Achsen aus Seraing.
Zinn
13,97
Kupfer
86,03
–––––––
100,00.
5) Metall zu den Regulatoren einer belgischen Locomotive.
Zinn
12,38
Kupfer
86,82
Eisen
Spur
––––––
99,20.
6) Metall zu den Stopfbuͤchsen fuͤr die Kolbenstangen einer belgischen
Locomotive.
Zinn
3,57
Kupfer
90,24
Zink mit etwas Eisen
6,38
––––––
100,19.
7) Metall fuͤr Locomotivkolben von Seraing.
Zinn
2,40
Kupfer
89,04
Zink
9,02
––––––
100,46.
(Journal fuͤr praktische Chemie, 1845 Nr. 8.)
Platten aus einer Composition für galvanoplastische
Copien.
Hr. Jacobi hat der k. Akademie der Wissenschaften zu St.
Petersburg in ihrer Sizung am 25. Septbr. 1844 Mehrere galvanoplastische Copien in
Kupfer vorgelegt, welche von Hrn. Schoͤler in
Kopenhagen nach einer besondern Methode dargestellt worden waren. Derselbe bereitet
naͤmlich durch Vermischen und Zusammenschmelzen mehrerer Substanzen
kuͤnstliche Platten, worauf jeder Zeichner, wenn er auch in der Gravirkunst
wenig geuͤbt ist, leicht mittelst einer Nadel graviren kann. Diese Platten
sind schwarz und vor ihrer Anwendung uͤberzieht man sie mit einer sehr
duͤnnen Schicht von chemisch praͤparirtem Silber, welche noch den
Vortheil gewaͤhrt, daß man beim Arbeiten den Effect der Stecherei schon
gewissermaßen beurtheilen kann, denn die Striche der Nadel werden auf dem weißen
Silbergrund schwarz. Von der so gravirten Platte macht man nun auf galvanischem Wege
eine Copie in Kupfer, welche die Zeichnung erhaben darbietet und sodann als Matrize
dient, um die Platte vertieft zu copiren, so daß man sie unmittelbar unter die
Presse bringen kann. Das große Verdienst dieser Entdekung besteht in der Wahl der
Substanz, woraus die erste Platte besteht, denn das Stearin, welches man bisher
benuzte, ist fuͤr das Graviren zu sproͤd. (Technologiste, Mai 1845, S. 360.)
Ueber galvanische Vergoldung mittelst
Cyankalium-Goldauflösungen.
Daß das Cyankalium metallisches Gold aufloͤst und namentlich daß eine
Goldplatte am Kupferpol der Daniell'schen Batterie sich genugsam aufloͤst, um
sich dadurch reine Goldaufloͤsung zu verschaffen, habe ich fruͤher in
diesen Blattern schon dargethan. Aber auch fuͤr die Vergoldungsweisen ohne
Batterie bietet die Faͤhigkeit des Cyankaliums, metallisches Gold
aufzuloͤsen, große Vortheile dar Gewoͤhnlich bereitet man die
Aufloͤsungen dadurch, daß man Chlorgold in die Cyankaliumloͤsung thut;
ist diese erschoͤpft, so wird neues Chlorgold zugethan u.s.f. Aber die
Erfahrung hat gelehrt, daß je oͤfter dieses geschieht, die Vergoldung in dem
Maaße schlechter ausfaͤllt, dunkel und truͤbe aussieht. –
Diesem Uebel entgeht man aber dadurch, daß man reines metallisches Gold, und zwar
das durch Eisenvitriol aus Koͤnigswasser niedergeschlagene, zu der
Cyanloͤsung thut; einiges Schuͤtteln bei gelinder Waͤrme reicht
hin, das Goldpulver vollkommen aufzuloͤsen. Dieses Verfahren gewaͤhrt
noch den besondern Vortheil, daß man reines Gold in der Aufloͤsung hat.
Dergleichen niedergeschlagenes Gold kann man sich in Vorrath halten, was bei dem
Chlorgold nur durch einen Zusaz von Kochsalz geschehen kann; dieses Goldsalz gibt
aber keine erwuͤnschte Vergoldung, da das Kochsalz den oben erwaͤhnten
Fehler noch obendrein vergroͤßert. D. Philipp.
(Berliner Gewerbe etc. Blatt, Bd. XV Nr. 4.)
Ueber Verfälschung der käuflichen Potasche.
Seit langen Jahren hat sich in den Potaschenhandel ein gewissenloser Betrug
eingeschlichen, indem naͤmlich eine aus Holland bezogene Substanz, welche zum
groͤßten Theil aus Kochsalz und Glaubersalz besteht, unter die in Deutschland
fabricirten calcinirten Potaschen gemischt und als reine Potasche verkauft wird.
Fuͤr den gewoͤhnlichen Hausgebrauch ist der Nachtheil so sehr groß
nicht, da in der Regel solche zu Laugen beim Waschen oder Scheuern des Zinns im
Uebermaaß angewandt wird. Aber fuͤr die Fabrikation der Seifen ist diese
Beimischung offenbar nachtheilig, weil in einem groͤßern Verhaͤltniß
die unvollkommene Seife sich von der Lauge trennt und die Bildung einer vollkommenen
Seift erschwert wird.
Seit fuͤnfzig Jahren war dieses Product, welches seiner Form und dem Ansehen
nach einer schoͤnen Potasche aͤhnlich sieht, unter dem Namen.
„kalte Potasche,“ im Gegensaz zu der guten aus Holzasche
bereiteten Potasche, welche man „feurige“ (gefeuerte) Potasche
nennt, bekannt. Diese Benennungen ruͤhren von der Eigenschaft her, daß
erstere, mit Wasser auf der Hand befeuchtet, ein Gefuͤhl von Kaͤlte
hervorbringt, waͤhrend leztere, wenn in die hohle Hand so viel wie eine Bohne
gebracht und mit Wasser befeuchtet wird, sich sehr stark erhizt und die Hand zu
verbrennen droht. Diese Probe wird im gemeinen Verkehr als hinlaͤnglich erachtet, um
die Guͤte einer Potasche zu beurtheilen, weil hier mehrere Procente mehr oder
weniger an Kali keinen besondern Nachtheil aͤußern. Zur Fabrikation von Seife
kommt jedoch nur in Betracht, daß die Potasche so viel als moͤglich Kali
enthalte, oder was dasselbe ist, daß solche mit dem Alkalimeter so viel als
moͤglich Grade gebe. Eine Beimischung von schwefel- oder salzsaurem
Kali oder Natron vermehrt aber nur die Masse und zeigt keine Grade an diesem
Instrumente.
Die Beimischung hat nur ungefaͤhr 2/3 des Werthes von guter Potasche und man
begreift daher leicht, daß eine solche Beimischung bis zu 20–30 Proc. den
Nuzen des Verkaͤufers steigern muͤsse. Schon lange war dieser Unfug
bekannt und man bezeichnet sehr bestimmt diejenigen Haͤndler, welche diesen
Betrug in einer großen Ausdehnung betreiben.
Im Jahr 1842 wurden mehrere Faͤsser der sogenannten Salzpotasche am Hauptsteueramt in Koͤln mit Beschlag belegt und
einer Untersuchung unterzogen. Sie wurde als eine Mischung von 70–80 Proc.
Kochsalz, 15–20 Proc. Glaubersalz, 1–2 Proc. Potasche (Natron?), mit
Lakmus geblaͤuet, erkannt. Das Ansehen derselben ist sehr tauschend, indem
solche aus einer groͤberen und feineren Koͤrnermasse, wie feine
calcinirte Potasche, besteht. Der Unkundige wird dadurch leicht getauscht, allein
der Geschmak verraͤth sogleich den Betrug, weil gute Potasche laugenartig,
scharf, dagegen die falsche Potasche wie Kochsalz schmekt. Die gerichtliche Procedur
wurde uͤber diese Beschlagnahme eingeleitet, und zwar deßhalb, weil man
glaubte, daß die Einfuͤhrung als zum verbotwidrigen Verkehr mit Salz
gehoͤrig unter die entsprechenden Strafbestimmungen falle.
Nach angestellter Eroͤrterung wurde entschieden, daß die Strafbestimmungen
uͤber verbotwidrige Salzeinfuͤhrung in keiner Beziehung auf die
gemachte Declaration Anwendung finden koͤnnen.
Obgleich nun auf dem gerichtlichen Wege die Beschlagnahme der declarirten Waare und
Bestrafung der Bezieher nicht erfolgte, indem zu ihren Gunsten in dem Tarif der
Schifffahrtsabgaben, unter Ermaͤßigung auf ein Viertel des Rheinzolls die
Einfuhr von Salzpotasche erlaubt ist, so ist
nichtsdestoweniger die Anwendung derselben ein heilloser Betrug, indem ein
Salzgemenge, welches weiter nichts wirkt, als nur um das Gewicht der Waare zu
vermehren, in dem Handel fuͤr reine gute Potasche verkauft wird.
Uebrigens sind die damit gemischten Potaschen sehr leicht zu erkennen; die
beigemischte Masse ist von schoͤner hochblaͤulicher Farbe, in
Koͤrnern verschiedener Groͤße bis zur Erbse. Die Farbe der Potasche
sieht mehr ins Graue und Roͤthliche, und mit etwas Aufmerksamkeit kann die
Beimischung leicht ausgelesen werden. Pruͤft man diese Koͤrner auf der
Zunge, so erkennt man die Faͤlschung bald an dem Salzgeschmak, welcher von
jenem guter Potasche sehr abweicht.
Es waͤre zu wuͤnschen, daß dergleichen Betruͤgereien aus dem
Handel verbannt und derselbe mit Redlichkeit gefuͤhrt, oder daß kein Kauf von
Potasche abgeschlossen wuͤrde, bevor mittelst des Alkalimeters die
Saͤttigungsgrade mit Bestimmtheit ermittelt und als Basis angenommen worden
sind. (Allgem. Organ fuͤr Handel und Gewerbe, 1845, Nr. 33.)
Neue Art der Stearinkerzenbereitung.
Ein deutscher Fabrikant, Klingenstein, hat ein Patent auf
eine neue Art der Stearinkerzenbereitung genommen, wonach die Kerzen nur Stearin und
beinahe keine Spur freier Stearinsaͤure enthalten sollen. Was wir
daruͤber in Erfahrung gebracht baden, ist folgendes: der Talg wird bis zum
Schmelzpunkt erhizt, dann in einem Gefaͤße, welches mit einer diken Schicht
eines die Waͤrme schlecht leitenden Koͤrpers umgeben wird,
moͤglichst langsam abgekuͤhlt. Waͤhrend dieser
Abkuͤhlung trennen sich das Stearin und das Oleïn, vermoͤge der
Verschiedenheit ihrer Schmelzpunkte, und der groͤßte Theil des erstern
scheidet sich ab mit einem nur kleinen Ruͤkhalt von lezterem. Man decantirt
nun und laͤßt das Oleïn ab und unterwirft die Stearinmasse in
Preßtuͤchern von Wolle oder Pferdehaaren einer starken Pressung, wodurch
beinahe alles noch darin enthaltene Oleïn abfließt. Aus diesem Stearin werden
die Lichter gegossen. (Technologiste, Maͤrz 1845,
S. 264.)
Schwarzer Lakfirniß von Sell in
Offenbach.
Die Fabrik chemischer Producte von E. C. Sell in Offenbach
a. M. empfiehlt einen schwarzen Lakfirniß, der sich vorzugsweise fuͤr
Anstriche auf Holz und Metall eignet, welches man vor Zerstoͤrung
schuͤzen will.
Ein solcher Ueberzug wird selbst bei erhoͤhter Temperatur weder von
Saͤuren noch von Laugen angegriffen – ein Vorzug, den kein anderer
Firniß in gleichem Grade mit ihm theilt. Als besonders empfehlenswerthe
Eigenschaften sind noch hervorzuheben, das sehr schnelle Troknen, ein schoͤn
schwarzer Glanz und verhaͤltnißmaͤßig große Billigkeit.
Wird gut geleimtes Papier einmal damit uͤberzogen, so ist dasselbe vollkommen
wasserdicht und zum Verpaken besonders geeignet. Ein Stuͤk solchen Pakpapiers
von 10 Ellen kostet 24 kr., eben so viel das 1/2 Kilogr. dieses Firnisses.
Die Redaction der Annalen der Chemie und Pharmacie (Januarheft 1845) bemerkt hiezu
folgendes:
„Der in dem Vorstehenden angekuͤndigte schwarze Lakfirniß des Hrn.
Dr. E. Sell verdient
als ein sehr schaͤzbares Product auf das angelegentlichste empfohlen zu
werden. Es sind in dem Laboratorium zu Gießen einige Versuche mit diesem Firniß
angestellt worden, welche so befriedigend ausgefallen sind, daß bereits alles
Eisenwerk in dieser Anstalt, um das Rosten zu verhuͤten, damit
uͤberzogen worden ist.
Auch bei einigen Neubauten in hiesiger Stadt ist der Sell'sche Firniß bereits mit dem ausgezeichnetsten Erfolge zum
Ueberzug eiserner Wasserausguͤsse in Kuͤchen und dergleichen
angewendet worden.
Gegenstaͤnde von Holz, welche haͤufig dem Wasser ausgesezt sind,
werden durch einen Anstrich mit diesem Firniß ebenfalls in hohem Grade
geschuͤzt.
Wir halten es fuͤr unsere Pflicht, alle Techniker, insbesondere aber das
chemische und pharmaceutische Publikum auf das Product des Hrn. Dr. Sell, welches, seiner
ausgezeichneten Eigenschaften und seines billigen Preises wegen, der allgemeinen
Anwendung faͤhig ist, aufmerksam zu machen.“
Ueber Siret's Desinficirpulver.
Hr. Siret, welchem einer der Monyon'schen Preise fuͤr sein Verfahren die Abtrittgruben zu
desinficiren (man vergl. daruͤber S. 255 in diesem Bande des polytechn.
Journals) zuerkannt wurde, hat uͤber eine Verbesserung desselben der franz.
Akademie der Wissenschaften folgendes mitgetheilt:
„Durch Behandlung mit Eisenvitriol wird der Menschenkoth vollkommen
desinficirt; lezteres Salz wirkt aber nicht auf die gallertartigen und
eiweißstoffartigen Bestandtheile der Faͤces, und die neuen Verbindungen,
welche diese bilden, koͤnnten spaͤter nachtheilige
Ausduͤnstungen verursachen, wenn man deren Gaͤhrung nicht zu
verhindern sucht; ich habe gefunden, daß man lezteren Zwek vollkommen erreicht,
wenn man die bereits mittelst Eisenvitriol desinficirte Masse mit gepulvertem
gebranntem Kalk in einem gewissen Verhaͤltniß versezt.“ (Comptes rendus, April 1845, No. 14.)