Titel: | Stimmschlüssel mit Radverbindung. |
Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. LXXXIX., S. 365 |
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LXXXIX.
Stimmschluͤssel mit
Radverbindung.
Aus der deutschen Gewerbezeitung 1845, Nr.
29.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Stimmschlüssel mit Radverbindung.
Unter so manchem Neuen in Bezug auf die Pianofortebaukunst, woraus zu lernen war,
wenn auch nicht alles unbedingt als vortrefflich anzunehmen seyn mochte, sah man auf
der Pariser Industrie-Ausstellung einen Stimmschlüssel mit Radverbindung. Unser gewöhnlicher
Stimmschlüssel ist allerdings ein einfaches und für bescheidene Ansprüche auch ein
ausreichendes Werkzeug, inzwischen wird jeder zugestehen daß er viele Mängel hat und
namentlich den, daß bei gehörigem Festsizen der Stimmnägel, das durchaus
erforderlich ist zu einer guten Haltung der Stimmung, das Drehen und zumal das
genaue Drehen etwas schwierig ist, und daß leicht ein Ueberdrehen vorkommen kann.
Wer hätte nicht schon einen unglüklichen Clavierstimmer sich abmühen gesehen, um
eine recht genaue Stimmung zu erzielen, weil ihm von Natur aus eine Abneigung gegen
das Ueber- oder Unterschweben der Töne verliehen; aber kaum glaubt er fertig
zu seyn, als ihm fast unter den Händen die Stimmung wieder sinkt, sehr häufig weil
die Stimmnägel nachgeben, ohne daß er es weiß. – Zur Abstellung dieser Mängel
und weil man bei den neuesten und besten Instrumenten, namentlich denen, welche zu
den Concerten der Virtuosen dienen, eine sehr starke Besaitung und fest
eingeschlagene Stimmnägel nehmen muß, hat man jezt in Paris einen Stimmschlüssel
erfunden, den wir hier nach einer Abbildung im Musée
Challamel geben. Dieses Werkzeug Fig. 39 ist eine
Verstärkung des gewöhnlichen Stimmschlüssels, der mittelst einer Stellschraube, wie
man sieht, oben darauf gesezt werden kann; auch lassen sich unten verschiedene
Weiten oder Formen von Schlüsseln anbringen.
Beim Gebrauch wird der Schlüssel aufgesezt und der seitliche Fuß zur Unterstüzung des
Instruments benüzt. Dreht man, so wird vom kleinen Getriebe unter der Dekplatte das
obere Rad rechts bewegt, und das an der Achse dieses Rades sizende Trieb bewegt das
Rad unmittelbar an dem unteren Schlüssel, der sich in einem Lager der Unterplatte
dreht. Nehmen wir an, daß die Räder sich zu den Getrieben wie 2 zu 1 verhalten, so
kann man die Handhabe viermal umdrehen, ehe sich der Schlüssel einmal dreht und man
übt eine die gewöhnliche um das Vierfache übersteigende Kraft aus; die genaueste
Stimmung läßt sich daher erzielen, die Saiten mögen noch so stark seyn und die Nägel
noch so fest sizen.