Titel: | Ueber Roh- und Stabeisendarstellung mit Hülfe von Gasen; vom Hüttendirector Thoma zu Eisfeld. |
Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. XCIV., S. 371 |
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XCIV.
Ueber Roh- und Stabeisendarstellung mit
Huͤlfe von Gasen; vom Huͤttendirector Thoma zu
Eisfeld.
Aus Hartmann's bergmänn. Zeitung, 1845, Nr.
8.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Thoma, über Roh- und Stabeisendarstellung mit Hülfe von
Gasen.
Längere Zeit fortgesezte Versuche gestatten mir ein Betriebsverfahren für Erzeugung
von Roh- und Stabeisen mit gasförmigem Brennstoff aufzustellen. Nach dieser
Methode werden Gegenden, in denen sonst kein großartiger Hüttenbetrieb denkbar
gewesen, billiges Eisen produciren können, so z.B. Bayern, indem der große
Erzreichthum von Amberg mit dem Torf der Donaumoore verhüttet wird; Thüringen, indem
die Meyer'schen Gruben bei Liebenstein das Erz, die nahe
gelegenen Moore Torf, die Meyer'schen Gruben der Rhön
Braunkohlen liefern; doch muß man hier vor allem für einen billigen Transport,
zulässige Communicationsmittel Sorge tragen. Eben so besizt Toscana in den reichen,
leicht reducirbaren und leichtflüssigen Erzen von Elba und den in lezter Zeit
aufgefundenen fossilen Brennstoffen alle Mittel zu einer ganz billigen
Eisenerzeugung. Sehr wichtig dürfte der Gasbetrieb für Rußland werden und einerseits
bei Anwendung von Gas und Holz die Darstellung eines vortrefflichen Eisens bei
bedeutender Ersparniß von Holz möglich machen, andererseits aber eine ausgedehnte
Verwendung von Torf und geringerer Steinkohle gestatten.
Reine, reiche, leicht reducirbare und leichtflüssige Erze, Magneteisenstein jeder
Art, da unreiner aufbereitet werden kann, lassen sich unmittelbar verpuddeln, und
liefern unter diesen Umständen vortreffliches Stabeisen. Doch nur Erze von den
angeführten Eigenschaften eignen sich zum unmittelbaren Verpuddeln, wobei noch
billiger Brennstoff wesentliche Bedingung ist. So dürften sich kaum die Amberger
Erze unmittelbar verpuddeln lassen, und diese werden vorher eine Roheisendarstellung
nöthig machen. Sehr viele Erze Illyriens und Steiermarks sind für das Verpuddeln
ganz geeignet.
Was die Brennstoffe, die alle in vollkommen getroknetem Zustand angewendet werden
müssen anbelangt, so bieten Holz, Torf, gutartige Braunkohle u.s.w. keine
Schwierigkeiten, größere die Rhönbraunkohlen, deren Asche sehr zum Verschlaken
geneigt ist. Sehr bakende, dabei 30–50 Proc. Asche gebende Lettenkohle oder
auch deren Kohls sind sehr schwer zu verwenden, keineswegs aber in dem weiter unten
angegebenen Apparate. Bei dem Verbrennen dieses Brennstoffs bildet sich um denselben
herum eine Lage zusammenhängender Asche, welche die weitere Verbrennung hindert. Mehr
gepreßter Wind bewirkt sie zwar, die Gase führen dann aber viel feinen Staub mit
sich, der in dem Arbeitsraum abgesezt wird und auf das erzeugte Eisen einen sehr
nachtheiligen Einfluß übt.
1) Roheisenerzeugung.
Beschreibung des Ofens mit seinen Apparaten. –
Fig. 13
ist der Grundriß nach 1, 2, 3, 4, 5, 6 von Fig. 14. Fig. 14 der Durchschnitt
nach 7, 8, 9, 10 des Grundrisses.
A sind Gasgeneratoren, auf deren Roste B mittelst unterhalb bei E
eingeführter Gebläseluft von geringer Pressung der Brennstoff (Holz, Torf,
Braunkohle u.s.w.) langsam verglimmt. Durch die äußere Aufgabe-Vorrichtung
C wird das Brennmaterial aufgegeben und gelangt in
dem Schachte D, je nachdem unten die Verbrennung
stattfindet, gehörig vorgewärmt nach dem Raum M. Die
sich aus dem Brennstoff etwa entwikelnden Dämpfe sind genöthigt, sich nach D zu begeben, da ihnen kein anderer Ausgang bleibt, wo
sie, durch die heißen Gase zersezt, mit dem Brennstoff, durch den sie gehen, dem
beabsichtigten Zwek günstige Verbindungen eingehen.
Die bei der langsamen Verbrennung sich bildenden Gase werden bei D, wo das in dem Schachte D
sich senkende Brennmaterial durch die plözliche Erweiterung einen Sammelraum bildet,
sich anhäufen und durch den Canal F entweichen. Vermöge
einer Vergrößerung des Raums F wird ihre Geschwindigkeit
vermindert und der mit eingeführte feine Staub abgesezt, und da sich in dem
Gaskasten H dasselbe wiederholt, so wird hier eine
zweite Absezung stattfinden, und die zur Verbrennung kommenden Gase werden staubfrei
seyn. Die mit einem Ziegelstüke geschlossene Oeffnung I
dient dem Aufgeber, um die Höhe des Brennstoffs im Schachte D zu ermitteln. K und L Thüren, durch die der Staub fortgeschafft wird. Von Wichtigkeit sind die
Thüren N, N; durch sie findet die Fortschaffung
verschlakter Massen auf dem Rost statt, und ohne sie ist bei leicht verschlakbare
Asche gebendem Brennstoff kein Betrieb denkbar; nur eine Thüre genügte bei der
Rhönbraunkohle nicht.
Die Thür O schließt den Aschenfall P luftdicht und wird nur bei der Fortschaffung der Asche geöffnet. Es
liegen immer zwei Generatoren neben einander, damit bei der Reinigung des einen der
Betrieb nicht unterbrochen wird.
Die Gase treten aus dem Gaskasten H nach der Feuerbrüke
R. Hier strömt ihnen durch 10 Düsen die oben bei S vorgewärmt und bei T bis
auf 300–400° C. erhizte atmosphärische Luft zu, die, sich mit den
Gasen mengend, sie unter Entwikelung der größten Hize verbrennt. Die verbrennenden
Gase nehmen den Weg über den Eisensumpf U, treffen sich
als von entgegengesezten Seiten kommend bei V, entwikeln
als Stichflammen die heftigste Hize und steigen dann im Schachte W aufwärts. P sind Röhren,
die den in S angewärmten Wind in die Erhizungsapparate
T führen, aus denen er durch die Röhren X nach dem Sammelplaz Z und
nach den zehn Düsen a gelangt. Zur Regulirung der
Windmenge dienen die Hähne b.
Bei d ist der Abstich. f sind
Oeffnungen zum Abfließen der Schlake, e dergleichen zum
Einbringen von Gezähe, um etwa angesezte Schlaken abzustoßen, m, um, wenn es nöthig, die Masse im Ofen aufzulokern.
Der Betrieb. Die vorher gerösteteten Erze werden auf etwa
0,01 Kubikzoll zerkleint, mit dem ihren erdigen Beimengungen für die Bildung einer
rein geflossenen Schlake entsprechenden Zuschlag und einer Quantität Kohlensubstanz,
welche zur Reduction des im Erze enthaltenen Oxydes u.s.w. nöthig ist, mit Wasser
– worin das Kalkhydrat oder der Lehm, der Zuschlag das Bindemittel bildet
– durch eine einfache Vorrichtung geknetet und in einer Maschine (Torfpresse)
zu baksteinartigen Stüken (Erzsteinen) gepreßt. Die Erzsteine werden in einem
Schoppen aufbewahrt.
Diese unerläßliche Mengung von Erz, Zuschlag und Reductionsmittel führt eine
gleichförmige und schnelle Reduction und Schlakenbildung herbei, und verursacht bei
zwekmäßigen Vorrichtungen keine so bedeutenden Kosten, als man dieß zu glauben
geneigt ist.
Soll der Ofen angelassen werden, so bringt man die Generatoren in Gang, indem man
Feuer auf den Rost bringt, Wind gibt und den Generator bis oben anfüllt. Es kann nur
vollkommen lufttrokene Braun- und Steinkohle, gedörrter Torf und Holz
angewendet werden. Durch die Schlakenlöcher f werden die
Gase angezündet, wobei man der Vorsicht wegen die Thüren nicht sperrt, damit sie
nöthigenfalls von den Gasen geöffnet werden können und eine Explosion verhindert
wird.
Brennen die Gase, so läßt man Wind durch die Düsen a
einströmen, um die Verbrennung herbeizuführen.
Sind sowohl die Sümpfe U als auch der Theil des Ofens um
V ganz weißglühend, was nach 5–6 Stunden
geschieht, so wird der Schacht W etwa bis zur Hälfte mit
möglichst wenig Asche gebendem Brennstoff gefüllt und darauf die Erzsteine, die in
einer eisernen Aufgebevorrichtung über der Gicht erst vorgewärmt werden,
gebracht.
Unter den Rost der Generatoren leitet man heißen Wasserdampf ein, den man reguliren
muß und der etwa die Hälfte des Volums der atmosphärischen Luft beträgt. Er wird über dem Rost
zersezt, der Sauerstoff bildet bei seinem Durchzug durchs glimmende Brennmaterial
Kohlenoxydgas, der Wasserstoff aber gelangt als solcher und mit der Kohle
Verbindungen eingehend (Kohlenwasserstoffgas) in den Verbrennungsraum und trägt zur
Erzielung des höchstmöglichen Hizgrads bei.
Die Erzsteine werden auf ihrem Niedergang nach V zu
glühend, und durch die sie umgebenden Kohlentheile das Kohlenoxyd und
Kohlenwasserstoffgas im Schacht reducirt, bis sich endlich, nachdem dieß geschehen,
Kohleneisen bildet, die Erzsteine erweichen und bei V
schmelzen, wobei sich Schlake und Eisen trennen und nach ihrer Dichtigkeit in den
Sümpfen ansammeln. Ein zu hoher Schlakenstand wird durch die Schlakenabflußlöcher
f verhindert. Der Ofen wird immer voll Erzsteine
erhalten.
Von Zeit zu Zeit, wenn die Sümpfe mit Eisen gefüllt sind, erfolgt der Abstich. Wird
Eisen für die Gießerei erzeugt, so hat man es ganz in der Gewalt, graues oder
halbirtes Eisen zu erzeugen, indem man neutrale oder oxydirende Gase in den Ofen
leitet.
Ist das Eisen zur Stabeisenfabrication bestimmt, so bläst man halbirtes, und läßt es
in mit Lehm gut ausgeschlagenen eisernen Ganzformen laufen, und während des
Erstarrens leitet man – wenn sich Arthur Wall's
Erfindung bewährt – den Strom einer Volta'schen
Säule hinein, wodurch alle schädlichen, sämmtlich elektro-negativen
Beimischungen (Schwefel, Phosphor, Silicium u.s.w.) ausgeschieden werden.
Die Gichtflamme kann zum Erzrösten oder sonstigen Zweken verwendet werden.
2) Stabeisenbereitung.
Fig. 15 ist
ein Durchschnitt, Fig. 16 der Grundriß eines Puddelofens; der Gasgenerator ist ganz dem
früher bei der Roheisenerzeugung beschriebenen gleich. b
ist der Gaskasten, durch ihn geht das Düsenrohr c mit
acht Düsen.
In dem Muff d und der Wand des Gaskastens ist das
Düsenrohr c der Art beweglich und mit dem Hebel p zu stellen, daß die Düsen gegen das Gewölbe oder nach
Umständen gegen den Boden gerichtet seyn können, welches, wie später ersichtlich
seyn wird, sehr wesentlich ist. Das Düsenrohr c hat
einen größeren Durchmesser als die Zuleitungsröhren m,
um auf den Wind regulirend zu wirken, damit er durch alle Düsen mit gleicher
Pressung strömt. e ist die Feuerbrüke, auf der die
Mengung der Gase mit atmosphärischer Luft stattfindet, f der Puddelraum,
g die Fuchsbrüke, h der
Raum für den Winderhizungsapparat, i ein Vorwärmofen,
k und l Luftcanäle zur
Abkühlung der beiden Brüten; m die Bodenplatte, n und o Gewölbe zur
Luftcirculation unter der Bodenplatte, um sie abzukühlen. p Dekplatte mit der zugedekten Oeffnung s,
durch die man nach dem Lufterhizungsapparat gelangt; w
die Arbeitsthür, r eine Röhrenleitung, um die glühenden
Gase in ein Röhrensystem des Trokenfeuers zum Troknen des Brennmaterials gelangen zu
lassen.
Für die Folge beabsichtige ich die zum Verbrennen der Gase nöthige atmosphärische
Luft, wie bei dem Ofen zur Roheisenerzeugung, in der Feuerbrüke und unter der
Bodenplatte erwärmen, damit die aus der Fuchsbrüke strömende Flamme zur
Dampfkesselfeuerung verwendet werden kann.
Das Verpuddeln von Roheisen. Das Roheisen in dem
Vorwärmofen i hell rothglühend gemacht, wird mit
gahrenden Zuschlägen (Walzensinter und Quetschwerksschlake) auf den Herd gebracht
und eingeschmolzen. Ein vollständiges Einschmelzen ist vorzuziehen; die durch den
elektrischen Strom ausgeschiedenen, das Eisen verunreinigenden und verschlechternden
Beimengungen werden so von der Schlake leichter aufgenommen.
Man überläßt die flüssige Eisen- und Zuschlagmasse sich selbst, und hat nur
ein Ansezen von Säuren auf dem Boden zu verhüten.
Durch Einwirkung des gahrenden Zuschlags wird sich bald das Eisen heben und das Ganze
einem Graupensieden etwa gleichen. Die ganze Masse bläht sich dabei sehr auf.
Jezt beginnt die Arbeit mit der Krüke und einiges Durchmengen ist Bedingung. Viele
Schlake fließt durch die Arbeitsöffnung ab.
Gruppiren sich blendend weiße kleine Partien des entkohlten Eisens, hat sich die
Schlake gesezt, so wird sie abgelassen; sie hat alle schädlichen Beimengungen des
Eisens aufgenommen.
Das weitere Frischen geschieht durch die Gase selbst, sie müssen anfangs schwach
oxydirend seyn und nach und nach neutral werden.
Beim Ballenformen wird der Kern aus dem vollkommen gahren Eisen gemacht und durch
Walzen auf dem Herde derselbe bis zur gehörigen Größe gebildet.
Die aus dem Ofen kommenden Ballen werden unter dem Quetschwerk abgefaßt und kommen
dann in einen Schweißofen. Nach wenigen Minuten, wo eine Schweißhize erzielt ist,
wird die Luppe abermals unter das Quetschwert gebracht, und nachdem die Schlake ganz
vollkommen ausgepreßt ist, unter den Zängewalzen zu Rohschienen ausgewalzt.
Puddeln der reichen reinen Erze. Mit Kohlensubstanz, die zerkleinert ist,
werden die eben so zerkleinten Erze, die etwa durch ein Sieb von 40 Maschen auf den
Quadratzoll gehen, auf den Herd des Puddelofens gebracht. Für 100 Pfd. im Erz
enthaltenes Eisen rechnet man etwa 40 Pfd. Kohlensubstanz.Während des Betriebs findet man dann leicht, ob dieses Quantum vermehrt oder
verringert werden muß.
Die Düsen werden so gestellt, daß sie nach dem Gewölbe zu ausblasen; es legt sich
hierdurch eine Schicht reducirender Gase zwischen die Erze und die Zone der
heftigsten Verbrennung. Unter diesen die Reduction befördernden Verhältnissen werden
die Erze so lange gewendet, wodurch man die gleichzeitige Reduction der ganzen Masse
bewirkt, bis die Oberfläche blumenkohlartig zusammenhängend wird. Jezt ist die
Reduction des im Erz enthaltenen Eisens beendet.
Nun senkt man die Düsen; später sind auch die Gase nach und nach durch mehr Wind
oxydirend zu machen.
Einzelne weiße Spizen, die sich bald zu kleinen Partien zu gruppiren beginnen, zeigen
die Bildung von Stabeisen an. Es muß sorgfältig gearbeitet werden, um den Boden
nicht abzukühlen, und die Bildung von Klumpen mit rohem Korn zu verhindern.
Die im Ofen befindliche Masse hängt bei immer weißer werdendem Aussehen immer mehr
und mehr zusammen, endlich zeigt ein eigenthümliches fettiges Aussehen
Schlakenausscheiden an, die sich dann auch Plözlich senkt. Ein geröstetes
Eisengerippe steht im Ofen.
Der Puddler, der bis dahin durch Wenden mit der Brechstange die schwarzen Partien
nach oben brachte, wird jezt das Eisen mit der Schlake in Berührung bringen, um ein
Ausscheiden aller erdigen Bestandtheile zu erzielen. Die Gase sind durch
Windstellung neutral zu machen und bleiben es bis zum Ende der Chance.
Die Farbe der aus der Arbeitsthür herausschlagenden brennenden Gase, je nachdem sie
in ihrer Färbung Blau enthalten oder ganz rein davon sind, und ganz weiß werden,
gibt ein Anhalten, ob sie reducirend, neutral oder oxydirend sind. Es gehört jedoch
längeres, fleißiges Beobachten von Seite des Arbeiters dazu, dieses zu
unterscheiden.
Die fertigen Ballen kommen ebenfalls erst unter das Quetschwerk, dann in den
Schweißofen, werden nochmals abgefaßt und zu Rohschienen ausgewalzt.