Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. CIV., S. 408 |
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CIV.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der vom 30. Decbr. 1844 bis 24. Febr. 1845 in
England ertheilten Patente.
Dem Louis Joseph
Wallerand, Kaufmann im Basing-lane: auf Verbesserungen im
Faͤrben verschiedener Fabricate und Artikel. Dd.
30. Dec. 1844.
Dem William Betts und
Alexander
Stocker, beide in Smithfield-bars: auf Verbesserungen an
Flaschen, Kruͤgen, Toͤpfen etc. und im Verfahren sie zu
fabriciren, zu verpfropfen und zuzudeken. Dd.
30. Dec. 1844.
Dem Alexander Bain,
Ingenieur in Charlotte-street, West: auf einen Apparat um die
Geschwindigkeit der Schiffe so wie die Temperatur im Kielraum derselben zu
bestimmen, auch zum Sondiren zur See. Dd.
31. Dec. 1844.
Dem Moses Poole, am
Patent Office in London: auf ihm
mitgetheilte Verbesserungen im Zubereiten oder Behandeln des Flachses, Hanfes
etc. Dd.
31. Dec. 1844.
Dem James Horne Esq.
in Clapham-common: auf Verbesserungen an Injections-Instrumenten,
welche auch zu verschiedenen pneumatischen Zweken anwendbar sind. Dd.
2. Jan. 1845.
Dem William Hannis
Taylor am West Strand: auf Verbesserungen im Forttreiben. Dd.
2. Jan. 1845.
Dem Thomas Russell,
Eisengießer in Kirkaldy, Fife, und John Peter ebendaselbst: auf Verbesserungen
in der Flachsspinnerei. Dd.
6. Jan. 1845.
Dem Henry Lund Esq.
am Inner Temple, London: auf
Verbesserungen in der Fabrication von Sonnen- und Regenschirmen. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem John Gollop,
Ingenieur in Charles-street, Middlesex: auf Verbesserungen an
Feder-Haͤngen oder Spring-Angeln, Roll-Jalousien mit
Federn und seine Methode Federn bei leichten Stuͤhlen anzuwenden. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem Robert Griffiths,
Ingenieur in Smethwick bei Birmingham: auf Verbesserungen in der Fabrication von Bolzen,
Spikern (eisernen Naͤgeln) und Nietnaͤgeln. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem George Spencer in
Hungerford-street, West Strand: auf Verbesserungen im Forttreiben der
Schiffe auf Binnenwaͤssern. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem George Bell im
Pembroke-road, Dublin: auf
Verbesserungen im Darren von Malz, Getreide und Samen. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem Stephen Perry am
Woodland-place, St. John's-wood: auf Verbesserungen in der
Anwendung von Federn an Schloͤssern und andern Befestigunsmitteln,
Kerzenlampen, Fenster-Jalousien, Thuͤren etc., deßgleichen an
Stuͤhlen. Dd.
14. Jan. 1845.
Dem William Tudor
Mabley, Ingenieur in West Lambrook, Somerset: auf gewisse
Verbesserungen in der Fabrication gepreßter Hornknoͤpfe. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem Squire Diggle,
Mechaniker in Bury, Lancaster: auf Verbesserungen an Webestuͤhlen. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem John Ross zu
Woodbridge, Suffolk: auf eine ihm mitgetheilte verbesserte Maschine zum Flechten
des Strohes zur Fabrication von Strohhuͤten. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem Henry Cartwright
zu Dean bei Broseley Salop: auf Verbesserungen in der Construction von
Ruderraͤdern. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem Samuel Porrit zu
Endenfield, Lancaster: auf Verbesserungen an der Maschinerie zum Vorbereiten und
Kardaͤtschen der Wolle. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem Thomas Keasley,
Gerber zu Bermondsey: auf Verbesserungen in der Lederfabrication. Dd.
11. Jan. 1845.
Dem Henry Lacy und
George Buck,
beide zu Manchester: auf eine
neue Methode die Schienen der Eisenbahnen zu unterstuͤzen. Dd.
14. Jan. 1845.
Dem Edwin Lucas,
Mechaniker in Birmingham: auf
Verbesserungen in der Fabrication von Ketten. Dd.
16. Jan. 1845.
Dem William Hunt zu
Dodderhill, Worcester: auf verbesserte Apparate zum Kohlendrennen und einen
Apparat zum Abdampfen gewisser Aufloͤsungen mit Ersparung an
Brennmaterial. Dd.
16. Jan. 1845.
Dem John James
Osborne zu Macclesfield: auf ihm mitgetheilte Verbesserungen in
der Fabrication von Eisen und Stahl und an den Oefen dazu. Dd.
16. Jan. 1845.
Dem Paul Godefroy am
Ludgatehill: auf Verbesserungen im Druken der Kattune und anderer Zeuge. Dd.
16 Jan. 1845.
Dem Henry Dubern,
Kaufmann zu Paris: auf ihm
mitgetheilte Verbesserungen an atmosphaͤrischen Eisenbahnen. Dd.
16. Jan. 1845.
Dem Louis Joseph
Lecour im Leicester-square: auf eine verbesserte
Vorrichtung zum Bewegen der Kette in Webestuͤhlen. Dd.
16. Jan. 1845.
Dem William Gadesden
im Woburn-square: auf Verbesserungen in der Zukerfabrication. Dd.
16. Jan. 1845.
Dem James Palmer Budd
an den Ystalyfera-Eisenwerken in Gwansea: auf Verbesserungen in der
Eisenfabrication. Dd.
16. Jan. 1845.
Dem Edouard Loysel de la
Lantais, Ingenieur in Kennington-road: auf eine
verbesserte Methode Infusionen von Thee, Kaffee etc. zu machen. Dd.
16. Jan. 1845.
Dem John Cox, Gerber
in Edinburgh: auf Verbesserungen
im Gerben und im Ausruͤsten des Leders. Dd.
16. Jan. 1845.
Dem Isaac Abraham
Boss in Bury-street, London: auf Verbesserungen in der Fabrication von
Sonnen- und Regenschirmen. Dd.
16. Jan. 1845.
Dem Felix Moreau,
Ingenieur in Gent (Belgien): auf Verbesserungen in der Fabrication von Korken
und die Anwendung gewisser Abfaͤlle zu verschiedenen nuͤzlichen
Zweken. Dd.
18. Jan. 1845.
Dem Edward Brown
Wilson in Kingston-upon-Hull: auf Verbesserungen an
den Maschinen zum Zwirnen und Spinnen von Baumwolle, Flachs, Seide und Wolle.
Dd.
18. Jan. 1845.
Dem John Seller in
Whitby: auf eine verbesserte Maschinerie um Ableitungsgraͤben
herzustellen. Dd.
21. Jan. 1845.
Dem Caleb Bedells in
Leicester: auf Verbesserungen in der Fabrication von Segelstriken. Dd.
21. Jan. 1845.
Dem Thomas Chatwin
und George Seymour
in Birmingham: auf Verbesserungen
in der Fabrication uͤberzogener Knoͤpfe. Dd.
21. Jan. 1845.
Dem Thomas Noton an
den Deanston Works, Perth: auf Verbesserungen an den mechanischen
Webestuͤhlen fuͤr baumwollene, wollene etc. Zeuge. Dd.
21. Jan. 1845.
Dem James Tarver zu
Daventry, Northampton: auf eine verbesserte Maschinerie zum Schneiden und Mahlen
vegetabilischer Substanzen. Dd.
21. Jan. 1845.
Dem William Schnebly,
Ingenieur zu Lambeth: auf eine
verbesserte Maschine zum Letterndruk. Dd.
21. Jan. 1845.
Dem William Yates und
Denis Dolan,
beide in Manchester: auf eine
plastische Composition, welche theils zu ornamentalen Zweken, theils als
feuerfester Cement anwendbar ist. Dd.
21. Jan. 1845.
Dem John Smith in
Highbury-grange, Islington: auf ihm mitgetheilte verbesserte Methoden und Apparate
zum Formen der Huͤte. Dd.
21. Jan. 1845.
Dem John Clay in
Edgeley, Chester: auf einen verbesserten Apparat zum Verzehren des Rauches. Dd.
23. Jan. 1845.
Dem George Joseph
Green in Birmingham: auf Verbesserungen am Pferdegeschirr. Dd.
23. Jan. 1845.
Dem Peter Borrie,
Ingenieur im Princes-square, St. George's-in-the-East: auf Verbesserungen in der
Construction und Ausruͤstung der Schiffe. Dd.
23. Jan. 1845.
Dem John Melville in
upper Harley-street, Middlesex: auf Verbesserungen im Forttreiben der
Schiffe. Dd.
21. Jan. 1845.
Dem Johann Gottlob
Seyrig in Lenton, Nottingham: auf Verbesserungen an den Maschinen zum Waschen
(oder Walken), Bleichen und Faͤrben der Zeuge; ferner an den
Vorrichtungen zum Filtriren und Troknen. Dd.
25. Jun. 1845.
Dem George Henry
Taunton, Ingenieur zu Liverpool: auf Verbesserungen an der Maschinerie zum Umtreiben
von Achsen, Wellbaͤumen, Kurbeln etc. Dd.
25. Jan. 1845.
Dem William Trueman
Yule in Wilson-street, Grafschaft Middlesex: auf
Verbesserungen im Conserviren thierischer und vegetabilischer Substanzen. Dd.
28. Jan. 1845.
Dem Thomas Earl of
Dundonald: auf Verbesserungen an den rotirenden Dampfmaschinen.
Dd.
28. Jan. 1845.
Dem Martyn John
Roberts zu Bryn-y-caeran, Carmarthenshire: auf
Verbesserungen an den Maschinerien zum Spinnen und Aufspulen der Wolle, des
Flachses etc. Dd.
28. Jan. 1845.
Dem George James
Norton zu Weymouth: auf einen verbesserten Kochofen. Dd.
28. Jan. 1845.
Dem Nathan Whiteley
und Joseph
Hopkinson, beide zu Huddersfield: auf Verbesserungen an der Rauhmaschine
fuͤr Wollentuche, so wie an den Maschinerien zum Buͤrsten und
Reinigen derselben. Dd.
28. Jan. 1845.
Dem John Leslie in
Conduit-street, Hanover-square: auf Verbesserungen an
Stubenoͤfen. Dd.
28. Jan. 1845.
Dem Edwin Rose,
Ingenieur zu Ogley, Stafford: auf Verbesserungen in der Fabrication des Mehls
aus Getreide. Dd.
28. Jan. 1845.
Dem Matthew Allen in
Worship-street, Shoreditch: auf Verbesserungen an Stufenoͤfen. Dd.
20. Jan. 1845.
Dem Henry Page, Maler
zu Cambridge: auf Verbesserungen im Malen mit Oehl- und anderen Farben.
Dd.
30. Jan. 1845.
Dem James Johnston im
Willow-park, Greenock: auf verbesserte Methoden und Apparate zum
Zukerraffiniren. Dd.
31. Jan. 1845.
Dem Thomas Middleton
in Loman-street, Southwark: auf Verbesserungen an der Maschinerie zur
Fabrication von kuͤnstlichem Brennmaterial, Ziegeln, Baksteinen etc. Dd.
31. Jan. 1845.
Dem Arthur Varnham am
Strand: auf Verbesserungen in der Fabrication eines Sicherheitspapiers
fuͤr Wechsel etc. Dd.
4. Febr. 1845.
Dem William Henry
Smith in Wellingborough, Northampton: auf Verbesserungen in der
Construction von Stiefeln und Schuhen. Dd.
4. Febr. 1845.
Dem Henry Nibbs
Browne in Shadwell: auf Verbesserungen in der Zukerfabrication.
Dd.
4. Febr. 1845.
Dem John Seaward,
Ingenieur an den Canal Works, Poplar: auf Verbesserungen an Dampfmaschinen. Dd.
5. Febr. 1845.
Dem Darius Isaac
Green in Villiers-street, Strand: auf ihm mitgetheilte
verbesserte Vorrichtungen zum Aufziehen und Fortbewegen schwerer Koͤrper
aus Bergwerken, Schiffen etc. Dd.
8. Febr. 1845.
Dem Robert Bewick
Longridge an den Bedlington Eisenwerken, Northumberland: auf eine
verbesserte Locomotivmaschine. Dd.
10. Febr. 1845.
Dem Frederick Herbert
Maberly in Stowmarket, Suffolk: auf verbesserte Mechanismen zum
Aufhalten oder Bremsen von Eisenbahnwagen. Dd.
10. Febr. 1845.
Dem Thomas Truman in
Cromwell Lodge, Brompton: auf einen Apparat zum Filtriren und Reinigen des
Wassers. Dd.
10. Febr. 1845.
Dem Richard Haworth,
Ingenieur in Bury, Lancaster: auf Verbesserungen an Dampfmaschinen. Dd.
10. Febr. 1845.
Dem William Irving,
Ingenieur in Regent-street, Lambeth: auf einen Apparat zum Schneiden von Verzierungen in
Holz und Stein. Dd.
10. Febr. 1845.
Dem Peter Fairbairn,
Ingenieur zu Leeds: auf
Verbesserungen an den Maschinen zum Streken, Vor- und Feinspinnen von
Hanf, Flachs, Werg etc. Dd.
10. Febr. 1845.
Dem Oglethorpe
Barratt, Chemiker zu Birmingham: auf Verbesserungen in der Fabrication von
Saͤuren und im Verdichten der schaͤdlichen Daͤmpfe, welche
aus den Schornsteinen der chemischen Fabriken entweichen. Dd.
10. Febr. 1845.
Dem John Gregson,
Chemiker zu Dunston, Durham: auf Verbesserungen in der Fabrication von
Bittersalz und (sogenanntem praͤcipitirtem) kohlensaurem Kalk. Dd.
10. Febr. 1845.
Dem Joseph Ouick,
Ingenieur in Summer-street, Southwark: auf eine Verbesserung an
Dampfmaschinen. Dd.
10. Febr. 1845.
Dem James Clark in
Glasgow: auf Verbesserungen
im Weben. Dd.
14. Febr. 1845.
Dem Thomas Jordan in
Cottage-road, Pimlico: auf eine verbesserte Maschinerie zum Ausschneiden
und Graviren. Dd.
17. Febr. 1845.
Dem James Graham in
Calvert-street, Wapping: auf Verbesserungen in der Fabrication von Zink,
Antimon und Messing, im Gießen in Messing und an den Apparaten zur Verfertigung
der Tiegel hiezu. Dd.
17. Febr. 1845.
Dem John
Wheatherstone in Cassington, Oxford: auf eine verbesserte
Pflanzmaschine fuͤr Landwirthe. Dd.
20. Febr. 1845.
Dem John Bottom in
Philip's-road, Sheffield: auf Verbesserungen an
den Bloͤken und Klammern der Zimmerleute. Dd.
20. Febr. 1845.
Dem John Place in
Hoddlesden, Lancaster: auf Verbesserungen an Webestuͤhlen. Dd.
20. Febr. 1845.
Dem Robert Oxland,
Chemiker in Plymouth, Devon: auf
Verbesserungen in der Fabrication von Chlor. Dd.
20. Febr. 1845.
Dem William Sankey im
Hampstead: auf Verbesserungen im Siegeln der Briefe, Pakete und Depeschen, so
daß sie vollkommen gesichert sind. Dd.
20. Febr. 1845.
Dem George Brown in
Glasgow: auf ihm mitgetheilte
Verbesserungen in der Sodafabrication. Dd.
20. Febr. 1845.
Dem Samuel Hall,
Civilingenieur in King's-arms-yard, Coleman-street: auf
Verbesserungen an Dampfmaschinen, ihren Kesseln und Oefen, ferner im Forttreiben
der Schiffe. Dd.
20. Febr. 1845.
Dem James Murdoch im
Staple-inn, Middlesex: auf ihm mitgetheilte Verbesserungen in der
Leuchtgasbereitung. Dd.
20. Febr. 1845.
Dem John Vallauri,
Civilingenieur in Oxenden-street: auf Verbesserungen an Lampen und
Dochten. Dd.
24. Febr. 1845.
Dem Joseph Howard in
Manchester: auf
Verbesserungen in der Fabrication von Seidenpluͤsch und Seidensammet. Dd.
24. Febr. 1845.
(Aus dem Repertory of
Patent-Inventions, Februar- und Märzheft 1845.)
Ueber Locomotiven mit inneliegenden und solche mit
außenliegenden Cylindern.
Die jezt gebraͤuchlichen Locomotiven lassen sich in zwei Hauptabtheilungen
bringen, welche den wesentlichen Unterschied derselben bedingen, naͤmlich in
Maschinen mit inneliegenden und solche mit außenliegenden Cylindern. Ueber die
Erfahrungen, welche man auf den deutschen Eisenbahnen hinsichtlich der relativen
Vorzuͤge beider Systeme gemacht hat, theilt Hr. Roͤßler, Secretaͤr des großherzogl. hessischen Gewerbvereins
in den Verhandlungen desselben, 1844 S. 95 folgende Notizen mit:
„Von den Maschinen mit inneliegenden Cylindern
sind die verbreitetsten die von Stephenson in
Newcastle und von Sharp Roberts in Manchester, und
alle uͤbrigen, sowohl in England und Belgien, als in den deutschen
Maschinenfabriken gefertigten Locomotiven dieses Hauptsystems sind mehr oder
weniger den aus den genannten englischen Fabriken gelieferten Maschinen
nachgebildet. Die interessantesten Maschinen mit inneliegenden Cylindern sind
die neueren Patentlocomotiven von Stephenson mit
veraͤnderlicher Expansion und mit langen Kesseln, bei denen theils vier,
theils sechs Raͤder mit einander gekuppelt und welche besonders zum
Ziehen scherer Lasten, so wie zum Ersteigen von Anhoͤhen geeignet
sind.
Wenn nun auch die neueren, insbesondere die mit zwekmaͤßigen
Expansionsvorrichtungen versehenen Locomotiven mit inneliegenden Cylindern in
Bezug auf ihre Leistungen wie auf den Kohlenverbrauch als ganz
vorzuͤgliche Maschinen betrachtet werden muͤssen, so werden doch
immer mehr die großen Vorzuͤge erkannt, welche Locomotive mit außenliegenden Cylindern gewaͤhren.
Insbesondere spricht sich auf den preußischen, braunschweigischen und
hannoverischen Bahnen, wo man Gelegenheit gehabt hat jene Vorzuͤge kennen
zu lernen, die allgemeine Stimme der Techniker fuͤr dieses System aus.
Ohne in Bezug auf den Kohlenaufwand im Nachtheil zu stehen, sind folgende
Vorzuͤge dieses Systems als entschieden hervorzuheben,
naͤmlich
1) die Moͤglichkeit, gerade Treibachsen anwenden zu koͤnnen,
und
2) die Leichtigkeit, mit welcher die Haupttheile der Maschine, selbst
waͤhrend der Fahrt, uͤbersehen, so wie die vorzunehmenden
Reparaturen und Reinigungen vorgenommen werden koͤnnen.
Hiezu kommt noch, daß bei diesem System die Cylinder am Gestelle der Maschine,
also unabhaͤngig von der Feuerbuͤchse, angebracht werden
koͤnnen und daher diese von den Bewegungen des Kolbens nicht in solchem
Grade zu leiden hat, als wenn, wie dieß bei den Maschinen mit inneliegenden
Cylindern der Fall ist, leztere eine feste Verbindung mit den Waͤnden der
Feuerbuͤchse haben.
Gegen diese großen Vorzuͤge treten die, ohnedieß meist nur eingebildeten
Nachtheile zuruͤk, welche von den Gegnern des Systems der Locomotive mit
außenliegenden Cylindern gewoͤhnlich angefuͤhrt werden,
naͤmlich die Abkuͤhlung des Dampfs in den freiliegenden Cylindern,
so wie eine gewisse schwankende Bewegung (Schwaͤnzeln) der Locomotive,
bedingt durch die an den aͤußersten Enden der Achse stattfindende
Uebertragung der Kolbenbewegung.
Der erste der erwaͤhnten Nachtheile wird durch den, den Cylinder
umgebenden Mantel so gut wie ganz unschaͤdlich gemacht, und der zweite
Nachtheil soll, wie allgemein versichert wird, so unbedeutend seyn, daß er kaum
in Betracht gezogen zu werden verdient. Sollte aber auch wirklich ein
sogenanntes Schwaͤnzeln der Locomotive auf der Bahn bei diesem System
stattfinden, so wuͤrde der Nachtheil natuͤrlich nicht auf die
Bewegung des Wagenzugs sich fortpflanzen koͤnnen, sondern etwa nur einen
zerstoͤrenden Einfluß auf die Schienen ausuͤben, was jedoch in der
Erfahrung sich keineswegs bestaͤtigt. Einen Beweis hievon liefert u.a.
die Berlin-Frankfurter Bahn, wo ausschließlich Locomotiven mit
außenliegenden (Cylindern im Betrieb sind und wo keineswegs die
Eisenbahnschienen irgend eine Verlezung, welche auf eine Wirkung gedachter Art
schließen ließe, erlitten haben.
Der Hauptvortheil der Locomotive mit außenliegenden Cylindern besteht in der
Beseitigung der gekurbelten Treibachse, und dieser Vorzug – des Vortheils
fuͤr den Fabrikanten nicht zu gedenken, welchen derselbe in einer großen
Erleichterung der Arbeit findet – ist so groß, daß er allein
genuͤgt, um sich unbedingt fuͤr dieses System zu entscheiden. Bei
keiner der erwaͤhnten Bahnen, welche Locomotiven mit außenliegenden
Cylindern besizen, ist – so weit ich in Erfahrung bringen konnte –
ein Bruch der Treibachse vorgekommen. Dagegen sind Achsenbruͤche bei
gekurbelten Treibachsen, selbst wenn dieselben aus ganz vorzuͤglichem
Eisen bestanden, eine ziemlich gewoͤhnliche Erscheinung, die jedoch meist
erst nach einer Reihe von Jahren eintritt. Es scheint, daß mit der Zeit eine
nachtheilige Veraͤnderung in der Beschaffenheit des Eisens stattfindet,
wodurch solche Bruͤche veranlaßt werden. Von dieser Veraͤnderung
sind nun zwar – wie natuͤrlich – auch die geraden
Treibachsen nicht ausgeschlossen; sie sind aber vermoͤge ihrer
Fabrication weit mehr im Stande, den Wirkungen der Torsion – welche
besonders in Kruͤmmungen und bei etwaigen Ungleichheiten im Durchmesser
der Raͤder ihren Einfluß aͤußert – zu widerstehen, als die
gekurbelten Treibachsen, wo die Laͤngenfasern des Eisens nicht mehr
zusammenhaͤngen, sondern vielmehr in den Kroͤpfungen
durchschnitten werden mußten.
Die Leichtigkeit, mit welcher bei Locomotiven mit außenliegenden Cylindern
saͤmmtliche Haupttheile, selbst waͤhrend der Fahrt, von dem
Maschinisten uͤbersehen werden koͤnnen, und die Bequemlichkeit,
welche diese Construction bei Vornahme von Reparaturen, so wie bei dem Reinigen
der Maschine gewaͤhren, sind so einleuchtende Vorzuͤge, daß sie
hier nur der Erwaͤhnung beduͤrfen. Diese Vorzuͤge werden
insbesondere von den Maschinenfuͤhrern hervorgehoben, deren Aussage hier
gewiß am meisten Glauben verdient, da die erwaͤhnten Bequemlichkeiten
zunaͤchst von ihnen empfunden werden.
Bekanntlich haben es vor mehreren Jahren einige Ingenieurs in England fuͤr
zwekmaͤßig erkannt, eine groͤßere Spurweite, als die damals in
England fast ausschließlich angewendete von 4' 8 1/2'' anzunehmen, und zwar
hauptsaͤchlich aus dem Grunde, um fuͤr die zwischen den
Raͤdern der Locomotive befindlichen Maschinentheile mehr Plaz zu
gewinnen, als dieß jene schmale Spurweite gestattete. Haͤtten die
ausgezeichneten englischen Ingenieurs, welche gegenwaͤrtig das System der
Locomotiven mit außenliegenden Cylindern fuͤr ein zwekmaͤßiges
erkennen, schon damals dieser Ansicht sich hingeneigt, so waͤre sicher
der Vorschlag, eine breitete Spurweite aus den vorerwaͤhnten
Gruͤnden bei neu entstehenden Bahnen anzuwenden, nicht entstanden!
Die Locomotiven mit außenliegenden Cylindern, welche bei den oben
erwaͤhnten Bahnen in Benuzung sind, wurden aus fuͤnf verschiedenen
Fabriken, naͤmlich von Norris in Philadelphia,
von Borsig in Berlin, von R. Stephenson in Newcastle, von Sharp Roberts
in Manchester und von Forester u. Comp. in Liverpool
bezogen.
Die Maschinen von Norris, wie sie auf der
Berlin-Frankfurter Bahn ausschließlich, so wie theilweise auf der
Berlin-Stettiner, Berlin-Potsdamer und
Braunschweig-Harzburger Bahn in Benuzug sind, zeichnen sich
hauptsaͤchlich durch ihre kleinen Treibraͤder und das aus vier
kleinen Laufraͤdern bestehende, um einen Zapfen drehbare Vordergestelle
aus. Die Treibraͤder haben 4 Fuß Durchmesser und sind so gelegt, daß sie
die Hauptlast der Maschine zu tragen haben; diesem Umstande, so wie dem kleinen
Durchmesser der Treibraͤder ist die Faͤhigkeit dieser Maschinen,
besonders schwere Lasten zu waͤltigen und bedeutende Steigungen mit
Leichtigkeit zu uͤberschreiten, zuzuschreiben. Die geneigt liegenden
Cylinder haben 10 1/2 bis 12 Zoll Durchmesser. An allen Norris'schen Maschinen ist, so weit eine Beurtheilung nach aͤußerlich
sichtbaren Theilen zulaͤssig ist, eine sehr saubere Arbeit nicht zu
verkennen.
Die Maschinen von Borsig in Berlin haben sich durch
die außerordentliche Sorgfalt und Eleganz, mit welcher sie ausgefuͤhrt
sind, wie auch in Ruͤksicht ihrer Leistungen und ihres
verhaͤltnißmaͤßig geringen Kohlenverbrauchs, worin dieselben den
bis jezt bekannten vorzuͤglichsten Maschinen an die Seite gestellt werden
koͤnnen, in Preußen eine große Anerkennung verschafft. In Bezug auf die
Schoͤnheit und Sorgfalt der Ausfuͤhrung war die aus dieser
Maschinenfabrik auf der Berliner Gewerbausstellung befindliche Locomotive in der
That eine sehr erfreuliche Erscheinung, was um so mehr empfunden werden mußte,
wenn man sich in der Fabrik selbst zu uͤberzeugen Gelegenheit fand, daß
jene Sorgfalt in der Arbeit keineswegs bloß der Ausstellung wegen angewendet
wurde und daß die Fabrik fuͤr alle wesentlichen Theile der Maschine nur
das vorzuͤglichste Material waͤhlt. Borsig baute seine ersten Maschinen ziemlich in allen Theilen nach dem
Muster der amerikanischen, ging jedoch spaͤter von dem beweglichen
Vordergestell ab und hat nun ein System ausgebildet, welches, mit Beibehaltung
der außenliegenden Cylinder, sich mehr dem englischen System naͤhert,
indem er naͤmlich seinen Locomotiven in der Mitte zwei Treibraͤder
und an jedem Ende zwei Laufraͤder gab. Die neuen Borsig'schen Maschinen, ungefaͤhr 300 Cntr. schwer, sind
hoͤher gebaut als die amerikanischen von Norris; die Treibraͤder sind fuͤnffuͤßig, die
Laufraͤder haben 3 Fuß 6 Zoll (engl.) Durchmesser; die Cylinder sind, wie
bei Norris, gegen die Treibachse geneigt, jedoch
etwas weniger als bei lezteren.
Die Preise der Maschinen sind folgende:
1)
Eine Locomotive von 13''
Cylinder-Durchmesser, 22'' Hub,10' Kessellaͤnge, mit
111 messingenen Roͤhren von 1 7/8''Durchmesser; nebst Tender
fuͤr 120 Kubikmeter Wasser und80 Scheffel Kohks
kostet
12,000 Thlr.
2)
Ein deßgl. mit 12zoͤlligem Cylinder, 20''
Hub, 9' Kessellaͤnge,die uͤbrigen Dimensionen wie
oben, einschließlich dessechsraͤderigen Tenders,
kostet
11,500 –
3)
Ein deßgl. mit 14 1/2'' Cylinderdurchmesser, 24''
Hub,13' Kessellaͤnge, mit vier gekuppelten Raͤdern
von 5'Durchmesser kostet
13,500 –
Locomotive und Tender haben, mit einander verbunden, eine Laͤnge von 32
Fuß.
Die Borsig'schen Locomotiven sollen im Durchschnitt 2
Scheffel Kohks (ungefaͤhr 100 Pfd.) per Meile
Fahrt verbrauchen.
Von Stephenson'schen Maschinen mit außenliegenden
Cylindern befindet sich eine auf der Harzburger und zwei auf der Hannover'schen
Bahn; sie sind mit vier gekuppelten Raͤdern versehen und die Cylinder
haben eine horizontale Lage. Es sind diese Maschinen mit der der genannten
Fabrik eigenthuͤmlichen Sorgfalt und groͤßter Einfachheit in der
Construction gebaut und wird denselben von Seiten der Bahnadministrationen
großes Lob beigelegt.
Das naͤmliche ist der Fall mit der von Sharp Roberts in Manchester fuͤr die hannover'sche Eisenbahn
gelieferten Locomotive, welche außer der durch das Legen der Cylinder außerhalb
des Rahmens bedingten Constructionsveraͤnderungen sonst im Allgemeinen
den Typus der nach dem gewoͤhnlichen System von Sharp Roberts gebauten Maschinen besizt.
Auch die Maschinen mit außenliegenden Cylindern von Forester und Comp. in Liverpool sollen den Erwartungen ganz
entsprechen; auch bei ihnen haben die Cylinder eine horizontale
Lage.“
Mittel die durch Phosphor entstandenen Brandmaale zu
heilen.
Es ist jezt um so wichtiger ein Mittel zu kennen, die durch Phosphor entstandenen
Brandmaale zu heilen, weil sie bei der Fabrication der chemischen
Zuͤndhoͤlzchen etc. haͤufiger vorkommen als fruͤher.
Bekanntlich hat sich Hr. Barral, Professor der Chemie am
Collegium Sainte-Barbe zu Paris vor einiger Zeit durch Phosphor stark
verbrannt; er wandte Wischungen mit Wasser an, aber der Phosphor brannte
dessenungeachtet an den Stellen, wohin er gelangt war, langsam fort, bis er
vollstaͤndig verbrannt war. Bei einer Verbrennung durch Phosphor kann man
denselben nur dadurch wegschaffen, daß man ihn aufloͤst und das geeignetste
Mittel hiezu ist nach Dr. Ratier das Oehl. „Vor einigen
Monaten, berichtet derselbe, verbrannte sich einer meiner Zoͤglinge beide
Haͤnde stark durch Phosphor, weil ihm die Retorte bei der Bereitung von
Jodphosphor zersprang. Es wurde sogleich Oehl angewandt und dadurch der junge
Mensch, welcher von einer großen Menge Phosphor getroffen worden war, vor allen
Folgen desselben vollkommen bewahrt. Der bekannte Chemiker Pelletier verbrannte sich im lezten Jahre seines Lebens beide
Haͤnde durch Phosphor; da er es vernachlaͤssigte Oehl anzuwenden,
so verstrichen mehrere Monate vor der Heilung.“ (Gazette des Hôpitaux, April 1845.)
Ueber den Einfluß der Tabakfabrication auf die Gesundheit der
Arbeiter.
Ob die Tabakfabrication der Gesundheit der Arbeiter schaͤdlich sey oder nicht,
daruͤber herrschen noch ganz entgegengesezte Ansichten; nach Rammazini gibt es nichts Gefaͤhrlicheres, nach
Parent du Châtelet nichts Unschuldigeres. Um
hieruͤber Beobachtungen anzustellen gibt die franzoͤsische
Tabaks-Administration die besten Mittel an die Hand, indem von der Cultur der
Pflanze und der Auswahl ihrer Species angefangen, bis zur lezten Vollendung des
Products, alles genau aufgezeichnet wird; die Beamten dieser Verwaltung recrutiren
sich, wie z.B. diejenigen fuͤr den Bruͤken- und Straßenbau, aus
der polytechnischen Schule. Den Fabriken sind Aerzte beigegeben, welche außer dem
Heilgeschaͤfte noch beauftragt sind, ihre allenfallsigen Beobachtungen
uͤber eigenthuͤmliche Krankheits-Dispositionen der Arbeiter in
denselben ausfuͤhrlich zu berichten. Der General-Director der
Tabaks-Administration, Vicomte Siméon
veranlaßte nun, daß ein Resumè der im Jahr 1842 von zwoͤlf Aerzten in
zehn Tabakfabriken angestellten Beobachtungen von dem Ministerium des Akerbaues und
Handels der medicinischen Akademie zugestellt wurde, uͤber welches Document
Hr. Mélier am 22. April Bericht erstattete.
Diesem Document gemaͤß uͤbt der Tabak nur selten einen merklichen
Einfluß auf die Arbeiter aus; bloß zwei Locale, dasjenige wo man den Schnupftabak
zum Gaͤhren bringt und das, wo der Rauchtabak getroknet wird, sollen einigen
Einfluß auf die Arbeiter aͤußern. Ja noch mehr; man koͤnnte die
Tabakfabrication sogar als ein Praͤservativ, oder selbst als ein Heilmittel
in gewissen Faͤllen und Krankheiten betrachten, namentlich gegen Phthisis
(Schwindsucht). Hr. Mélier, welcher die Pariser
Tabakfabrik, die bedeutendste von allen, fleißig besuchte, um diesen Gegenstand zu
studiren, theilt die vorkommenden Arbeiten aus dem gesundheitlichen Gesichtspunkt in
mehrere Kategorien ein, je nach dem Zustand der Pflanze, und besonders je nachdem
diese Arbeiten vorgenommen werden, bevor oder nachdem sie der Gaͤhrung und
Waͤrme ausgesezt wurde, unter welchen beiden Umstaͤnden ihre
Thaͤtigkeit besonders entwikelt wird. In der Tabakfabrication wurden nach und
nach bedeutende Verbesserungen eingefuͤhrt; die Dampfkraft ersezt beinahe
allenthalben die Hand des Menschen, der dadurch vielen fruͤhern
Uebelstaͤnden entzogen wurde. Dessenungeachtet ist noch nicht alle Einwirkung
auf die Arbeiter beseitigt, was schon wegen der Bestandtheile der Pflanze,
namentlich aber des darin enthaltenen so heftigen Gifts, des Nicotins, nicht denkbar ist. Viele Arbeiter empfinden seine Wirkung,
welche sich zuerst durch mehr oder weniger heftige Kopfschmerzen aͤußert, die
von Herzschmerzen, Brechreiz, Appetit – und Schlaflosigkeit und
Diarrhoͤe begleitet sind; sie dauern 8–14 Tage lang; die Nachwirkungen
zeigen sich durch eine eigenthuͤmliche Veraͤnderung der Gesichtsfarbe,
welche ins Graue uͤbergeht. Leztere Erscheinung ist nur bei einer kleinen
Anzahl Arbeiter nach sehr langer Zeit und nur in gewissen Arbeitslocalen
wahrzunehmen. Hr. Mélier glaubt, daß sie mit einem
eigenthuͤmlichen Zustand des Bluts, welcher von der Aufsaugung der
Bestandtheile des Tabaks herruͤhrt, zusammenhaͤngt, welche Ansicht er
mit mehreren Gruͤnden unterstuͤzt.
Indem Hr. Mélier Obiges als die Wirkungen des
Tabaks auf die Arbeiter angibt, warnt er zugleich vor Uebertreibung. Die
Tabakfabrication ist kein so schaͤdlicher und gefaͤhrlicher
Industriezweig wie z.B. die Arbeiten mit Blei oder Queksilber; sie bringt keine
heftigen Koliken, keine Laͤhmungen, kein Zittern hervor, wie diese
Metalle, nicht einmal eine bestimmte Krankheit; wohl aber sehr bestimmte
physiologische Erscheinungen, wie sie nach der Natur der Substanz nicht anders zu
erwarten sind. Daß die Tabakfabrication auch heilsam wirken koͤnne, ist sehr
natuͤrlich, indem unsere meisten Heilmittel ihre Wirksamkeit denselben
Bestandtheilen verdanken, wegen welcher man sie als Gifte fuͤrchtet. Die
Arbeiter finden die Ausduͤnstung des Tabaks heilsam gegen rheumatische
Schmerzen; wenn sie sich durch Erkaͤltung solche zugezogen haben, so kennen
sie kein besseres Mittel als einen guten Schlaf auf einem Tabakhaufen. Kataplasmen
von Leinsamenmehl mit Tabaksdecoct sollen nach Dr. Berthelot ein sehr gutes Mittel gegen Rheumatismen seyn.
Die Tabakarbeit soll auch gegen Wechselfieber schuͤzen und gegen andere
Epidemien; sie schuͤzt ferner vor der Kraͤze. Von ihrer Schuz-
oder gar Heilkraft gegen die Schwindsucht konnte sich Hr. Mélier jedoch nicht uͤberzeugen; eher vom Gegentheile. (Echo du monde savant 1844, No. 32.)
Ueber einen krankhaften Weizen.
Hr. Briggs von Overton, bei Wakefield in Yorkshire, machte
mich auf eine Krankheit aufmerksam, welche einen Theil des auf seinem Aker
gewachsenen Weizens ergriffen hatte und die er fuͤr eine Art Brand hielt. Der
Halm dieses Weizens war von der gewoͤhnlichen Hoͤhe und Staͤrke
und aͤußerlich sahen auch die Aehren gesund aus; wenn man aber das Korn
zerbrach, fand man dasselbe mit einem schwarzen Pulver angefuͤllt. Es war
dieß ein rother Weizen der im December in leichten, guten Ruͤbenboden dicht
gesaͤet wurde, auf welchem man sich gewoͤhnlich einer großen Menge
Guano's (4 (Centner per Acre) als Duͤnger
bediente. Ungefaͤhr ein Zehntheil der ganzen Menge war krankhaft,
waͤhrend mehrere andere Weizenarten, die auf demselben Feld gesaͤet
worden waren, wo aber nicht mit Guano geduͤngt wurde, vollkommen gesund
waren. Die Aehren sahen viel gruͤner aus, als die derselben Weizenart im
gesunden Zustand und entwikelten einen sehr unangenehmen Geruch.
Bei naͤherer Untersuchung fand man die Koͤrner mit einem schwarzen
klebrigen Pulver statt des milchigen Marks der gesunden Koͤrner
angefuͤllt. Man trennte dieses Pulver in Menge durch Reiben der Aehren in
einem Moͤrser und Sieben durch feinen Musselin und untersuchte es chemisch.
Es roch eben so unangenehm, wie die Aehren, nur noch staͤrker, fuͤhlte
sich oͤhlig an und war schwerer als Alkohol und Wasser. An der Luft erhizt,
verbrannte es mit glaͤnzender Flamme, hinterließ einen Kohlenruͤkstand
und am Ende eine Spur weißer Asche. In einer Roͤhre erhizt, gab es Wasser,
empyreumatische und oͤhlartige Substanzen und etwas Ammoniak aus; in
Kaliloͤsung und Salzsaͤure war es unloͤslich;
Salpetersaͤure faͤrbte es gelb und Schwefelsaͤure loͤste
es beim Erwaͤrmen mit purpurrother Farbe auf. Mit Wasser gekocht, gab es nur
etwas Gummi und braunen bittern Extractivstoff ab, blieb aber groͤßtentheils
unaufgeloͤst. Alkohol zog ein fettes Oehl daraus und eine wachs- oder
harzartige Substanz; der unaufgeloͤste Ruͤkstand schien aus Lignin mit
Kohle vermengt zu bestehen. Das schwarze Pulver zog in befeuchtetem Zustand aus der
Luft begierig Sauerstoff an, wodurch Kohlensaͤure erzeugt wurde. –
Eine sorgfaͤltig angestellte Analyse der Substanz ergab:
Wachs oder Harz mit fettem Oehl
7,0
Gummi und Extractivstoff etc.
7,8
Lignin und Kohle
82,7
Asche
2,5
–––––
100,0
Die Asche bestund hauptsaͤchlich aus erdigen phosphorsauren Salzen und
kieselsaurem Kali. J. Carty. (Philosophical Magazine, Maͤrz 1845, S. 189.)