Titel: | Praktische Bemerkungen zur Daguerreotypie; von E. Knorr. |
Fundstelle: | Band 96, Jahrgang 1845, Nr. CXI., S. 448 |
Download: | XML |
CXI.
Praktische Bemerkungen zur Daguerreotypie; von
E.
Knorr.
Aus Poggendorff's Annalen, 1845, Nr. 5.
Knorr, praktische Bemerkungen zur Daguerreotypie.
Im vergangenen Frühjahr beabsichtigte ich einige wissenschaftliche Versuche mit Hülfe
des Daguerreotyps anzustellen, es zeigte sich aber, daß meine sämmtlichen Apparate
zu den von mir beabsichtigten Versuchen nicht ganz geeignet waren, sondern
mehrfacher kleiner Veränderungen bedurften; auch fand ich es nöthig mich vorher im
Gebrauch der beschleunigenden Substanzen hinreichend zu üben, mit denen ich nur
einige wenige vorläufige Versuche angestellt hatte. Mit lezterer Arbeit ist jedoch
die Zeit vorübergegangen, welche ich diesem Gegenstand widmen konnte, und ich bin
daher zu nichts anderem als einigen praktischen Bemerkungen gelangt, die ich mir
erlaube hier mitzutheilen, obgleich sie zum Theil auch solchen Personen, welche sich
mehrfach mit diesem Gegenstand beschäftigt haben, nicht fremd seyn mögen, jedoch,
wie es scheint, nicht allgemein bekannt geworden sind.
Was meine jezigen Apparate anbetrifft, so sind dieselben von einer gewöhnlichen
Viertelplatte an bis zu jeder beliebigen Kleinheit der Platte brauchbar, und haben
vor anderen mir bekannten, namentlich den gewöhnlichen französischen und den Voigtländer'schen, folgende Vorzüge:
1) Die Camera obscura kann mit Leichtigkeit in jede beliebige Lage gebracht, in
derselben festgestellt und auf den Gegenstand eingestellt werden.
2) Das Einsezen der Platten in den Rahmen und in der Camera obscura ist leichter und
schneller als bei anderen mir bekannten Constructionen.
3) Die Operationen des Jodirens und Bromirens können außerhalb des Zimmers im Freien
vorgenommen werden, ohne daß man weder hiebei, noch bei dem Einsezen und
Herausnehmen der Platten aus der Camera einen Nachtheil durch secundären Einfluß des
Lichts zu fürchten hätte. Dieß zeigte sich besonders bei dem Gebrauch
beschleunigender Substanzen wichtig.
4) Während sich die Platte in der Camera obscura unter der Wirkung des Lichts
befindet, kann zu jeder beliebigen Zeit ein vom Rande der Platte beginnender
horizontaler oder verticaler Abschnitt derselben maskirt werden, was besonders bei
Landschaften wichtig ist, wenn der Himmel sich sehr erleuchtet zeigt.
Als Objectiv habe ich mich vorzugsweise eines achromatischen Doppelobjectivs nach Petzwal's Construction von Soleil in Paris bedient; dasselbe ist ausgezeichnet schön, jedoch schien
mir, als wenn ein dergleichen Objectiv von Voigtländer
und Sohn in Wien das meinige an Lichtstärke und Reinheit der Bilder noch etwas
überträfe, ich habe aber nicht Gelegenheit gehabt beide Objective direct zu
vergleichen.
Bei Abbildung von Gegenständen, die sich auf einen gleichmäßig beleuchteten
Hintergrund projiciren, kann man die Schnelligkeit der Wirkung dadurch bedeutend
erhöhen, daß man sich einer Camera obscura bedient, deren Kasten hinreichend klein
ist im Verhältniß zum Felde des Objectivs, um diejenigen Strahlen, welche nicht zur
Erzeugung des Bildes benuzt werden sollen, als fortwirkende in Anwendung zu bringen.
Ich habe dieses Mittel nur mit einer Camera obscura versucht, deren Kasten vierekig
war, besser ist wohl unstreitig die cylindrische Form. Man kann hierdurch zugleich
theilweise einen Fehler corrigiren, der sich wenigstens bei meinem Objective oft
sehr stark bemerkbar machte, nämlich daß die mittleren Theile des Bildes bei etwas
scharfer Beleuchtung sich in derselben Zeit weit stärker entwikelten, als die mehr
nach dem Rand der Platte hin gelegenen. Ich fand hier ein gelbes, nicht geglättetes
Papier, welches die Eigenschaft hatte, daß es im schärfsten directen Sonnenlicht auf
einer jodirten und bromirten Platte, auf welche noch keine Lichtwirkung
stattgefunden hatte, keine Spur einer Wirkung zeigte, in einer Zeit, welche 60mal
größer war als diejenige, in welcher weißes Postpapier sich vollkommen abgebildet
hatte; mit diesem Papier legte ich das Innere der erwähnten kleinen Camera obscura
aus, um die angegebene Wirkung zu erhalten. Eine solche Camera obscura ist aber ohne
innere Diaphragmen nicht brauchbar für sehr ungleich beleuchtete Gegenstände, wie
z.B. für Landschaften, die stark von der Sonne beschienen sind. Für lezten Fall habe
ich ein Paar glükliche Versuche auf folgende Weise gemacht. Nachdem die bromirte
Platte eine kurze Zeit der Wirkung des Lichts in der Camera obscura ausgesezt worden
war, jedoch nicht hinreichend lange, um ein vollendetes Bild zu erhalten, drehte ich
die Camera obscura gegen einen Schirm von demselben gelben Papier, und ließ nun die
Platte noch einige Zeit unter der Wirkung der reflectirten gelben Strahlen. Diese
Versuche wurden zunächst nur beiläufig gemacht, um später darauf zurükzukommen, was
mir aber nicht möglich war; ich kann daher nicht behaupten, daß diese Methode
praktisch wirklich brauchbar sey; man sieht aber, daß sie im Wesentlichen auf
demselben Princip beruht, als der Gebrauch der farbigen Gläser.
1) Schleifen neuer Platten.
Nach diesen vorläufigen Bemerkungen gehe ich zu den Operationen selbst über, deren
unangenehmste unstreitig das Schleifen der Platten ist. Bedient man sich nur des
Jods, ohne Anwendung beschleunigender Substanzen, so braucht das Schleifen der
Platten nicht so sorgfältig zu seyn als im lezten Fall; nach vielfachem Hin-
und Herprobiren bin ich aber für den lezten Fall bei einer Methode stehen geblieben,
wobei ich folgende Mittel gebrauche:
1) Ein aus Olivenöhl genommenes gesäuertes Fett.
2) Spiritus von beiläufig 67 Proc. Alkoholgehalt (dem Gewicht nach).
3) Feine Baumwolle.
4) Gereinigten Baumwollensammt Nr. 1.
5) Deßgleichen, oder besser Seidensammt Nr. 2.
6) Venetianischen Tripel, – englisch Roth oder gebrannte Knochen.
Nr. 1 wird auf folgende Weise bereitet: zu 5 Theilen Olivenöhl, dem Volum nach, gieße
man einen Theil Salpetersäure, wie solche gewöhnlich den Apparaten beigegeben wird,
und lasse beides unter öfterem Umschütteln 24 Stunden zusammen stehen. Hierauf gieße
man noch einen Theil weißer gewöhnlicher Schwefelsäure hinzu, und lasse alles
zusammen einige Tage im Lichte stehen, indem man es öfter umschüttelt; das Oehl
nimmt dann allmählich eine schwache Saffranfarbe an, und kann dann schon zum
Schleifen der Platten benuzt werden. Besser ist es aber das Oehl zum Erstarren zu
bringen, welches nach einigen Tagen bei einer Temperatur unter 16° R. leicht
geschieht; man macht dann mit einem Glasstab ein Loch in die erstarrte Masse und
läßt durch dasselbe alle Säure sorgfältig ablaufen. Dieß so gewonnene Fett bleibt
auch noch bei einer etwas höheren Temperatur als 16° R. fest, und ist etwas
hart, aber dennoch sehr gut zum Schleifen der Platten; man gebraucht es dazu mit
Tripel und Baumwolle.
Ist das Olivenöhl mit anderen fetten Oehlen verunreinigt, z.B. mit Mohnöhl, so dauert
die Reinigung desselben länger; das Oehl färbt sich im Sonnenlicht allmählich viel
dunkler, und zum Erstarren ist eine weit niedrigere Temperatur nöthig. Das gesäuerte
Fett, was aus solchem Oehl gewonnen wird, bleibt weicher als das aus reinem
Olivenöhl, und ist zum Schleifen der Platten daher etwas bequemer; ich ziehe aber
lezteres dennoch vor, weil sich die Platten durch Spiritus und Tripel leichter und
sicherer von diesem Fett reinigen lassen. Man braucht von diesem Fett nur sehr
wenig, deßhalb habe ich es immer nur in kleinen Quantitäten, von ungefähr 1/2 Unze,
bereitet.
Mit diesem Fett, Baumwolle und troknen Tripel schleift man nun die Platten in die
Runde, nimmt dann das Fett so viel als möglich mit Tripel und Baumwolle weg, und
schleift hierauf mit Baumwolle, Tripel und Spiritus, hauptsächlich um die lezte
dünne Schicht Fettigkeit wegzunehmen. Dann schleift man mit Baumwolle, Roth oder
Knochen und Spiritus, oder statt dessen sogleich mit Sammt Nr. 1, Roth oder Knochen
und Spiritus, in die Runde, um der Platte einen feineren Strich zu geben. Endlich
mit Roth oder Knochen, Spiritus und Sammt Nr. 2, um zu poliren, zulezt mit troknem
Sammt Nr. 2, oder Roth, um die Politur zu vollenden, den Strich in bestimmter
Richtung zu geben und alles noch anhaftende trokne Puzmittel zu entfernen; bei den
beiden lezten Operationen kann man etwas stark aufdrüken, auch muß man zum lezten
troknen Puzen stets ein neues Stük Sammt anwenden.
Der Sammt Nr. 1 wird auf folgende Weise vorbereitet: man nehme guten Baumwollensammt,
am besten von weißer, oder doch einer solchen Farbe, welche von Ammoniak zerstört
wird, thue denselben in einen neuen reinen irdenen Topf, gieße reines Regenwasser
darauf und seze eine kleine Quantität liq. ammon.
caustic. dazu, wenigstens so viel als nöthig ist, um dem Wasser einen
schwachen Ammoniakgeruch zu ertheilen, lasse den Sammt wenigstens eine Stunde gut
durchweichen, koche ihn hierauf in demselben Wasser ebenfalls wenigstens eine
Stunde, gieße dann das Wasser ab, und drüke den Sammt mit Hülfe einer reinen
hölzernen Kelle aus, indem man ihn wiederholt mit reinem Wasser übergießt; zulezt
koche man ihn nochmals in reinem Regenwasser, spüle ihn aus, und lasse ihn dann im
Schatten troknen. Ueberhaupt hüte man sich sorgfältig, den Sammt an solchen Stellen
mit den Händen anzugreifen, welche zum Schleifen der Platten gebraucht werden
sollen.
Baumwollensammt Nr. 2 unterscheidet sich von Nr. 1 dadurch, daß derselbe noch in
Spiritus gereinigt wird, nachdem er schon der vorhergehenden Procedur unterworfen
worden war. Man läßt den Sammt einige Stunden in einem reinen Porzellangefäß in
Spiritus weichen, spült ihn dann nochmals in reinem Spiritus und zulezt in
destillirtem Wasser aus, und läßt ihn wieder im Schatten troknen; den Spiritus muß
man wenigstens von derselben Stärke anwenden, wie man ihn zum Schleifen der Platten
gebraucht. Der Sammt Nr. 2 ist entbehrlich, wenn Nr. 1 gehörig rein ausfiel, man
kann aber dessen nie so ganz sicher seyn; es wäre besser immer nur Nr. 2 anzuwenden, der Spiritus ist
aber hier ziemlich theuer, deßhalb benuzte ich lezteren Sammt nur, wo er
unumgänglich nöthig erschien.
Seidensammt Nr. 2 ist eben so gereinigt wie Baumwollensammt; er ist entbehrlich, wenn
man nicht die Mittel benuzt, um die Dike der empfindlichen Schicht zu erhöhen, von
denen in der Folge die Rede seyn wird.
Es ist gut Tripel, Roth oder Knochen von Zeit zu Zeit auszutroknen, wozu ich mich
immer eines flachen kupfernen Gefäßes und einer Berzelius'schen Lampe bediente, es ist aber dabei keineswegs nöthig die
Erhizung sehr weit zu treiben, z.B. bis zum Glühen des Tripels. Nach dem Erkalten
zerreibt man diese Substanzen wieder in einem Mörser von Gußeisen. Es ist keineswegs
ganz gleichgültig, ob man sich zum lezten Schleifen und Poliren des Roths oder der
Knochen bedient, denn diese Substanzen haben Einfluß auf den Ton des Bildes. Unter
sonst möglichst gleichen Umständen haben die Bilder auf Platten, die mit Knochen
geschliffen wurden, einen mehr weißlichen Ton, als auf solchen die mit Roth
behandelt wurden; ich ziehe das Roth vor, obgleich es mir mehrfach geschienen hat,
als wenn die mit Knochen behandelten Platten etwas empfindlicher wären.
Hat man schon einige Uebung im Schleifen und Poliren der Platten, so geht diese
Operation nach der hier angegebenen Weise ziemlich leicht und schnell vor sich, ich
muß aber doch bemerken, daß man ohne Lehrer sich hierin nur mit Mühe die gehörige
Sicherheit erwirbt. Wenn man aber schon noch so geübt ist und mit aller Sorgfalt zu
Werke geht, so mißlingen dennoch zuweilen die Versuche ununterbrochen gänzlich. Daß
dieß in einer krankhaften Ausdünstung der Hand liegen kann, wodurch bei dem lezten
Poliren der Platte ein secundärer nachtheiliger Einfluß auf dieselbe ausgeübt wird,
davon habe ich folgendes Beispiel. Nach einem heftigen Kolikanfall, den ich mir, wie
es schien, durch unvorsichtiges Einschluken von Bromdämpfen zugezogen hatte, konnte
ich mehrere Tage lang durchaus kein gutes Bild erhalten. Es arbeiteten zu dieser
Zeit zwei Personen mit mir, welche selbst eingestanden, daß sie weniger sorgfältig
als ich mit der Bereitung der Platten zu Werke gingen. Es wurden stets drei Versuche
unmittelbar hinter einander gemacht, so daß alles möglichst gleich war, und nur der
Unterschied stattfand, daß die Platten von verschiedenen Personen geschliffen und
polirt worden waren; auf allen von mir polirten Platten waren die Bilder stets
unrein und verschleiert, während auf den Platten meiner Mitarbeiter fast ohne
Ausnahme, stets gute Bilder erhalten wurden. Ich war zulezt gezwungen alle meine
Platten einem meiner Gehülfen zur Vollendung zu übergeben, und erst nach acht Tagen war dieß
nicht mehr nöthig. Ob die Platte gehörig gereinigt ist, prüft man leicht durch den
Hauch; es ist aber immer gut nach dem Verschwinden des Hauchs die Platte leicht mit
troknem Sammt Nr. 2 zu übergehen. Den Sammt schlägt man entweder um einen
Baumwollenballen, oder man verfertigt sich Cylinder von Filz oder Tuch, um deren
untere Fläche man einige Stüke Sammt bindet, um dieselbe weicher zu machen; das zum
Poliren bestimmte Stükchen Sammt legt man dann mit der weichen Seite lose auf die
Platte und sezt den Cylinder mit der weichen Fläche auf dasselbe.
2) Absieden der Platten.
Daguerre hat bekanntlich vorgeschlagen, die Platten nach
Vollendung der Politur noch mit destillirtem Wasser abzusieden; was man auch dagegen
gesagt haben mag, dieser Vorschlag ist wohl begründet. Nur auf solchen Platten ist
es mir gelungen zu dem Maximum der Empfindlichkeit zu kommen, und z.B. das Bild
eines Menschen im Gange zu erhalten, wie er eben den Fuß zum Schritt hat. Das von
Daguerre angegebene Verfahren ist aber praktisch
nicht brauchbar, denn es gelingt zu selten auf diese Weise, selbst mit Anwendung des
reinsten Wassers, eine reine Platte zu erhalten; man braucht eine solche Platte nach
dem Erkalten nur zu behauchen, um zu sehen, daß eine Menge Fleken zurükgeblieben
sind, welche dann der Reinheit des Bildes nachtheilig werden. Durch folgendes
praktisch leicht ausführbares Verfahren gelangt man ohne Nachtheil zu demselben
Ziel. Man nehme ein Gefäß von Messing oder Kupferblech mit ebenem Boden, welches nur
etwas weniges breiter als die abzusiedende Platte zu seyn braucht, jedoch wenigstens
1/2 Zoll länger als dieselbe, und 1/2 Zoll hoch seyn muß; dasselbe muß an der einen
langen Seite mit einem hölzernen Griff versehen seyn, oder doch wenigstens einen
Henkel haben, so daß man es mit einer Zange fassen und in horizontaler Richtung
hin- und herbewegen kann. In dieses Gefäß legt man die zuvor gehörig
geschliffene und polirte Platte, gießt reines destillirtes Wasser darüber, ungefähr
bis zu 2/3 der Höhe des Gefäßes, und bringt nun das Wasser über einer Berzelius'schen Lampe zum Sieden, indem man das Gefäß
langsam über der Lampe hin- und herbewegt. Selbst wenn man frisch
ausgekochtes Wasser anwendet, wird man doch sehen, daß sich eine Menge Luftblasen
von der Oberfläche der Platten entwikeln, welche man durch Hin- und
Herschütteln der Platte im Gefäß von derselben trennen muß; hat die Entwiklung der
Luftblasen aufgehört, so läßt man das Wasser noch einige Secunden fortsieden, gießt
dann dasselbe ab, nimmt
die Platte mit dem Gefäß und läßt sie erkalten. Zuweilen, jedoch selten, ist das
Entwikeln der Luftblasen so stark, daß es nöthig ist noch Wasser zuzugießen, um das
Sieden länger fortzusezen. Behaucht man eine solche Platte nach dem Erkalten, so
wird man in der Regel finden, daß sie ganz voller Fleken ist, man muß sie daher jezt
noch mit Roth, Spiritus und Sammt Nr. 2 leicht übergehen, um die Fleken wegzunehmen,
und dann noch mit Sammt Nr. 2, um alles Roth zu entfernen. Die lezten beiden
Operationen müssen mit sehr leichter Hand gemacht werden, denn die Politur der
Platte muß schon vor dem Sieden vollendet seyn, auch darf man die ganze Operation
nur kurz vor dem Jodiren der Platten vornehmen.
Der Sammt hat das Unangenehme daß er zuweilen Fasern auf der Platte zurükläßt; diese
lassen sich aber leicht durch lokere Baumwolle entfernen.
Die zulezt angegebene Methode des Siedens der Platten, verbunden mit den gehörigen
Vorsichten beim Bromiren, ist die einzige, welche ich bis jezt zu wissenschaftlichen
Versuchen brauchbar halte, wenn man Daguerre's Verfahren
anwenden will; denn nur mit Hülfe derselben habe ich Resultate erhalten, welche als
hinreichend constant betrachtet werden können. Für gewöhnliche Versuche aber, wenn
man nur die Absicht hat schöne Bilder zu erhalten, möchte ich dieses Verfahren nicht
empfehlen, obgleich es mehr Sicherheit gewährt als die übrigen, denn die Bilder
werden zwar äußerst fein und zart, erhalten aber so wenig Rundung, daß sie nicht
wohl befriedigen können.
3) Schleifen gebrauchter
Platten.
Platten, die zwar den Queksilberdämpfen ausgesezt, aber nicht vergoldet wurden,
braucht man zwar nicht aufs neue mit gesäuertem Fett zu schleifen, sondern man kann
sogleich mit Spiritus beginnen; man thut aber immer besser sie wie neue Platten zu
behandeln, weil man sonst leichter Gefahr läuft nicht alles Queksilber zu entfernen,
was der Reinheit des neuen Bildes leicht Eintrag thut. Es zeigte sich immer besser,
wenn solche Platten durch unterschwefligsaures Natron von der empfindlichen Schicht
befreit worden waren, obgleich dieß nicht unumgänglich nöthig ist. Statt des Tripels
kann man zum gesäuerten Fett feines Roth nehmen, um die Platten nicht
unnöthigerweise zu stark anzugreifen.
Vergoldete Platten schleift man zunächst mit verdünntem Königswasser, aus einem Theil
Salpetersäure, einem Theil Salzsäure und 40–50 Theilen destillirtem Wasser, und mit Tripel
und Baumwolle, um die Goldschicht wegzunehmen und das Bild zu vernichten; hierauf
behandle man sie wie neue Platten. Das gesäuerte Fett kann entbehrt werden, doch
thut man auch hier besser es anzuwenden.
4) Jodiren.
Was das Jodiren der Platten betrifft, so bin ich zulezt wieder zu dem Apparat von Seguier zurükgekehrt, den ich bis jezt noch für den
besten und bequemsten gefunden habe; derselbe besteht bekanntlich aus einem
hölzernen Kasten, auf dessen Boden das trokne Jod gestreut wird; über dieses kommt
ein Kissen aus Baumwolle und dann eine Pappscheibe in einem Rahmen und die Joddämpfe
werden von der Pappe auf die Platte übergetragen. Hier scheint sich nun allerdings
das Jod zuweilen auf der Pappe zu zersezen (?), besonders wenn nicht mehr
hinreichendes Jod im Kasten ist; man kann aber diesen Uebelstand leicht dadurch
vermeiden, daß man öfter frisches Jod nachstreut, und von Zeit zu Zeit, z.B. alle
acht Tage, einige Tropfen einer concentrirten Auflösung von Jod in Schwefeläther auf
den Boden des Kastens gießt, ihn einige Minuten verschließt und dann denselben eine
halbe Stunde lang öffnet. Mit welchen besonderen Umständen aber zuweilen der
Photograph zu kämpfen hat, davon gewährte auch dieser Apparat ein besonderes
Beispiel. Im physikalischen Cabinet der Universität hat sich nämlich eine kleine Art
von Ameisen eingenistet, welche vor 10–12 Jahren mit Zuker hier eingeführt
worden seyn soll, und sich schnell über einen großen Theil der Stadt verbreitet hat;
vor 8 Jahren waren diese lästigen Gäste mir noch ganz unbekannt. Diese Thiere
scheinen fortwährend ihre Spione nach allen Richtungen hin auszusenden, denn sie
finden in wenig Minuten alles auf, was ihnen zur Nahrung dienen kann, und da sie
durch die feinsten Rizen dringen, so sind nur solche Dinge vor ihnen sicher, die in
luftdicht verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden; Bromwasser und Jod lieben sie
sehr, aber nur lezteres ist für sie tödtlich, Schwefeläther meiden sie. Es zeigte
sich nun mehrere Tage hindurch, daß alle Lichtbilder, die ich erhielt, mit einem
leichten eigenthümlichen, glänzenden Schleier überzogen waren, der durchaus keinem
Verfahren weichen wollte, und es ergab sich endlich, daß die Ursache dieser
Erscheinung nur im Jodirapparat liegen könne. Als ich diesen Apparat näher
untersuchte und das Baumwollenkissen herausnahm, fanden sich auf dem Boden des
Kastens eine Menge Ueberreste von Ameisen, jedoch nur Köpfe und die äußersten Enden
der Füße, alle übrigen Theile waren zerstört. Ich lüftete den Jodkasten einige
Stunden und gebrauchte nun zum erstenmal das Schwefelätherjod; seit dieser Zeit haben die
Ameisen den Jodkasten verschont, und derselbe hat immer gut gewirkt.
Bei dem Jodiren nehmen bekanntlich die Platten allmählich eine goldgelbe Farbe an,
dann folgt Orange, dann Roth u.s.w. Für die Platten, welche nach den vorhergehenden
Angaben behandelt worden waren, ist die starke Orangenfarbe die beste, wenn sie
nachher bromirt werden sollen; es gibt aber Platten, auf welchen man den angegebenen
Farbenwechsel nicht erhalten kann, sondern die im Anfang grau und dann schnell
grauroth werden; auf solchen Platten wird man selten brauchbare Bilder erhalten.
Worin diese Anomalie ihren Grund hat, habe ich nicht entdeken können, im
Jodirapparat liegt er nicht; manche solcher Platten lassen sich durch starkes
Abschleifen verbessern, bei anderen gelingt dieß aber durchaus nicht, und es bleibt
dann nichts übrig als sie wegzuwerfen.
5) Beschleunigende
Substanzen.
Um so leichter und sicherer mir die Versuche mit dem Daguerreotyp gelungen sind ohne
Anwendung der beschleunigenden Substanzen, um so größer waren die Schwierigkeiten,
welche ich bei dem Gebrauch der lezteren gefunden habe; was mich aber im Anfang am
mehrsten frappirte, war, daß die ersten Versuche recht gut gelangen und sich die
Schwierigkeiten derselben erst allmählich herausstellten. Ich begann mit dem Brom,
wendete mich dann zum Chlor, und kehrte wieder zum Brom zurük; da lezteres
entschiedene Vorzüge hat, so übergehe ich hier das Chlor ganz. Die chlorige Säure,
welche vor einiger Zeit vorgeschlagen worden ist, habe ich ebenfalls versucht;
dieselbe ist allerdings als beschleunigende Substanz brauchbar, die an ihr gerühmten
Vorzüge habe ich aber nicht entdeken können, und da man es bei dem Gebrauch
derselben noch außerdem mit leicht oxydirenden Substanzen zu thun hat, so kann ich
dieses Mittel keineswegs empfehlen. Bei der Anwendung des Broms ist die sicherste
Methode unstreitig diejenige, welche von Fizeau angegeben
ist; die schönsten Resultate gewährt sie aber nicht, auch erfordert sie mehrfache
Vorsichten, wenn ihre Anwendung hinreichend sicher seyn soll; zu vollkommener
Sicherheit bin ich jedoch, ungeachtet aller Vorsicht, durch dieselbe nicht gelangt,
was aber seinen Grund eigentlich nicht in der Methode selbst hat.
Dieß Verfahren besteht bekanntlich darin, daß man sich zunächst eine gesättigte
Auflösung von Brom in destillirtem Wasser bereitet, sich dann mit Hülfe derselben
eine verdünnte Auflösung nach bestimmtem Maaße verfertigt, und die jodirte Platte
den Dünsten einer gewissen Quantität dieser Lösung während einer Zeit aussezt,
welche für jeden Apparat
durch Versuche gefunden werden muß. Ein Theil gesättigtes Bromwasser auf
40–60 Theile destillirten Wassers habe ich für das beste Verhältniß gefunden;
es hängt dieß Verhältniß aber von den Apparaten ab, denn man muß es so wählen, daß
man im Mittel bei einer gewissen Temperatur des Bromirapparats und Wassers, die man
constant zu erhalten sucht, die polirten Platten 1 Minute den Bromdämpfen aussezen
muß, um das Maximum der Empfindlichkeit zu erhalten.Um die ersten Versuche zu erleichtern, bemerke ich, daß die Zeitdauer der
Bromirung beiläufig im umgekehrt quadratischen Verhältnisse der Stärke der
Bromlösung steht, so daß bei einer doppelt so starken Lösung man nur 1/4 der
früheren Zeit braucht. Dieß gilt für Platten, welche noch nicht vergoldet waren; bei einer
kleineren Zeit hat ein Fehler in der Zeit einen zu bedeutenden Einfluß auf die
Empfindlichkeit der Platten, und bei einer bedeutend größeren sezt man sich zu
leicht einem nachtheiligen Einfluß der Wasserdämpfe aus. Der beste Bromirapparat ist
ein vierekiges Porzellangefäß mit flachem Boden, welches für Viertelplatten
wenigstens 2 1/2 Zoll hoch und so breit seyn muß, daß die Platten auf allen Seiten
wenigstens einen Zoll von den Wänden des Gefäßes abstehen. In die Mitte dieses
Gefäßes stellt man eine flache runde Schale, wenigstens von 2 1/2 Zoll Durchmesser
und mit recht ebenem Boden, in diese wird das verdünnte Bromwasser gegossen; 1 Loth
Bromwasser ist hinreichend für eine Viertelplatte. Das größere Porzellangefäß stelle
man in ein Beken, in welchem sich Wasser befindet, was man beiläufig immer auf einer
gleichen Temperatur zu erhalten sucht; hat man einen Brunnen in der Nähe, aus
welchem man immer Wasser von constanter Temperatur haben kann, so ist dieß nicht
schwer; wo man diese Bequemlichkeit aber nicht hat, da muß man ein Thermometer zu
Hülfe nehmen, und sich die gehörige Erfahrung zu verschaffen suchen, um wie viel die
Zeit des Bromirens bei einer Temperaturveränderung geändert werden muß; das
Bromwasser selbst muß man auf gleiche Weise auf einer constanten Temperatur zu
erhalten suchen, auch bereite man das verdünnte Bromwasser nur immer in kleinen
Quantitäten zu wenigen Versuchen im voraus. Man kann zwar zwei oder drei Platten
unmittelbar hinter einander mit demselben Bromwasser bromiren, indem man für jede
Platte einige Minuten an Zeit zugibt, doch ist es besser das einmal gebrauchte
Bromwasser sofort wegzugießen; das große Gefäß lasse man stets offen stehen und
wasche es öfter aus, um alles Brom zu entfernen, welches sich an den Wänden
niedergeschlagen haben kann. Bedient man sich einer Camera obscura, bei welcher die
Platten auf einem Brett befestigt werden, das größer als die Platten ist, so reinige man
dasselbe vor jedem Versuch mit Spiritus, besser aber ist es noch, diejenigen Theile
des Bretts, welche nicht von der Platte bedekt werden, mit Staniol zu bedeken, den
man dann nur mit trokner Baumwolle zu reinigen braucht. Der Holzkasten mancher
Camera obscura hat die Eigenschaft, leicht Bromdämpfe einzusaugen, und dann eine
Rükwirkung auf die Platte auszuüben, wodurch das Bild verdorben wird; dieß war mit
einem Kasten aus Nußbaumholz der Fall, den ich aus Paris erhalten hatte. Im Anfang
gelangen die Versuche in diesem Kasten recht gut, allmählich gingen sie aber immer
schlechter, bis ich zulezt kaum nur noch Spuren eines Bildes erhielt; ein hier
verfertigter Kasten aus demselben Holz zeigte diese Untugend nicht. Ist man so
unglüklich einen Kasten erster Art erhalten zu haben, so ist das Beste, ihn ganz zu
verwerfen; kann man dieß aber nicht, so beobachte man folgende Regeln. Man lasse so
viel als möglich den Kasten geöffnet im Freien stehen, und bringe ihn nie in ein
Zimmer, wo Bromdämpfe seyn können. Sobald man eine Rükwirkung des Kastens auf die
Platten zu bemerken glaubt, stelle man die Versuche ein, gieße einige Tropfen liq. amm. caust. in den Kasten, verschließe denselben
und lasse ihn so wenigstens eine Stunde stehen; dann öffne man ihn und lasse ihn so
lange in freier Luft, bis sich aller Ammoniakgeruch verloren hat. Ob bei
Metallkästen mit der Zeit derselbe Uebelstand eintreten könne, weiß ich nicht; ein
kleiner Messingkasten, den ich häufig gebrauchte, zeigte ihn nicht, so lange im
Innern die rohe Metallfläche nicht geschwärzt war. Geschwärzte Metallrahmen für die
Platten zeigten aber eine sehr bemerkbare Rükwirkung, wenn sie nicht vor jedem
Versuch gereinigt wurden; es ist daher besser solche Rahmen ungeschwärzt zu lassen.
Fizeau hat bekanntlich schon angegeben daß, wenn man
schon Bromwasser nach dem Maaß verfertigt hat, man sich eine Menge Bromwasser
bereiten kann, indem man die Farbe des ersteren zum Vergleichungsmoment nimmt, und
er schlägt dieß als ein Auskunftsmittel vor, wenn man das Maaßgefäß zerbrechen
sollte. Diese Methode, welche anfangs roh erscheint, ist aber nur mit gehöriger
Modification die einzig sichere, denn das destillirte Wasser verhält sich nicht
immer gleich gegen das Brom. Es ist etwas anderes, ob man Wasser benuzt, welches aus
Glasgefäßen oder aus verzinnten Gefäßen destillirt wurde, und ob das Wasser frisch
bereitet ist, oder schon einige Zeit an der Luft gestanden hat. Fizeau's Methode ist aber deßhalb ohne Modification nicht
brauchbar, weil verdünntes Bromwasser, selbst wenn es in sorgfältig verschlossenen
Flaschen und im Dunkeln aufbewahrt wird, doch allmählich bleicht und zulezt alle
Farbe verliert; auf folgende Weise kann man aber der Unsicherheit bei der Bereitung des
Bromwassers entgehen, die aus einem Bleichen einer Normallösung entspringen würde.
Man nehme zwei vierekige geschliffene Fläschchen von recht klarem Glas, und von
möglichst gleicher Größe, Reinheit und Dike des Glases (die meinigen hatten 1 1/2
Zoll Länge und 1 Zoll Breite), nehme ein Stük feines weißes Postpapier, etwas
breiter als die schmale Fläche des Glases, lege es glatt auf leztere, und klebe die
überstehenden Ränder an den breiten Flächen des Glases fest; dieß Glas fülle man mit
einer Normallösung von verdünntem Bromwasser, das andere Glas aber fülle man mit
destillirtem Wasser. Durch eine Auflösung von gummi
guttae suche man nun einem Blatt Papier von derselben Sorte als das vorige
eine Farbe zu geben, so daß das Papier mit der gefärbten Fläche an die schmale
Fläche des lezteren Glases gehalten und, durch das Wasser gesehen, möglichst gleiche
Färbung zeigt mit dem weißen Papier durch das Bromwasser gesehen. Ist man dahin
gelangt, so klebe man ein gleiches Stük gefärbten Papiers mit der gefärbten Fläche
auf das zweite Fläschchen, wie früher das weiße Papier auf das erste Fläschchen. Das
erste Fläschchen gebraucht man dann zur Verfertigung des verdünnten Bromwassers, und
das zweite gibt die Normalfarbe.
Nach dem gewöhnlichen Verfahren jodirt man erst die Platten, und sezt sie dann den
Bromdämpfen aus. Auf diesem Weg habe ich aber nicht das Maximum der Empfindlichkeit
erreichen können; dieß gelang auf abgesottenen Platten nur durch doppeltes Bromiren,
weil bei einfachem Bromiren die Jodschicht, wie es scheint, sich nicht in ihrer
ganzen Dike gleichförmig mit Brom durchzieht. Wenn für das einfache Bromiren man
nicht über 40–45 Secunden hinausgehen durfte, ohne einen Bromschleier zu
erhalten, so zeigte sich für das doppelte folgende Regel.
Die Summe der Zeit beider Bromirungen ist gleich 1 1/2 der Zeit der einfachen
Bromirung. Es zeigte sich dabei gleich, ob ich die abgekochten Platten 20 Secunden
vor dem Jodiren und 40 Secunden nachher, oder 30 Secunden vorher und 30 Secunden
nachher bromirte.
Die Beobachtung aller vorhergehenden Vorsichtsmaaßregeln gewährt aber nur größere
Sicherheit des Erfolgs für neue Platten, oder für solche, welche nicht vergoldet
waren; für Platten, welche mit Fizeau's Goldlösung
behandelt worden sind, helfen alle Vorsichten wenig, und bleibt ein glüklicher
Erfolg reiner Zufall. Die Silberschicht der Platten wird bis zu einer gewissen Tiefe
durch die Vergoldung
verändert, und diese Tiefe ist keineswegs constant; auch ist es unmöglich zu wissen,
in welchem Zustand sich gerade diejenige Schicht befindet, bis zu welcher man durch
das Schleifen einer vergoldeten Platte gekommen ist. Ein gut gelungenes Bild auf
einer früher vergoldeten Platte ist in der Regel schöner als ein gut gelungenes Bild
auf einer neuen Platte; allein deßhalb die Platte vorher vergolden wollen, scheint
nicht rathsam.
Daguerre gibt an, daß eine vergoldete Platte eben so
vielmal länger bromirt werden kann, als sie oft vergoldet wurde, ohne einen
Bromschleier zu geben; ich kann dieß nach meinen Versuchen nicht bestätigen. Im
Allgemeinen kann ich nur sagen, daß eine früher vergoldete Platte bei gleicher
Politur, Jodirung und Bromirung, unempfindlicher ist als eine neue, und daß sie
länger bromirt werden muß, um ihr einen gleichen Grad von Empfindlichkeit zu
ertheilen. Um wie viel aber die Bromirung verstärkt werden muß, darüber wird sich
schwerlich je ein allgemeines Gesez geben lassen.
Außer dem verdünnten Bromwasser habe ich mehrere andere Methoden der Anwendung des
Broms versucht, sie haben aber alle mehr oder weniger Uebelstände; nur die Anwendung
der troknen Verbindung des Broms mit dem Jod möchte ich empfehlen, denn mit Hülfe
derselben habe ich die schönsten Resultate erhalten. Diese Verbindung ist nur leider
nicht ganz beständig, denn das Brom verdunstet etwas schneller als das Jod, wodurch
das Verfahren unsicher wird, auch ist sie ohne einen etwas complicirten Apparat
nicht wohl anwendbar; jedoch kann der im Folgenden zu beschreibende Apparat auch für
das trokne Bromjod benuzt werden. Am besten ist mir die Anwendung dieser Substanz
auf folgende Weise gelungen. Man verfertige sich zunächst Bromjod, indem man fein
zertheiltes Jod in Brom schüttet, so lange bis alles Brom vom Jod gebunden ist; oder
umgekehrt, man tröpfle Brom allmählich auf Jod, so lange bis kein Brom vom Jod mehr
gebunden wird; hierauf nehme man mit einem kleinen Glaslöffel etwas Bromjod und löse
es in etwas Schwefeläther, so daß man eine gesättigte Lösung dieser Substanz erhält.
Man nehme nun ein Glas- oder Porzellangefäß, am besten von cylindrischer
Form, welches wenigstens 2 1/2 Zoll hoch seyn muß; der Boden desselben muß recht
eben und der obere Rand genau abgeschliffen seyn, so daß das Gefäß durch eine
geschliffene undurchsichtige Glasplatte gut geschlossen werden kann. Ist das Gefäß
von Glas, so muß man es mit schwarzem Papier überziehen, um alles Licht abzuhalten.
In dieses Gefäß lege man recht gleichmäßig dik lokere Baumwolle, welche aber
wenigstens 1 Zoll unter dem Rand des Gefäßes bleiben muß; ein höheres Gefäß und
größerer Abstand von der
Baumwolle verzögert zwar die Operation, gibt aber mehr Sicherheit in Hinsicht der
Gleichmäßigkeit der empfindlichen Schicht Man hebe die Baumwolle von der einen Seite
bis zur Mitte des Bodens etwas in die Höhe, gieße eine kleine Quantität
Bromjodlösung in das Gefäß, deke die Baumwolle schnell darüber und verschließe das
Gefäß mit der Glasplatte. So verschlossen lasse man das Gefäß eine halbe Stunde oder
länger stehen, damit sich die Baumwolle recht gleichmäßig mit den Bromjoddämpfen
durchziehe, dann öffne man es einige Minuten, damit sich die ersten starken Dämpfe
zerstreuen, wobei es gut ist durch Wehen einen Luftzug hervorzubringen. Befolgt man
diese leztere Vorsicht nicht, so wird man in der Regel im Anfang eine zu starke
vorherrschende Wirkung des Broms bemerken, und man kann dann den Apparat nicht wohl
ohne vorherige Jodirung der Platten gebrauchen. Dieß scheint daher zu kommen, daß
man, um nicht zu wenig Brom zu haben, gewöhnlich bei der Bereitung des troknen
Bromjodids etwas zu viel Brom nimmt, und dann beide Bromjod-Verbindungen, die
feste und die flüssige, vermengt bekommt; in lezterer ist aber das Brom
vorherrschend. Es hat mir geschienen, als könne man auf dem hier beschriebenen
Apparat auch die leztere flüssige Verbindung recht gut gebrauchen, wenn man neue
Platten bis zur goldgelben Farbe vergoldet, aber nur leicht gelb vorjodirt, und sie
dann bis zum Roth über dem Bromjod läßt; ich habe jedoch hiermit nur ein Paar
Versuche anstellen können, die zwar sehr gut gelangen, der Zahl nach aber nicht
hinreichend sind, um über diese Frage zu entscheiden. Für das trokne Bromjod ist das
vorherige Jodiren überflüssig, es würde dieß nur der Empfindlichkeit nachtheilig
seyn; man sezt die Platten unmittelbar den Dämpfen des troknen Bromjods aus bis zur
rothen Farbe. Bekommt bei dem ersten Versuch eine gute Platte schnell weiße Punkte,
so muß man den Apparat noch etwas lüften. Man braucht nun noch einen hölzernen
lakirten Rahmen, in welchen die Platten mit ihrer Fassung gelegt werden, und welcher
beim Bromiren an die Stelle der Glastafel kommt; dieser Rahmen muß auf dem Gefäß
leicht im Kreis gedreht werden können, damit sich die Platten recht gleichmäßig
bromiren, und nach jedem Bromiren wird derselbe wieder durch die Glastafel ersezt.
Mein so vorgerichteter Apparat wirkte drei Tage hinter einander ohne neues Zugießen
von Bromjodlösung sehr konstant, und ich habe damit gerade meine schönsten Bilder
erhalten; als er aber acht Tage lang ungebraucht gestanden hatte, schien das Brom
größtentheils verflüchtigt und hauptsächlich nur Jod zurükgeblieben zu seyn, man muß
dann frische Lösung zugießen. – Ich verfiel auf dieses Verfahren erst kurze
Zeit vorher, als ich
meine Versuche schließen mußte, und habe daher über dasselbe nicht so viele
Erfahrungen sammeln können, als z.B. über die Anwendung des Bromwassers; ich glaube
es jedoch mit Recht den Praktikern zur Vervollkommnung empfehlen zu dürfen.
Hier muß ich bemerken, daß bei einer Auflösung von Jod in Schwefeläther sich
allmählich Jodwasserstoffsäure, und bei einer Auflösung von Brom in Aether sich
allmählich Bromäther und Bromwasserstoffsäure bilden; es ist daher nicht
vorauszusehen, daß die Lösung von Bromjod in Aether sich lange constant halten
sollte, weßhalb man wohl thun wird, sie nur immer in kleinen Quantitäten zu bereiten
und möglichst frisch anzuwenden. Jedoch wirkte eine solche Lösung, die an einem
dunklen Ort aufbewahrt worden war, nach vier Wochen noch ganz gut.
Alle Lösungen von Brom und Jod, die ich versuchte, zeigten sich für die Photographie
nicht bequem, wenn eine schnelle Säurebildung in ihnen stattfand. Wenn auch eine
solche Lösung im Anfang, so lange die Säurebildung nicht bemerkbar war, gut
photographisch wirkte, so hörte sie doch auf brauchbar zu seyn, sobald sich eine
saure Reaction bemerkbar machte. Ich halte daher die Bildung der erwähnten Säuren in
den photographischen Substanzen, vor der Einwirkung des Lichts auf die Platte, als
nachtheilig für den photographischen Proceß, und für eine Ursache des Mißlingens der
Operationen. Deßhalb finde ich auch den Schwefeläther nicht für das beste
Auflösungsmittel für Jod und Brom zum Gebrauch in der Daguerreotypie, doch kenne ich
bis jezt noch kein anderes, welches den Vorzug verdiente, wenn man nicht wässerige
Lösungen anwenden will. Man hat mit demselben Uebel, der Bildung von
Bromwasserstoffsäure zu kämpfen, wenn man gesättigtes Bromwasser auf längere Zeit
vorbereitet, und die Lösung nicht hinreichend gegen die Einwirkung des Lichts
geschüzt wird, oder wenn fremdartige Körper in die Lösung fallen. So lange noch
flüssiges Brom unaufgelöst auf dem Boden des Fläschchens sich befindet, in welchem
man das gesättigte Bromwasser bereitet hat, ist die Bromwasserstoffsäure nicht sehr
zu fürchten, wenn man das verdünnte Bromwasser nach der Farbe bereitet; doch muß ich
meinen Versuchen nach dafür halten, daß sie auch in diesem Fall der Empfindlichkeit
der Platte und Reinheit des Bildes entgegenwirkt, und man wird daher immer wohlthun,
alles zu vermeiden was ihre Bildung begünstigen kann. Derselbe Umstand der leichten
Säurebildung hat mich verhindert die Anwendung der wässerigen Lösungen von Chlorjod
mit Brom weiter zu verfolgen; die verschiedenen Verbindungen, welche ich versuchte,
wirkten zwar
anfänglich alle recht gut, zeigten sich aber der leichten Säurebildung wegen sehr
unbeständig.
Zur Abmessung einer bestimmten Quantität Brom oder gesättigten Bromwassers bediene
man sich lieber einer kleinen graduirten Sprize, welche oben mit Kautschuk
zugebunden ist, statt der gewöhnlichen französischen mit Stempel.
Nach Gmelin's Handbuch der Chemie, vierte Ausgabe, gibt es
zwei Verbindungen von Brom und Jod, und zwar die feste, Bromjod im Minimum, von
welcher schon oben die Rede gewesen ist, und die flüssige oder
Fünffach-Bromjod; beide sind in der Photographie anwendbar. Die zweite
Verbindung erhält man bekanntlich dadurch, daß man nur wenig Jod zu Brom bringt, so
daß keine feste Verbindung entsteht und noch etwas Jod ungelöst zurükbleibt. Wie Löwig bemerkt hat, löst sich diese Verbindung reichlich
in Wasser, mit Abscheidung des etwa überschüssigen Broms oder Jods. Liegen des
vorherrschenden Broms ist es mir nicht gelungen, mit dieser Verbindung ohne
vorherige Jodirung gute Resultate zu erhalten. Für Personen, welche eine wässerige
Lösung von Bromjod anwenden wollen, dürfte folgende Bereitung derselben die
einfachste und zugleich diejenige seyn, bei welcher das wenigste Material unnüz
verwendet wird. Man gieße gesättigtes Bromwasser auf ein wenig Jod, und lasse es so
12–24 Stunden an einem dunkeln Ort stehen, um eine gesättigte Lösung von Jod
zu erhalten; dann gieße man die Lösung ab und seze etwas Brom zu, so daß auf dem
Boden der Flasche ungelöstes Brom zurükbleibt, wodurch man sich gegen den Verlust
von Brom aus der Lösung, und daher auch gegen eine Abnahme der Empfindlichkeit
derselben schüzt. Diese Lösung wendet man dann in einer beliebigen Verdünnung an. Am
besten scheint die citrongelbe Verdünnung; die Platten werden goldgelb jodirt und
dann bis zum Rothwerden über der Bromjodlösung gelassen; die Verdünnung verfertige
man erst dann, wenn man sie nöthig hat. Der Vorschriften zur Verfertigung von
Lösungen beschleunigender Substanzen sind so viele gegeben worden, daß es schwer ist
alle zu prüfen, doch habe ich deren noch mehrere versucht, die ich hier übergehe.
Nur einer Substanz will ich hier noch erwähnen, welche sich der Säurebildung weniger
unterworfen zeigte als die übrigen, dafür aber auch den Platten nur eine geringe
Empfindlichkeit ertheilte. Sezt man zu gesättigtem Bromwasser tropfenweis etwas
weniges einer gesättigten Jodlösung in Spiritus, so bildet sich ein Niederschlag,
der fast wie sehr fein zertheiltes Jod aussieht. Gießt man nun die Flüssigkeit von
dem Niederschlag möglichst rein ab, und schüttelt lezteren mit destillirtem Wasser,
bedeutend mehr als man Bromwasser genommen hatte, so bildet der frühere Niederschlag einen starken
schwarzgrauen Schaum, der langsam in Floken zu Boden fällt. Das Wasser färbt sich
dabei dunkler als gewöhnliches gesättigtes Jodwasser, wirkt langsam auf die Platten,
zeigt sich aber als Lösung einer beschleunigenden Substanz. Diese Lösung hielt sich
einige Wochen an einem dunklen Ort ganz unverändert; da ich aber durch dieselbe
keine so große Empfindlichkeit erlangen konnte als durch Bromwasser, so habe ich
mich mit derselben später nicht weiter beschäftigt.
Meine Ansicht über die hier vorzugsweise erwähnten beschleunigenden Substanzen ist in
kurzen Worten folgende:
Bromwasser mit gehöriger Vorsicht angewendet, ist das sicherste Mittel, um so viel
als möglich konstante Resultate zu erhalten.
Brom-Jod im Minimum, nach der Farbe angewendet, gibt die schönsten Bilder, ist
aber wenig empfindlich.
Fünffach-Brom-Jod-Lösung, nach der Farbe angewendet, ist
empfindlicher als das vorhergehende Mittel, gibt aber nicht ganz so schöne
Resultate.
Aussezen der Platten in der Camera obscura.
Ueber die Zeitdauer der Lichtwirkung, um ein gutes Bild zu erhalten, läßt sich leider
bis jezt leine Regel geben, die auch nur einigermaßen genügend wäre; nur eine große
praktische Erfahrung kann hier als Führerin dienen, die aber auch keineswegs sicher
ist, denn die Wirkung hängt nicht allein von der Erleuchtung, sondern auch von
atmosphärischen Einflüssen ab, die bis jezt noch ganz unerforscht sind. Ich finde
mich veranlaßt in dieser Beziehung eine Bemerkung mitzutheilen, die sich mir während
meiner Versuche aufgedrungen hat. Drei Wochen hindurch, während welcher Zeit ich
täglich mit dem Daguerreotyp arbeitete, herrschten hier häufige Gewitter, die sich
wie gewöhnlich erst spät in den Nachmittagsstunden erhoben. An solchen Tagen zeigte
nun das Daguerreotyp, ungeachtet sehr scharfer Beleuchtung der Gegenstände, eine
ungewöhnliche Unempfindlichkeit, obgleich die Platten ganz nach denen in
gewitterfreier Zeit gesammelten Erfahrungen behandelt worden waren. Zeigte sich an
einem folgenden Tag das Daguerreotyp wieder wie früher empfindlich, so folgte auch
kein Gewitter, so daß ich zulezt aus der Unempfindlichkeit der Platten auf ein
kommendes Gewitter schloß, und mich dabei noch nicht getäuscht habe. Ich würde nach
anderen Ursachen dieser Erscheinung gesucht haben, wenn nicht einer meiner
Bekannten, welcher ganz unabhängig von mir mit anderen Apparaten und an einem ganz anderen Ort der
Stadt, zu gleicher Zeit mit dem Daguerreotyp arbeitete, dieselbe Bemerkung wegen der
wechselnden Empfindlichkeit gemacht hätte, ohne an den Einfluß von Gewittern gedacht
zu haben; derselbe kam zunächst zu mir, um mir die Bemerkung mitzutheilen:
„man müsse an verschiedenen Tagen verschieden stark bromiren, um
dieselbe Empfindlichkeit zu erhalten.“ Als die Gewitterzeit vorüber
war, habe ich einen so starken und häufigen Wechsel der Empfindlichkeit der Platten
nicht wieder beobachtet; in viel geringerem Grad machte er sich jedoch auch dann
noch zuweilen wahrnehmbar, so daß ich mir die Bemerkung erlaubte, das Daguerreotyp
könne mit der Zeit noch zu einem meteorologischen Instrument werden.
Queksilberapparat.
Reines flüssiges Queksilber ist jedenfalls dem Amalgam von Soleil vorzuziehen; gegen das Sprizen des Queksilbers schüzt man sich
einfach dadurch, daß man einen mit Gas überzogenen Holzrahmen in den Apparat legt
und hierauf lokere Baumwolle dekt. Das Queksilber muß man von Zeit zu Zeit mit einer
Feder von dem Queksilberhäutchen reinigen, welches sich auf seiner Oberfläche
bildet. Auch von Seiten des Queksilberapparats kann in Folge eingesogener Bromdämpfe
eine nachtheilige Rükwirkung auf die Platte eintreten, ich habe dieß aber nur einmal
bei einem meiner Apparate beobachtet; einige Tropfen flüssigen Ammoniaks und
Aussezen des Apparats in die freie Luft half auch hier, wie bei der Camera
obscura.
Waschen im unterschwefligsauren Natron.
Das Waschen der Platten im unterschwefligsauren Natron würde mir zu keiner besonderen
Bemerkung Veranlassung gegeben haben, wenn es sich nur um solche Bilder handelte,
welche nicht mit der Fizeau'schen Goldsolution vergoldet
werden sollen; will man aber dem Bilde diese lezte Vollendung geben, so kommt auch
auf die eben in Rede stehende Operation viel an. Um bei der Vergoldung ein reines
Bild zu erhalten, muß das Natron die empfindliche Schicht in ihrer ganzen Ausdehnung
möglichst zu gleicher Zeit und gleichmäßig angreifen; deßhalb rühre oder schüttle
man die Natronlösung vor dem Hineinlegen der Platten vorher durch einander, und
lasse so viel als möglich die Platten so in die Lösung fallen, daß sie von derselben
gleichzeitig ganz bedekt werden; dann schüttle man die Platten in der Lösung hin und
her, bis sie sich von der empfindlichen Schicht ganz befreit zeigen. Das Verfahren,
die Platten vorher in reines Wasser und dann feucht in das Natron zu legen, ist nicht zu verwerfen,
weil alsdann die Natronlösung leichter die empfindliche Schicht gleichmäßig
angreift; die Platten mit Spiritus zu benezen, halte ich aber weder für nöthig, noch
gerade für vortheilhaft, im Gegentheil habe ich einigemal gerade dadurch Fleken auf
die Platte bekommen. Reinigt sich die Platte ungleich, so daß sich auf derselben
Fleken zeigen, wo die empfindliche Schicht länger haftet als an anderen Stellen, so
ist schon wenig Wahrscheinlichkeit, durch die Vergoldung ein reines Bild zu
erhalten, denn jene Fleken treten beim Vergolden in der Regel wieder hervor. Es
gelingt zwar zuweilen diese Fleken, sobald sie beim Vergolden hervortreten, noch zu
vernichten, indem man die Lampe unter der Platte so führt, wie man einen Pinsel
führen würde, um Fleken zu verwaschen, jedoch hilft dieß Mittel nicht immer. Bedient
man sich statt des unterschwefligsauren Natrons einer Kochsalzlösung und zugleich
einer galvanischen Wirkung, indem man einen Zinkstab langsam auf dem Rand der Platte
herumführt und einzelne Stellen der Platte damit berührt, so unterlasse man das
Vergolden ganz, denn eben solche Wolkenlinien, wie die Begränzung der empfindlichen
Schicht bildet, indem sich dieselbe langsam vom Zinkstab zurükzieht, treten beim
Vergolden bleibend auf der Platte hervor, und außerdem wird das Bild noch gewöhnlich
grau. Vor dem Aufgießen der Vergoldungsflüssigkeit wasche man jede Platte sorgfältig
in destillirtem Wasser, um alles Natron zu entfernen.
Vergoldung.
Die von Fizeau angegebene Methode der Vergoldung gewährt
nicht nur den Vortheil das Bild zu fixiren, sondern sie erhöht auch die Schönheit
des Bildes bedeutend; es ist aber gerade diese Operation, bei welcher mir viele
schöne Bilder verunglükt sind. Die kalte Vergoldung hat die guten Eigenschaften der
Fizeau'schen nur im geringen Grade. Dagegen habe ich
aber die Nachtheile der lezteren an ihr nicht bemerkt, doch ist es mir vorgekommen,
daß Bilder, durch die kalte Vergoldung fixirt, nach längerer Zeit schwarz und flekig
geworden waren, obgleich sie anfangs ganz rein und schön erschienen. Die oben
erwähnten Fleken schienen zuweilen ihren Grund im Puzen, zuweilen im Jodiren der
Platte zu haben, denn sie wiederholten sich nicht immer auf derselben Platte;
dagegen gibt es aber Platten, wo die Ursache dieser Fleken in den Platten selbst
liegen muß, denn sie wiederholten sich an derselben Stelle mit ziemlich derselben
Form, was man auch immer mit der Platte beginnen mochte. Außer diesen Fleken, deren
Ursprung ich mit Sicherheit nicht auffinden konnte, zeigen sich zuweilen bei der
heißen Vergoldung auch andere von weißgrauer Farbe, deren Ursachen mir nicht zweifelhaft geblieben
sind. Diese lezteren Fleken können außer dadurch, daß beim Waschen im
unterschwefligsauren Natron die empfindliche Schicht nicht in allen Stellen
vollkommen entfernt wurde, noch entstehen:
1) auf einer neuen Platte, in Folge nicht gehörig reinen Puzens derselben;
2) auf einer Platte, welche den Queksilberdämpfen ausgesezt worden war, in Folge
davon, daß bei dem Schleifen die Platte nicht stark genug angegriffen und deßhalb
nicht alles Queksilber gehörig entfernt wurde;
3) in Folge, daß nach dem Waschen im unterschwefligsauren Natron die Platte nicht von
dem Natron gehörig gereinigt wurde;
4) in Folge einer Zersezung der Goldlösung.
Vielleicht gibt es noch andere Ursachen dieser Fleken, mir sind aber keine weiteren
vorgekommen. Was die unter 1 bis 3 angegebenen Ursachen der Fleken betrifft, so
folgt schon aus dem Vorhergehenden, wie sie vermieden werden können, es soll daher
hier nur noch von Nr. 4 die Rede seyn. Zur Verfertigung der Goldauflösung habe ich
mich immer französischer Materialien bedient und mich genau an Fizeau's Vorschrift gehalten. Die Goldlösung ist mir immer recht gut
gelungen, sie war in der Regel rein und wasserklar; allein sie zeigte sich als eine
ziemlich unbeständige Verbindung. Im Anfang wirkte die Lösung recht gut, gewöhnlich
zeigten sich aber bald weiße Floken in derselben, und dann entstanden auf den
Platten auch weiße Fleken, überhaupt wirkte sie dann schlechter als früher. Man kann
eine solche Lösung wieder ganz brauchbar machen, wenn man sie auf ein Filtrum
bringt, und dann mehr neue Goldlösung, von 1 Theil Chlorgold auf 500 Theile Wasser
zusezt. Wie viel Chlorgold man aber in solchen Fällen zusezen muß, kann ich nicht
sicher bestimmen; etwas zu viel Gold hat aber keinen erheblichen Nachtheil, die
Bilder erhalten höchstens einen schwachen Goldton, der keineswegs unangenehm ist.
Jedenfalls darf man aber nicht so viel Chlorgold zusezen, daß die Flüssigkeit eine
bemerkbare Färbung zeigt, wenn man den Goldton vermeiden will. Eine Quantität
Goldlösung habe ich auf solche Weise dreimal glüklich verbessert. Mißlingt die
Goldlösung bei der ersten Verfertigung, so daß sie sich etwas bräunlich färbt, so
kann man sie auf dieselbe Weise verbessern wie die flokig gewordene. Kleine Platten
braucht man nach der Vergoldung nicht mit siedendem Wasser zu waschen, sondern man
spüle sie nur mit kaltem Wasser rein ab, fasse sie an einer Eke mit einer Zange und
erhize sie an der anderen Eke mit einer Spirituslampe, indem man die Platte etwas
geneigt hält; sobald das Wasser anfängt sich zurükzuziehen, blase man stark auf die Platte
und folge dem Rand des Wassers mit der Lampe nach. Um dieß Verfahren anzuwenden, muß
man sich aber zuvor darin üben, sonst thut man besser die Platten mit kochendem
Wasser zu waschen.
Mittel die Dike der empfindlichen Schicht zu
erhöhen.
Es ist hinreichend bekannt und schon mehrfach besprochen worden, daß alle Bilder,
welche man mit Benuzung der im Vorhergehenden erwähnten Mittel erhält, sehr wenig
Plastisches haben, und Daguerre schreibt dieß gewiß mit
Recht der äußerst geringen Dike der empfindlichen Schicht zu; denn wenn es gelingt
diese Dike zu erhöhen, so erhalten auch die Bilder weit mehr Rundung, und zuweilen
fast künstlerische Vollendung. Es ist vorgeschlagen worden, die Platten zu diesem
Zwek mit ätherischen Oehlen, z.B. Lavendelöhl, Steinöhl etc., zu behandeln, nachdem
sie schon gehörig polirt worden sind, und in der That kann man auf diesem Weg zu
Bildern gelangen, welche andere ohne dieses Mittel erhaltenen weit übertreffen. Ich
habe aber doch bei der Anwendung ätherischer Oehle größere Schwierigkeiten gefunden,
als ich erwartete; denn es gelingt nicht immer den Platten durch diese Substanzen
einen hinreichend gleichmäßigen Ueberzug zu geben, um ein reines Bild zu erhalten.
Am besten gelang mir dieß noch, wenn nach der Auftragung des Oehls und möglichster
Abgleichung desselben mit Baumwolle, ich die Platten noch leicht mit Roth, Sammt Nr.
2 und Spiritus, und dann noch mit troknem Sammt Nr. 2 überzog. Doch auch dann
verunglükten mir die Bilder mehrfach.
Eine andere Methode zur Erhöhung der Dike der empfindlichen Schicht ist die von Hrn.
Daguerre vorgeschlagene (welche im polyt. Journal
Bd. XCII S. 284 mitgetheilt worden ist).
Ob außerdem noch andere Vorschläge zu diesem Zwek gemacht worden sind, ist mir bis
jezt nicht bekannt geworden. Was nun diese Methode anbetrifft, so kann ich aus
eigener Erfahrung versichern, daß man durch dieselbe wirklich zu sehr schönen
Resultaten gelangen kann; allein obgleich ich dieselbe nur für Achtelplatten in
Anwendung gebracht habe, zeigte sich mir doch, daß dieselbe äußerst zeitraubend ist
und aus diesem Grund schon allein schwerlich viele Anwendung finden wird. Hierzu
kommt aber noch der Umstand, daß diese Methode mehrere Operationen erfordert, welche
nur einer sehr geübten Hand hinreichend gelingen können; überhaupt müssen aber bis
zur Jodirung acht Operationen mit der Platte vorgenommen werden, und man kann daher
fast nie sagen, worin ein mißlungener Versuch seinen Grund hatte. Daguerre sucht in seiner Methode alles zu vereinigen, was nach schon bekannten
Erfahrungen die Schönheit des Bildes erhöhen kann, daher
1) die vorläufige Vergoldung der Platte,
2) der Gebrauch des ätherischen Oehls,
3) der Gebrauch verschiedener Metallsolutionen, auf welche Hr. Daguerre selbst schon früher aufmerksam gemacht hatte.
Was Nr. 1 anbetrifft, so bleibt auch hier dasjenige gültig, was über vergoldete
Platten schon bei dem Bromiren bemerkt wurde, und in Betreff Nr. 2 müßte ich das
wiederholen, was schon oben gesagt ist; es bleibt daher noch Nr. 3 zu
betrachten.
Daguerre wendet zur Vorbereitung der Silberplatte noch
folgende Metalle an: Queksilber, Gold und Platin, und er bemerkt dabei, daß er sie
alle für ganz nothwendig zur Erlangung eines vollkommenen Resultats halte, daß aber
die Anwendung derselben abgeändert werden könne. Hiemit bin ich einverstanden;
allein ich kann bis jezt nicht die Ansicht theilen, welche Daguerre in einigen Worten anzudeuten scheint, in Betreff der Rolle,
welche diese Metalle im photographischen Processe spielen. Ich halte nämlich hier
das Gold für das wichtigste Metall nächst dem Silber; das Platin dient um die
secundären Färbungen zu vernichten, welche durch das Gold bedingt werden, das
Queksilber endlich aber zur Amalgamation. Queksilber vor der Jodirung an die Platten
gebracht, muß ich nach mehrfachen unter verschiedenen Umständen gemachten
Beobachtungen für den photographischen Prozeß eher nachtheilig als förderlich halten
und die Photographie würde vielleicht gewinnen, wenn man ein anderes Mittel fände,
welches das Queksilber ersezte. Es kann nun zunächst die vorläufige Vergoldung und
das ätherische Oehl bei der Behandlung der Platten wegfallen, und man kann sich zur
weiteren Behandlung der Platte der Chloride bedienen. Ich seze immer zuvörderst eine
Platte voraus, welche nach der im Eingang angegebenen Weise so behandelt worden ist,
daß sie zur Vollendung noch der Behandlung mit Sammt Nr. 2, Spiritus und Roth, und
dann noch mit Sammt Nr. 2 bedürfen würde. Ueberschleift man nun eine solche Platte
mit einem Gemisch verdünnter wässeriger Lösungen von Queksilberchlorid (Aezsublimat)
und Goldchlorid, so kann man den Bildern die verschiedensten Farbenspiele ertheilen,
je nachdem man mehr oder weniger Chlorgoldlösung zum Queksilber sezt, und man lernt
hiebei fast an die Homöopathie glauben. Auch erhielt ich eine solche Zusammensezung,
welche mich fast zu dem Irrthum verleitet hätte zu glauben, daß ich ein Mittel
gefunden habe, um die natürlichen Farben der Körper wiederzugeben. In der That
erhielt ich Bilder eines
Gebäudes, in denen der Himmel schwach blau, die Kuppel des Gebäudes graugrün, die
Säulen weiß, die Hinterwände gelb waren. Sämmtliche Farben entsprachen denen der
Natur, aber nur das Gelb war eben so stark und ganz der Farbe der Wände
entsprechend; das Bild erschien, als wenn es schwach illuminirt wäre. Ich überzeugte
mich aber bald, daß wenn auch wirklich die natürlichen Farben der Körper hiebei
nicht ganz ohne Einfluß waren, das Wesentliche doch eigentlich in der Stärke des
reflectirten Lichts liege, weil mit dieser auch die Farbentinten wechselten, so daß
z.B. stärker beschattete weiße Gegenstände sich schwach röthlich oder orange gefärbt
zeigten. Durch allmählichen Zusaz einer verdünnten Lösung von Platinchlorid kann man
nun diese erwähnten Färbungen tilgen, so daß man zulezt höchstens ein schwaches
Kirschroth behält, welches nur in sehr schräger Lage des Auges gegen die Platte
bemerkbar ist. Zu viel Platin macht die Bilder grau. Wie gesagt, hat man es hier
fast mit homöopathischen Wirkungen zu thun; deßhalb mag wohl auch die Beschaffenheit
der Materialien nicht ohne Einfluß seyn, doch habe ich darüber keine directen
Erfahrungen. Was meine Materialien anbetrifft, so habe ich bei Anwendung der
Chloride folgendes Gemisch für das beste gefunden; man löse
1) 1 Theil Queksilberchlorid (Aezsublimat)
in 1400 Theilen Wasser,2) 1 Theil
Chlorgold in 500 Theilen Wasser,3) 1 Theil Platinchlorid in 4000
Theilen Wasser
demGewicht
nach.
Dieß sind auch die von Hrn. Daguerre gebrauchten
Lösungen.
Dann nehme man
von Nr. 1 1 Th.; von Nr. 2 10 Th.; von Nr. 3 4 Th. dem Volumen
nach,
und verdünne diese 15 Th. noch mit eben so viel Wasser. Man
schüze dieses Gemisch vor starker Einwirkung des Tageslichts, denn es färbt sich
darin allmählich schwach violett und wirkt dann nicht mehr so gut. Ungeübte Personen
können noch eine stärkere Verdünnung, selbst bis zu 30 Th. Wasser nehmen, man muß
dann aber die Platte wenigstens dreimal überschleifen. Die zulezt angegebenen
Verhältnisse, welche für meine Materialien die besten waren, können sich mit der
Beschaffenheit der Substanzen wohl etwas ändern; es kann aber für jeden Operateur
nicht schwer seyn, dieselben mit Rüksicht auf das oben Gesagte für seine Materialien
zu modificiren. Das Gemisch muß überhaupt so weit verdünnt werden, daß es die
Silberplatten nur kaum bemerkbar angreift; sobald es noch bemerkbar äzt, hat man
noch Wasser zuzusezen. Eine Platte, die nun schon so weit geschliffen ist, wie oben
angegeben, überschleift man noch zwei- bis dreimal mit Roth, feiner Baumwolle und
dem oben erwähnten Gemisch, indem man besonders beim lezten Uebergehen der Platte
den Baumwollenballen nur ganz leicht über die Platte führt. Dann übergehe man die
Platte noch leicht mit Spiritus, Roth und Sammt Nr. 2, um abzugleichen, und endlich
mit troknem weichen Sammt Nr. 2, um alles Roth wegzunehmen, und jodire dann. Die so
behandelten Platten werden im Jod leicht blauroth, und dieß scheint auch für sie die
beste Farbe zu seyn; den Dämpfen des Bromwassers müssen sie etwas länger ausgesezt
werden als gewöhnliche Platten, schon der dikeren Jodschicht wegen. Die Behandlung
mit Chloriden macht die Platten sehr empfindlich, man erhält darauf hübsche
Ansichten und Porträts; auch kann ich mich über die Unsicherheit der Resultate eben
nicht sehr beklagen. Die wahre Vollendung erhalten die Bilder aber immer erst durch
die Fizeau'sche Vergoldung.
Noch weit schönere Bilder gewährt aber die folgende Methode. Man vollende die
Vorbereitung der Platte ganz wie sie im Eingang angegeben ist, dann bereite man sich
folgende Gemische:
1 Vol. gesättigter Lösung von Queksilbercyanid in destillirtem
Wasser,
2 Vol. Wasser;
ferner:
2 Vol. bis 2 1/2 Vol. von einer guten klaren Lösung von Chlorgold
und unterschwefligsaurem Natron, wie man sie nach Fizeau
zum Vergolden gebraucht;
hiezu seze man:
2 Vol. bis 2 1/2 Vol. von der oben erwähnten Lösung von
Platinchlorid in Wasser, unter starkem Umrühren.
Dieses leztere Gemisch seze man nun unter Umrühren zu dem verdünnten Cyanid. Hat man
die Proportionen richtig getroffen, so muß das Gemisch klar bleiben, und es muß
wenigstens einige Tage stehen können, ohne daß sich ein grauer Niederschlag bildet,
wenn es nicht zu stark dem Tageslicht ausgesezt wird. Ich habe mir dieses Gemisch
immer nur in kleinen Quantitäten bereitet, mit Hülfe eines Maaßröhrchens von 3
Millim. Durchmesser, in welches man die Flüssigkeit mit dem Munde einsaugt. Man
reinige aber ein solches Röhrchen jederzeit mit destillirtem Wasser, bevor man eine
andere Substanz damit abmißt. Man nehme jezt die fertig polirte Platte, übergehe sie
mit Roth, einem Bällchen feiner Baumwolle und der angegebenen Flüssigkeit recht
gleichmäßig, und bevor die Platte troken wird, nehme man mit einem zweiten Bällchen
das Roth weg, dann beginne man wieder aufs neue mit dem ersten Bällchen und ende mit dem
zweiten, endlich nochmals mit dem ersten und dann mit dem zweiten. Weiter gehe man
aber nicht; man kann schon mit zweimal aufhören, dann hat das Bild aber weniger
Relief. Die Baumwollbällchen bewahre man; gebrauchte sind besser als neue und man
kann sie lange benuzen. Man muß diese Operation mit recht leichter Hand machen, ohne
auf die Platte zu drüken, und sich bemühen die Flüssigkeit gleichmäßig an der Platte
anhaften zu machen. Die Oberfläche der lezteren bekommt ein mattes Ansehen und wird
sehr weich; sie muß nun noch abgeglichen werden. Hiezu bedient man sich wieder des
Roth, Spiritus und Sammt Nr. 2, und dann des troknen Sammts Nr. 2; hüte sich aber ja
auf die Platte zu drüken, um nicht Risse in die weiche Masse zu machen, die dann
erst bei der Vollendung des Bildes bemerkbar werden. Ich bin zwar immer recht gut
mit Baumwollensammt fertig geworden; solchen Personen aber, die keine leichte Hand
haben, möchte ich doch wohl lieber rathen, sehr weichen Seidensammt oder vielmehr
noch besser sorgfältig gereinigtes weißes Leder anzuwenden. Ohne Anwendung des Roth
gelingt die Amalgamation der Platte schwieriger, sonst wäre es besser diese Substanz
wegzulassen; vielleicht findet sich mit der Zeit statt dessen eine andere, welche
zugleich photographische Eigenschaften besizt, wodurch die Wirkung noch erhöht
werden kann.
Die amalgamirte Platte jodirt man roth; man braucht sie aber keineswegs zu verwerfen,
wenn sie schon einen blaurothen Schein bekommen hat. Bedient man sich der Lösung von
Bromjod in Schwefeläther, wodurch man die schönsten Bilder erhält, so bleibt
dasjenige gültig, was oben bei dem Bromiren bemerkt wurde, auch in Bezug auf früher
vergoldete Platten.
Die nach lezter Weise mit Cyanid behandelten Platten sind etwas weniger empfindlich,
als die mit Chloriden geschliffenen; doch habe ich bei geeigneter Bromirung, mit
Anwendung des troknen Bromjod, selbst an den trübsten Herbsttagen, in 15 Secunden
sehr schöne Bilder auf ihnen erhalten. Nach dem Aussehen der Bilder im
Queksilberkasten würde man wenig von ihnen erwarten; man lasse sich aber dadurch
nicht täuschen, das Bild liegt hier offenbar unterhalb der Oberfläche des Jod in der
Tiefe des Amalgams und erscheint daher verschleiert; erst durch das Waschen im
Natron wird das Bild klar. Aber auch dann noch wird es eben nicht scheinen, als
gewähre diese Methode einen erheblichen Vortheil, denn dieser zeigt sich erst bei
der Vergoldung; hier geht ein gelungenes Bild mit einer Schönheit hervor, wie ich es
auf keine andere Weise erhalten habe; denn es zeigt sich massenhaft, fast wie auf
klarer Dekfarbe aufgetragen. Mißlungen sind mir bis jezt nach diesem Verfahren Bilder nur dadurch,
daß ich sie zu lange in der Camera obscura ließ; dann scheint es als wenn das
Amalgam an den Stellen wo das Licht sehr stark wirkte, sich förmlich verflüchtigt
hätte. Ich habe versucht bei diesem Verfahren noch ätherisches Oehl in Anwendung zu
bringen, aber es glükten mir damit nur wenige Bilder, von denen ich nicht sagen
kann, daß sie sich vor den anderen besonders ausgezeichnet hätten. Meine schönsten
Bilder habe ich immer vorzugsweise bei bedektem Himmel erhalten. Auf größere als
Viertelplatten habe ich die beiden zulezt angegebenen Verfahren nicht
angewendet.
Die Photographen sind nicht einig darüber, ob die Feuchtigkeit der Luft nachtheilig
oder vortheilhaft für den photographischen Proceß sey; meinen Erfahrungen nach
glaube ich hierüber Folgendes sagen zu können:
1) Eine möglichst trokene empfindliche Schicht auf der Platte
gibt reinere und schönere Bilder als eine solche, die etwas Feuchtigkeit
enthält.
2) Wasserdünste in der Luft, so lange sich dieselben nicht auf
der Platte condensiren, bevor die gewünschte Lichtwirkung stattgefunden hat,
sind dem photographischen Proceß im Allgemeinen nicht nachtheilig; ich würde
mich sogar eher zu der Meinung neigen, eine feuchte Luft und kühle Witterung für
vortheilhaft zu halten, als zu der entgegengesezten.
3) Selbst starke Condensation von Wasserdünsten aus der Luft auf
die Platten, wenn dieselbe schon aus der Camera obscura genommen, aber noch
nicht den Queksilberdämpfen ausgesezt waren, schadet wenigstens dem Bilde nicht
bemerkbar. Einer meiner Bekannten erhielt unter solchen Umständen sogar einige
Bilder, die sich ohne Vergoldung so stark fixirt zeigten, daß sie nur durch
starkes Abschleifen mit Oehl vernichtet werden konnten; was hier der Zufall
gethan hatte, ist mir künstlich nachzuahmen noch nicht gelungen.
Zum Schluß bemerke ich noch, daß der Versuch, die Mondbahn zu daguerreotypiren, mir
mit der größten Leichtigkeit gelungen ist, sowohl mit Anwendung des Doppelobjectivs,
als auch mit gewöhnlichen einfachen Objectiven. Ich habe diesen Versuch sowohl bei
Vollmond, als in den Vierteln wiederholt, und stets Platten angewendet, die mit
Bromwasser behandelt waren. Die mit dem Doppelobjectiv erhaltenen Bilder hatten
genau die Breite des Mondbildes auf der Glastafel und scharf begränzte Ränder; in
den Vierteln hatte der Anfang und das Ende des Streifens eine den entsprechenden Mondrändern ganz
entsprechende Form, woraus folgt, daß das Mondlicht fast momentan auf die
photographische Schicht wirkte. Bei der Anwendung des Doppelobjectivs zeigt sich im
Bilde der Mondbahn jederzeit deutlich ein den Rändern paralleler dunkler Streifen,
welcher, so viel die Kleinheit des Bildes, was nur 2 Millimet. Breite hatte, eine
genaue Messung zuließ, der Mondzone zwischen 6° S. und 20° N. Breite
entsprach; diese Zone ist die am schwächsten photographisch wirkende der
Mondoberfläche. Es wäre interessant diese Versuche mit großen Objectiven zu
wiederholen, deren sphärische Aberration möglichst corrigirt ist. Mein größtes
einfaches Objectiv, welches ich zu diesen Versuchen benuzen konnte, gab zwar für die
Mondbahn einen Streifen von 5 Millimet. Breite, und der dunkle Streifen war hierin
unzweifelhaft zu erkennen; allein wegen der großen sphärischen Aberration des Glases
war das Bild zu unbestimmt begränzt, um eine genauere Messung als die oben
angegebene zuzulassen. Begünstigt von einem reinen Himmel, habe ich die totale
Mondfinsterniß am 20. Mai/1. Jun. 1844 daguerreotypirt von ihrem Anfang bis zum
Eintritt der totalen Verfinsterung; das Bild der Mondbahn gleicht hier einem wenig
gekrümmten Elephantenzahn; der dunkle Streifen ist auch hier sichtbar, und man sieht
nicht nur deutlich wie die Breite des Mondes allmählich abgenommen hat, sondern auf
dem ganzen Bilde macht sich auch eine allmähliche Schwächung der Lichtwirkung
deutlich bemerkbar, so daß endlich die sehr wenig stumpfe Spize nur noch schwer zu
erkennen ist. Der trübe Himmel verhinderte mich denselben Versuch bei der totalen
Mondfinsterniß am 13./25. November desselben Jahres zu wiederholen.
Nachtrag.
Nachdem der vorstehende Aufsaz schon abgeschlossen war, sind mir noch die Bemerkungen
von Valicourt und von Fortin
über Bromjodid und Bromjodür im polytechn. Journal 1stes Augustheft 1844 zu Gesicht
gekommen. Diese beiden Bemerkungen kommen im Ganzen auf dasselbe hinaus, was oben
von mir über die erwähnten Substanzen gesagt wurde. Aus allem geht hervor, daß, um
das Maximum der Empfindlichkeit zu erhalten, wenn man mit Brom und Jod operirt,
abgesehen von der Bedingung der Reinheit der Silberfläche, man folgende Bedingungen
zu erfüllen hat:
1) daß auf der Platte mit einer bestimmten Quantität Jod eine
bestimmte Menge Brom verbunden sey,
2) daß diese beiden Substanzen in der ganzen Dike der
empfindlichen Schicht möglichst gleichmäßig verbunden seyen.
Was die erste Bedingung anbetrifft, so kann man derselben durch alleinige Anwendung
einer der beiden chemischen Verbindungen des Jods und Broms nicht genügen, denn
Bromjod im Minimum enthält zu wenig Brom für den photographischen Proceß, und
Bromjod im Maximum zu viel. Den lezten Fehler kann man durch vorläufiges Jodiren
verbessern; den ersten aber durch Bromiren, wo dann das Aussezen der Platten den
Dämpfen des Bromjods die Stelle des Jodirens nach der Methode Fizeau's vertritt. Dem Bromschleier sezt man sich in beiden Fällen eben so
gut aus, als bei der Methode Fizeau's; deßhalb würde ich
bloßen Praktikern immer rathen, lieber von der Forderung einer großen Schnelligkeit
der Wirkung etwas nachzugeben, und sich des Bromjods im Minimum zu bedienen,
welches, wenn man erst im Gebrauch dieser Substanz gehörig geübt ist, die sichersten
und schönsten Resultate gibt; will man aber mit lezterer Substanz die größte
Empfindlichkeit erreichen, so ist es gut, die Platten erst bis zum starken Gelb den
Dämpfen des Bromjods und dann einige Secunden den Dämpfen des Bromwassers
auszusezen, hierauf aber dieselben wieder bis zum Roth über dem Bromjod zu lassen.
Beide Verbindungen des Broms und Jods haben meinen Erfahrungen nach die
Eigenthümlichkeit, daß das Brom aus ihnen verhältnißmäßig schneller verdunstet als
das Jod; Bromjod im Minimum ist beständiger als die andere Verbindung; bereitet man
aber die leztere auf die von mir angegebene Weise, so wird durch den Ueberschuß von
Brom im Fläschchen der Verlust compensirt.
Was die Bedingung Nr. 2 anbetrifft, so erfüllt sie sich bei einfacher Anwendung des
trokenen Bromjods von selbst, und mit dem Bromwasser erfüllt man sie durch die oben
angegebene doppelte Bromirung. Im Allgemeinen hat man, um diese Bedingung zu
erfüllen, abwechselnd die Platten dem Jod, oder dem dasselbe vertretenden Mittel und
der beschleunigenden Substanz auszusezen, und diesen Wechsel um so öfter eintreten
zu lassen, je diker die empfindliche Schicht werden soll; jedoch dürfte ein
zweimaliger Wechsel hinreichend seyn.
Kasan, im December 1844.