Titel: Dampfkessel zur Vermeidung der Dampfkesselexplosionen; von Hrn. Oberbergrath Henschel in Kassel.
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. I., S. 1
Download: XML
I. Dampfkessel zur Vermeidung der Dampfkesselexplosionen; von Hrn. Oberbergrath Henschel in Kassel.Die Société d'Encouragement hatte schon im J. 1829 zwei Preise von je 12,000 Francs ausgeschrieben, einen für die Entdeckung von Sicherheitsmitteln gegen die Explosionen der Dampfkessel, den anderen für einen Kessel von solcher Form und Construction, daß dadurch jede Gefahr einer Explosion verhütet oder unmöglich gemacht wird. Im Julius 1845 wurde Hrn. Oberbergrath Henschel die Summe von 6000 Francs zuerkannt, weil dessen Kessel die Möglichkeit einer Explosion und deren Gefahren in hohem Grade vermindert und dessen Anordnung überdieß die Ersparung an Brennmaterial begünstigt; nach einem Zeugniß von competenten Personen dd. 22. Febr. 1837 waren drei solche Kessel mit ihren Sicherheitsvorrichtungen und zwar einer seit 1830, ein zweiter seit 1835 und ein dritter seit vier Monaten zur vollkommenen Zufriedenheit ihrer Eigenthümer in Gebrauch, ohne daß sie etwas zu wünschen übrig ließen. (Bulletin de la Société d'Encouragement, Jul. 1845, S. 288.)A. d. R. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Septbr. 1845, S. 379. Mit Abbildungen auf Tab. I. Henschel's Dampfkessel zur Vermeidung der Dampfkesselexplosionen. In einem früheren der Société d'Encouragement mitgetheilten Aufsatze (v. J. 1835) zählt Hr. Henschel die Umstände auf, welche eine Dampfkesselexplosion bedingen und sie mehr oder weniger gefährlich machen; er gibt dann die geeigneten Mittel an, wodurch diesen Explosionen vorgebeugt werden kann oder wodurch sie doch wenigstens unschädlicher gemacht werden können. So schlägt Hr. Henschel, um dem Mangel an Dauerhaftigkeit bei den Dampfkesseln abzuhelfen, erstens vor, sie nur von geschickten und erfahrenen Männern verfertigen, sie oft untersuchen und den geringsten Fehler sogleich ausbessern zu lassen, gute Sicherheitsventile mit schmalen Rändern anzuwenden, letztere direct und elastisch zu belasten, in gutem Zustande zu erhalten und strenge Aufsicht über dieselben zu halten. Was zweitens einen zufälligen zu niederen Wasserstand im Kessel, oder das Ueberheizen seiner Wände betrifft, so empfiehlt er die Anwendung einer guten Speisepumpe und eines guten Schwimmers mit einer Vorrichtung, wodurch das Feuer ausgelöscht wird, sobald das Wasser unter das bestimmte Niveau fällt. Um endlich Explosionen vorzubeugen, räth er drittens, in den Kessel einen festen Körper zu bringen, welcher dem heißen Wasser widersteht und so viel als möglich das Wasservolumen veringert ohne die Dampfentwickelung zu hemmen. Beschreibung des Kessels. Hr. Henschel hat bei seinem Kessel, welcher für eine stationäre Hochdruckmaschine von 6–10 Pferdekräften gehört, das Princip der Flüssigkeitstheilung angewandt, welches schon längst von Hrn. Baron Seguier empfohlen wurde. Dieser Kessel, der in Fig. 1 im verticalen Längendurchschnitte und in Fig. 2 im Querdurchschnitte gezeichnet ist, besteht aus vier kupfernen Siederöhren A von 3,33 Meter Länge, und 12 bis 15 Centimeter Durchmesser, die neben einander liegen und unter einem Winkel von 24° gegen den Horizont geneigt sind. Diese Siederöhren liegen so weit von einander entfernt, daß die Flamme zwischen ihnen durchschlagen kann und ihre Gesammtoberfläche ist gleich der Heizfläche eines gewöhnlichen Kessels für dieselbe Kraft. Die punktirten Linien zeigen die verschiedenen Wasserstände in den Siederöhren an. Diese sind unten durch gußeiserne Ansatzstücke a verlängert, welche gewöhnlich gekrümmt sind, wie aus Fig. 5 zu sehen ist, damit man leichter in die Siederöhren gelangen und sie reinigen kann. Die gußeisernen Ansatzstücke sind mit einem Boden e versehen, welcher mit Mutterschrauben d, d aufgeschraubt ist, damit man ihn leicht abnehmen kann. Zwischen den Boden und das Ansatzstück ist, der Dichtung wegen, ein Bleiring gelegt. Das untere Ansatzstück a ist noch mit einer verticalen kupfernen Röhre b versehen, welche in eine horizontale Röhre c einmündet, die alle einzelnen Siederöhren mit einander verbindet und ihnen das Speisewasser, welches die Pumpe liefert, zuführt. Das obere Ende der Siederöhre ist mit einem andern gußeisernen Ansatzstücke d versehen und an dieses ist eine kupferne Röhre f befestigt, welche in einen gußeisernen cylindrischen Dampfrecipient g mündet, der außerhalb des Ofens D horizontal angebracht und mit Deckelplatten zugeschraubt ist. An eine dieser Deckelplatten ist das Sicherheitsventil angepaßt und an die andere die Röhre, welche den Dampf dem Maschinencylinder zuführt; eine zweite Röhre e bringt den Dampfrecipient in Verbindung mit dem Schwimmer. Der gemauerte Ofen D umgibt gänzlich die Siederöhren, welche durch ein flaches Gewölbe E gedeckt sind, das aus mehreren eisernen Rahmen F besteht, die mit feuerfesten Steinen ausgefüllt und unter sich verbunden sind; zwischen diesem Gewölbe und den Siederöhren ist ein hinlänglicher Zwischenraum für den Durchgang der Flamme. Die Siederöhren sind in gewissen Entfernungen durch Bügel oder Bänder e′ unterstützt, deren Enden durch die gußeisernen Rahmen gehen, wo dann Muttern auf dieselben geschraubt werden. G ist die Ofenthür und H der Canal, durch welchen der Rauch abzieht. Auf der schiefen Fläche, welche der Ofen inwendig bildet, sind Canäle f′, f′ angebracht, in welchen sich Asche und Schlacken sammeln, die man durch Seitenöffnungen mittelst Schürhaken entfernen kann. Die Flamme und die Verbrennungsproducte streichen abwärts an der ganzen Länge der Siederöhren hin, welche auf diese Weise beständig von denselben umgeben sind. Der Rost B, welcher unter dem oberen Theile der Siederöhren liegt, ist in derselben Richtung wie diese geneigt. Die zwei Seitentheile desselben sind fest, der mittlere Theil aber ist um eine horizontale Achse q beweglich und ruht auf dem Arm a′ eines schmiedeisernen Hebels r auf. C ist der Aschenfall, von welchem aus die Luft zum Rost gelangt. Sollen die Siederöhren Maschinen von mehr als 10 Pferdekräften bedienen, so legt man zwei Reihen derselben über einander, so daß eine obere Röhre über den Zwischenraum von zwei unteren zu liegen kommt. Schwimmer. Eine viereckige gußeiserne Büchse h, welche außerhalb des Ofens angebracht und eben so hoch mit Wasser gefüllt ist, als die Siederöhren A (was durch punktirte Linien angedeutet ist), enthält einen steinernen Schwimmer i, welcher in ein Blechgehäuse gefaßt ist; dieser Schwimmer, welcher die momentanen Niveauveränderungen — eine Folge des Aufkochens des Wassers—nicht empfindet, ist an einem Kupferdraht j aufgehängt, der durch eine Stopfbüchse auf dem Deckel des Gefäßes h geht und an einen kleinen Balancier k befestigt ist, welcher sich um eine Achse l dreht; der andere Balancierarm trägt, wie gewöhnlich, ein Gegengewicht m, das an einen Draht gehängt ist, um den Schwimmer im Gleichgewicht zu erhalten. Der dritte Arm n, welcher mit dem Balancier einen Winkelhebel bildet, ist mit einer Stange o vereinigt, die mit dem Ventile der Speisepumpe in Verbindung ist und je nach der Stellung des Schwimmers diesem Ventile seine Wirkung gestattet oder dieselbe aufhebt. Der Boden der Büchse h ist durch eine Röhre p, die sich an die Röhre c anschließt, mit der Verlängerung a der Siederöhren in Verbindung. Das Speisungswasser tritt unten in die schiefliegenden Siederöhren, so daß sich diese mit Wasser füllen, dessen Temperatur von unten nach oben allmählich zunimmt — ein Umstand, welcher der Wärmeabgabe der Gase günstig ist, weil sie in dem Verhältnisse als ihre Temperatur abnimmt, mit immer kälteren Wasserschichten in Berührung kommen. Ist der Kessel hinreichend mit Wasser gefüllt, so wird das Ventil der Speisepumpe durch den Schwimmer beständig offen erhalten und das eingesaugte Wasser fließt wieder in die Cisterne zurück, ohne in den Kessel überzugehen; in diesem Falle hat der Schwimmer seine höchste Stellung; sobald aber der Dampf das Maximum seiner Spannung erreicht hat (nachdem nämlich das Niveau im Kessel gesunken ist), so hat auch der Schwimmer seine tiefste Stellung angenommen, und dieß ist der Augenblick, wo eine Explosion zu befürchten ist. Um einer solchen vorzubeugen und die Siederöhren sogleich außerhalb des Bereiches der Flamme zu bringen, hat Hr. Henschel folgenden Mechanismus erfunden. Sobald der Schwimmer sinkt, hebt er das Gegengewicht m mit dem Drahte, woran es gehängt ist, in die Höhe; an diesen Draht ist aber noch eine kleine Stoßscheibe s befestigt, welche, indem sie mit dem im Winkel gebogenen Hebel t, der sich um die Achse u drehen läßt, zusammentrifft, diesen in Bewegung setzt und ihn die durch punktirte Linien angezeigte Stellung anzunehmen nöthigt. Diese Bewegung ist durch ein Gewicht v, das am Hebel angebracht ist, begünstigt. Mit dem Winkelhebel t ist eine Zugstange x durch Scharnier verbunden, die unten mit einem Schlitze y versehen ist, der sich über den Bolzen z verschieben läßt; dieser Bolzen befindet sich an dem einen Arme eines Hebels r, auf welchem das Ende des Rostes B liegt. Sobald der Hebel t überschlägt, geht die Stange x in die Höhe und dreht den Winkelhebel r, dessen einer Arm a′ dem Roste als Stütze dient; da nun diese Stütze plötzlich weggenommen wird, so dreht sich das Rostende um die Drehungsachse des Rostes und nimmt die durch die punktirte Linie bc′ angegebene Stellung an. Auf diese Weise fällt dann das auf dem Roste liegende Brennmaterial in den Aschenfall und der Rost legt sich an den Querstab d′ an, welcher ihn verhindert an die Mauer anzuschlagen. Ist die Gefahr vorüber, so bringt man den Rost leicht in seine erste Lage und gibt von neuem Brennmaterial auf denselben. Hr. Henschel bemerkt, daß dieser Drehrost für stationäre Dampfmaschinen der vortheilhafteste Apparat sey, daß er aber für Schiffsmaschinen nicht wohl anwendbar wäre, daher man bei letzteren zu anderen Mitteln, das Feuer plötzlich auszulöschen, seine Zuflucht nehmen müsse. Ein solches Mittel, welches er auch für Hochdruckmaschinen empfiehlt, bestände darin, mittelst zweier an jeder Seite des Ofens angebrachten Röhren Wasser in Regenform über das Feuer zu gießen. Diese Röhren müßten in dem Mauerwerke liegen, wie Gießkannen mit Mundstücken versehen und mit der Speisungspumpe in Verbindung seyn. Sollte durch die Abnahme des Wassers im Kessel der Schwimmer eine tiefere Stellung annehmen, als er in der Regel hat, so wirkt er auf einen Drücker, welcher nicht bloß die Gefahr dadurch anzeigt, daß er auf eine Glocke schlägt, sondern auch den Hahn der Röhren öffnet, so daß das Wasser in zwei Strahlen, die sich in der Mitte des Ofens begegnen, kräftig in das Feuer strömt; auf diese Weise wird die Intensität der Flamme geschwächt, die Kesselwände kühlen sich nach und nach ab und alle Gefahr einer Explosion verschwindet. Man könnte sich auch der Drehröste bedienen, von denen das Brennmaterial schnell dadurch weggenommen würde, daß ein Schaber oder Streicher sich schnell in der der Bewegung des Rostes entgegengesetzten Richtung über die Rostfläche dreht. Speisepumpe. Dieser Apparat, welcher einen wesentlichen Theil der Dampfmaschine bildet, könnte bei Hochdruckmaschinen wohl schwerlich durch etwas anderes ersetzt werden. Für eine Maschine dieser Art von acht Atmosphären Druck wendet Hr. Henschel eine Pumpe an, wie sie in Fig. 8 dargestellt ist. a ist ein Pumpenkolben aus Gußstahl. b Pumpencylinder oder Stiefel, in welchem sich der Kolben bewegt. Sobald man die Pumpe in Bewegung setzt, lüftet man den aufgeschraubten Stöpsel c ein wenig und die Luft kann nun aus der Pumpe durch den kleinen krummen Canal in diesem Stöpsel entweichen. e oberes oder Steigeventil. f Verpackung, welche den Kolben umgibt und ihn luftdicht macht, g Schmierbüchse, welche auf den Pumpenstiefel aufgeschraubt ist; die Höhlung d dieser Büchse muß beständig voll Oel erhalten werden, um den Kolbenlauf zu erleichtern und die Luft abzuhalten. h Canal, welcher den Pumpenstiefel mit den Ventilen verbindet. Der Pumpenstiefel ist fest auf den Dekel der Cisterne g, g aufgeschraubt und zu diesem Zweck sind Ohren an ihn gegossen. Das Mittelstück des Ventilkastens i ist eben so auf den Deckel befestigt. Der Sitz j des Saugventiles m ist in das Stück i eingeschraubt und der Dichtigkeit wegen ist zwischen beide ein Bleiring gelegt. Der conische Theil dieses Ventiles liegt auf einer Röhre n, die aber für den Durchgang des Wassers vier Schlitze hat. Aehnliche Oeffnungen sind unter dem Steigventile e angebracht; die Büchse, in welcher dieses Ventil liegt, ist oben eingezogen und das Ventil stößt gegen diese Einziehung, doch bleibt noch der nöthige Zwischenraum, damit das Wasser durch die krumme Röhre o in den Kessel gelangen kann. Das Saugventil wird durch das Sinken oder Steigen des Schwimmers in oder außer Thätigkeit gesetzt, nämlich vermittelst der Stange o, Fig. 1, welche oben mit der Stange p in Verbindung ist; um die Lage dieser Stange und dadurch die Lage des Ventils zu reguliren, ist die Stange o mit einem Bügel q, Fig. 10, in Verbindung, und dieser trägt eine Schraubspindel r, welche man mittelst der Scheibe s drehen kann; diese Schraube geht durch die Mutter in der Gabel t, welche mit der Stange p aus einem Stücke ist; an letztere ist unten ein eiserner Rahmen u, Fig. 8, gehängt, der sich um Zapfen v drehen läßt. Dieser Rahmen hat ein Querstück x, welches unter der Mitte der Röhre n und des Saugventiles liegt und den Zweck hat, letzteres offen zu halten, wenn die Pumpe kein Wasser in den Kessel liefern soll. Sinkt der Schwimmer, so geht das Querstück x abwärts, das Ventil schließt sich und die Pumpe liefert Wasser. Die Erfahrung hat gelehrt, daß unter diesen Umständen der Schwimmer eine mittlere Stellung annimmt, bei welcher er das Saugventil nur so viel hebt, daß bei jedem Kolbenhube ein Theil des angesaugten Wassers in den Kessel übergeht; wenn dieß der Fall ist, öffnet sich das Ausleerungsventil rasch und der Heizer wird davon durch den Ventilschlag in Kenntniß gesetzt, den man dann deutlich hört. Der größeren Sicherheit wegen hat Hr. Henschel an der Stange p eine Erweiterung l angebracht, die zwischen zwei Rollen g, g durchgeht, und letztere werden durch zwei Federn r, r an dieselbe angedrückt. Ist die Mitte dieser Erweiterung zwischen den zwei Rollen, so nimmt der Schwimmer seine mittlere Stellung ein; sobald aber das Querstück x seine höchste Lage hat, ist die Erweiterung über den Rollen. Damit die Speisepumpe beständig in gutem Stande bleibe, muß ihr filtrirtes Wasser zugeführt werden, und Hr. Henschel hat dazu folgende Vorrichtung erdacht: A, Fig. 11, ist ein Reservoir, welches das zur Speisung des Kessels bestimmte Wasser aufnimmt; es wird darin auf einer gewissen Höhe erhalten. Die Cisterne B der Speisepumpe ist mit diesem Reservoir durch die Röhre c, d, e so in Verbindung, daß das Wasser in beiden Recipienten auf gleicher Höhe steht. Auf dem Grunde des Reservoirs A befindet sich ein gußeiserner Cylinder C, auf dessen Rande zwei Ringe von Kupfer f, f, Fig. 12, liegen, welche durch die verticalen Führungsstangen g, g in ihrer Lage erhalten werden. Die Metallbleche i, i, welche als Seiher oder Filter dienen, sind in die Nuthen der Ringe f, f eingelöthet. Die Oeffnungen des unteren Filters i′ sind enger als die Oeffnungen des oberen Filters i, und halten alle Unreinigkeiten auf, welche allenfalls durch das obere Filter gelangen könnten. Diese Filter sind leicht zu reinigen und wieder an ihre Stelle zu bringen; der größeren Sicherheit wegen kann man noch die Mündung der Röhre c mit einem conischen Filter c′ bedecken. Nach Hrn. Henschel hat sein Dampfkesselsystem folgende Vorzüge: 1) Seine Dampfkessel enthalten nicht über den vierten Theil des Wasserquantums, welches in gewöhnlichen Kesseln von demselben Verdampfungsvermögen enthalten ist. 2) Das kalte Wasser, welches in den unteren Theil der Siederöhren eingepumpt wird, bleibt daselbst in Folge seines größeren specifischen Gewichtes und nur der dritte Theil des Wassers hat eine Temperatur, welche eine Explosion zur Folge haben könnte. 3) Das Bersten der Siederöhren ist wenig zu befürchten und würde keinen großen Schaden anrichten, weil die Kesselflächen, welche dem Ueberhitzen ausgesetzt sind, wenig Ausdehnung haben. Als Beispiel führt der Erfinder die Explosion an, welche im October 1834 an einem seiner Kessel stattfand, und zwar in Folge eines zu tiefen Wasserstandes in den Siederöhren und der Ueberhitzung ihrer Wände. Die Speisepumpe ging nicht mehr und die Schwimmerdrähte waren abgerissen, so daß der Schwimmer den Rost nicht mehr zu rechter Zeit öffnen und das Feuer unter den Röhren zerstören konnte. Eine der Siederöhren platzte und ein Strom von Dampf und kochendem Wasser ergoß sich über den Heizer, welcher dessenungeachtet mit einigen Brandwunden davon kam und bald wieder hergestellt war. 4) Das Reinigen der Kessel ist sehr leicht, wenn man den Boden des unteren Ansatzstückes a abschraubt. Incrustationen können sich keine bilden, wenn auch das Wasser satzig wäre; der Satz würde sich in dem unteren Theile der Röhre absetzen, woraus er leicht zu entfernen ist. Dessenungeachtet darf aber der Heizer das zeitweise Kesselreinigen nicht vernachlässigen. 5) Der bewegliche Rost, welcher eine sichere Bürgschaft gegen die Gefahr der Explosionen leistet, kann an jeder Art Kessel angewandt werden, ohne viele Schwierigkeiten in der praktischen Ausführung darzubieten. 6) Um das Wasservolumen in den Siederöhren so viel als möglich zu verringern, räth der Erfinder, einen massiven Gußeisencylinder in dieselben zu bringen, oder einen Cylinder von Eisenblech, welcher mit einem stark gebrannten Lehmkern ausgefüllt ist. Auch sollten in den horizontalen Dampfcylinder g, Fig. 2 und 4, zehn bis zwölf Diaphragmen von grobem Metallsieb schräg gegen die Oeffnung der Damfröhre gelegt werden, so daß der Dampf durch dieselben dringen müßte, während das Wasser, welches er noch mit sich führt, an den Siebmaschen hängen bliebe. Der Dampf sollte dann noch in der Röhre c, d, e quer durch die Flamme geleitet werden, wodurch er noch vollständig von den Wassertheilchen befreit würde. 7) Den Brennmaterialverbrauch betreffend, ist der Kessel sehr geeignet, die ihm zugeführte Wärme auf das zweckmäßigste abzugeben, weil die Flamme, nachdem sie auf das heißeste Wasser gewirkt hat, nach und nach mit Theilen der Siederöhren in Berührung kommt, welche immer kälteres Wasser enthalten. Mit Steinkohlen von mittelmäßiger Güte kann man Dampf von 8–10 Atmosphären Spannung hervorbringen. 8) Die Bedienung des Kessels ist sehr leicht; zwölf bis fünfzehn Minuten reichen hin, um die Maschine in Gang zu setzen. Wendet man dieses System bei gewöhnlichen horizontalen oder schief liegenden Dampfkesseln an, so muß man in dieselben ein Stück Holz a, Fig. 13, bringen (das der Länge nach in zwei Theile getheilt ist), um den Raum zu verkleinern, den das Wasser einnimmt. Dieses Holzstück ist oberhalb ein wenig hohl, wie aus dem Querschnitt Fig. 14 zu sehen ist. Es liegt auf Trägern b, die auf dem Grunde des Kessels befestigt sind, und in der Mitte ist ein Zwischenraum c zwischen den beiden Holzstücken gelassen. Dieses Holz ist bis zum gewöhnlichen Niveau im Kessel eingetaucht und seine Haltbarkeit wird dadurch vermehrt, daß man es mit einem dünnen Eisenblech umgibt, welches man auf dasselbe nagelt und in gewissen Entfernungen noch mit eisernen Reifen versieht. Diese Anordnung gewährt den Vortheil, daß die kleine Menge Wasser in dem Kessel sehr schnell kocht, und da dieselbe durch das Kochen immer in Bewegung ist, erhält sie beständig die Kesselwände benetzt, wodurch das Ueberhitzen derselben vermieden wird. Fig. 15 zeigt die Art, wie der leicht gewölbte Deckel d an einen gewöhnlichen schief liegenden Kessel befestigt wird. In einem zweiten Aufsatze vom 30. Junius 1837 bespricht Hr. Henschel, nachdem er einige neue Erklärungen über das Springen der Kessel bei Wassermangel und Ueberheizung der Kesselwände gegeben hat, einige Versuche, welche im Franklin-Institute über Dampfkessel-Explosionen gemacht wurden.Sie wurden im polytechn. Journal Bd. LXI S. 324 und 409 und Bd. LXII S. 2 und 81 mitgetheilt.A d. R. Die Kessel, mit welchen diese Versuche angestellt wurden, waren zu klein und ihre Wände so dünn, daß sie dem Dampfdruck nicht widerstehen konnten. Sie barsten daher an der Wasseroberfläche, zwischen der vom Wasser bespülten und der überhitzten Fläche, was nicht geschehen wäre, wenn man schief liegende Kessel angewandt hätte, bei welchen die Wasseroberfläche eine kleinere Ausdehnung hat. Man könnte diesem Uebelstande dadurch abhelfen, baß man die cylindrischen Dampfkessel unter einem Winkel von 10° neigte, wie dieß Fig. 3 zeigt. Die Flamme würde dann, statt um den Kessel zu circuliren, nur den Boden desselben, an der Stelle des Wasser—Niveau's, bestreichen. Der Rauch ginge durch den Canal a, und sollte trotz dieser Vorsicht die Flamme zu rasch unter dem Kessel wegstreichen, so müßte man unten an dem Kessel Querplatten anbringen, die sich ihr entgegensetzen. Die Heizfläche würde dadurch vermehrt, und um desto leichter Dampf von hoher Spannung zu erhalten und den Brennmaterialverbrauch zu verringern, müßte man im Innern des Kessels an den Punkten c, d einige Diaphragmen von durchlöchertem Bleche anbringen, welche aus vier Theilen zusammengesetzt seyn müßten, um sie beim Reinigen des Kessels herausnehmen zu können. Diese Diaphragmen, welche das kühlere Wasser vom heißeren trennen, werden die Dampfbildung beschleunigen. Hr. Henschel hat für einen Niederdruckkessel einen Speiseapparat angewandt, welcher eine Art hydraulischen Balanciers bildet und in Fig. 6 und 7 dargestellt ist. a ist die Dampfröhre des Kessels. b Röhre, welche unten in den Kessel einmündet. c Cylinder von 8 Centimeter Durchmesser, in welchem das Wasser auf derselben Höhe wie im Kessel steht. d Glasröhre, die als Wasserstandszeiger dient. e, e′ hohle drehbare Achse. g Speisungshahn. h hohle kupferne Kugel. i Verbindungsröhre dieser Kugel mit der hohlen Achse e. k Gewicht, welches die Kugel h im Gleichgewicht erhält und mit dieser und der Röhre i den beweglichen Balancier bildet. m kleines Luftventil, welches oben auf der Kugel h angebracht ist. Nehmen wir an, daß der Wasserstand über die Normalhöhe steigt, so kommt die Mündung der hohlen Achse unter das Wasser und dasselbe füllt die ganze Kugel h aus. Der Hahn g ist dann geschlossen. Sinkt das Niveau, so dringt der Dampf in die Oeffnung e, die Kugel leert sich, steigt in die Höhe und öffnet den Hahn g, und so abwechselnd. Die kleine Klappe m dient dazu, die Luft aus der Kugel zu lassen, welche sich mit Dämpfen vermischt darin befindet. Dieser Apparat ging nicht regelmäßig, weil die einzelnen Theile in Unordnung kamen, und wurde daher von dem Erfinder aufgegeben, nachdem er einige Jahre im Gebrauche war; er wurde jedoch seitdem bei sehr vielen Dampfkesseln für Färber, Bleicher etc. wieder angewandt. Hr. Henschel schließt seinen Aufsatz mit der Beschreibung eines Dampfkessels für eine Maschine von 40–50 Pferdekräften, welche bei dem Kohlenbergwerke in Obernkirchen im Gange ist. Dieser Kessel ist in Fig. 9 in der Längenansicht und in Fig. 16 im Grundrisse dargestellt. A, A Siederöhren. B, B Dampfreservoirs, welche senkrecht über denselben stehen. C, C Röhre, welche den Dampf zu der Maschine führt. D Aschenfall. E, E Röhre, welche den Dampf in die Schwimmerbüchse leitet. F Röhre, welche das Wasser zum Schwimmer bringt. G, G Röhre, welche die Verbindung zwischen dem Vorwärmer H und den Siederöhren herstellt. I, I Röhre, welche das Wasser von der Speisepumpe in den Vorwärmer leitet. K, K andere Röhre, welche den überflüssigen Dampf der Maschine in den Vorwärmer bringt. L Dampfablaßröhre. M, M Röhre, welche das von der Speisepumpe zu viel gelieferte Wasser ableitet, ehe es in den Vorwärmer kommt. Diese Röhre ist auf das Ablaßventil des Schwimmerkastens N aufgeschraubt. O Ventil, um den Dampf aus diesem Kasten abzulassen. P, P Apparat mit Gegengewicht, bestimmt um den Hahn der Röhre Q, Q zu öffnen, welche das Wasser aus einem höher gelegenen Reservoir zum Roste führt. R, R Röhre um den Kessel aus diesem Reservoir zu speisen. S, S Canäle die zum Kamine führen. T Schieber um die Canäle S, S nach Belieben zu öffnen oder zu schließen. U, U Richtung, welche die Ofenflamme nimmt. W gewöhnliches Niveau des Wassers. X Sicherheitsventil. Y Röhre um den Dampf abzuführen, welcher aus diesem Ventile tritt. Z, Z flache Decke von Backsteinen über den Siederöhren. A′ Heizthüre.

Tafeln

Tafel Tab.
									I
Tab. I