Titel: | Auszug aus einem Bericht des Hrn. Saladin über eine Abhandlung des Hrn. Heinrich Schwartz, die Fortpflanzung der Bewegung mit zunehmender Geschwindigkeit vermittelst Kegeln betreffend. |
Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XX., S. 93 |
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XX.
Auszug aus einem Bericht des Hrn. Saladin über eine Abhandlung
des Hrn. Heinrich
Schwartz, die Fortpflanzung der Bewegung mit zunehmender Geschwindigkeit
vermittelst Kegeln betreffend.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, 1845, Nr. 91.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Saladin, über Differenzenbewegung.
Hr. Schwartz gibt in seiner Abhandlung zuerst die
verschiedenen Mittel an, wodurch die veränderliche Geschwindigkeit, welche man für
die Vorspinnmaschinen zum Aufwinden des Gespinnstes nothwendig hat, hervorgebracht
werden kann. Nachdem er auf die Uebelstände aufmerksam gemacht hat, auf welche man
bei der Anwendung einiger dieser Mittel stößt, hebt er eines empfehlend hervor,
welches in zwei gleichen Kegeln besteht, die einander entgegengesetzt liegen und
eine unveränderliche Lage haben; er bemerkt noch daß, wenn zwei ähnliche Kegel mit
geradlinigen Erzeugenden einander in Bewegung setzen, ihre mittleren Durchmesser
nicht die mittlere Geschwindigkeit geben, wie man im ersten Augenblicke glauben
möchte, wenn man nicht zu Zahlen seine Zuflucht genommen hat. Endlich schlägt er ein
Mittel vor, um die Zahnstange genau zu bestimmen, welche dazu dient, den Riemen,
welcher die Bewegung des einen Kegels dem andern mittheilt, zu leiten, und beweist,
daß die Kegel ihre Lage ihrer Längenrichtung nach nicht verändern dürfen.
Man dürfte jedoch die sehr praktischen Mechanismen, welche längst im Gebrauche sind,
mit einigen Abänderungen beibehalten und sie Systemen vorziehen, deren Ausführung
mehr wissenschaftliche Kenntnisse voraussetzt, und die deßhalb dem Arbeiter, welcher
damit umzugehen hat, nicht so zugänglich sind. So wäre z. B. eine Zahnstange mit
gleichen Zähnen gewiß einer solchen mit ungleichen Zähnen, welche bei dem Systeme
mit zwei einander bewegenden Kegeln nothwendig ist, bei weitem vorzuziehen, und der
Nachtheil, welcher bei der Anwendung eines einzigen Kegels stattfindet, nämlich daß
sich ein Riemen auf eine schräge Fläche nicht gut anlegt, ließe sich beseitigen; man
könnte sich z. B. des einzigen Kegels so bedienen, daß er den Segmenten einer
expandirbaren Riemenscheibe als Leitung diente, und daß nur der Kegel seiner
Längenrichtung nach verschoben würde, ohne daß die Riemenscheibe ihre Lage auf der
Achse veränderte. Auf diese Weise könnte auch die Zahnstange gleiche Zähne bekommen.
Die Ausführung dieses Mechanismus möchte etwas schwierig seyn; doch fielen die zwei
Riemenleitungen, welche bei zwei gegenüberliegenden Kegeln nothwendig sind, weg, und
der Riemen würde, weil er auf seiner conischen Fläche zu laufen hat, nicht mehr
ungleich gespannt seyn.
Folgende Vorrichtung schlägt Hr. Saladin zur Uebertragung
zunehmender Geschwindigkeiten mittelst einer expandirbaren Riemenscheibe, welche
durch einen Kegel mit geraden Erzeugenden geleitet und durch eine Riemenscheibe von
constantem Durchmesser getrieben wird, für Zahnstangen mit gleichen Zähnen vor, um
das Gespinnst bei Vorspinnmaschinen mit Differenzenbewegung einzuwinden.
Fig. 18 ist
eine Seitenansicht der Transmission im sechsten Theile der natürlichen Größe
gezeichnet.
Fig. 19 ist
eine Längenansicht derselben, wie sie hinter der Maschine zu sehen ist.
In Fig. 22 bis
35 sind
die einzelnen Theile der Vorrichtung ebenfalls im sechsten Theile der natürlichen
Größe gezeichnet;
Fig. 22 ist
der Durchschnitt der expandirbaren Riemenscheibe mit ihrem Kegel;
Fig. 23
Seitenansicht der Riemenscheibe.
Fig. 24
horizontale Projection derselben.
Fig. 25
dieselbe im Durchschnitte nach der Linie A B.
Fig. 26
Querdurchschnitt der Riemenscheibensegmente und ihrer Leitstäbe nach der Linie E F.
Fig. 27
Durchschnitt der Riemenscheibe nach der Linie E F von
innen gesehen und ohne Segmente.
Fig. 28 Basis
des Kegels von innen gesehen.
Fig. 29
Längendurchschnitt derselben Basis.
Fig. 30
Längendurchschnitt eines der zwölf Segmente, woraus die Riemenscheibe besteht.
Fig. 31 innere
Ansicht eines solchen.
Fig. 32
Ansicht desselben von der Spitze des Kegels aus.
Fig. 33
dasselbe von der Basis des Kegels aus gesehen.
Fig. 34
Längenansicht eines der zwölf Keile, woraus der Kegel besteht und welche den
Riemenscheibensegmenten als Führung dienen.
Fig. 35
Querdurchschnitt nach G H von Fig. 34.
In allen Ansichten bezeichnen dieselben Buchstaben denselben Gegenstand.
a Achse, welche von der Maschine eine gleichförmige
drehende Bewegung erhält. b Riemenscheibe, welche auf
die Achse a befestigt ist. c
Spannrolle. d Hebel, welcher dieselbe trägt. e Lager des Hebels d. f Gewicht, welches von dem Hebel d getragen wird und dazu dient, den endlosen Riemen g gehörig zu spannen. h Leitrolle, welche ihre
Lage beibehält. i Lager der Leitrolle h, welches an dem Querstück k des Maschinengestelles befestigt ist. l
Achse der expandirbaren Riemenscheibe, welche unbeweglich mit derselben verbunden
ist. m expandirbare Riemenscheibe auf der Achse l; ihre Nabe und die beiden Seitentheile sind aus einem
Stücke gegossen. n, n
Segmente dieser Riemenscheibe. o Hülse mit zwölf
Einschnitten, welche dazu dienen, die Keile, aus welchen der Kegel besteht, an
seiner Spitze zusammenzuhalten. p Ring, mittelst dessen
die 12 Keile in ihrer Hülse befestigt sind. q Basis des
Kegels. r Stange, durch welche der Kegel nach Bedürfniß
verschoben wird. s Schnur, an deren Ende ein Gewicht
befestigt ist, das den Kegel von der Rechten zur Linken verschiebt. t Führungsstück, woran die Stange r befestigt und welches mit der Zahnstange verbunden ist, deren Zähne den
Zweck haben, den Kegel in seinen verschiedenen Stellungen zu erhalten. u zwölf Keile, aus denen der Kegel zusammengesetzt ist,
und welche den Segmenten der Riemenscheibe als Leitung dienen.
Fig. 19 stellt
die Riemenscheibe m dar, auf den größten Durchmesser
expandirt, was der Fall ist, wenn die Spule voll ist. Um derselben ihren kleinsten
Durchmesser zu geben, reicht es hin, die Leitungsstange t von links nach rechts zu verschieben, und dieß geschieht mittelst einer
Schnur, deren eines Ende an dem rechten Ende der Leitsiange t befestigt ist, und deren anderes Ende sich um einen Cylinder mit einer
Kurbel wickelt, wie derselbe fast bei allen Vorspinnmaschinen angewandt wird, nur mit dem Unterschiede,
daß er in diesem Falle rechts an der Maschine angebracht ist, wenn man dahinter
steht, statt links, wie es bei den gewöhnlichen Vorspinnmaschinen mit Kegeln von
fixem Halbmesser der Fall ist.
Es ist nun leicht einzusehen daß, wenn die expandirbare Riemenscheibe einmal auf
ihren kleinsten Durchmesser gebracht ist, sie nach und nach alle Durchmesser
annehmen kann, welche zwischen diesem und dem größten liegen, wenn durch das Heben
der beiden Sperrklinken ein Zahn der Zahnstange nach dem andern durchgelassen
wird.
Ueber die Construction des Kegels, welcher den Segmenten n der expandirbaren Riemenscheibe m als
Leitung dient, ist noch zu bemerken, daß er so eingerichtet ist, daß die Keile u, aus welchen er besteht, abgehobelt werden können,
nachdem sie schon zwischen die beiden Basen q und o befestigt sind. Deßhalb wurden an der Basis q des Kegels 12 Vertiefungen angebracht, welche
gestatten, daß der Meißel der Hobelmaschine an jeder Seite der oben genannten Keile
eintreten kann, so daß der Kegel, nachdem er auf die Hobelmaschine gebracht ist,
seiner ganzen Länge nach abgehobelt werden kann; man hat denselben nur in seinen
Lagern zu drehen, wenn ein Keil behobelt ist. Ist diese Arbeit geschehen, so ist es
dasselbe, als wenn der Kegel seiner ganzen Länge nach auf der Drehbank mit der
Schlittenrast abgedreht worden wäre. Abgesehen davon, daß dieses Mittel schnell zum
Ziele führt und weniger kostspielig ist, als wenn man jeden Keil besonders
bearbeiten und ihn dann erst anpassen wollte, was Spielraum in den Fugen erforderte,
um die einzelnen Theile concentrisch zu richten, wird der Kegel viel fester und
dauerhafter und durch die Anwendung von zwölf Keilen oder Erzeugenden auch ziemlich
rund. Die Schlitze in der expandirbaren Riemenscheibe m,
der Basis q des Kegels und der Spitze o desselben betreffend, ist es das Einfachste sie auf
der Nuthhobelmaschine auszuarbeiten, indem man sich dazu noch einer passenden
Theilscheibe bedient.