Titel: Hydraulische Presse mit zwei concentrischen Druckkolben.
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XLI., S. 169
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XLI. Hydraulische Presse mit zwei concentrischen Druckkolben. Aus dem Technologiste, Octbr. 1845, S. 36. Mit einer Abbildung auf Tab. III. Hydraulische Presse mit zwei concentrischen Druckkolben. Jeder Fabrikant, der mit dem Gebrauche der hydraulischen Presse einigermaßen bekannt ist, weiß daß, wenn es sich darum handelt Substanzen zu pressen, die in der Presse eine bedeutende Verminderung ihres Volumens erleiden, viel Zeit verloren geht, bis die Preßplatte eine hinreichende Höhe erreicht hat, um auf die fraglichen Substanzen einen merkbaren Druck auszuüben. Dieser Zeitverlust ist, wie man weiß, dem Verhältnisse der Oberfläche des Druckkolbens zu der des Preßkolbens proportional; je größer der Unterschied zwischen dem Flächeninhalte dieser beiden Kolben ist, desto größer auch der Unterschied zwischen dem Hube des Druckkolbens und dem des Preßkolbens, so daß auch hier jenes unveränderliche Gesetz der Mechanik seine Bestätigung findet, wonach man an Geschwindigkeit eben so verliert als man an Kraft gewinnt und umgekehrt. Diese Langsamkeit in der Bewegung hydraulischer Pressen hat ihre Anwendbarkeit bedeutend beschränkt, und doch gibt es eine Menge Fabriken, in denen man diese Pressen vortheilhaft anwenden könnte, wenn man dahin gelangte, ihren Operationen eine größere Geschwindigkeit zu geben. Wir glauben daher manchen Industriellen einen Dienst zu erweisen, wenn wir sie mit einer von den HHrn. Caird und Comp. erfundenen hydraulischen Presse mit zwei concentrischen Druckkolben bekannt machen. Dieser Apparat bietet bei einer compacten und eleganten Form das Mittel dar, die Arbeit der Presse zu beschleunigen, ohne ihrer Kraftleistung Eintrag zu thun. Eine kurze Beschreibung der Druckpumpe wird zum Verständniß der Vortheile hinreichen. A, A, Fig. 43, ist der Pumpencylinder, dessen Durchmesser man doppelt so groß, wie bei einer gewöhnlichen hydraulischen Presse von gleicher Kraft macht. Dieser Cylinder ist mit der gewöhnlichen Saugröhre B, B versehen, welche in den Wasserbehälter taucht, und an ihrem Ende das Seigerblech C trägt. In dem Cylinder bewegt sich ein Kolben D, der in einer gewöhnlichen Stopfbüchse E, E mit Bramah'scher Liederung gleitet. Dieser Kolben, den wir den größeren Kolben nennen wollen, ist seiner ganzen Länge nach durchbohrt, um in dieser Durchbohrung unter sanfter Reibung einen kleineren Kolben G aufzunehmen, welcher durch eine mit Schraubendeckel I, I versehene Stopfbüchse H, H gleitet, die in einer am Kopfe des größeren Kolbens befindlichen Erweiterung angebracht ist. Zu beiden Seiten am Schraubendeckel und quer durch den Kopf des größeren Kolbens sind quadratische Löcher J, J gearbeitet, welche bei der tiefsten Lage des Kolbens mit einander correspondiren: eben so befinden sich noch zwei andere quadratische Löcher K, K im Deckel und dem Kopfe des kleineren Kolbens. In alle diese Löcher kann man quadratisch gestaltete Riegel oder Keile stecken, deren Zweck folgender ist. Wenn man eine Pressung beginnt und die Operation beschleunigen will, oder wenn man nur einen schwachen Druck nöthig hat, so steckt man Riegel in die Löcher K, K und nimmt die in den Löchern J, J etwa befindlichen Riegel heraus. In diesem Falle bildet der kleine Kolben mit dem großen einen Körper und beide arbeiten gleichzeitig wie ein einziger Kolben. Da dieser den doppelten Durchmesser eines gewöhnlichen Kolbens hat, so bewirkt derselbe ein rasches Steigen der Preßplatte und eine auf kurze Zeit noch schwache Pressung. Sobald man aber zu dem Punkte gelangt ist, wo der Widerstand stark zu werden beginnt und man einer bedeutenderen Preßkraft bedarf, läßt man die Druckkolben herab, steckt die Riegel in die Löcher J, J und nimmt sie aus den Löchern K, K heraus. Somit wird der größere Kolben stationär, während der kleinere nunmehr freie Kolben in dem Inneren des größeren wie in einem gewöhnlichen Pumpenstiefel arbeitet. Die Presse ist endlich, wie alle andern, mit einer Schraube L versehen, um die Pressung zu halten, mit einem Hahn M zum Ablassen des Wassers, und einem Sicherheitsventil N. Die in Rede stehende Anordnung ist, wie man sieht, sehr sinnreich; sie ist einfach und nimmt wenig Raum weg. Indessen läßt sie einige Einwürfe zu, die ihr jedoch, wie wir hoffen, von ihrem Verdienste nichts benehmen. Eine solche Presse muß um ein Merkliches kostspieliger als eine gewöhnliche hydraulische Presse von gleicher Kraft seyn, wogegen man annehmen kann, daß die Zeitersparniß, welche sie gewährt, diese Mehrausgabe wieder einbringt. Wegen der zahlreicheren Stopfbüchsen, Adjustirungen und Fugen ist bei dieser Presse mit zwei Kolben die Wahrscheinlichkeit seitlicher Entweichungen des Wassers größer. Sie muß daher, um gute Dienste zu leisten, sorgfältiger construirt und mit mehr Aufmerksamkeit gehandhabt werden. Bei dem gegenwärtigen Standpunkt der praktischen Mechanik wird indessen auch dieser Einwurf als unerheblich erscheinen. Das Einstecken und Herausnehmen der Schließen oder Riegel sind Dinge, welche etwas Zeit wegnehmen, besonders wenn es sich um eine anhaltende Arbeit handelt. Wir hoffen indessen, daß diese Operation, besonders mit geübten Arbeitern keineswegs so viel Zeit wegnehmen wird, als der Dienst eines einzigen Kolbens von kleinem Querschnitte erfordert.

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Tafel Tab. III
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