Titel: | Fenton's Fabrication der Oblaten und Verfahren die Briefe so zu siegeln, daß sie nicht eröffnet werden können ohne daß man es bemerkt. |
Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XLIV., S. 174 |
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XLIV.
Fenton's Fabrication der Oblaten und Verfahren
die Briefe so zu siegeln, daß sie nicht eröffnet werden können ohne daß man es
bemerkt.
Aus dem London Journal of arts, Dec. 1845, S.
344.
Mit Abbildungen.
Fenton's Fabrication der Oblaten.
Diese Erfindung, welche sich John Fenton zu Bolton Percy,
bei Tadcaster, am 15. April 1845 in England
patentiren ließ, besteht in der Fabrication von viererlei Oblaten zur Sicherung der
Briefe gegen unbemerkbares Eröffnen.
Um die erste Art Oblaten zu machen, vermischt man Weizenmehl mit seinem fünffachen
Gewicht Gummi von Phormium tenax oder neuseeländischem
Flachs und setzt so viel Wasser zu, daß die Mischung in einen sehr dünnen Teig
verwandelt wird; dieser Teig wird mit der verlangten Farbe gefärbt und in die
gewöhnliche aus zwei Theilen zangenähnlich zusammengesetzte Form gegossen, deren
Platten vorher warm gemacht und mit ein wenig Butter eingerieben wurden. Man erhitzt
dann die Form kurze Zeit über Holzkohlenfeuer; nachdem man sie von demselben wegnahm
und erkalten ließ, bildet die Composition einen trockenen Kuchen von der Dicke einer
Spielkarte, aus welchem nun mit einem Stempel Oblaten geschlagen werden können.
Zu der zweiten (durchsichtigen) Art Oblaten nimmt man eine dünne Auflösung von
Hausenblase, welche man mit einer gleichen Menge obenerwähnten Gummis vermischt; die
Mischung wird gefärbt und dann über einem schwachen Feuer so weit abgedampft, daß
sie nach dem Erkalten eine Gallerte von gehöriger Festigkeit bildet. Der Apparat, um
die Composition in einen flachen Kuchen zu verwandeln, besteht aus einer Tafel von
Spiegelglas, welche in einem metallenen Rahmen befestigt ist, dessen erhabener Rand
gerade so hoch ist als es die verlangte Dicke der Oblaten erheischt; nachdem die
Glastafel mittelst Dampf erwärmt und mit Oel eingerieben worden ist, gießt man die
Composition darauf und legt dann eine zweite erwärmte und geölte Glastafel darüber,
so daß sie jeden Theil der Composition berührt und auf dem Rand des Rahmens
aufliegt; nach dem Erkalten der Composition kann man daraus Oblaten schlagen.
Die dritte Art Oblaten erhält man, indem man Papier oder sehr feinen Muslin mit
obiger Mischung von Hausenblase und Gummi überzieht. Das Papier oder der Muslin wird
straff in einen Rahmen eingespannt und zwei Schichten der Mischung werden auf jede
Seite aufgetragen; man läßt immer eine Schicht trocknen ehe man die andere aufträgt
und das Ganze muß fest und hart werden, ehe man das Material aus dem Rahmen nimmt,
um daraus Oblaten zu schneiden.
Die vierte Art sind sogenannte Mode-Oblaten, die man verfertigt, indem man die
Mischung von Hausenblase und Gummi auf die untere oder platte Seite von Papier
aufträgt, welches bereits erhaben gepreßt, gestempelt etc. und zu Oblaten
ausgeschnitten wurde.
Die erste und zweite Art dieser Oblaten wird in Form von Plätzchen (geschobenen
Vierecken) ausgeschnitten und wie gewöhnliche Oblaten angewandt.
Textabbildung Bd. 099, S. 175
Die dritte Art Oblaten hingegen wird in Form von
Rechtecken geschnitten: um sie anzuwenden, befeuchtet man sie und schiebt sie
beiläufig auf drei Viertel ihrer Länge unter den Umschlag des Briefs, wie Fig. 1 zeigt, worauf man sie mit einem Siegel oder
Stempel fest aufdrückt;
Textabbildung Bd. 099, S. 175
über dem unteren Theil der Oblate bringt man dann ein
Wachssiegel an, wie Fig. 2 zeigt; der obere Theil
der Oblate, welcher durch das Papier hindurchscheint, ist das Sicherheitszeichen
(cautionary index) und Niemand wird wohl einen
so gesiegelten Brief zu öffnen versuchen, was nicht möglich wäre, ohne daß man
es nachher entdeckt; diese Oblaten können nämlich durch Wasser, Weingeist und
sonstige bekannte Mittel nicht aufgelöst werden.
Die vierte Art Oblaten wird in Form von geschobenen Vierecken geschnitten und wie
gewöhnliche Mode-Oblaten angewandt.
Das oben erwähnte Gummi erhält man, wenn man die mittleren Blätter von Phormium tenax oder neuseeländischem Flachs gewaltsam
von der Scheide abreißt, welche sie mit der Wurzel verbindet; diese Scheide sondert
dann sogleich eine Quantität Gummi ab, welches man mit einem Löffel sammeln
kann.