Titel: | Truman's patentirtes Filter. |
Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. LI., S. 190 |
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LI.
Truman's patentirtes Filter.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1845, Nr.
1149.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Truman's Filter.
So vielerlei Filter auch schon erfunden worden sind, ist dieses dennoch neu und
überdieß sehr sinnreich und zweckmäßig. Es sind bei demselben der Druck des Wassers,
derjenige der Atmosphäre und die Kraft der Capillar-Anziehung auf eine
eigenthümliche Weise vereint wirksam. Zuvörderst wird ein verschlossenes, hohles
Gefäß von poröser Masse in die Mitte einer Wasser-Cisterne gebracht und man
läßt das Wasser durch seinen eigenen Druck den Weg durch dasselbe finden, was zwar
langsam, aber sehr sicher vor sich geht und wodurch jede ihm etwa mechanisch
beigemengte Unreinigkeit an der Außenseite des Gefäßes zurückbleibt. In dem Maaße
als das Wasser in das Gefäß eindringt, wird die verdrängte Luft durch eine
Abzugsröhre oben an der Cisterne hinausgeführt. Znm Abziehen des filtrirten Wassers
werden dann dreierlei Methoden angewandt: bei der ersten, welche auf dem Druck der
Luft allein beruht, und nur da anwendbar ist, wo man das eingetauchte Filter
bleibend befestigt lassen will, wird eine Röhre vom Filter durch die Seite der
Cisterne herausgeleitet und durch einen gewöhnlichen Zapfen geöffnet und
geschlossen; bei der zweiten, welche die Beweglichkeit des Filters zuläßt, bedient
man sich eines durch Capillar-Anziehung wirkenden Hebers; und bei der
dritten, welche sich ebenfalls für bewegliche Filter eignet, bedient man sich eines
gewöhnlichen Hebers, nur muß er nöthigenfalls das Absperren der auslaufenden
Flüssigkeit gestatten.
In Fig. 26 und
27 sind
die ersten dieser Vorrichtungen abgebildet. A ist das
verschlossene Gefäß von cylindrischer Gestalt und aus einem natürlichen porösen
Stein (dem gewöhnlichen Filtrirstein) gefertigt. B ist
die vom Gefäß A aufsteigende Röhre zum Auslassen der
Luft. C, C ist die Cisterne,
welche das zu reinigende Wasser enthält, D ein Lager,
auf welchem das Gefäß A steht. E die von dem Gefäße A durch die Seite der
Cisterne hinausgeführte Ablaufröhre, welche durch den Hahn F geöffnet oder verschlossen werden kann.
In Fig. 28 ist
der Capillar-Heber dargestellt. Er besteht aus einer Anzahl kleiner
metallener Röhren von etwa ⅜ Zoll Durchmesser, welche fest zusammen gebunden
sind. Das kurze Ende desselben wird in eine Oeffnung im Deckel des Filtrirgefäßes A gesteckt, welche dann durch Verlöthen oder auf
sonstige Weise luftdicht verschlossen wird. Die Luftröhre D wird wie der Heber gebogen und durch dieselbe Oeffnung in das
Filtrirgefäß gesteckt. Statt der engen Metallröhren kann man sich auch einer Anzahl
Baumwollfäden oder eines andern Faserstoffs bedienen, welcher durch
Capillar-Anziehung wirken kann, und dessen außerhalb des Filters A dem Wasser in der Cisterne ausgesetzten Theil man in
eine metallene oder sonstige wasserdichte Röhre einschließt.
Die dritte Vorrichtung ist in Fig. 29 und 30 abgebildet.
G ist ein an dem kürzeren Ende des Hebers
angebrachtes Kugelventil, welches, wenn das Wasser im Filtrirgefäß A unter die Linie a a fällt,
die Mündung an diesem Ende verschließt; H ist eine an
dem langen Ende befestigte Schale mit einem Hahn, durch dessen Umdrehung das
filtrirte Wasser entweder abgezogen oder abgesperrt wird. K ist ein an der obersten Stelle der Biegung des Hebers angebrachter
Trichter, durch welchen der Heber gefüllt werden kann, ehe man Wasser durch den Hahn
abläßt. Derselbe Zweck kann auch erreicht werden durch Oeffnen des Hahns für das
filtrirte Wasser und Einblasen in die Luftröhre D, D, welche hiezu mit einem Mundstück versehen ist.
Soll das Filtriren recht schnell vor sich gehen, so wird die Luftröhre D mit einer Luftpumpe in Verbindung gesetzt, wie Fig. 30 zeigt,
mittelst welcher die Luft von Zeit zu Zeit, wenigstens zum größten Theil, aus dem
Gefäß A ausgezogen und das Filtriren des Wassers durch
dasselbe also verhältnißmäßig beschleunigt wird.
Eine sehr zweckmäßige Vorrichtung, um Wasser durch dasselbe System auf eine
beträchtliche Höhe zu schaffen, wie zum Beispiel von dem Erdgeschoße in die obersten
Stockwerke eines Hauses, ist in Fig. 31 dargestellt. A ist das Filtrirgefäß und Wasserreservoir wie zuvor,
l ist ein anderes verschlossenes Gefäß im obersten
Stockwerk, welches unten mit dem Gefäß A durch eine
verticale Röhre b, die bei c
ein selbstthätiges Ventil hat und oben durch die Röhre d
mit der Luftpumpe L in Verbindung steht. Setzt man
letztere in Gang, so wird die Luft aus den Gefäßen A und
I ausgepumpt und das filtrirte Wasser steigt in l. Wird sodann der Hahn e
geöffnet, um oben in l wieder Luft einzulassen, so kann
das filtrirte Wasser aus diesem Gefäß durch irgend einen der Hähne f, g oder h abgelassen werden; oder wenn man sich eines
Zweiweghahns (Fig.
32 u. 33) bedient, so kann das Wasser aus I
abgelassen werden, ohne den Lufthahn e zu öffnen, weil
diese Zweiweghähne so construirt sind, daß sie die Luft durch die obere Oeffnung i
zu gleicher Zeit
einlassen, während das Wasser durch k ausfließt. Das
obere Gefäß I muß natürlich stark genug angefertigt
werden, um dem äußern Druck, dem es ausgesetzt werden soll, widerstehen zu
können.
Wo der natürliche poröse Stein nicht um billigen Preis zu haben ist, kann man sich
auch einer künstlichen Masse für das Gefäß A bedienen,
wie z. B. unglasirten Steinzeugs, oder mehrerer Lagen Zeugs, welche durch starke
Reife auseinander gehalten werden, oder zweier concentrischen Metallgefäße, welche
über und über fein durchlöchert sind und die einen mit feinem Sand und Kies
ausgefüllten Raum zwischen sich haben.