Titel: | Ueber Darstellung einer guten Lederglanzwichse. |
Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. LIX., S. 226 |
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LIX.
Ueber Darstellung einer guten
Lederglanzwichse.
Aus der encyklopädischen Zeitschrift, 1845 S.
305.
Ueber Darstellung einer guten Lederglanzwichse.
Jede gute Glanzwichse soll außer den schwarzfärbenden Bestandtheilen (Ruß,
Beinschwarz, gallussaures Eisenoxyd), irgend ein Fett enthalten, welches das Leder
geschmeidig macht und außerdem eine beim Reiben Glanz annehmende und zugleich das
Abfärben verhindernde Substanz (Leim, Eiweiß, Harze, Wachs, Gummi, Syrup). Unnöthig
viele Bestandtheile machen die Wichse nur theuer und unbequem in der Anfertigung. An
die Stelle der ältern Wachswichsen, welche ziemlich viel Arbeit beim Wichsen
erfordern, auch dadurch, daß die dick aufgetragene Wichse immer wieder abgekratzt
werden muß, das Leder ziemlich angreifen, sind neuerdings die sogenannten englischen
Glanzwichsen getreten, welche aus Beinschwarz, Syrup und irgend einem Fette
bestehen. Bei ihrer Bereitung ist auf Folgendes zu achten.
Das Beinschwarz wird als Pulver angewendet; wenn es indeß
auch noch so fein gemahlen ist, so besitzt es doch weder eine schöne Schwärze, noch
deckt es gut; es fühlt sich noch zu scharf an und wird dadurch dem Leder nachtheilig, dem Glanze
hinderlich. Um es feiner zu zertheilen und zu einem ganz unfühlbaren Pulver zu
bringen, muß seine Cohäsion aufgehoben, dasselbe durch chemische Auflösungsmittel
aufgeschlossen — es muß chemisch präparirt werden,
worauf es sich viel feiner zertheilen läßt, leichter verreibt, dem Leder unschädlich
wird, eine schönere Schwärze und einen bessern Glanz gibt.
Diese chemische Aufschließung geschieht durch Ausziehung der Kalksalze mittelst
Säuren, wozu am besten die wohlfeilsten Säuren, Schwefelsäure und Salzsäure dienen.
a) Präparation des Beinschwarzes
mit Schwefelsäure. Die Schwefelsäure zersetzt sowohl den kohlensauren als
den phosphorsauren Kalk, die in dem Beinschwarz enthalten sind, wobei Gyps entsteht,
der in der zersetzten Masse zurückbleibt, während die frei gewordene Kohlensäure
unter Aufbrausen entweicht, die ausgeschiedene Phosphorsäure aber in die wässerige
Lösung übergeht. Durch Aussüßen mit Wasser wird sie von dem Rückstände getrennt.
Dieser Rückstand, nun aus Gyps und thierischer Kohle bestehend, ist äußerst zart und
fein und die eigentliche Basis der Lederglanzwichse.
Die Schwefelsäure kann aber in unzählig verschiedenen Mengenverhältnissen zur
Zersetzung des Beinschwarzes angewendet werden, wovon wir hier drei betrachten
wollen, und zwar
1) in solcher Menge, daß dadurch nur der in dem Beinschwarz enthaltene kohlensaure
Kalk zersetzt wird, in welchem Falle man auf 100 Pfd. Beinschwarz circa 10 Pfd. concentrirte Schwefelsäure anzuwenden
hätte, die mit ihrem 20fachen Gewicht Wasser verdünnt wird. Erhitzung in einem
kupfernen Kessel beschleunigt die Zersetzung. Die Masse wird hierauf ausgelaugt und
der Rückstand getrocknet; er dient als Basis zur Lederglanzwichse. Wir nennen sie
die Basis Nr. 1.
2) Kann die Schwefelsäure in solcher Menge angewendet werden, daß sie das Beinschwarz
vollkommen zersetzt, mithin auch den phosphorsauren Kalk zerlegt. Hiezu bedarf man
auf 100 Pfd. Beinschwarz circa 80 Pfd. der concentrirten
Säure, die man mit 300 Pfd. Wasser verdünnt. In die verdünnte Säure wird das fein
gemahlene Beinschwarz allmählich eingerührt, wobei ein heftiges Aufbrausen entsteht,
Kohlensäure und etwas Schwefelwasserstoffgas entweicht; es bildet sich Gypshydrat,
das einen Theil des Wassers chemisch gebunden enthält, und die anfangs wässerige
Masse nimmt eine dünnbreiige Consistenz an. Nach 24stündiger Einwirkung der
Schwefelsäure zieht man die saure Flüssigkeit von dem Rückstande ab, welcher nach
dem Aussüßen getrocknet wird. Trocken hat er wegen des großen Gypsgehalts eine graue Farbe. Er ist
eine vorzügliche Basis zur Lederglanzwichse, und wir bezeichnen sie mit Nr. 2.
Die saure Flüssigkeit enthält freie Phosphorsäure und doppeltphosphorsauren Kalk, und
kann sowohl zur Erzeugung der Phosphorsäure als des Phosphors und einiger Phosphate benützt werden.
3) Indeß ist eine vollständige Zersetzung des Beinschwarzes mit Schwefelsäure nicht
nothwendig, um eine gute Basis zur Lederglanzwichse zu erhalten, und es genügt, dazu
45 Proc. concentrirter Schwefelsäure vom Gewicht des Beinschwarzes anzuwenden, wobei
die Säure wie oben mit Wasser verdünnt und weiter gleichartig verfahren wird. Die
Schwefelsäure zerlegt den kohlensauren Kalk und die Hälfte des phosphorsauren Kalks;
die daraus frei werdende Phosphorsäure aber löst das einfache Kalkphosphat des
übrigen Beinschwarzes zu Biphosphat auf, wodurch eine schwärzere Basis erhalten wird. Erhitzung im kupfernen Kessel beschleunigt
die Wirkung. Es erfolgt dabei eine hinreichende Zertheilung des Beinschwarzes, und
wir nennen die so dargestellte entsäuerte und getrocknete Basis der Lederglanzwichse
die Basis Nr. 3. Die erhaltene, von dem präparirten Beinschwarz abgegossene saure
Flüssigkeit kann wie oben verwendet werden und enthält meist Kalkbiphosphat.
b) Präparation des Beinschwarzes
mit Salzsäure. Die Salzsäure zersetzt zwar auch den kohlensauren Kalk, der
in dem Beinschwarz enthalten ist, und scheidet die Kohlensäure aus, die sich unter
Aufbrausen entwickelt; aber sie bildet mit dem Kalke ein auflösliches Salz, den
salzsauren Kalk, wodurch die Menge der in dem Beinschwarz enthaltenen im Wasser
unauflöslichen Kalksalze absolut verringert, die Menge der darin enthaltenen
schwarzfärbenden thierischen Kohle aber relativ vergrößert wird. Die Basis der
Lederglanzwichse wird dadurch schwärzer. Die Salzsäure, in größerer Menge
angewendet, löst auch den phosphorsauren Kalk aus den Knochen auf, wodurch man in
den Stand gesetzt wird die thierische Kohle aus denselben rein auszuscheiden und zu
verschiedenen Zwecken als schwarzes Farbmaterial zu verwenden. Für unseren Zweck
genügt aber eine theilweise Entfernung der Kalksalze durch Salzsäure vollkommen,
weil dadurch eine hinreichende Zertheilung des Beinschwarzes erzielt wird. Wendet
man
1) die Salzsäure zur Präparirung des Beinschwarzes in einer solchen Menge an, daß
dadurch bloß der kohlensaure Kalk aus demselben entfernt wird, so bedarf man auf 100
Pfd. Beinschwarz circa 20 Pfd. Salzsäure (nebst etwa 200
Pfd. Wasser zur Verdünnung) von jener Concentration, wie sie im Handel vorkommt.
Allein hiedurch wird das Beinschwarz nur unvollkommen aufgeschlossen und behält noch theilweise das
scharfe Anfühlen. Das Beinschwarz wird aber um so vollkommener aufgeschlossen und um
so feiner zertheilt, je mehr man
2) Salzsäure zur Präparation desselben anwendet, je mehr Kalksalze man daher durch
sie aus dem Beinschwarz hinwegnimmt. Der schwarze Rückstand wird allemal mit Wasser
vollkommen ausgelaugt und getrocknet. Indeß wird die Anwendung der Salzsäure zu dem
genannten Zwecke immer beschränkt bleiben, weil sie einestheils im Verhältniß ihrer
Ausgiebigkeit doch theurer ist als die Schwefelsäure, und anderntheils, weil sie die
Menge der Basis der Wichse vermindert. Beide Ursachen
würden die erzeugte Wichse vertheuern; doch hat sie den Vorzug der Erzeugung einer
schönern Schwärze für sich. Die erstere, durch Präparation des Beinschwarzes mit
Salzsäure erhaltene Basis bezeichnen wir mit Nr. 4 und die letztere mit Nr. 5.
c) Zersetzung des Beinschwarzes mit
einem Gemisch von Schwefelsäure und Salzsäure. Man erhält eine schwärzere
Basis, wenn man dem Beinschwarz durch Behandlung mit 20 Proc. seines Gewichtes
Salzsäure erst den kohlensauren Kalk entzieht und dann die weitere Aufschließung wie
oben mit Schwefelsäure vornimmt, oder indem man das Beinschwarz mit einem Gemisch
von Schwefelsäure und Salzsäure zersetzt, wobei die Salzsäure aus demselben, je nach
ihrer Menge, mehr oder weniger phosphorsauren Kalk auflöst und dadurch die Menge der
schwarzfärbenden Kohle in dem Rückstande ebenfalls relativ vermehrt, so daß die
Basis eine schönere Schwärze erhält. In diesem Fall wird ein Theil der Schwefelsäure
durch Salzsäure ersetzt. 25 Pfd. concentrirte Schwefelsäure, 300 Pfd. Wasser und
20–50 Pfd. käufliche Salzsäure (1,18) auf 100 Pfd. Beinschwarz geben eine
gute Basis zur Wichse, die wir mit Nr. 6 bezeichnen. Die Salzauflösung mit der
freien Säure muß hinweggewaschen und der Rückstand getrocknet werden.
Die Schwärze der Wichse kann erhöht werden durch Zusatz von etwas Kienruß oder mineralischem Ruß, durch Zusatz von Tinte (Eisensalz und Knopperndecoct, Eichenholzextract, schwarzem
Seidengrund und dgl.), durch Zugabe von Pariserblau
(Eisensalz mit eisenblausaurem Kali), oder indem man in der zur Präparirung
gebrauchten concentrirten Schwefelsäure zuvor etwas Indigo auflöst. Sie sind alle
entbehrlich.
Nimmt man zur Erzeugung der Wichse die nasse Basis, so
erhält man eine flüssige Wichse, die sich nur in dichten
Gefäßen aufbewahren und versenden läßt. Verwendet man dazu die trockene
Basis, so erhält man eine dicke, sehr consistente Wichse, die sich leicht in gewöhnliche
Holzschachteln einfüllen und darin sowohl aufbewahren als versenden läßt. Vor dem
Gebrauche wird etwas davon mit Wasser angemacht. Die noch mit der freien Säure
vermischte Basis soll ohne Auswaschen derselben zur Erzeugung der Wichse nicht
verwendet werden, weil dieselbe nachtheilig auf das Leder einwirken und es spröde
und brüchig machen würde. Wenn zur Präparation des Beinschwarzes bloß Schwefelsäure
verwendet wurde, ist die freie Säure Phosphorsäure, die zwar auch im concentrirten
Zustande auf das Leder weniger Einwirkung hat; aber sie zieht, so wie der salzsaure
Kalk, der bei der Präparirung des Beinschwarzes mit Salzsäure entsteht, aus der Luft
Feuchtigkeit an, und beide werden dadurch dem Glanze der Wichse hinderlich, so wie
sie dieselbe auch leicht abfärbend machen. Freie Salzsäure aber ist dem Leder
besonders nachtheilig und macht es brüchig. Diese ist durchaus zu vermeiden, und es
bleibt daher für die Qualität der zu erzeugenden Wichse immer am besten, die durch
Präparation des Beinschwarzes jedesmal erhaltene Basis durch Auswaschen mit Wasser
möglichst zu entsäuern.
Der Syrup wird der Wichse zugesetzt, um ihr die
Eigenschaft zu ertheilen, nach dem Aufstreichen und Verreiben auf dem Leder einen
schönen Glanz anzunehmen. Früherer Zeit wurde dazu der Abfallssyrup aus den
Zuckerraffinerien gebraucht. Der wohlfeilere Stärkesyrup thut hierbei vortreffliche Dienste, er mag mittelst Schwefelsäure
oder, noch besser, mittelst Gerstenmalz bereitet werden. In der neuesten Zeit
bedient man sich dazu mit vielem pecuniärem Vortheil, dagegen mit andern Nachtheilen
im Gefolge, der sehr wohlfeilen Melasse der Rübenzuckerfabriken, obwohl dieses
Mittel wegen seiner fremdartigen salzigen Bestandtheile dazu eben nicht das beste
ist. Ueberhaupt sind alle Syrupe, welche caramelisirten
Zucker enthalten, zur Erzeugung einer Lederwichse nicht wohl anwendbar, die
einen dauerhaften Glanz geben soll, weil sie aus der Luft zu sehr Feuchtigkeit
anziehen, wodurch der Glanz matt wird. — Das bessere Mittel dazu ist daher
Stärkemehlsyrup, welcher immerhin mehr Gummi als Zucker enthalten kann. Das
arabische Gummi ist hiezu zu theuer; dagegen zeigt sich das
Stärkmehl-Röstgummi, welches viel wohlfeiler ist, dazu vollkommen anwendbar
und wäre selbst noch dem Stärkmehlsyrup vorzuziehen.
Als fette Substanzen zur Erhaltung der Geschmeidigkeit des
Leders werden angewendet:
a) Fischthran, indem das Verlangen, die Stiefelwichse
solle nach Fischthran riechen, ziemlich allgemein ist. Man schreibt dem Fischthran
nämlich eine große
Fettigkeit und Leder conservirende Eigenschaft zu. Indeß leistet
b) ein jedes Pflanzen- oder Thierfett eine gleiche
Wirkung, mit Ausnahme der trocknenden Oele, welche das Leder hart und brüchig
machen. Das wohlfeilste dieser Fettarten ist das beste; doch sind flüssige und
halbflüssige vorzuziehen, welche leichter in das Leder eindringen. Baumöl,
Schweineschmalz und Knochenfett sind dazu brauchbar. Mit dem Syrup bilden sie eine
Art Emulsion, welche von der Basis der Wichse aufgesogen wird. Um der Wichse den
Geruch nach Fischthran zu ertheilen, setzt man derselben wohl auch etwas Häringslake
zu; allein man sieht wohl ein, daß dadurch für die Qualität derselben nichts
gewonnen werden kann.
Von den Gewichtsverhältnissen, in welchen die Substanzen zu
vermengen sind. Nimmt man die Menge der Basis als constant an, so zeigt die
Erfahrung, daß der Glanz und die Schwärze um so schöner ausfallen, je mehr Gummi
oder Syrup (von 40° Baumé Concentration) man zusetzt; setzt man aber zu viel
Syrup hinzu, so wird die Wichse zu schmierig, ist schwierig zum Glänzen zu bringen,
unterliegt zu sehr der Einwirkung der Nässe und färbt mehr ab.
Als Minimum sind auf 100 Gewichtstheile der trockenen
Basis wenigstens 50, und als Maximum 200 Gewichtstheile Syrup, oder ¾ davon
an Röstgummi anzuwenden. Je feiner das Beinschwarz durch die Säure zertheilt, je
vollkommener es dadurch aufgeschlossen worden ist, desto größer kann die Menge des
Syrups seyn, und umgekehrt.
Die größte Menge Syrupzusatz verträgt das mit viel Schwefelsäure präparirte
Beinschwarz. Die Menge des zuzusetzenden Fettes steht in einem gewissen Verhältniß
mit jener des angewendeten Syrups; denn je mehr des letztern gebraucht worden ist,
desto mehr Fett kann man zusetzen, ohne dem Glanze der Wichse zu schaden. Zu viel
Fett beeinträchtigt aber allemal den Glanz der Wichse. Das beste Mengenverhältniß
scheint zwischen 6 und 25 Proc. vom Gewichte der lufttrockenen Basis zu seyn, und es
gilt hier dasselbe, was in Bezug auf Zertheilung der Basis oben vom Syrup gesagt
wurde.
Vorschrift Nr. I.
BasisSyrupFett
Nr. 1
1005010
GewichtstheileGewichtstheileGewichtstheile
160
Gewichtstheile.
Vorschrift Nr. II.
BasisSyrupFett
Nr. 2
10010025
GewichtstheileGewichtstheileGewichtstheile
225
Gewichtstheile.
Vorschrift Nr. III.
BasisSyrupFett
Nr. 3
1007515
GewichtstheileGewichtstheileGewichtstheile
190
Gewichtstheile.
Vorschrift Nr. IV.
BasisSyrupFett
Nr. 4
100256
GewichtstheileGewichtstheileGewichtstheile
131
Gewichtstheile.
Vorschrift Nr. V.
BasisSyrupFett
Nr. 5
1005010
GewichtstheileGewichtstheileGewichtstheile
160
Gewichtstheile.
Vorschrift Nr. VI.
BasisSyrupFett
Nr. 6
1006012
GewichtstheileGewichtstheileGewichtstheile
172
Gewichtstheile.
Alle diese Vorschriften geben Lederglanzwichsen die vortrefflich sind und nichts zu
wünschen übrig lassen.
In Beziehung auf den Preis der erzeugten Wichsen finden Differenzen statt, die für
eine größere Fabrication derselben bedeutend genug seyn dürften, um sich für diese
oder jene Methode, für ein oder das andere Mengenverhältniß zu entscheiden.
Dazu ist zu wissen uöthig, wie viel man aus 100 Pfd. Beinschwarz an präparirter
trockener Masse erhält, um hienach eine vergleichende Preisberechnung anstellen zu
können. Man erhält aus 100 Pfd. Beinschwarz von der Masse
Nr.
1
107
Pfd.
Nr.
2
150
Pfd.
Nr.
3
121
Pfd.
Nr.
4
90
Pfd.
Nr.
5
50
Pfd. (nach der Menge der Salzsäure)
Nr.
6
97
Pfd.
Auch das schon in den Rübenzuckerfabriken und Zuckerraffinerien gebrauchte sowohl als das mehrmals wiederbelebte Beinschwarz lassen sich zur Fabrication der Lederglanzwichse
vortheilhaft gebrauchen, indem sie den Vorzug einer größern Wohlfeilheit bei sonst
für diesen Zweck gleicher Qualität für sich haben.
Wendet man das präparirte Beinschwarz im nassen sedimentirten und nicht im trockenen
Zustande an, so erhält man Wichsen von der Consistenz eines dünnen Breies, die
jedoch in diesem Zustande schwieriger aufzubewahren und zu versenden sind. Aus den
oben angegebenen Mengen der präparirten Masse, die man aus 100 Pfd. Beinschwarz
erhält, läßt sich die Quantität des zuzusetzenden Fetts und Syrups oder Gummis für
jede Basis leicht berechnen.
Bereits vorn wurde angegeben, daß eine saure Wichse dem
Leder schade, wenn die freie Säure Phosphorsäure, Schwefelsäure oder Salzsäure ist.
Die Phosphorsäure hält Kalk in der Lösung, und diese Lösung zieht sich in das Leder
ein, trocknet darin aus und trägt so allmählich zum Hart- und Brüchigwerden
des Leders bei. Dennoch findet man solche saure Beinschwarzwichsen häufig in
Anwendung, die entweder von Fabrikanten im Großen oder von den Handelsleuten, selbst
von den Parteien, die sie verwenden, erzeugt werden. Sie bestehen stets aus
Beinschwarz (mit oder ohne Indigo und gallussaurem Eisen), Syrup oder Melasse, Fett
oder Oel und etwas Schwefelsäure oder Salzsäure (oder auch beide), zuweilen auch
Essig; die Säure in solcher Menge, daß das Aufbrausen aufhört, also die Zersetzung
des kohlensauren Kalks vollendet wird.
Alle diese Lederglanzwichsen schimmeln bald. Man verhindert dieß durch Zusatz von
etwas Kampher oder Quecksilbersublimat.
Die Fabrication der Zündzeuge hat gegenwärtig in allen Ländern einen bedeutenden
Aufschwung genommen und beschäftigt viele Personen. Eine Masse von Hadern, die
früher zu Zunder gebrannt wurden, werden jetzt deßhalb der Papierfabrication
zugeführt, und die Erzeugung von Licht hat einen hohen Grad von Bequemlichkeit
erreicht.
Zu den Zündzeugen wird Phosphor in großer Menge verbraucht und erzeugt; er wird
gewonnen aus Knochenasche. Statt die Knochen hiezu bis
zur Weiße zu calciniren, wäre es ökonomischer, sie bloß
zu verkohlen, und sich die verdünnte Phosphorsäure durch
Zersetzung der Knochenkohle mit verdünnter Schwefelsäure zu bereiten. Als
Nebenproduct erhielt man dabei die Basis zur Lederglanzwichse Nr. 2, welche entweder an
Glanzwichsfabrikanten verkauft, oder auch unmittelbar die Fabrication derselben mit
jener des Phosphors vereinigt werden könnte. Dieses Nebenproduct ist nämlich viel
werthvoller, als der bloße
Gyps, den man außerdem erhält. Auch die flüchtigen werthvollen
Verkohlungsproducte der Knochen (Ammoniak) können dabei der Benützung zugeführt
werden, und man erhält bei der Verwendung ein schwarzfärbendes Material, welches bei
der Phosphorerzeugung bisher in Rauch aufging.
Die neueren Kautschuk- und Firnißwichsen sind eigentliche mit Weingeist oder
Terpenthinöl bereitete Firnisse.