Titel: | Maschine zur Verfertigung von künstlichem Brennmaterial, Ziegeln und ähnlichen Artikeln, worauf sich Thomas Middleton, Ingenieur zu Southwark, am 31. Jan. 1845 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. LXV., S. 254 |
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LXV.
Maschine zur Verfertigung von künstlichem
Brennmaterial, Ziegeln und ähnlichen Artikeln, worauf sich Thomas Middleton, Ingenieur zu Southwark, am 31. Jan. 1845 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts, Nov. 1845, S.
249.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Middleton's Maschine zur Verfertigung von künstlichem
Brennmaterial.
Die Verbesserungen beziehen sich auf diejenige mechanische Anordnung, bei welcher
eine Reihe von Formen in radialer Richtung an einem kreisrunden drehbaren Gestell
angebracht sind; die Formen werden unter einen festen Behälter gebracht, wo sie die
zu pressende Composition in Empfang nehmen, und dann unter einen Stempel geführt,
durch welchen die Composition in die Gestalt von Ziegeln oder sonstigen Artikeln
gepreßt wird. Die Formen werden sodann der Reihe nach wieder weiter bewegt, bis sie
über einer in einer festen kreisrunden Platte befindlichen Oeffnung ankommen. Diese
Platte bildet den Boden der Formen. Ein durch die erwähnte Oeffnung heraufsteigender
Kolben drückt die gepreßten Gegenstände aus den Formen, worauf sie aus freier Hand
bei Seite geschafft werden.
Nach diesem Princip construirte Maschinen sind seither bereits zu ähnlichen Zwecken
angewandt worden, weßwegen der eben bezeichnete Theil der Maschine mit vorliegenden
Verbesserungen nichts gemein hat Der Zweck der letztern dient lediglich dazu,
gewissen Uebelständen, mit denen der erwähnte Mechanismus verbunden ist, abzuhelfen.
Ein großer Uebelstand besteht darin, daß der Thon oder die Composition an dem
Kolben, welcher sie in die Formen preßt, leicht hängen bleibt, wodurch leicht irgend
ein Maschinentheil zerstört oder in Unordnung gebracht werden kann. Diesem
abzuhelfen, bringt der Patentträger eine Schabevorrichtung an, welche den Kolben, so
oft er in die Höhe geht, und ehe er niedersteigt, abschabt und reinigt. Außerdem hat
der Patentträger einen hydraulischen Apparat construirt, wodurch der Druck nach
Bedürfniß regulirt werden kann.
Fig. 7 stellt
eine Maschine mit den an derselben angebrachten Verbesserungen in der Seitenansicht
dar; Fig. 8
ist ein Grundriß derselben mit Hinweglassung der oberen Theile, um die
Schabevorrichtung deutlicher zu zeigen; Fig. 9 ein Endaufriß,
theilweise im Durchschnitt, und Fig. 10 ein Durchschnitt
nach der Linie 1, 2, Fig. 8. Die Bewegung wird der Maschine durch die an der Welle B befindliche feste Rolle A
mitgetheilt. Die Welle B trägt ein Getriebe C, welches in ein großes an der Kurbelwelle E befindliches Stirnrad D
greift. An das andere Ende der Kurbelwelle ist das Winkelrad F festgekeilt, das die Bewegung auf andere nachher zu beschreibende
Maschinentheile überträgt. G, G2 ist das kreisrunde Gestell, bestehend
aus zwei gußeisernen Ringen, welche eine Reihe schmiedeiserner in radialer Richtung
eingesetzter Formen a, a,
a einschließen. Dieses Gestell gleitet auf der
kreisrunden festen Platte W, Fig. 11, und wird durch
die Theile z, z geführt,
die, wie Fig.
11 zeigt, an die feste Platte geschraubt sind. Rings um den äußeren Umfang
des Gestells G, G ist eine
Reihe Sperrzähne b, b, b angeordnet, in die ein Sperrhaken greift, um das
Gestell mit den Formen herumzutreiben. I ist ein mit den
Rädern F im Eingriff stehendes Winkelrad; dasselbe
befindet sich an der senkrechten Welle J, die an ihrem
unteren Ende ein Excentricum K enthält. Eine Rolle L. ist in dem gabelförmigen Ende eines horizontalen Arms
M gelagert, welcher mit dem um H drehbaren Hebel N
verbunden ist. Dieser Hebel trägt an seinem äußeren Ende einen in die Zähne b greifenden Sperrkegel.
Wenn nun das Winkelrad I durch die Räder C, D und F in Bewegung gesetzt wird, so dreht sich das an der
Welle J befindliche Excentricum K nach der Richtung des Pfeils und bringt, auf die Rolle L wirkend, den Arm M
vorwärts; dieser treibt den Sperrkegel c vorwärts und
veranlaßt dadurch das runde Gestell, sich um einen Bogen zu drehen. Auf diese Weise
gelangen die zu füllenden Formen der Reihe nach unter zwei correspondirende Löcher
in dem festen Behälter O, der die zu verarbeitende Masse
enthält.
Fig. 11 stellt
einen verticalen Längendurchschnitt durch die Mitte einer der Formen dar, um die Art
zu zeigen, wie die Formen mit einander verbunden werden. a, a sind die schmiedeisernen Formen; ihre
unteren Ränder sind glatt gehobelt, so daß sie genau auf die ringförmige Bodenplatte
W passen. Auch inwendig sind die Formen glatt, damit
die Composition desto leichter herausgedrückt werden könne. Nachdem die Formen zur
Aufnahme des Kolbens gehörig adjustirt worden sind, werden sie an einen gußeisernen
Ring G geschraubt. G2 ist ein anderer die Formen umgebender Ring;
letztere werden dadurch noch weiter befestigt, daß man zwischen sie und den Ring G2 Keile eintreibt,
wie Fig. 11
zeigt. Die Ringe G und G2 sind unten mit Flanschen versehen, die in zwei
kreisrunden an die Bodenplatte W geschraubten
Leitschienen z, z
laufen.
Das Herabfallen der Composition in die Formen wird durch die Arme d, d, Fig. 9, erleichtert,
welche durch das Fig. 8 sichtbare Räderwerk in Umdrehung gesetzt werden. An der die Arme
d enthaltenden Verticalwelle befindet sich nämlich
ein Winkelrad e, das in ein anderes an der horizontalen
Welle g sitzendes Winkelrad f greift. Das andere Ende der Welle g trägt
ein Getriebe h, welches in das große Stirnrad D greift. Die Rückkehr des Hebels N mit seinem Sperrkegel c in seine
ursprüngliche Lage wird auf folgende Weise bewerkstelligt. Ein an dem unteren Ende
der Welle J befindliches Excentricum P wirkt auf eine an dem gabelförmigen Ende des Arms M befindliche Rolle Q.
Dieses Excentricum ist rücksichtlich des Excentricums K
so angeordnet, daß sein größter Halbmesser auf die Rolle Q wirkt, während der kleinste Halbmesser des Excentricums K mit der Rolle L in
Berührung, d. h. während das letztere Excentricum nicht wirksam ist. Das Excentricum
P wird daher, wenn es mit der Rolle Q in Berührung kommt, den Arm M, folglich auch den Hebel N zurückdrängen und
den Sperrkegel c veranlassen über den unmittelbar hinter
ihm befindlichen Sperrzahn zurückzugleiten, um denselben bei der nächsten Bewegung
des Excentricums K vorwärts zu schieben.
Die gefüllten Formen werden durch die so eben erläuterten Bewegungen zwischen die
Säulen R, R unter den
Compressionsapparat gebracht. Dieser Apparat besteht aus zwei durch ein Knie mit
einander verbundenen Armen S, S. An dem oberen Ende derselben ist ein solider Kolben befestigt, welcher
in einer oben an den Säulen angebrachten cylindrischen Vertiefung arbeitet. Der
untere Arm S ist durch ein Scharnier mit einem
verschiebbaren Stück U verbunden, das mit Führungen
versehen ist, die zwischen entsprechenden Leisten an den Trägern gleiten. Mit dem
unteren Ende dieses verschiebbaren Theils ist der Kolben T verbunden, der in die Formen hinabgedrückt wird, um die in denselben
befindliche Masse zu dem erforderlichen Grad der Dichtigkeit zu comprimiren.
Die Bewegung des Kolbens T geht auf folgende Weise vor
sich. Eine Verbindungsstange V theilt die Bewegung des
Krummzapfens E dem Kniehebel S mit, und zwar so, daß durch einen halben Umlauf des Krummzapfens der
Kolben aus der Form herausgehoben, durch den andern halben Umlauf dagegen in die
Form hinabgepreßt wird, wie aus der Betrachtung der Figuren 7 und 10 hinreichend
erhellt.
Die Vorrichtung, um den Kolben von den öfters an seiner Oberfläche hängen bleibenden
Theilen der Masse zu reinigen, ist folgendermaßen beschaffen. An dem Seitengestell,
welches die Kurbelwelle und das Räderwerk der Maschine trägt, sind die Träger j, j angebracht, in denen
eine Welle k gelagert ist. Diese Welle trägt einen
oscillirenden Rahmen l, an dessen Seiten sich
hervorstehende Vförmige Rippen befinden. Diese Rippen
tragen den Schaber m, welcher sich zugleich vor-
und rückwärts verschieben läßt. In dem Schaber befindet sich, wie Fig. 10 zeigt, ein
Schlitz zur Aufnahme des längeren Arms eines Winkelhebels n; das andere Ende dieses Hebels ist mit einem geschlitzten Hebel o und dieser durch einen Bolzen mit dem oscillirenden
Rahmen l verbunden. In dem Schlitze des Hebels o spielt ein Stift p,
welcher von einem an den Theil U geschraubten Träger
hervorsteht. Da nun der Theil U zugleich mit dem Kolben
T niedersteigt, so fällt der Hebel o vermöge seines eigenen Gewichtes herab, drückt das
kürzere Ende des Winkelhebels n nieder, den längeren Arm
nach außen, und zieht den Schaber von der unteren Fläche des Kolbens zurück. Wenn
der Kolben aus der Form a wieder in die Höhe steigt, so
steigt der Stift p in dem Schlitz des Hebels o in die Höhe, und zieht, wenn er oben angelangt ist,
den Hebel und mit diesem den kürzeren Arm des Winkelhebels n hinauf. Dadurch wird der Schaber m vorwärts
getrieben, um die an der Kolbenfläche haftenden Substanzen abzuschaben. Eine andere
Bewegung, welche durch das Steigen und Fallen des Schiebers U hervorgebracht wird, ist das Herausdrücken der comprimirten Blöcke aus
den Formen. Diese Operation erhellt am deutlichsten aus Fig. 9, wo q eine verticale Stange bezeichnet, die an ihrem oberen
Ende mit dem Theil U und an ihrem unteren Ende mit dem
oscillirenden Hebel r, r
verbunden ist. Der längere Arm dieses Hebels ist durch eine verticale Stange t mit einem Kolben u
verbunden, welcher in die Formen a, a paßt. Eine Büchse w bildet
die Führung für den Kolben. Die feste Platte W, W, über die sich das kreisrunde Formengestell bewegt,
hat eine Oeffnung von der Gestalt der Form, welche daher dem Kolben u den Durchgang gestattet. Die Formen sind so
angeordnet, daß während eine Form unter den Kolben gelangt, um ihren Inhalt pressen
zu lassen, eine andere Form mit dem comprimirten Material unmittelbar über die
Oeffnung in der Platte W gebracht wird. Das
Niedersteigen des Schiebers U drückt auch den Hebel q hinab und den längeren Arm des Hebels r mit der Stange t und dem
Kolben u in die Höhe; letzterer nimmt den comprimirten
Block mit sich aus der Form.
Um den Druck des Kolbens T zu reguliren, so daß die
Maschinerie nicht beschädigt werden kann, wenn eine ungewöhnliche Quantität
Brennmaterial in den Formen abgelagert seyn sollte, wendet der Patentträger den Fig. 9 im Durchschnitt
dargestellten hydraulischen Apparat an. Dieser Apparat wirkt auf den soliden mit dem
oberen Theil des Kniehebels verbundenen Kolben X, so daß
er jedem Druck widersteht, jedoch den Compressionsapparat frei läßt, wenn ein
größerer Druck auf ihm lastet. Der Kolben X tritt von
unten in einen starken mit den Säulen R fest verbundenen
Cylinder Y. In den oberen Theil dieses Cylinders ist ein
kleines Loch x gebohrt, durch welches Wasser auf die
obere Fläche des Kolbens zugelassen werden kann. Ein oben auf dem Cylinder
befestigter Wasserbehälter enthält ein Ventil, durch welches das Wasser zugelassen
wird und von dem Kolben zurückfließen kann, wodurch man einen jedem Druck
nachgebenden Widerstand erhält. Die Röhre y*, welche
oben mit einem belasteten Ventil y versehen ist, steht
mit dem Loch x in Verbindung, und enthält eine
Seitenröhre y′, deren Ventil den Cylinder Y mit Wasser versieht. Angenommen nun, der Kolben T treffe in der Form auf eine ungewöhnliche Quantität
Brennmaterialcomposition, so wird der Kolben X in den
Cylinder Y hineingedrängt und das über ihm befindliche
Wasser durch das Loch x und die Oeffnung des Ventils y in die Cisterne z, z zurückgetrieben. Bei der rückgängigen Bewegung des
Kolbens X entsteht über ihm ein luftleerer Raum, der
sich sogleich wieder mit dem durch das Ventil y′
aus der Cisterne herbeiströmenden Wasser füllen wird. Auf diese Weise wird der Druck
je nach der Auffüllung des Materials in den Formen beständig regulirt.