Titel: | Pinel's Verfahren Dextrin (als Surrogat des arabischen Gummis) aus Kartoffelstärke zu bereiten. |
Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. LXXIII., S. 296 |
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LXXIII.
Pinel's Verfahren Dextrin (als Surrogat des
arabischen Gummis) aus Kartoffelstärke zu bereiten.
Aus dem London Journal of arts, Januar 1846, S.
406.
Pinel's Verfahren Dextrin aus Kartoffelstärke zu
bereiten.
Das Verfahren, welches sich James
Pinel, Chemiker in London, am 1. Mai 1845
patentiren ließ, um Dextrin mittelst Säuren zu bereiten, eignet sich für alle Arten
Mehl, insbesondere aber für die Kartoffelstärke, und das Product ersetzt das
arabische Gummi zum Verdicken der Farben in Kattundruckereien, zum Appretiren aller
Zeuge etc.
Dieses Gummi wird folgendermaßen fabricirt: man vermischt 1 Maaß Salpetersäure und
⅔ Maaß Salzsäure mit 200 Maaß Flußwasser, und setzt dann so viel Stärkmehl zu
als nöthig ist um einen Teig zu bilden, worauf man das Ganze gehörig durcharbeitet
und zwei Stunden lang sich setzen läßt; nach Verlauf dieser Zeit wird der Teig
sorgfältig in Kufen (Eimer) geschafft, welche so vorgerichtet sind, daß sie das
Wasser ablaufen lassen. Nachdem der Teig hinreichend abgetropft ist, zertheilt man
ihn in kleine Klumpen, welche man auf das Gestell eines Trockenzimmers legt und so
lange darin läßt, bis sie vollkommen trocken sind; der getrocknete Teig wird in
Pulver verwandelt und dasselbe auf das Gestell einer Trockenstube gebracht, deren
Temperatur man am ersten Tag auf 30° Reaumur, am zweiten Tag auf 52°
R. und am dritten Tag auf 70° R. steigert. Nach diesem Trockenproceß läßt man
das Pulver abkühlen und passirt es durch ein Sieb; man bringt es dann in einen
Backofen, dessen Hitze auf 120 bis 141° R. getrieben wird; nachdem es ganz
durchgebacken ist, kann man es verwenden. Um sich zu überzeugen, ob der Proceß
gehörig durchgeführt wurde, vermischt man ein wenig von dem Pulver mit reinem
Wasser, in welchem es sich leicht auflösen muß, ohne irgend einen Rückstand zu
hinterlassen.
Um obiges Gummi in Klumpen zu liefern, welche dem natürlichen Gummi in Farbe und
Durchsichtigkeit gleichen, vermischt es der Patentträger, nachdem es aus dem
Backofen kam und gesiebt wurde, mit so viel Wasser, daß es in einen Teig verwandelt
wird, wobei er 1 Theil Salpetersäure auf 400 Theile Wasser zusetzt. Der wohl
gemischte Teig wird auf kupfernen Pfannen in ¾ Zoll dicken Schichten
ausgebreitet und in einem auf 93 bis 120° R. geheizten Backofen gedörrt;
sobald er hart genug geworden ist, bringt man ihn aus dem Backofen an die freie Luft
und nach dem Erkalten ist er zur Verwendung geeignet.
Will man Mehl oder Stärkmehl, welches in Folge schlechter Bereitung grau ist, zur
Fabrication solchen Gummis verwenden, so nimmt man anstatt ⅔ Maaß Salzsäure
eben so viel Schwefelsäure, durch deren Einwirkung die fremdartigen Substanzen von
dem guten Mehl abgesondert werden; übrigens bleibt das Verfahren in jeder Hinsicht
dasselbe.