Titel: | Ueber die chemischen Principien der Wechselwirthschaft und Düngung; von Prof. Daubeny. |
Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. LXXIX., S. 311 |
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LXXIX.
Ueber die chemischen Principien der
Wechselwirthschaft und Düngung; von Prof. Daubeny.
Aus dem Agriculteur praticien, 1845, Nr.
72.
Daubeny, über die chemischen Principien der Wechselwirthschaft und
Düngung.
Hr. Daubeny theilte bei der letzten Versammlung der
brittischen Naturforscher zu Cambridge die Resultate mit, welche er bei seinen
Versuchen im botanischen Garten zu Oxford erhielt, als er die
Extrags-Verminderung mehrerer Stücke Lands zu bestimmen beabsichtigte, welche
er zehn Jahre nacheinander angesäet hatte, ohne während der Dauer dieser Versuche
irgend eine Art Dünger anzuwenden. Obgleich nun die letztern Jahre eine wirkliche
Abnahme ergaben, sowohl im Extrag stets gleicher als der wechselnden Culturen, so war dieselbe im
erstern Fall doch größer als im letztern; der Boden war übrigens noch lange nicht
erschöpft und enthielt, der Analyse zufolge, genug phosphorsaure Salze für 19
Gerstenernten, hinreichend Kali für 15 dergleichen, und Natron für 45. Die in den
letztern Jahren beobachtete Verminderung kann daher dem Umstande zugeschrieben
werden, daß diese Substanzen sich nicht in den ihrer Auflösung günstigen Umständen
befanden, indem das mit Kohlensäure angeschwängerte Wasser viel weniger davon
auszog, als dieß vor den ersten Ernten und nach frischer Düngung geschah. Die
wechselnden Culturen verdanken, nach dem Verf., ihre geringere Abnahme des Ertrags
einem Ueberfluß organischer Materie (in Folge der den Ernten folgenden Brachen) und
dem Einfluß der Kohlensäure und des Ammoniaks, deren sich die Pflanzen nach der
Zersetzung des Humus bemächtigen. Er schließt hieraus, daß das Einsetzen neuer
Pflanzen in einen Boden die Entbindung der in demselben enthaltenen phosphorsauren
und alkalischen Salze befördert, dieselben auflöslicher macht, und daß man einen
größern Ertrag an Pflanzen erhält, welche durch die Gegenwart in der Zersetzung
begriffener organischer Materie stimulirt werden. Hinsichtlich der Frage, ob man,
falls die Alkalien im Boden unzureichend sind, nach Belieben eine Pflanze durch die
andere, weniger Alkali erfordernde ersetzen dürfe, theilt er die Resultate mit,
welche Hr. Way, Assistent des Prof. Graham, mit sechserlei Pflanzen, Kartoffeln, Gerste, Steckrüben, Hanf,
Lein und Bohnen erhielt. Von denselben wurde einmal erstens 10 Jahre nacheinander
auf dem nämlichen Boden, ohne Anwendung von Dünger einerlei Cultur fortbetrieben;
zweitens wurden in gleich langen Zeiträumen, in gleichem Boden, ebenfalls ohne
Dünger, verschiedene Pflanzen angebaut; drittens wurde ein an einen frisch gedüngten
Garten stoßendes Stück Land angebaut. In allen drei Fällen war der Gesammtbetrag der
Basen in den geernteten Gewächsen derselbe, obwohl
das relative Verhältniß der einzelnen Basen ein sehr verschiedenes war, was auf den
ersten Anblick die Theorie der Substitutionen zu bestätigen scheint.
Das Kali ist dem Pflanzen-Organismus zuträglicher als das Natron, was daraus
hervorzugehen scheint daß, wenn der Boden ein Uebermaaß von Natron enthielt, die
Pflanze sehr reich an Kali war. Hierin mit Liebig
übereinstimmend, vermuthet der Verf., daß das Natron, welches man in der Asche
findet, von dem durch das Zellgewebe circulirenden herrühre und zwischen dessen
Oberflächen eingeschlossen sey, während das Kali diesem Gewebe assimilirt sey und
einen Bestandtheil desselben ausmache; daß das Natron als Träger (Vehikel) der Kohlensäure diene,
aber die Stelle des Kali's nicht vertreten könne, ohne der Gesundheit der Pflanze zu
schaden. Auch geht aus den von Hrn. Daubeny mitgetheilten
Analysen hervor, daß die Landpflanzen das Kochsalz nicht aufzulösen vermögen,
welches folglich zur Vegetation durch Abtretung des Alkali's nicht beitragen kann.
Aus dem Umstande, daß ein Erdreich durch Dünger fruchtbar gemacht wird, folgt also
keineswegs, daß es nicht schon vorher die seine Fruchtbarkeit verursachenden Stoffe
enthalten habe, weil diese Stoffe in unauflöslichem, also auch nicht nutzbringendem
Zustand darin enthalten seyn konnten. Daß die Anwendung chemischer und mechanischer
Hülfsmittel, um die im Boden enthaltenen alkalischen und phosphorsauren Salze auf
den gehörigen Grad von Auflöslichkeit zu bringen, von Nutzen ist, läßt sich folglich
nicht bezweifeln.