Titel: Fabrication gläserner Wasserleitungsröhren, worauf sich Freeman Roe, Ingenieur am Strand in der Grafschaft Middlesex, am 22. April 1845 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 99, Jahrgang 1846, Nr. LXXXVI., S. 354
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LXXXVI. Fabrication gläserner Wasserleitungsröhren, worauf sich Freeman Roe, Ingenieur am Strand in der Grafschaft Middlesex, am 22. April 1845 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Jan. 1846, S. 46. Mit Abbildungen auf Tab. V. Roe's Fabrication gläserner Wasserleitungsröhren. Gewöhnlich werden Wasserleitungsröhren aus Eisen in Stücken von 6 bis 10 Fuß Länge angefertigt und letztere auf verschiedene Weise zusammengefügt. Glas dagegen, ein Material, das sich wegen seiner Undurchdringlichkeit, Glätte und Unfähigkeit zu rosten, ganz gut zu diesem Zwecke eignen würde, ist bisher noch nicht in diesem Sinne zur Anwendung gekommen, theils aus ökonomischen Rücksichten, theils weil es an einem Mittel fehlte, um Röhren von gleichförmigem Kaliber aus Glas zu verfertigen, und die Verbindung zahlreicher Röhrenstücke mit Schwierigkeiten verknüpft war. Jene ökonomischen Zweifel sind neuerdings gehoben worden, indem die Kosten des Materials unter die des Eisens gesunken sind. Den Gegenstand meiner Erfindung nun bildet die Anfertigung gläserner Wasserleitungsröhren von der zu solchen Zwecken üblichen Länge und gleichförmigen Bohrung, die sich eben so leicht wie andere Röhren direct mit einander verbinden lassen. Das von mir beobachtete Verfahren ist folgendes. Zur Erhitzung des Glases, woraus die Röhren verfertigt werden sollen, wende ich heiße Gebläseluft oder Ströme einer Mischung von Luft und Wasserstoffgas an, ähnlich denjenigen, deren man sich beim autogenischen Löthverfahren bedient. Solcher Luft- oder Gasströme bediene ich mich entweder ausschließlich während der Vorbereitung und Fabrication des Glases oder als eines Hülfsmittels, wenn hohe Hitzegrade erforderlich seyn sollten. Die Art und Weise, wie man die Luft erhitzt und nachher in den Schmelzofen leitet, hängt in gewissem Maaße von Umständen ab, d. h. sie wird entweder bei einem gewöhnlichen Glasofen angewandt, oder man baut für diesen besondern Zweck einen Ofen. In Anwendung auf einen gewöhnlichen Glasofen wird die Luft in einem großen Gasometer gesammelt und dann mittelst Drucks durch eine erhitzte Kammer geleitet, durch welche sie circulirt, bis sie den erforderlichen Hitzegrad erreicht hat, worauf man sie in ähnlichem Sinne wie die erhitzte Luft beim Eisenschmelzprocesse verwendet. Es sollten indessen Mittel eingeführt werden, um den Zutritt der kalten Luft zu dem Ofen abzusperren oder dieselbe nach Bedürfniß zuzulassen, was durch zweckmäßig angebrachte Thüren erreicht werden kann. Ist ein Ofen für die Anwendung erhitzter Gebläseluft besonders eingerichtet, so darf der Zug nur von der Seite des erhitzten Windes stattfinden, und nur zur Aufgabe des Brennmaterials ist entweder vorn oder an der Seite eine Thür anzubringen. Fig. 11 liefert die Seitenansicht, Fig. 12 die Frontansicht eines Apparates zur Anfertigung von Glasröhren größerer Dimensionen. A ist ein Tiegel aus feuerfestem Thon; b, c ein Fig. 13 im Durchschnitt dargestellter röhrenförmiger Metallkern, welcher sorgfältig mit geglühtem Thon (baked clay) überzogen ist. Dieser Kern wird von hinten nach vorn durch den Tiegel A geschoben und die hintere Oeffnung, durch die er tritt, rings um ihn geschlossen; die vordere Oeffnung a dagegen bleibt offen; er ist durch geeignete Lager an dem hinteren Ende so unterstützt daß er genau und ohne die Seiten zu berühren, durch die Mitte der vordern Oeffnung tritt, so daß das Glas rings um ihn herum fließen kann. Der Durchmesser des Kerns ist ein wenig kleiner als das Kaliber der zu verfertigenden Röhre, und der Raum zwischen ihm und dem Umfang der vordern Mündung a sollte der verlangten Dicke der Röhre möglichst nahe kommen. Der Kern ist hohl, damit beständig ein Luftstrom mit Hülfe eines bei b in geeignetem Abstände vom Tiegel angebrachten Mechanismus durch denselben geleitet werden kann. d, d ist eine Röhrenform, bestehend aus zwei Theilen, die durch Scharniere so mit einander verbunden sind, daß sie sich leicht öffnen und schließen lassen; f eine röhrenförmige Stange, mit deren Hülfe die Röhre gezogen wird. Diese Stange endigt sich an dem innern Ende in eine längliche Schüssel e und ist hinter der letzteren mit einer Scheibe versehen, deren Durchmesser dem Durchmesser der anzufertigenden Glasröhre gleichkommt. Nachdem der Tiegel mit einer Quantität ziemlich flüssigen Glases gefüllt worden ist, läßt man einen Luftwasserstoffstrom auf den Tiegel und seinen Inhalt einwirken, und zwar entweder während der letztere sich in dem Tiegel befindet, oder während er aus demselben hervorströmt, wodurch er auf jedem erforderlichen Temperaturgrade erhalten werden kann. Hierauf steckt man das Ende e der Stange f in die Mündung a, nachdem dasselbe vorher erhitzt worden ist, damit sich das geschmolzene Glas leicht anhängt, und zieht sodann die Stange mit einer drehenden Bewegung vorwärts und dadurch das Glas in die Form d, d. Sobald letztere gefüllt ist, wird sie geschlossen, worauf der Arbeiter, indem er durch ein geeignetes Ventil das außen offene Ende h der Stange f schließt, den durch den Kern b, c gehenden Windstrom im Innern plötzlich sich anhäufen läßt, so daß nun das Glas genau der Form sich anschmiegt und ihre Gestalt annimmt. Die Glasröhre wird sodann von der Stange f und dem Kern b, c losgemacht und in den Glühofen gebracht. Gebogene Röhren erfordern eine gebogene Form. Die Operation des Ziehens wird in diesem Falle am besten aus freier Hand und dadurch vollbracht, daß man in der Form Vertiefungen läßt. Sollen gerade Röhren mittelst eines Mechanismus gezogen werden, so kann man der eisernen Röhre f jede rotirende Bewegung ertheilen, indem man einfach einen Theil ihrer äußeren Fläche, wie Fig. 14 zeigt, mit einer schraubenförmigen Leiste versieht, und diesen Theil durch eine Art Schraubenmutter zieht. Sollen die Glasröhren kleine Dimensionen erhalten, so werden sie auf folgende Weise angefertigt. Zwei eiserne Röhren werden mit einander verbunden, indem man, wie Fig. 15 zeigt, eine dritte Röhre oder Stange in dieselben steckt. Die so entstehende zusammengesetzte Röhre wird sodann von einer Seite zur andern durch eine offene Kugelform gesteckt und zwar durch Oeffnungen, welche der Stange als Lager dienen und nachher geschlossen werden. Nun wird die Form auf die beim Glasguß übliche Weise mit geschmolzenem Glas gefüllt, und sobald sich das Glas etwas abgekühlt hat, geöffnet. Die Glaskugel wird sodann herausgenommen und eben so die innere Eisenstange; dann wird die Glaskugel durch einen Luftwasserstoffstrom erhitzt und nach abwechselndem Blasen und Dehnen in eine Röhrenform geblasen. Der hiezu erforderliche Wind wird durch eine ähnliche Vorrichtung geliefert, wie die ist, deren man sich zur Anfertigung der wohlbekannten elliptischen Glasglocken bedient. Die Figuren 16 bis 25 stellen die Methoden dar, deren ich mich bediene, um die einzelnen Glasröhren zum Behuf einer Wasserleitung mit einander zu verbinden, a, Fig. 16, ist ein eisernes oder messingenes Stück, um zwei Röhrenstücke b und c mit einander zu vereinigen. Dieses Stück ist in seiner Mitte mit einer hohlen Erweiterung versehen, zur Aufnahme irgend eines brauchbaren Kittes, z. B. einer Mischung von Harz, Talg und Polirsand, oder von Schellack und Wachs. Beide Enden der Röhren b und c werden zuerst erwärmt und dann mit dem Kitt überzogen. Das inwendig gleichfalls mit Kitt überzogene Stück a legt man, so lang es noch warm ist, um die Röhren und gießt durch die Oeffnung d noch mehr Kitt hinein. Auf diese Weise werden die Röhren gut mit einander vereinigt. Das etwaige Einquellen des Kittes in das Innere der Glasröhren, wenn die Enden derselben nicht ganz genau seyn sollten, verhütet man leicht durch Anwendung eines baumwollenen Bandes. Fig. 17, eine Modification von Fig. 16, eignet sich besonders zur Verbindung von Röhrenstücken, die in verticaler Richtung befestigt werden sollen. Fig. 18 ist der Durchschnitt eines Verbindungsstückes, welches über die Röhren b und c geschoben wird, nachdem diese vorher mit in Cement getauchter Baumwolle umwickelt worden ist. Dieses Verbindungsstück hält die Röhren dicht zusammen. Fig. 19 ist ein Verbindungsstück mit einem innern Rande g, welcher verhindert daß die eine oder die andere der Röhren während der Befestigung zu weit vorgestoßen werde. Das Verbindungsstück Fig. 20 unterscheidet sich von dem Fig. 18 dadurch, baß es inwendig mit einer Schraubenmutter versehen ist, welche eine an dem Ende der Glasröhre befestigte Schraube aufnimmt. In Fig. 21 sind die Röhren b und c mit Flanschen versehen, und diese dienen einem ganz glatten Verbindungsstück, dessen Enden auf die beschriebene Weise verkittet sind, als Führung. Fig. 22 zeigt eine andere Befestigungsmethode mit Hülfe metallener Bolzen, Ringscheiben und Flanschen; die Bolzenlöcher sind nur in die metallenen Ringscheiben gebohrt. In Fig. 23 befinden sich Mutter- und Vaterschraube direct an den Glasröhren, so daß diese in einander geschraubt werden können; eine zwischengelegte Scheibe macht die Fuge dicht. In Fig. 24 befindet sich nur die Schraube nebst Flansche an den Röhren b und c; das Uebrige ist von Metall. Fig. 25 zeigt ein Verfahren Röhrenansätze anzufertigen, wenn man es nicht vorzieht dieselben bei der Operation des Blasens und Formens, durch Anbringung eines geeigneten Loches in der Form herzustellen.

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Tafel Tab.
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