Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. , S. 74 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Erfindung eines neuen Systems der Locomotion, insbesondere für
Steigungen jeder Art.
Sehr oft haben Zeitungen Erfindungen unter obigem Titel angemeldet, aber nie haben
die Resultate den Ankündigungen und Erwartungen entsprochen, so daß das Publicum
fast zweifelte, das Problem werde befriedigend gelöst werden.
Dieser Umstand hat mich veranlaßt, meine nachstehend genau beschriebene Erfindung
hiermit der Oeffentlichkeit zu übergeben, und ich stelle es daher Jedem frei, von
derselben, sey es für Eisenbahnen oder an den Straßen, bei dem Bergbau oder für
sonst irgend einen Zweck, beliebig Gebrauch zu machen.
Indem ich offen und frei, ohne allen Rückhalt und ohne alle Sicherheit für mein
Eigenthumsrecht meine Erfindung der öffentlichen Kritik preisgebe, erwarte ich mit
Vertrauen von der Ehrenhaftigkeit derer, welche Nutzen davon haben werden,
namentlich der Eisenbahnunternehmungen daß, sollte sich meine Erfindung bewähren,
wie ich nicht bezweifle, mir auch die entsprechende Anerkennung zu Theil werde. Ich
glaube ein
Aequivalent erwarten zu dürfen, was im Verhältniß zu der Wichtigkeit der Erfindung
steht. Daß diese Erfindung namentlich für das Eisenbahnwesen von unendlichem Nutzen
seyn wird, bedarf bei Technikern keiner weitern Auseinandersetzung.
Durch Patente hätte ich mein Eigenthumsrecht sichern können, was ich aber verschmähe,
da die Bekanntwerdung meiner Idee und die Anwendung derselben dadurch unbedingt
verzögert werden würde. Deßhalb zog ich es vor, in eben gedachter Weise den Weg der
Oeffentlichkeit einzuschlagen, und der Erfolg wird sicherlich lehren, daß es der
richtige war.
Bei dem Architekten Hrn. J. A. Romberg in Leipzig,
Redacteur einer Zeitschrift für Baukunst und Ingenieurwesen, kann mein instructives
Modell in Augenschein genommen werden. Auch wird derselbe auf Verlangen dergleichen
Modelle oder specielle Zeichnungen davon anfertigen lassen.
Eine der größten Behinderungen im Eisenbahnbau ist bekanntlich der Mangel eines
sichern Mittels, um schiefe Ebenen unter jedem Witterungsverhältniß, namentlich bei
Glatteis, Reif, Rauhfrost, Thau etc., mit Locomotiven zu ersteigen, hauptsächlich
aber um solche mit Sicherheit hinabfahren zu können.
Man hat u. a. Zahnräder angewendet, allein abgesehen davon, daß damit keine schnelle
Fortbewegung zu erlangen war, so zeigte sich, daß der Bruch nur eines einzigen Zahns
die größte Gefahr herbeiführen könnte, weßhalb allein schon diese Art und Weise
verworfen wurde.
Das Beste, was man bis jetzt kennt, ist das Seil, allein das Seil kann jeden
Augenblick brechen, und wenn in solchem Fall bei Schnee, Glatteis etc. die Bremsen
nicht wirken können, so ist schon bei Steigungen von 1 in 100 der Wagenzug in großer
Gefahr, geschweige denn bei Seilebenen von vielleicht 1 in 30 oder noch steiler!
Das System der atmosphärischen Eisenbahn verspricht etwas mehr Sicherheit in dieser
Beziehung, allein es hat dieses System noch unendlich viel Mängel, die auch zum
Theil wohl niemals beseitigt werden dürften. Dahin gehört u. a. der Umstand, daß bei
eintretender Beschädigung eine völlige Stockung eintritt, da man keine Hülfsmaschine
herbeirufen kann, daß man noch kein Mittel hat, um mit der Locomotive von einem
Geleise auf ein anderes überzugehen, daß man nie große Lasten damit wird
fortschaffen können etc.
Meine Erfindung kann, wie ich hoffen darf, mehr leisten, da dieselbe nicht die Mängel
des atmosphärischen Systems hat, sondern nur die Vorzüge desselben, außerdem aber
weit mehr Vortheile gewähren wird.
Mein System kann zwar sür einzelne Theile einer Bahn in Anwendung gebracht werden,
doch treten die Vortheile desselben weit mehr hervor, wenn der Betrieb einer ganzen
Bahn durchgängig dazu eingerichtet wird. Am größten aber wird der Nutzen seyn, wenn
der Bau der Bahn schon auf das System begründet wird.
Nach meinen Ansichten, so weit sich solche auf die Ergebnisse eines Modells und auf
die Erfahrungen einer achtjährigen Geschäftsführung im Eisenbahnwesen begründen
lassen, wird meine Erfindung u. a. Folgendes gewähren müssen.
1) Die Anlage einer Bahn nach diesem System wird weit weniger kosten als bisher, weil
beliebig steile Steigungen und sehr enge Curven angenommen werden können, weßhalb
die Erdarbeit mit weniger Aufwand und der Bau überhaupt schneller herzustellen seyn
wird.
2) Die Einschnitte, jedenfalls die flachen, werden ganz vermieden, weßhalb die
Fahrgeleise gegen Schneetreiben geschützt werden können.
3) Die Auffahrt bei Steigungen erfolgt regelmäßig und genau im
Verhältniß der gegebenen Kraft, auch wenn die Schienen mit Glatteis belegt
oder sonst schlüpfrig sind.
4) Die Niederfahrt geschieht mit
vollkommenster Sicherheit in jedem beliebigen Grad der Bewegung. Die
Maschine und die Wagen können unbedingt und erforderlichen Falles augenblicklich zum
Stillstand gebracht werden, selbst bei einem Gefäll von 1 in 1 oder in einem Winkel
von 45 Grad, wie mein Modell es zeigt.
5) Die Bewegung wird mit jeder beliebigen Schnelligkeit erfolgen können. Nach den
Versuchen mit meinem Modell in 1/6 der natürlichen Größe ist eine Bewegung von 20
Fuß, also in natürlicher Größe über 100 Fuß in der Secunde (18 geogr oder 72 engl.
Meilen per Stunde) mit Sicherheit möglich zu machen
— eine Schnelligkeit, die wohl nie in Anspruch genommen werden dürfte.
6) Die Anschaffung der Locomotiven und die Unterhaltung derselben ist weit billiger
als die der jetzt gebräuchlichen, weil man ganz einfache
Dampfmaschinen mit sehr langsamem und beliebig hohem Kolbenhub anwenden
kann.
7) Der Uebergang von einem Geleise zum andern durch die gewöhnlichen Ausweichungen
erfolgt ganz sicher und ohne besondere Vorrichtungen.
8) Auch für einzelne Sectionen einer Bahn kann mein System in Anwendung gebracht
werden, da ein Theil desselben auf die jetzt gebräuchlichen Locomotiven zu
übertragen ist.
Mein System ist sehr einfach. Seit länger als einem Jahr schon war ich darüber den
Hauptsachen nach im Klaren, habe es auch nicht absolut geheim gehalten, wagte aber
nicht damit hervorzutreten, bevor dasselbe in den Einzelnheiten mehr zur Reife
gediehen, damit solches nicht als ein flüchtiges Project betrachtet und der
Vergessenheit anheim fallen möchte.
Jetzt ist es so weit ausgebildet, daß ich die Unternehmer von Eisenbahnbauten und die
Techniker zur Beurtheilung und Vergleichung mit dem schon Bestehenden auffordern
kann.
Das System beruht in dem Princip der vielgängigen
Schraube, wie ich solche zuerst bei meiner seit längerer Zeit schon der
Oeffentlichkeit übergebenen BohrmaschinePolytechnisches Journal Bd. XCVII S. 521. in Anwendung
gebracht habe. Dieselbe ist, so viel mir bekannt, noch nirgends als
Locomotionsmittel benutzt worden und darf nicht verwechselt werden mit der bekannten
sogenannten archimedischen weitgängigen Schraube, welche
weder die Schnelligkeit noch die Sicherheit bei der Bewegung, namentlich bei der Niederfahrt von steilen Neigungen gewähren kann.
Diese zur Benutzung für Eisenbahnen an einem Wagen befestigte vielgängige Schraube wird in den schräg oder cylindrisch geschnittenen
Zähnen einer in der Mitte eines Geleises liegenden Schiene von Gußeisen durch eine
auf dem Wagen befindliche bewegende Kraft gedreht und gewährt dadurch eine schnelle
Fortschreitung.
Angenommen eine solche Schraube, bestehend aus einem Cylinder von 12 Zoll Durchmesser
und 4 Fuß lang, ist zwölfgängig und die Gänge so geschnitten, angesetzt oder
angegossen, daß jeder Gang einmal um den Cylinder läuft, so daß also der
Schraubengang eine Steigung von 4 Fuß hat, so liegt diese Schraube beständig sehr
sicher in 12 Zähnen und legt mit wenig Reibung durch jede
Umdrehung eine Weglänge von 4 Fuß zurück. Da diese Umdrehung mit beliebig großer
Schnelligkeit erfolgen kann, so ist jede Geschwindigkeit der Fortbewegung zu
erlangen, wie mein Modell (mit einer 4 Zoll langen zehngängigen Schraube von 2 Zoll
Durchmesser) angibt.
Es ist selbstredend, daß die eben beschriebene 4 Fuß lange Schraube auch dann
dieselbe Länge des Wegs zurücklegen muß, wenn solche nur 2 Fuß oder noch kürzer ist,
wenn nur die Steigung des Schraubengangs zu 4 Fuß geschnitten wird; sie läuft dann
nur in verhältnißmäßig weniger Zähnen.
Ebenso wird es jedem Sachverständigen klar seyn, daß die Schraube 20, 30, 40 Zoll und
mehr Durchmesser haben und auf beliebige Länge bis zu 20 oder mehr Fuß
Fortschreitung für jede Umdrehung in gedachter Weise geschnitten werden kann, ohne
daß sie in Wirklichkeit länger als einige Fuß zu seyn braucht. Der Schraubencylinder
wird von Gußeisen und hohl genommen, um unnöthiges Material und Gewicht zu
sparen.
Die Drehung der Schraube kann durch ein verticales Rad mittelst der Welle der Schraube geschehen, weit
besser aber erfolgt solche, wie an meinem Modell ausgeführt, durch zwei unmittelbar
von beiden Seiten in die Schraube eingreifende liegende Räder mit schrägen oder
besser mit cylindrischen Zähnen. Diese Methode ist jedenfalls vorzuziehen, weil
dadurch mit mathematischer Gewißheit eine stete ganz sichere Adhäsion der Schraube
an die Schiene erlangt wird und die Treibwelle der Maschine ihre Drehung nie zu
wechseln hat, die Locomotive mag vorwärts oder rückwärts gehen.
Durch beliebige Anlegung von zwei Scheiben unter die horizontalen Treibräder, welche
seitwärts an dem untern Theil der Locomotionsschiene mitlaufen, wird die an sich
schon vorhandene große Sicherheit gegen das Ausspringen noch vermehrt und die
etwaige einseitige Anschiebung an dem Spurkranz der Wagenräder verhütet. Diese
Vorrichtung ist gut, aber vielleicht nicht nöthig.
Da man Kessel und Wassercisterne (Tender) auf einen Wagen wird bringen können, so
braucht die Locomotive gar nicht gedreht zu werden, und man wird bei diesem System
die Drehscheiben ganz entbehren können.
Die Zähne der Locomotionsschine können schräg zu den Schraubengängen passend oder
rund construirt seyn, letztere sind jedoch unbedingt vorzuziehen, da solche leichter
zu construiren sind und weniger Reibung geben.
Es versteht sich von selbst, daß die Schraube mit dem untern Getriebe an einem
eigenen Karren hängt, welcher die Federung des Wagens ungehindert spielen läßt. An
dem Modell, was für Jedermann, der sich dafür interessirt, zur Ansicht steht, ist
die einfache Art und Weise, in welcher solches zu bewerkstelligen ist, deutlicher zu
sehen als es selbst durch specielle Zeichnungen möglich ist. Ueberhaupt sind durch
Ansicht des Modells alle bei jeder neuen Sache ganz natürlichen Zweifel oder
Bedenklichkeiten zu beseitigen. Ich werde jedoch später noch die ausführlichen
Zeichnungen von der Maschine sowohl als von der Locomotionsschiene, so wie von einer
besondern Construction des Oberbaues für Eisenbahnen veröffentlichen.
Um das System zur Benutzung auf einzelnen Stellen einer Bahn an den jetzigen
Locomotiven anzubringen, so muß solche natürlich in ein genaues Verhältniß mit den
Treibrädern gebracht werden. Man nimmt z. B. den Durchmesser eines Treibrades zum
Maaß für die Länge der Schraube, schneidet die Gänge wie vorstehend angedeutet und
gibt derselben durch die Treibachse drei Umgänge, während das Treibrad einmal
umläuft. Wenn nun die Zähne der Locomotionsschiene richtig zur Schraube construirt
sind, so wird diese genau den gleichen Weg mit den Treibrädern zurücklegen.
Leipzig, 20. November 1845.
F. Busse,Bevollmächtigter der
Leipzig-Dresdener Eisenbahncompagnie.
Fuller's Methode die Buffer an den
Eisenbahnwagen anzubringen.
Die Erschütterungen der Eisenbahnwagen, welche dadurch entstehen, daß dieselben mit
einander in Berührung kommen, haben bekanntlich schon viele Unglücksfälle veranlaßt.
Eine Methode solche in Zukunft zu vermeiden, ließ sich kürzlich Hr. Füller Patentiren; er wendet Buffer von großen
Dimensionen an, welche er hinter und vor allen Wagen des Zugs anbringt, so daß beim
Zusammentreffen derselben die Wirkung des plötzlichen Stoßes durch die vielen und
ausgedehnten elastischen Oberflächen aufgehoben wird und die Wagen wieder in die
geeignete Entfernung von einander zurückgetrieben werden.
Wenn die gewöhnlichen Buffer an den Enden der Wagen zusammentreffen, so haben sie
wegen ihrer niedrigen Lage ein Bestreben die Wagen aus den Schienen zu heben. Dieß
wurde schon öfters beobachtet und wenn die Locomotiven am hinteren Ende des Zugs
angebracht wurden, rannten die Wagen ineinander und zermalmten sich (wie es unlängst
bei Leeds der Fall war), oder sie stiegen über einander hinauf (wie es vor einigen
Jahren bei der Katastrophe auf der Eisenbahn von Paris nach Versailles der Fall
war). Dadurch daß Hr. Füller seine Buffer auf die oberen
Theile der Wageu ausdehnt und sie in Stand setzt bei einem Zusammentreffen dem Stoß in horizontaler
Richtung gehörig zu widerstehen, wird das Bestreben der Wagen sich über die Schienen
zu erheben und über einander zu steigen beseitigt, und ebensowenig können die Buffer
mehr durch die Wagen vordringen. (London Journal of
arts, Nov. 1845, S. 292.)
Elektricität, Magnetismus und Licht (Faraday's wichtige Entdeckung).
Die Times enthalten in einem Schreiben von Sir J. South
dd. 4. Nov. 1845 die Nachricht daß Prof. Faraday den Mitgliedern der Royal
Institution mittheilte, es sey ihm im Verfolg seiner Untersuchungen über
Elektricität und Magnetismus nun gelungen die „directe Beziehung der
Elektricität und des Magnetismus zum Licht“ experimentell
nachzuweisen; die Details seiner Versuche über die Magnetisirung des Lichts, die
Beleuchtung der Linien magnetischer Kräfte und einen neuen magnetischen Zustand der
Materie sollen nächstens bekannt gemacht werden.
Das Athenaeum theilt weitere Einzelnheiten in Folgendem
mit: „Faraday's Entdeckung besteht darin, daß
ein Strahl polarisirten Lichts durch den elektrischen Strom gebeugt wird, so daß
man es zwischen den Polen eines Magnets rotiren machen kann; ferner, wie wir
hören, in der umgekehrten Thatsache, daß elektromagnetische Rotationen durch die
Einwirkung des Lichts hervorgebracht werden können.“
Neue Volta'sche Combination.
Prof. Jacobi hat in einer der letzten Sitzungen der
mathematisch-physikalischen Classe der St. Petersburger Akademie die
Mittheilung gemacht, daß wenn man in der Daniell'schen Kette die Schwefelsäure durch
eine ziemlich concentrirte Lösung von Cyankalium, und das Zink durch Silber ersetzt,
ein ziemlich kräftiger Strom entsteht, durch welchen das Silber rasch aufgelöst und
auf die Kupferplatte Kupfer gefällt wird. Statt des Kupfers und Kupfersalzes kann
man auch Platin oder Kohle und Salpetersäure anwenden. Bei seiner neulichen
Anwesenheit in Berlin fügte Prof. Jacobi dieser
vorläufigen Mittheilung noch hinzu, daß man auch, wenn in obiger Combination Kupfer
und Kupferlösung durch Zink und Zinklösung ersetzt werden, einen Strom erhält, bei
welchem das Silber gleichfalls als positives Metall auftritt. Diese Beobachtungen
machten mich begierig zu erfahren, wie sich wohl die
galvanische Reihe der Metalle in einer bloßen Lösung von Cyankalium gestalten
werde. Nach der bekannten Methode erhielt ich bei einer Lösung des Salzes
in 8 Theilen destillirten Wassers folgende Reihe mit dem positiven Metall angefangen:
1) Zink, amalg.
2) Zink.
3) Kupfer.
4) Kadmium.
5) Zinn.
6) Silber.
7) Nickel.
8) Antimon.
9) Blei.
10) Quecksilber.
11) Palladium.
12) Wismuth.
13) Eisen.
14) Platin.
15) Gußeisen.
16) Kohle.
Das Abweichende dieser Reihe von denen in sauren und alkalischen Flüssigkeiten ist
augenfällig. Bemerkenswerth darin macht sich besonders die relativ große Positivität
des Kupfers und des Silbers. Beim Kupfer ist diese zwar insofern nicht auffallend,
als dasselbe von der Lösung sehr sichtlich angegriffen wird, was ich sonst noch
nicht angegeben finde; es löst sich nämlich unter Entwicklung von Wasserstoffgas,
offenbar indem es Kalium ausscheidet, welches sich auf Kosten von Wasser wiederum
oxydirt. Beim Silber aber ist kein solcher Angriff sichtbar, wenigstens nicht in
einer Lösung von der angegebenen Verdünnung; indeß wird es doch ein wenig von dieser
gelöst. Denn eine kleine Platte davon, bei gewöhnlicher Temperatur vier Tage lang in
derselben liegen gelassen, hatte an Gewicht verloren, und als darauf eine
Kupferplatte in die Flüssigkeit gestellt wurde, überzog dieselbe sich mit einer
glänzenden Haut von metallischem Silber. (Daß sich Kupfer durch bloßes Eintauchen in
eine Cyansilber haltende Lösung von Cyankalium mit einer zwar dünnen, aber sehr glänzenden
Schicht von Silber dauerhaft überziehen lasse theilte mir
schon vor längerer Zeit Dr. R. Hagen mit.)
Eine Lösung von Blutlaugensalz in 8 Theilen destillirten
Wassers gab mir folgende Reihe:
1) Zink.
2) Kadmium.
3) Blei.
4) Kupfer.
5) Antimon.
6) Zinn.
7) Wismuth.
8) Nickel.
9) Gußeisen.
10) Eisen.
11) Palladium.
12) Silber.
13) Kohle.
14) Platin.
Auch von dieser Lösung wird das Kupfer (auf eine noch näher zu untersuchende Weise)
angegriffen, Silber aber nicht.
Ich gebe diese Erfahrungen nur vorläufig, da es längst in meinem Plane liegt, diese
und ähnliche Reihen quantitativ zu bestimmen. Poggendorff. (Annalen der Physik und Chemie, 1845 Nr. 12.)
Wiedergewinnung des Goldes aus dem Rückstände der zur
galvanischen Vergoldung benutzten Goldcyankaliumlösung.
Seitdem die Vergoldung auf galvanischem Wege sich überall Eingang verschafft und
gegenwärtig sowohl in Fabriken wie in Werkstätten heimisch geworden, hat sich auch
das Bedürfniß herausgestellt, sich nach einem Verfahren umzusehen, welches geeignet
seyn möchte, aus den bereits erschöpften und unwirksam gewordenen
Vergoldungsflüssigkeiten selbst die geringsten Spuren noch rückständigen Goldes
wieder zu gewinnen. Die bis jetzt bekannt gewordenen Vorschläge, z. B. solche
Rückstände im stark angesäuerten Zustande mit Zink oder
mit Schwefelwasserstoffgas zu behandeln, scheinen sich
noch nicht die Gunst der Techniker erworben zu haben, denn überall hört man diese
noch klagen, daß alle bisher empfohlenen Mittel nicht einfach und praktisch genug
seyen. Ich nehme daher keinen Anstand, ein Verfahren hier mitzutheilen, welches ich
nach mehrfach angestellten Versuchen als das allerwirksamste,
wohlfeilste und zuverlässigste erkannt habe. Besitzer von
Goldwaarenfabriken, in denen nicht selten sehr bedeutende Quantitäten solcher
unwirksam gewordenen Vergoldungsflüssigkeiten vorräthig sind, werden mir es
sicherlich Dank wissen, wenn ihnen nach Befolgung meiner Vorschrift ein Vortheil
erwächst, den sie vielleicht bis dahin für ganz verloren und unzugänglich gehalten
hatten. Man vergesse aber nicht, daß diese Methode nur auf solche
Vergoldungsflüssigkeiten anwendbar ist, zu deren Bereitung man sich des Cyankaliums bedient hatte.
Um, wie gesagt, jede Spur rückständigen Goldes aus solchen Flüssigkeiten wieder zu
gewinnen, verfahre man folgendermaßen. Man dampfe die Flüssigkeiten über freiem
Kohlenfeuer bis zur Trockne ab, pulvere den trockenen
Salzrückstand recht fein und vermenge ihn mit einem gleichen Volumen ebenfalls fein
gepulverter Bleiglätte, bringe hierauf das Gemisch in
einen hessischen Schmelztiegel, bedecke diesen mit einem gut passenden Ziegelsteine
und erhitze ihn, etwa in einem gewöhnlichen Steinkohlenofen, bis zur starken
Rothgluth. Nach vollständigem Erkalten zerschlage man den Tiegel, trenne die aus
einem einzigen Stück bestehende Metallmasse (die Goldbleilegirung) mittelst eines
Hammers von der sie umgebenden Salzmasse (die größtentheils aus cyansaurem Kali
besteht) und behandle sie in der Wärme mit reiner
Salpetersäure von 1,2 specifischem Gewicht (24° Baumé); diese löst das Blei
auf, während alles Gold, in Gestalt eines gelblich-braunen lockeren Schwammes
ungelöst zurückbleibt. Dr. R. Böttger. (Journal für praktische Chemie, 1845, Nr. 21.)
Ueber die Anwendung des Ammoniaks in der Photographie.
Durch viele Versuche habe ich mich überzeugt, daß der Dampf von Aetzammoniak in hohem
Grade die Eigenschaft besitzt die Wirkung des Lichts auf eine Daguerre'sche oder
jodirte Platte zu beschleunigen. Ich jodirte eine Platte bis zur vollen gelben Farbe (mit Jod allein)
und setzte sie dann einige Secunden dem Dampf von sehr verdünntem Aetzammoniak aus
(welches man erhält, wenn man etwas Wasser bloß mit einigen Tropfen starkem
Aetzammoniak versetzt, so daß man das Ammoniak noch durch den Geruch erkennt); so
vorbereitet wurde die Platte in die camera obscura
gebracht und lieferte bei mäßigem Sonnenschein das vollkommene Bild eines Gebäudes
in einer halben Minute. Durch weitere Versuche habe ich mich überzeugt, daß Platten
welche auf gewöhnliche Weise mit Jod und bloßem Bromwasser vorbereitet wurden,
ungemein empfindlicher werden, wenn man sie einige Secunden dem Ammoniakdampf
aussetzt; bei Sonnenschein erhielt ich dadurch augenblicklich ein vollkommenes Bild
und bei mäßigem Licht waren 5–10 Secunden hinreichend, so daß man
wahrscheinlich mittelst des Ammoniaks Gegenstände welche sich bewegen mit
Leichtigkeit wird aufnehmen können. Der Ammoniakdampf ist übrigens gleich wirksam,
man mag ihn auf die Platten einwirken lassen ehe man sie in die camera obscura stellt oder ihn während der Operation
entwickeln. Der beschleunigende Einfluß des Ammoniaks scheint in der camera obscura lange Zeit zurückgehalten zu werden,
ungeachtet seiner Flüchtigkeit; bisweilen schien es mir als habe seine Anwesenheit
in dem Arbeitszimmer allein schon einen beschleunigenden Einfluß, und ich bin
überzeugt, er wird höchst vortheilhaft in einem Zimmer seyn, worin Brom und Jod
verdunsten, deren Anwesenheit bekanntlich die Wirkung des Lichts ganz aufhebt; der
Ammoniakdampf hingegen neutralisirt sie und anstatt den Proceß zu verzögern,
beschleunigt er ihn. W. H. Hewett. (Philosophical Magazine, Nov. 1845, S. 405.)
Piesse, über die Verunreinigung des
käuflichen Kupfervitriols.
Eine Verunreinigung des käuflichen Kupfervitriols hat ihren Grund in dem sogenannten
Beizen von Gegenständen aus Messing und Neusilber, welches darin besteht, daß man
sie auf kurze Zeit in eine Mischung von Salpetersäure und Schwefelsäure taucht,
wodurch die Oxydschicht auf der Oberfläche des Metalls beseitigt wird und letztere
also im reinen Zustande behufs des Firnissens etc. zurückbleibt. Mit der Zeit wird
diese Beizflüssigkeit ziemlich gesättigt und nach der Neutralisation mit altem
Kupfer liefert sie beim Abdampfen eine große Menge Kupfervitriol in Krystallen. Die
Knopffabriken in Birmingham allein liefern jährlich vielleicht 100 Tonnen
Beizflüssigkeit. Der so gewonnene Kupfervitriol ist oft bedeutend mit Zinkvitriol
verunreinigt, welchen man bisweilen in feinen weißen Nadeln auf den dunkelblauen
Krystallen sieht. Schwefelsaures Nickel, schwefelsaures Blei, Arsenik und salzsaure
Salze kommen ebenfalls bisweilen in solchem Kupfervitriol vor. (Chemical Gazette, Dec. 1845, Nr. 75.)
Buttersäure-Aether als Aroma bei der Rumfabrication
benutzt.
Den Buttersäure-Aether, welcher wegen seines angenehmen Aepfelgeruchs
gegenwärtig sehr viel als Aroma bei der Rumfabrication benutzt werden soll, erhält
man nach Wöhler (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. XLIX S. 360) für diese technische Anwendung, in Alkohol
aufgelöst, ganz leicht, wenn man Butter mit einer concentrirten Kalilauge verseift,
die Seife in der kleinsten erforderlichen Menge starken Alkohols mit Hülfe von Wärme
auflöst, diese Lösung mit einem Gemisch von Alkohol und Schwefelsäure versetzt, bis
sie stark sauer reagirt und der Destillation unterwirft, so lange als noch das
Destillat einen obstartigen Geruch hat.
Ueber das Einlaufen des Papiers bei Kupferabdrücken.
Auf den Plänen der London-York-Eisenbahn fand man, daß eine gewisse
Stelle (Greenwood-Placeroad genannt) nur 413 Fuß hoch erschien, während sie
in der Wirklichkeit gemessen 422 Fuß ergab. Hr. James Wyld, welcher diese Pläne gestochen hatte, wies nach, daß die Kupferplatte
selbst an der betreffenden Stelle nach dem angenommenen Maaßstab 422 Fuß maß, die
Abdrücke aber um 9 Fuß weniger hätten. Er erklärte diese Zusammenziehung durch das
Aufhängen der frischgedruckten Bogen im feuchten Zustand über einem Strick behufs
des Trocknens, wobei das Papier verhindert wird sich in horizontaler Richtung eben
so stark zusammenzuziehen als in verticaler. Die Zusammenziehung des Papiers ist
sehr verschieden und wurde oft 1 zu 40, sogar 1 zu 36 befunden. Ein Ingenieur maß
die Zusammenziehung der Maaßstäbe und einiger plastisch angezeigter Höhen auf einem
Blatt seiner Pläne und fand sie gleich 3 Fuß auf 200 in der Längenrichtung und 5 Fuß
auf 200 in der verticalen Richtung. (Mechanics'
Magazine, Aug. 1845, Nr. 1148.)
Galibert's Verbesserungen in der
Hutfabrication.
Der erste Theil der Verbesserungen welche sich der Erfinder am 7. April 1845 für
England Patentiren ließ, bezieht sich auf die Grundlage der Ränder von seidenen
Hüten, welche bisher durch Zusamenleimen von zwei Stücken Baumwollentuch verfertigt
wurden; er verfertigt dieselben aus einem einzigen Baumwollengewebe, welches
drei-bis viermal so dick ist als die gewöhnlichen englischen Kattune. Ein
solches Fabricat wird schon seit längerer Zeit in Frankreich zu Kinderkleidern
verwendet und auch als Ueberzug für Hüte, deren Körper aus Metallfedern besteht.
Der zweite Theil der Erfindung besteht darin, daß man in die Körper der seidenen uud
Kastorhüte an den Stellen wo sie mit dem Kopf in Berührung kommen, sowie auch in den
Rand, beiläufig einen Zoll breit um die Oeffnung herum, eine oder zwei Lagen
Goldschlägerhaut (die aus der äußeren Haut des Mastdarms der Rinder bereitet wird)
einschiebt, damit kein Fett von dem Kopf der Person durch den Hut dringen kann. Bei
seidenen Hüten kann man die Haut zwischen die zwei Kattunstücke bringen, aus welchen
der Hutkörper besteht, oder zwischen diesen Körper und das Hutleder oder sonstige
Futter; bei Kastorhüten bringt man es zwischen den Körper des Huts und das
Hutfutter, (London Journal of arts, Nov. 1845, S.
264.)
Die ägyptischen etc. Pyramiden, ein Schutzmittel gegen den
Sand der Wüste.
Hr. Persigny übergab der französischen Akademie der
Wissenschaften sein Werk: de la destination et de l'utilité
permanente des pyramides d'Egypte et de Nubie contre les irruptions sabloneuses
du désert. In demselben sucht er durch historische, archäologische,
geographische, physikalische und mathematische Betrachtungen zu beweisen, daß die
Bestimmung der Pyramiden als Grabmonumente nur eine accessorische, ihr eigentlicher
Zweck aber sey, das Nilthal gegen die Sandströme der Wüste zu schützen; daß sie am
Eingang der Thäler von der Gegend, aus welcher der Flugsand kömmt, einzeln oder in
Gruppen stehend, die zweckmäßigste Stellung haben, um dem zwischen den
Bergschluchten herblasenden Wind große, seine Geschwindigkeit brechende Flächen
darzubieten; weit entfernt nur dazu zu dienen, den Stolz der Pharaonen zu verewigen,
wären sie also im Gegentheil die glorreichsten Denkmäler ägyptischer Weisheit und
Wissenschaft, (Comptes rendus, Oct. 1845, Nr. 17.)