Titel: | Verfahren den Gehalt des Rohzuckers, der Melasse etc. an krystallisirbarem Zucker zu bestimmen; von Payen. |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. XXVII., S. 127 |
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XXVII.
Verfahren den Gehalt des Rohzuckers, der Melasse
etc. an krystallisirbarem Zucker zu bestimmen; von Payen.
Aus dem Moniteur industriel, 1846 Nr.
1013.
Payen's Verfahren den Gehalt des Rohzuckers etc. an
krystallisirbarem Zucker zu bestimmen.
Für die Zuckerraffinerien und die Runkelrübenzuckerfabriken wäre es sehr
wünschenswerth, daß man ein leicht ausführbares Verfahren besäße, um den Gehalt der
unreinen Zuckersorten, der Melasse oder des Runkelrübensaftes an krystallisirbarem Zucker mit ziemlicher Genauigkeit zu
bestimmen; unter krystallisirbarem Zucker verstehen wir hiebei den raffinirten Zucker, welchen man bei deren Verarbeitung
daraus erhalten kann.
Hr. Payen löste einen Theil dieses Problems durch ein
einfaches Verfahren, welches eine kleine Wage und einige Glasgefäße erheischt, von
denen eines Alkohol von 99 Volumsprocenten und das andere eine normale
Zuckerauflösung enthält. Dieses Verfahren, sagt Payen,
dürfte für die meisten Fälle hinreichend genau seyn; es liefert den Zucker in
Krystallen sehr rein, oder so, daß er höchstens ein halbes Procent fremdartiger
Substanzen zurückhält; dasselbe befreit ihn also von dem hygroskopischen Wasser, dem
zuckersauren Kalk, dem Traubenzucker oder unkrystallisirbaren Zucker und dem
Farbstoff; es besteht in Folgendem:
Man bereitet sich zuerst eine Probeflüssigkeit; dieß ist eine gesättigte
Zuckerauflösung, die man erhält, wenn man in 80 Centilitern Alkohol von 85
Volumsprocenten, die vorher mit 40 Centilitern Essigsäure vermischt wurden, 40
Gramme gepulverten Zucker auflöst. Damit diese Flüssigkeit bei dem Temperaturwechsel
der Luft stets in gesättigtem Zustand bleibt, bringt man in die Flasche, welche sie
enthält, beiläufig 100 Gramme Kandiszucker, dessen Krystalle an ihrem Faden hängen,
der in dem Hals der Flasche zurückgehalten wird. Dieser Zucker, welcher eine große
Oberfläche darbietet, löst sich zum Theil auf, sobald die Temperatur der Flüssigkeit
steigt; sinkt hingegen die Temperatur, so überzieht er sich mit krystallinischen
Theilchen, welche die Flüssigkeit darauf absetzt. Uebrigens sollte man einen raschen
Temperaturwechsel so viel als möglich vermeiden und die Wahl des Locals für die
Versuche hienach treffen.
Der zu prüfende Zucker wird zuerst sorgfältig zerrieben; man wiegt dann 15 Gramme
davon ab, welche man in die graduirte Röhre gießt, die schon 4 Kubikcentimeter
Alkohol von 95 Volumsprocenten enthält; nach zwei oder drei Minuten setzt man 50
Kubikcentimeter der Probeflüssigkeit zu. Mittelst der auf dem Glas verzeichneten
Striche kann man diese Verhältnisse mit hinreichender Genauigkeit erreichen.
Man verpfropft nun die Röhre und schüttelt sie während einer Minute zwei- bis
dreimal, worauf man sie zwei oder drei Minuten lang ruhig stehen läßt, indem man das
Absetzen des reinen Zuckers durch kleine Stöße erleichtert.
Man hat nun mehrere nützliche Angaben. Die Nuance der Flüssigkeit gestattet ihren
Gehalt an Farbstoff zu beurtheilen.
Das Volum des Satzes zeigt das Verhältniß des krystallisirbaren Zuckers an. 15 Gramme
reiner und trockener (krystallisirbarer) Zucker nehmen nämlich den Raum von 36 1/2
Kubikcentimetern ein und wenn man die Höhe, welche diese 36 1/2 Kubikcentimeter in
der Röhre einnehmen, in hundert Theile oder Grabe eintheilt, so entspricht die
Anzahl von Abtheilungen, welche der Satz einnimmt, der Anzahl von Kubikcentimetern
Zucker, welche den Gehalt des Musters bilden.
Vermuthet man eine Beimischung von Traubenzucker oder unkrystallisirbarem Zucker, so
erneuert man die Probeflüssigkeit mehrmals, welche dieses Product mit Hinterlassung
des krystallisirbaren Zuckers auflösen wird. Dasselbe Verfahren beobachtet man bei
Zuckern, welche eine große Menge Farbstoff enthalten.
Hält man die Angabe, welche das Volum des Satzes oder Rückstandes liefert, für
ungenügend, so kann man leicht und schnell das wirkliche Gewicht des Zuckers
bestimmen. Man gießt nämlich die überstehende Flüssigkeit ab und ersetzt sie durch
50 Centiliter Alkohol von 95 1/2 Proc.; man rührt um und bringt das Ganze auf ein
Filter, spült die Röhre mit dem Alkohol aus, um alle Krystalle auf dem Filter zu
sammeln, trocknet und wiegt den so erhaltenen Zucker. Sein Gewicht entspricht dem
wirklichen Zuckergehalt des Musters, so daß höchstens eine Differenz von einem
halben Procent stattfindet.