Titel: | Ueber die Anwendung der photographischen Camera zu meteorologischen Aufzeichnungen; von Henry Collen. |
Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. XXXVI., S. 171 |
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XXXVI.
Ueber die Anwendung der photographischen Camera
zu meteorologischen Aufzeichnungen; von Henry Collen.
Aus dem Philosophical Magazine, Febr. 1846, S.
73.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Collen, über die Anwendung der photographischen Camera zu
meteorologischen Aufzeichnungen.
Im April 1844 ersuchte mich Hr. Ronalds um photographische
Copien von Figuren, welche gleichsam eine gemalte Aufzeichnung
der elektrischen Veränderungen der Atmosphäre darboten, auf mit canadischem
Balsam überzogenen Glasplatten; diese Figuren waren auf dem Kew-Observatorium
mittelst seines (im 14. Bericht der British Association beschriebenen)
Elektrographen hervorgebracht worden. Ich erreichte das verlangte Resultat sehr bald
durch den gewöhnlichen photogenischen (photographischen) Proceß, so wie auch
mittelst der Camera; das letztere war jedoch, wie zu erwarten, das bei weitem
bessere Verfahren. Mehrere andere Copien wurden später von Figuren auf überzogenen
Metallplatten erzeugt, von welchen Hrn. Ronalds' Bericht
in der Versammlung zu York einige beigelegt wurden. Die Schärfe und Zartheit der so
erhaltenen positiven Bilder veranlaßte uns gemeinschaftlich einige Versuche
anzustellen, um die photographische Camera zur Aufzeichnung des Volta'schen
Elektrometers, des Thermometers und Heberbarometers anzuwenden. Die Projection von
Schatten auf photographisches Papier, schon von mehreren vorgeschlagen und versucht,
wurde von Hrn. Ronalds wegen der Genauigkeit welche beim
Registriren des Standes oder der Angaben der verschiedenen Instrumente des
Observatoriums erforderlich ist, sogleich verworfen. Wir bedienten uns daher einer
vortrefflichen zusammengesetzten Linse bei jedem dieser Instrumente, nämlich dem
Elektrometer, dem Barometer und Thermometer, und registrirten zu Kew eine Reihe von
Beobachtungen.
Die Abbildung Fig.
42 ist ein Theil der täglichen Registrirung der Wirkung der
atmosphärischen Elektricität auf das Volta'sche Elektrometer; die allmähliche
Abnahme des Tageslichts ist daran wahrzunehmen, so wie auch die Fortsetzung der
Registrirung durch künstliches Licht; ohne die Benützung dieses letzteren würde
offenbar die Anwendung der Photographie zu diesen Zwecken eine sehr unvollkommene,
wo nicht ganz nutzlos seyn.
Die verschiedenen Lichtintensitäten eines bewölkten
Himmels müssen natürlich häufig Veränderungen in der Tiefe des Tons auf dem Papier
hervorbringen; und es verdient hier bemerkt zu werden, daß zuweilen, wenn bei einem
solchen Himmel diese Intensitäten der Wirkung auf das
Papier zunehmen, die Elektricität des reinen Wetters
ebenfalls ein Streben zeigt, zuzunehmen; diese Thatsache
kann mit dem beinahe unveränderlichen Streben des Sonnenlichts verglichen werden,
bei heiterem Himmel die Tension jener Elektrometer,
welche sich durch Absorption laden, zu vermindern.
Wir bedienten uns des Kalotypverfahrens, weil es für das Papier das empfindlichste
ist – eine Eigenschaft, die während des Gebrauchs künstlichen Lichts von
wesentlichem Werthe ist. Dasselbe gewährt zu solchen Zwecken große Vortheile vor dem
Daguerreotypverfahren, wegen seiner Wohlfeilheit sowohl, als auch wegen der
Leichtigkeit, mit welcher Abbildungen von jeder beliebigen Länge damit erhalten
werden können.
Bei unserem jetzigen Apparat wird das Papier durch ein Uhrwerk in der Stunde um einen
Zoll fortbewegt und in neun Zoll lange Stücke zerschnitten; zum beständigen Gebrauch
aber müßten sie zwölf Zoll lang seyn, so daß durch Einsetzen zweier Stücke im
Verlauf von 24 Stunden eine ununterbrochene Aufzeichnung der Wirkungen möglich ist,
ohne daß man weiter etwas dabei zu thun hätte, als das künstliche Licht, wenn es
nicht beständig dabei in Anwendung gebracht wird, beim Abnehmen des Tageslichts
anzubringen; zur Zeit bedienen wir uns einer Argand'schen Lampe, welche natürlich
einige Aufmerksamkeit erfordert; wo es aber thunlich ist, wäre ein gewöhnliches
Gaslicht bei weitem vorzuziehen.
Die Construction des Apparats ist sehr einfach. Er besteht in der Hauptsache in
Folgendem: das zu registrirende Instrument wird zwischen das Licht und ein
Objectivglas von bedeutender Oeffnung, sehr kurzer Brennweite und flachem Feld von
hinreichender Ausdehnung gebracht; und das Papier wird so gestellt, daß es sich
genau im Focus befindet, um ein eben so großes oder noch größeres Bild zu erzeugen,
als das Object ist. Ist das Elektrometer das zu registrirende Instrument, so läßt
man nur das Bild der äußersten Enden der Strohhalme auf das Papier fallen, indem man
eine undurchsichtige Blendung sehr nahe an das Papier bringt, in welche ein Schlitz
gemacht ist, dessen Curve den Theil eines Kreises bildet, von welchem die Länge der Strohhalme der
Radius ist.
Beim Registriren der Thermometer- und Barometerstände wurde der von der
Refraction des Lichts durch die Glasröhre herrührenden Schwierigkeit auf zweierlei
Weise zu begegnen vorgeschlagen, deren erste, die wir auch befolgten, in der
Anwendung einer Blendung mit einem geraden Schlitz besteht, der durch eine sehr
einfache Vorrichtung genau von seiner Mitte aus geöffnet, oder gegen dieselbe
zusammengezogen werden kann, und dem Quecksilber gegenüber angebracht wird, nämlich
an der Seite zunächst dem Lichte, so daß dadurch die hinzugelassene Quantität
desselben regulirt wird; diese Regulirung hat auch die Wirkung, die nöthige Schärfe
des Bildes zu sichern, welche durch zu viel Licht beeinträchtigt wird.
Das zweite Verfahren, welches vorgeschlagen, aber noch nicht probirt wurde, besteht
in der Anwendung einer Glasröhre, deren innere Weite etwas größer ist als die Röhre
des Instruments äußerlich; an ihr sind zwei entgegengesetzte Seiten flachgeschliffen
und polirt; sie ist lang genug für die Reihe der Variationen, man klebt sie mittelst
canadischen Balsams auf die Röhre des Instruments, wobei es leicht wird durch
Undurchsichtigmachen des Ganzen bis auf einen Schlitz in der Mitte, eine theilweise
Beleuchtung der Quecksilbersäule an der Seite abzuwenden – welche, um auf dem
Papier ein gutes Bild zu erhalten, ganz dunkel seyn muß.
Die Oberfläche des Quecksilbers im Barometer trägt ein geschwärztes Markkügelchen von
demselben Durchmesser als die innere Weite der Rohre, das aber frei darin gleitet;
wir schlagen jedoch vor, einen Schwimmer von Platinblech mit scharfem Rande zu
machen, welcher wahrscheinlich noch vortheilhafter wäre.
Das Thermometer ist ein Quecksilberthermometer, mit breiter, flacher – statt runder – Röhrenweite.
Das Kugel- und das Haarhygrometer etc. so wie jedes andere Instrument, welches
durch seine Wirkung ein deutliches Zeichen gibt, kann natürlich auf dieselbe Weise
registrirt werden.
Einige kleinere Schwierigkeiten sind wohl noch zu heben, doch hoffe ich, daß bereits
genug geleistet ist, um die Erwartung zu rechtfertigen, daß die photographische
Camera ein wahrhaft nützliches und zweckmäßiges Instrument in der Hand eines genauen
Meteorologen werden kann.
Die elektrischen Experimente wurden mittelst eines kleinen Conductors, der für unsere
Zwecke isolirt wurde, angestellt.